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Originaltitel : Voyeur
Paris: Engländerin Leah ist Ende 20 und lebt von diversen Jobs, sie war stets zu unentschlossen für eine Karriere. Michael (knapp 70) ist ein berühmter Schriftsteller, der allerdings schon länger nichts mehr veröffentlicht hat. Per Annonce sucht er eine Assistentin für seine Korrespondenz und nach einer zufälligen Begegnung der beiden bei einer Vernissage bekommt Leah den Job. Dazu gehört auch, mit Michaels Familie den Sommer in der Villa an der Cote d’Azur zu verbringen, wo sie seine alten Tagebücher sichten und abtippen soll.
Den Inhalt dieser Tagebücher bekommt in einer parallelen Handlung erzählt: Student Michael, der sich im Soho der 1960er Jahre in eine Kellnerin verguckt. Dabei zeigt sich der Leserin deutlich eher als Leah es wahrnimmt, was für ein manipulativer und selbstgerechter Mistkerl Michael ist. Er wird einem im Verlauf des Buchs tatsächlich immer unsympathischer. Der Charakter Leahs kommt leider nicht so deutlich heraus, die Ansätze dazu verwässern irgendwie und sie erscheint mir (ebenso wie ihre Altersgenossen) in einigen Belangen deutlich weniger erwachsen und leichtlebiger als ich es von ihrem Alter her annehmen würde.
Die ganze Szenerie ist von der Leichtlebigkeit der Bohème, der Upper-Class geprägt, die glaubt alle Probleme der Welt wären leicht lösbar (welche Probleme?), diejenigen, die nicht dazugehören, wie Leah und der junge Michael, schleichen an den Rändern herum und versuchen bei diesem Lebensstil mitzuspielen. Die ernsthafteren Menschen, die mit einem Gewissen, spielen nur Nebenrollen.
Für mich war es ein beinahe perfektes Buch für einen Urlaub in Südfrankreich. Die Urlaubsstimmung war perfekt wiedergegeben, mit Zikaden und Meeresrauschen, Sonne und abendlichem Apéro. Und der Abscheu, den man für die Figuren, insbesondere Michael, empfand, störte diese Leichtigkeit in dem für mich genau passenden Ausmaß.
