Lindsey Davis - Rebels and Traitors

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    Als im Januar 1649 Charles I. unter dem Henkersbeil den Kopf verliert, sind unter den Zuschauern auch Gideon Jukes, Soldat im Dienste von Oliver Cromwells New Model Army, und Juliana Lovell, die sich um Politik eigentlich gar nicht großartig schert, aber mit einem Royalisten verheiratet ist, einem unsteten Typen, der manchmal über Monate oder gar Jahre abtaucht und sie in diesen unruhigen und oftmals auch für die Zivilbevölkerung gefährlichen Zeiten alleine lässt.


    Gideon war schon als Jugendlicher ein etwas rebellisch veranlagter Mensch, der seine Druckerlehre auch aus Trotz gegen die Eltern angetreten hat, nach deren Willen er in den elterlichen Lebensmittelhandel einsteigen sollte. Durch seinen Meister Robert Allibone gerät er mit ganz neuem Gedankengut in Kontakt, das die althergebrachte Ordnung im allgemeinen und die Monarchie im besonderen in Frage stellt.


    Nach dem Tod ihrer Großmutter ist Juliana weitestgehend auf sich gestellt bzw. abhängig von einem ältlichen Vormund, der sie möglichst zeitig unter die Haube bringen möchte. Eine Liebesheirat ist die Ehe mit Orlando Lovell nicht, auch seine Familie ist nicht angetan von der nicht standesgemäßen Braut, und Orlando selbst macht, was er will, ohne groß Rücksicht auf seine Gattin zu nehmen. Die lernt auf die harte Tour, für sich einzustehen und sich und später auch ihre Kinder durchzubringen, kein einfaches Unterfangen in einem Land, das über lange Jahre vom Bürgerkrieg zerrissen ist.


    Es ist mehr oder weniger von Anfang an klar, dass sich die Lebenswege der beiden nicht nur bei der Exekution des Königs kreuzen, aber bis das dann tatsächlich passiert, vergehen einige hundert kleingedruckte Seiten in diesem breit angelegten historischen Wälzer. Lindsey Davis, die den meisten eher durch ihre spannenden und witzigen Krimis aus dem alten Rom bekannt sein dürfte, widmet sich hier einer signifikanten Epoche in der Geschichte ihres Heimatlandes. Zweifellos hat sie sich sehr eingehend mit den bewegten Zeiten zwischen den beiden Charleses I und II beschäftigt und lässt eine unbändige Fülle an historischen Fakten, Personen, Schlachten, Intrigen und Originalzitaten in den Roman einfließen, zu lesen ist das allerdings oft eher anstrengend, insbesondere für Leserinnen wie mich, die nicht so sattelfest mit den historischen Hintergründen sind. Ein Glossar, ein Personenverzeichnis und/oder eine Zeitleiste wäre zum Nachschlagen hilfreich gewesen.


    Die Handlung um Gideon, Juliana und eine dritte Quasi-Hauptfigur, ein anfangs "Kinchin" genanntes Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen, dem wir immer mal wieder unter verschiedenen Namen begegnen, ist durchaus fesselnd, wird aber zu häufig von den historischen Ereignissen unterbrochen, die oft ohne direkten Bezug zu den Hauptpersonen geschildert werden und sich ab und an ein bisschen trocken lesen bzw. für wenig historisch Bewanderte schwer verständlich sind. So gerne ich historischen Kontext in Romanen mag, hier hat für mich das Gleichgewicht zwischen Background und eigentlicher Romanhandlung nicht ganz gestimmt und ich war ab und an regelrecht genervt, wenn wieder ein Abschnitt mit haufenweise Royalisten, Levellers, Roundheads, Grandees und anderen Interessengruppen kam, die ich nicht so ohne weiteres einsortieren konnte.


    Immer, wenn sich das Buch Gideon, Juliana oder "Kinchin" zugewandt hat, gefiel es mir richtig gut, nicht zuletzt, weil auch immer mal wieder Davis' altbekannter Humor aufblitzt (und es einen netten kleinen Querverweis auf die Falco-Krimis gab) und einige skurrile Fun Facts auftauchen, aber der Lesefluss wurde immer wieder von den oben beschriebenen Einschüben ausgebremst, was ich richtig schade fand.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen