Guillermo del Toro: At Home with Monsters. Inside His Films, Notebooks, and Collections

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 295 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Das Buch ist ein etwas anderer Ausstellungskatalog zu einer etwas anderen Ausstellung. Entstanden aus dem Zusammenschluss von drei nordamerikanischen Museen für die gleichnamige Ausstellung 2016, dreht sich alles um das Werk des Regisseurs, Produzenten und Autors Guillermo del Toro.


    Die Exponate sind dabei vielfältig: es gibt Auszüge aus Notizbüchern, Produktionsskizzen und Videostills, aber vor allem einen Einblick in Bleak House. Dies ist nicht nur das Wohnhaus del Toros, sondern vor allem ein riesengroßes Wunderkabinett, in dem jeder Raum einem anderen Thema gewidmet ist und alles seine Interessen und (Sammel-) Leidenschaft widerspiegelt. Es gibt themenbezogene Bibliotheken mit antiquarischen und modernen Werken, die durch Kunstwerke ergänzt werden. Und Kunstwerke meint in diesem Fall klassische Gemälde, Skulpturen oder Grafiken genauso wie Filmplakate, Modelle und Actionfiguren. Für del Toro ist all das gleichwertig, egal ob hohe Kunst oder Popkultur, denn er sieht den übergreifenden Zusammenhang und die gemeinsame Faszination. Und er ist Fan und Sammler durch und durch.


    Auf den zahlreichen Fotografien im ersten Teil “Collecting Monster” gibt es dementsprechend viel zu entdecken. So blickt schon in der Eingangshalle die überlebensgroße, realistische Darstellung eines Frankenstein-Kopfes auf den Besucher herab. Eine Kreuzigungsdarstellung des Surrealisten Beksiński wird begleitet von der Figur eines Doctor Doom, eine Vitrine enthält gleichermaßen Sammlerstücke und Actionfiguren aus Filmen von Ray Harryhausen oder ein antiquarischer Kabinettschrank ist gefüllt mit diversen modernen Fundstücken. Irritierend sind für mich die zahlreichen lebensechten Darstellungen verschiedener Persönlichkeiten, so sitzt zum Beispiel ein lesender Poe in der Horror Bibliothek oder Harryhausen trinkt Tee mit Miniaturskeletten. Die meisten stammen vom Künstler Thomas Kuebler* und stellen historische Persönlichkeiten dar, es gibt aber auch Darstellungen von Filmfiguren.


    Das Buch liefert nicht nur einen Einblick in Bleak House (das tatsächlich nach dem Roman von Dickens benannt ist) und das Schaffen del Toros, sondern setzt sein Werk auch in einen historischen Kontext. Mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten werden Parallelen zu Kunst- und Kulturgeschichte gezogen und die Weiterentwicklung aus der persönlichen popkulturellen Prägung del Toros hergeleitet. Seine katholische Erziehung und Auseinandersetzung mit Märchen und Legenden sowie seine Begeisterung für Comics und klassische Horrorfilme bilden die Grundlage für sein Schaffen und werden entsprechend beleuchtet. Im zweiten Teil “Inspiration and Obsession” kommen verschiedene Exponate der teilnehmenden Museen sowie Leihgaben zum Einsatz, die dies untermauern. Die Bandbreite ist dabei enorm, sowohl was die Zeit als auch die Kulturkreise betrifft.


    Angereichert wird dies außerdem durch persönliche Geschichten. Ich war schockiert zu lesen, dass seine mexikanische, sehr katholische Großmutter einen Exorzismus durchführen ließ, um seine Faszination für Monster auszutreiben. Ich fühle mich aber auch verbunden, wenn er von Kinoerlebnissen erzählt und er selbst als Fan erlebbar wird.


    Insgesamt ein faszinierender Einblick und für Fans definitiv eine Leseempfehlung.

    :tipp:


    Weitere Infos, Fotos und Videos gibt es auf den Internetseiten der Museen: LACMA, AGO, MIA.


    * Die Homepage von Kuebler liefert zahlreiche Fotos seiner skurrilen Werke. Unter "Tributes" findet man Darstellungen historischer Personen, die ich auf Fotos im Buch entdeckt habe (Poe, Lovecraft, Hans, Schlitzie und Johnny Eck).

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Sehr gerne! Nachdem ich einmal angefangen hatte, war es schwierig mit der Schwärmerei wieder aufzuhören. ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich denke, ich werde dieses Buch mal auf meinen Merkzettel setzen und mich etwas eingehender mit Guillermo del Toro befassen. Er muss eine interessante und vielseitige Person sein. Mir ist er hauptsächlich in Erinnerung, weil er vor einigen Jahren ursprünglich Regie bei der Hobbit-Verfilmung führen sollte, dann aber aus diversen Gründen abgesprungen ist und Peter Jackson das Ruder übernommen hat.

  • Dieses Vorhaben unterstütze ich uneingeschränkt. :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges