Michaela Beck - Das Licht zwischen den Schatten

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    Michaela Becks Roman "Das Licht zwischen den Schatten" trägt den Untertitel "Eine deutsche Familiengeschichte" und deutet damit zumindest schonmal an, dass es eine familiäre Verbindung zwischen den drei ProtagonistInnen geben wird. Diese ist nämlich nicht von Anfang an erkennbar, weil die drei Geschichten zu unterschiedlichen Zeite spielen:


    Man lernt zunächst Konrad 1919 in Berlin kennen, dessen Vater im Krieg gefallen ist und für dessen Familie, bestehend aus ihm selbst, seiner Mutter und seinem Bruder Fritz die Weichen neu gestellt werden, als ein ehemaliger Kriegskamerad seines Vaters, dem dieser das Leben gerettet hat, die Mutter als Haushälterin einstellt. Die Familie wird dadurch nicht nur aus den prekären Lebensverhältnissen in einem Berliner Hinterhof befreit, sondern Konrad lernt auch Selma kennen - diese Beziehung wird sicher noch eine wichtige Rolle spielen.


    Die zweite Protagonistin ist Brigitte, deren Geschichte 1950 im ländlichen Mecklenburg beginnt, als sie 11 Jahre alt ist. Sie ist noch vom verlorenen Zweiten Weltkrieg geprägt und war mir auf Anhieb am wenigsten sympathisch von den drei Hauptfiguren, mal sehen, ob sich das noch ändert.


    Die dritte wichtige Figur ist André, der 1976 bei Adoptiveltern in Ost-Berlin lebt. Um den Tod seiner Eltern rankt sich ein Geheimnis, an dem nicht gerührt werden darf, obwohl ihn diese Geschichte sehr beschäftigt. Dieser Erzählstrang ist bisher auch traurig, weil die Familie ihm kein wirklich gutes Zuhause bietet - Andrés Adoptivvater war ein erfolgreicher Turmspringer, weshalb André dies auch werden soll, und er wird zuhause geschlagen, wenn er sich nicht so zeigt, wie ihn die Eltern haben wollen.


    Nach etwa 120 Seiten ist noch nicht klar, wie diese drei unterschiedlichen Schicksale zusammenhängen. Der Name Konrad ist in allen drei Geschichten schon gefallen, und der Onkel Fritz, mit dem André es zu tun bekommt, könnte vielleicht der kleine Bruder von Konrad sein. Es ist auf jeden Fall spannend, diese Zusammenhänge herauszufinden.

  • Nach weiteren 120 Seiten wird einiges schon klarer, Brigittes Vater war mit Konrad befreundet, und "Onkel Fritz", der sich aus beruflichen, nicht privaten Gründen um André gekümmert hat, ist tatsächlich Konrads Bruder. Dies sind also die entscheidenden Gelenkstellen für die Verbindungen der drei Geschichten.


    Brigittes Geschichte ist bis jetzt diejenige mit den dramatischsten Ereignissen, leider ist sie als Figur weiterhin unsympathisch und oft nur schwer zu ertragen. Sie radikalisiert sich politisch, es ist schon klar, dass sie früher oder später aus der bürgerlichen Welt ihrer Eltern aussteigen wird.


    Konrad verfolgt sein Lebensziel, Medizin zu studieren, um seine große Liebe Selma für sich gewinnen zu können, indem er ihre Zwillingsschwester Alma heilt, ohne Rücksicht auf Verluste. Es gibt bereits mehrere Hinweise, dass er sich nach seinem Abitur den aufstrebenden Nationalsozialisten andienen wird, um dieses Ziel zu erreichen.


    In Andrés Geschichte tut sich bisher nichts Wesentliches, er lebt weiterhin bei den recht lieblosen Adoptiveltern und versucht, ihre Erwartungen zu erfüllen. Gleichzeitig ist es in Bezug auf ihn spannend, was letztlich zu seiner Herkunft enthüllt wird, denn hier gab es schon wieder mehrere mysteriöse Andeutungen.

  • Auch wenn ich das Buch wahrscheinlich nicht mehr im Januar werde beenden können lese ich weiter, zumal es jetzt doch auch spannender wird.


    Brigitte kämpft nicht mehr nur mit der bürgerlichen Gesellschaft, sondern zudem noch mit einer verbotenen Liebe, mal sehen, wie ihre Geschichte weitergeht.


    André hat mehr oder weniger erfolgreich versucht, sich den Erwartungen seiner Adoptiveltern anzupassen, zeigt dann aber wieder mehr Interesse daran, etwas über seine leiblichen Eltern herauszufinden. Dafür nimmt er erneut Kontakt zu "Onkel Fritz" auf, und hier ereignet sich nun wirklich Dramatisches (ein unerwartetes Wiedersehen und ein Mord), sodass man unbedingt wissen will, was die Hintergründe dieser Entwicklung sind.


    Offenbar müssen sich die Erzählstränge hinsichtlich der Spannung abwechseln, denn während diese beiden Geschichten interessanter werden, tut sich bei Konrad in den 20er Jahren erstmal nicht so viel.

  • Mit fortschreitender Handlung macht das Buch weniger Spaß, weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten mit Gewalt an den Haaren herbeigezogen werden müssen.


    Während ich eigentlich gerne wissen möchte, wie es mit André weitergeht, muss ich mich kapitelweise mit Konrad herumschlagen (der der Karriere wegen in die NSDAP eingetreten ist, sich aber dann wundert, warum seine Verlobung mit einer Jüdin dort nicht gern gesehen wird - hä?) und Brigitte bis nach Rio folgen (hier habe ich mich echt gefragt, was das soll, aber es wird dann doch aufgelöst - sie lernt hier einen ehemaligen NS-Arzt kennen, der dann auch prompt vom Mossad entführt wird, und mal wieder ist Brigitte empört, dass ihre Eltern ihr so vieles vorenthalten haben...).

    Zudem werden Zweifel an ihrer Herkunft gesät, weil komischerweise sowohl Konrad und Selma als auch Konrads bester Freund Helmut und seine Frau Emmely beschlossen habe, ihre erste Tochter Brigitte zu nennen - warum bloß? :/


    Die Handlung erscheint mir zunehmend konstruiert und das Gefühl wird immer stärker, dass man die wesentlichen Aspekte der Geschichte auf deutlich weniger Seiten hätte erzählen können, mir kommt da ständig dieser abgedroschene Satz in den Kopf: "Langgetretener Quark wird breit, nicht stark." Ich werde das Buch sicher zuende lesen, aber bisher begeistert es mich nicht wirklich und ich glaube, das kommt auch nicht mehr.

  • Es wird leider nicht besser - zwar klären sich die Verwandtschaftsbeziehungen nach und nach, trotzdem sind die ProtagonistInnen unsympathisch und die Handlungselemente nicht neu: der tapfere Nazi, der die Uniform nur angezogen hat, um seine Lieben zu schützen, die überforderte Mutter, die aufgrund der Ansprüche ihres Kindes flüchten muss... Hier wird wirklich kein Klischee ausgelassen, alles im Detail formuliert (manches möchte ich als Leserin gar nicht wissen) und unterträglich ausgewalzt. Je weiter ich in diesem Roman komme, desto überzeugter bin ich, dass die Hälfte des Umfangs (420 statt 840 Seiten) locker ausgereicht hätte, die Geschichte zu erzählen, zumal die Sprache sehr einfach gehalten ist, Literatur ist das auf keinen Fall, aus meiner Sicht nicht mal gute Unterhaltung!

  • Endlich, endlich habe ich diese fürchterliche Schwarte ausgelesen. Leider wird es bis zum Ende hin nicht besser, die vielen "Zufälle" und merkwürdigen Konstruktionen dieser Familiengeschichte erschienen mir immer unglaubwürdiger. Hinzu kommt, dass die Figuren sich mit Ausnahme von André leider kein bißchen weiter entwickeln, was bei einer Geschichte, die sich jeweils über mehrere Jahrzehnte erstreckt, durchaus schwierig ist. Alle bleiben gnadenlos naiv, handeln mit guten Absichten und grauenhaften Ergebnissen, und wundern sich dann, wie das bloß passieren konnte.

    Leider gehen bei diesem Buch die Handlung, die einfach zu viele dramatische Momente aufweist, und die Erzähltechnik einfach nicht zusammen. Das führt dazu, dass man einerseits mit dem Kopf schütteln möchte, welche Schicksalsschläge nur einer Familie zustoßen (da das völlig unglaubwürdig ist), und andererseits auf den insgesamt 841 Seiten trotzdem oft gähnende Langeweile herrscht. Die Autorin nutzt eine flache, dabei oft unnötig umständliche Sprache, die noch dazu mit diversen Grammatikfehlern garniert ist, so ist sie u.a. leider nicht in der Lage, die Worte "dessen" und "deren" sachgerecht einzusetzen. Diese Gesamtkonstruktion hat mich zunehmend genervt.

    Warum habe ich trotzdem weitergelesen? Die Buchtipps der Buchhändlerin, die mir dieses Buch empfohlen hat, waren bisher gut, daher habe ich immer gehofft, dass es vielleicht doch noch besser wird. Außerdem laden die Sprünge zwischen den ProtagonistInnen, die auch in der Zeit vor und zurück gehen, natürlich zu Spekulationen ein, wie denn nun alles zusammenhängt. Das sorgt anfangs noch für eine gewisse Spannung, nach ca. zwei Dritteln des Buches hatte sich aber jede einzelne meiner Vermutungen bestätigt, dadurch ließ die Spannung dann auch deutlich nach.


    Ich kann dieses Buch auf gar keinen Fall weiterempfehlen, hier wollte eine nicht besonders gute Autorin thematisch einfach zu viel, herausgekommen ist eine mit Dramatik überladene Geschichte mit völlig unglaubwürdigen Figuren.


    1ratten :flop:

  • Vielen Dank für die Warnung! Ich kann nachvollziehen, weshalb du dich nach einer Empfehlung durch das Buch gequält hast. So viele hanebüchene Wendungen hätten per Zufall tatsächlich ein gutes Ende ergeben können... :ohnmacht:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Und dann auch noch so ein bescheuerter Name wie Emmely!

    Über die Namensgebung habe ich mich sowieso gewundert, denn diesen Namen würde man bei jemandem, der zwischen 1910 und 1920 geboren ist, ja nun auch nicht erwarten. Genausowenig wie ich für ein Kind der 1960er Jahre Janis für einen gängigen Vornamen halten würde.

    Einmal editiert, zuletzt von Juva ()

  • Das würde mich neben den Mängeln in der Handlung tierisch ärgern. Ich hasse anachronistische Namen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen