Terry Pratchett - Der Winterschmied

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    Terry Pratchetts "Der Winterschmied" erzählt von den Folgen, die sich für die junge Hexe Tiffany Weh ergeben, nachdem sie mit dem Winterschmied getanzt und dieser sich in sie verliebt hat. Schneeflocken, die ihr ähnlich sehen, sind da noch ziemlich harmlos, bei Eisbergen wird die ganze Sache schon gefährlicher.


    Auch bei diesem Roman bin ich wieder begeistert von Pratchett fantasievoller und detaillierter Erzählweise, er schafft es dadurch, seine Figuren wirklich lebendig erscheinen zu lassen. Richtig unterhaltsam sind für mich die Passagen, in denen von Tiffanys Lektüre eines Liebesromans berichtet wird. Um ihr in der Angelegenheit mit dem Winterschmied zu helfen haben ihr die Größten (kleine, blau tätowierte Männer in Kilts) nämlich einen Liebesroman besorgt, und Tiffanys pragmatische Art, dessen Inhalt zu hinterfragen, hat mir vor Lachen wirklich die Tränen in die Augen getrieben

    Zitat

    Der Titel in feurig roten Buchstaben lautete SPIELZEUG DER LEIDENSCHAFT von Marjorie J. Leibchen. [...] Das Titelbild zeigte eine jungen Frau mit dunklem Haar und recht knapper Bekleidung, wie Tiffany fand. Haare und Kleid flatterten im Wind. (S. 218)

    Da kommen ja schon einige Gedanken an die Nackenbeißerlesenacht, oder? Man kann sich die Art des Liebesromans jedenfalls gut vorstellen.

    Zitat

    Ich habe ältere Schwestern, und einiges davon weiß ich schon, dachte sie. Aber bei einigen Dingen lag Marjorie J. Leibchen auf geradezu lächerliche Weise falsch. Die Mädchen des Kreidelands liefen nicht oft vor jungen Männern weg, die reich genug waren, ein eigenes Pferd zu besitzen - zumindest nicht für lange und nicht, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sie einzuholen. Und Megs, Heldin des Buches, hatte offenbar keine Ahnung von Landwirtschaft. Kein junger Mann würde sich für eine Frau interessieren, die weder eine Kuh behandeln noch ein Ferkel tragen konnte. Welche Hilfe wäre sie auf dem Hof? Dadurch, dass sie mit kirschroten Lippen in der Gegend herumstand, wurden weder die Kühe gemolken noch die Schafe geschoren!

    Apropos: Wusste Marjorie J. Leibchen irgendetwas über Schafe? Das Buch spielte im Sommer in einer Schafzucht, nicht wahr? Wann also scherten sie die Schafe? Das zweitwichtigste Ereignis bei einer Schafzucht, und es wurde nicht einmal erwähnt? Es konnte natürlich sein, dass sie eine Rasse wie den Kleinen Wärmer oder das Tiefland-Kurzhaar hielten, die nicht geschoren werden mussten, aber die waren selten, und ein vernünftiger Autor hätte bestimmt darauf hingewiesen.

    Und die Szene im fünften Kapitel, als Megs die Schafe sich selbst überließ, um mit Roger Nüsse zu sammeln... wie konnte man nur so dumm sein? Die Schafe hätten weglaufen können, und wieso glaubten Megs und Roger eigentlich, im Juni irgendwo Nüsse zu finden?

    Tiffany las noch ein bisschen weiter und dachte: Oha, ich verstehe. Hmm. Ha. Es ging also gar nicht um Nüsse. Im Kreideland nennen wir so etwas "nach Kuckucksnestern suchen". (S. 218 ff.)

    Ich würde sehr gerne mal eine Nackenbeißerlesenacht zusammen mit Tiffany Weh haben, das wäre bestimmt sehr unterhaltsam. ;) Terry Pratchett ist auf jeden Fall ein genialer Beobachter.

    Zitat

    Warum glaubt Megs, einen der beiden Männer heiraten zu müssen?, fragte sich Tiffany. Und überhaupt, sie verbrachte zu viel Zeit damit, sich bedeutungsvoll irgendwo anzulehnen und einen Schmollmund zu ziehen. Musste denn da niemand arbeiten? Und wenn sie immer so angezogen war, holte sie sich früher oder später eine Erkältung. (S. 220)

    Und nicht nur der Liebesroman, auch das Treiben der Hexen wird lustig geschildert, in der Scheibenwelt findet man vieles abgebildet, was man aus dem wahren Leben kennt. Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie die Geschichte mit Tiffany und dem Winterschmied ausgeht, derzeit fehlen mir noch ca. 130 Seiten.

  • Ich habe mir die anderen Tiffany-Weh-Romane auch direkt auf den Kindle geladen (teils deutsch, teils englisch) weil ich die Figur toll finde, aber auch alle um sie herum, besonders natürlich Nanny Ogg und Oma Wetterwachs.

  • Die Begeisterung für Terry Pratchetts Erzählkunst hat bis zum Ende des Romans angehalten, ich finde es insbesondere toll, wie er alle Figuren mit kleinen Eigenheiten ausstattet, die sie wirklich lebendig machen, egal ob das nun die im Fokus stehenden Hexen, die sehr unterhaltsamen "Wir sind die Größten" oder auch die wirklich nur am Rande vorkommenden fiesen Tanten von Tiffanys Freund Roland sind. Selbst Horace der Käse kann fast mit einer Persönlichkeit punkten.


    Ich werde sicher demnächst den nächsten Ausflug in die Scheibenwelt machen und mich dann freuen, wenn ich alte Bekannte wieder treffe.


    5ratten