Susannah Walker - Was bleibt: über die Dinge, die wir zurücklassen

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    Irgendwann kommt der Moment, an dem die Eltern sterben und man sich um den Nachlass kümmern muss. Für Susannah Walker bedeutet das, dass sie das Haus ihrer Mutterräumen und für den Verkauf vorbereiten muss. Es bedeutet auch, sich mit einer Vergangenheit auseinanderzusetzen, die von der Zurückweisung ihrer Mutter geprägt war.


    Zitat

    Kein gutes Verhältnis zu seiner Mutter zu haben, ist eines er letzten Tabus.

    Diese Beschreibung trifft das Verhältnis von Susannah zu ihrer Mutter nicht, die beiden Frauen hatten überhaupt kein Verhältnis. Die Eltern haben sich früh getrennt, Susannah und ihr Bruder haben lange Zeit bei ihrem Vater gelebt. Nicht nur deshalb kennt sie ihre Mutter kaum, auch später haben sie sich kaum gesehen. Das macht es ihr die Aufgabe gleichzeitig leichter, aber auch schwerer.


    Das Haus ist völlig verwahrlost, die Mutter hat sich jahrelang nicht darum gekümmert. Gleichzeitig konnte sie nichts wegwerfen und die Masse an Gegenständen ist nicht zu bewältigen. Anfangs ist Susannah Walker von ihrer Aufgabe überfordert. Was ist wichtig, was kann weg und was kann man vielleicht noch verkaufen? Stück für Stück für Stück arbeitet sie sich durch die Dinge durch, die für ihre Mutter wichtig waren erfährt so etwas über das Leben, an dem sie nie teilhaben konnte.


    Die Geschichte von Susannahs Mutter hat mich traurig gemacht. Ihre Probleme waren schon früh zu sehen: sie litt unter Depressionen und war Alkoholikerin. Hilfe bekam sie nicht, ihre Schwestern haben die Probleme nicht ignoriert, aber klein geredet. Auch der Ehemann hat sich von ihr abgewandt, als sie nicht mehr funktionierte. Aber ich habe auch den Eindruck gewonnen, dass es der Mutter recht war, wieder alleine zu sein. In den Unterlagen, die Susannah findet, beschreibt die Mutter ihre Tochter als schreckliches Kind. Das zu lesen, muss schrecklich gewesen sein.


    Susannah Walker hatte das Glück, einen Entrümpler zu finden, der mehr als nur seine Arbeit macht. Er nimmt ihr die Scham über das vernachlässigte Haus und was es für sie bedeutet; dass sie es zugelassen hat weil die Mutter ihr egal war. Denn dieser Gedanke ist falsch, das Haus war so verwahrlost, weil die Mutter es zugelassen hat.


    Durch den Tod der Mutter bleiben viele Fragen unbeantwortet. Aber die wichtigste Frage konnte sie für sich beantworten: sie ist nicht schuld an der Situation. Eine Tochter muss die Mutter nicht lieben, nur weil sie ihr das Leben geschenkt hat. Die Erkenntnis ist hart, aber hilfreich. Susannah Walker kann sich von der Frau, die ihr das Leben geschenkt hat, ohne Bitterkeit verabschieden.


    Wahrscheinlich glauben die meisten von uns, dass das Verhältnis zur eigenen Familie gut sein muss. Aber wie an allen Beziehungen muss man auch an dieser arbeiten und auch erkennen, wenn sie diese Arbeit nicht mehr wert ist.

    5ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.