Frank Goldammer - Tod auf der Elbe

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    "Tod auf der Elbe" ist der erste Band einer neuen historischen Krimiserie von Frank Goldammer, in der Kriminalrat Gustav Heller, der Großvater des Kommissars Max Heller, ab 1879 in und um Dresden ermittelt. Heller ist ein ehemaliger Soldat und Pferdezüchter, der bei der sächsischen Polizei eingestellt wurde, die vergrößert werden soll, und seine Amtspflichten oft ernster nimmt als seine Vorgesetzten, was immer wieder zu Komplikationen führt.


    Im Sommer 1879 konkurrieren zwei Reeder um die Konzession für die Elbschiffahrt mit Dampfschiffen, woraufhin nicht nur eins dieser Schiffe explodiert, sondern auch mehrere Tote und Verschwundene zu beklagen sind. Heller ist Augenzeuge der Explosion und nimmt die Ermittlungen auf, was zu immer gewagteren Alleingängen und Regelbrüchen führt, bis hin zur Bedrohung seiner Person und seiner Familie. Doch er lässt sich nicht aufhalten, weder von Misserfolgen bei den Ermittlungen, noch von den Weisungen seiner Vorgesetzten.


    Gustav Heller ist weniger beherrscht als sein Enkel, oft will er (auch gegen besseres Wissen) mit dem Kopf durch die Wand, das ist manchmal etwas anstrengend, aber da er gleichzeitig als integer und der Wahrheit verpflichtet dargestellt wird, nimmt man der Figur diesen Aktionismus durchaus ab. Dass der Fall viele Wendungen bereit hält und dadurch auch oft spannend ist erwartet man ja von einem guten Krimi. Das Ende kam für mich dann aber etwas plötzlich, hier überschlagen sich die Ereignisse und Hellers Intervention beim König persönlich führt letztendlich dazu, dass er seine Ermittlungen abschließen kann - dieses Eingreifen einer höheren Macht finde ich unglaubwürdig, denn damit lösen sich alle vorher vorhandenen Probleme einfach auf. Hier hat es sich der Autor aus meiner Sicht etwas zu einfach gemacht, seinen Helden einem guten Ende entgegenzuführen.


    Trotzdem hat mit der Roman insgesamt gut gefallen, das historische Umfeld wird glaubwürdig geschildert und dabei auch thematisiert, dass sich die systematische Polizeiarbeit damals noch in ihren Anfängen befand, wodurch sich natürlich ganz andere Arbeitsbedingungen für den Ermittler ergeben als für seinen Enkel 70 Jahre später.


    Ich werde den zweiten Teil, der laut der im Buch befindlichen Leseprobe im Frühjahr 2025 erscheinen soll, sicher auch lesen, denn mit Gustav Heller hat ein interessanter Ermittler die Bühne betreten, der bestimmt noch einige spannende Fälle zu lösen hat.


    4ratten

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    Frank Goldammer: Tod auf der Elbe. Kriminalrat Gustav Heller, München 2024, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26385-6, Klappenbroschur, 398 Seiten, Format: 13,7 x 3,7 x 21,1 cm, Buch: EUR 17,00 (D), EUR 17,50 (A), Kindle: EUR 13,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    Dieser historische Kriminalroman ist mir aufgrund eines Zahlendrehers versehentlich zugegangen. Weil er nun schon mal da war, habe ich ihn gelesen, auch wenn ich mir das Thema nie selbst ausgesucht hätte.


    Quereinsteiger bei der Polizei


    Dresden 1879: Unter den (Polizei-)Beamten ist Kriminalrat Gustav Heller (40) ein Exot. Er entstammt weder dem Adel noch einer Beamten-Familie, sondern ist Quereinsteiger mit einem bunten Lebenslauf: Pferdezüchter, Offizier, Expeditionsteilnehmer, Abenteurer und Obstbauer – und jetzt Beamter der Königlich Sächsischen Polizei. Dass sie ihn überhaupt genommen haben, verdankt er zum Teil seiner Frau Helene, die aus einer berühmten Familie stammt. Dass Rittmeister Heller den König von Sachsen, Albert, persönlich kennt, hat bei der Einstellung noch keine Rolle gespielt, das kommt erst später ans Licht.


    Und wie’s eben so ist, wenn ein Mitarbeiter nicht den passenden „Stallgeruch“ hat: Er tut sich in seinem Job schwer, auch wenn er noch so gut ist. Rittmeister Gustav Heller hat’s leider gar nicht mit den geschliffenen Manieren. Er ist aufbrausend und ein bisschen ungehobelt. Außerdem sieht er nicht ein, warum Leute sich auf ererbte Titel und Vermögen etwas einbilden dürfen – Dinge, für die sie nichts können und für die sie nie haben arbeiten müssen. Das sagt er recht unverblümt, und bald ist er nicht nur als grober Klotz, sondern auch noch als Sozialdemokrat verschrien. Und als jemand, der sich nicht um Hierarchien schert, sondern einfach das macht, was er für richtig hält. Das sowieso. Einzig der nerdige und vollkommen humorlose Kriminalassistent Adelbert Schrumm (28) hält unverbrüchlich zu ihm. Von ihm nimmt Rittmeister Heller auch mal Kritik an. Kritisieren darf ihn sonst nur seine Frau.


    Kriminalrat mit querulatorischen Tendenzen


    Regierungsrat Ferdinand Posch würde den querulatorischen Rittmeister Heller lieber heute als morgen loswerden. Posch ist gut vernetzt, doch Heller kennt den König, deswegen ist ihm nicht so leicht beizukommen. Aber vielleicht ergibt sich ja jetzt eine Chance …


    Es ist Zufall, dass Kriminalrat Heller gerade am Elbufer entlangreitet, als mit einem Höllenschlag bei einem Dampfschiff der Kessel explodiert. Es gibt Tote und Verletzte. Heller zieht höchstpersönlich einen verwundeten Matrosen aus dem Wasser, der sich ihm als Justus Kleibig vorstellt. Er bringt den Mann zu einem Arzt, und damit sollte die Sache für ihn erledigt sein.


    Unfall oder Sabotage? Heller ermittelt


    Aber explodiert ein Dampfkessel einfach so? Kriminalassistent Schrumm bezweifelt das und auch der Ingenieur des Schiffseigners, des Freiherrn von Kelb, kann sich den Hergang nicht erklären. War’s Sabotage? Ein Versicherungsbetrug?


    Sonderbar ist auch, dass die Aussagen der wenigen Überlebenden klingen wie auswendig gelernt.


    Anscheinend geht’s hier um sehr viel Geld. Der adelige Schiffseigner von Kelb hat einen Konkurrenten, den bürgerlichen Hamburger Unternehmer Alwin B. Engelbrecht.

    Von Kelb und Engelbrecht sind beides keine Chorknaben.


    Hellers Vorgesetzte haben die Explosion längst als bedauernswertes Unglück abgehakt und er hat keine offizielle Befugnis, in der Sache zu ermitteln. Er tut es trotzdem und tritt dabei einer Menge hochrangiger Persönlichkeiten kräftig auf die Zehen.


    »Getroffene Hund bellen«


    So absurd sich Hellers Theorien für manche Leute auch anhören mögen – er scheint einen wunden Punkt getroffen zu haben. Nicht nur, dass auf ihn ein Anschlag verübt wird, als er allein unterwegs ist, eine Gruppe Unbekannter überfällt des Nachts auch noch das Gut seiner Familie.

    damit ist für Rittmeister Gustav Heller endgültig Schluss mit lustig!


    Es war interessant zu sehen, wie der Kriminalrat/Rittmeister mit den begrenzten Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, dem komplexen Fall auf den Grund geht. Heute würde die Kriminaltechnik ruckzuck geklärt haben, wie und warum der Kessel explodiert ist. Damals gab’s das noch nicht. Auch die Schwierigkeiten, die unangepasster Quereinsteiger hat, werden dem Leser sehr deutlich vor Augen geführt.


    Enthüller gegen Vertuscher


    Ich wollte wissen, ob Heller mit seinen Vermutungen recht hat – unterwegs vergaloppiert er sich ja mal mit seinen Theorien – und ob er es wirklich schafft, den/die Verantwortlichen zu überführen, obwohl so viele wichtige Leute die Ereignisse am liebsten unter dem Deckel halten würden. Wer von den verdächtigten Unsympathen tatsächlich der Übeltäter ist, war mir eigentlich egal.


    Der kantige Rittmeister und sein etwas seltsamer Assistent sind interessante Figuren. Der Autor hat mit Sicherheit ausgiebig recherchiert und ich weiß auch, dass seine Krimis Bestseller sind – doch Rang- und Revierkämpfe unter Männern und berufliche Intrigen sind keine Themen, mit denen ich mich (auch noch) in meiner Freizeit beschäftigen möchte. Offensichtlich gehöre ich nicht zur angepeilten Zielgruppe. Ich habe auch keinerlei Bezug zu Dresden. Es ist keine Frage der Qualität: Die „Kriminalrat Gustav Heller“-Reihe und ich sind einfach nicht kompatibel, daher werde ich sie nicht weiterverfolgen.


    Der Autor


    Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.