Michael Tsokos - Mit kaltem Kalkül

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    Spannend und sehr informativ


    Der 8-jährige Yasser Khatib lebt mit seiner Mutter Ayasha in der Berlin-Neuköllner High-Deck-Siedlung ohne Aufenthaltsberechtigung unter dem Radar der deutschen Behörden. Daher will sie auch die Polizei nicht einschalten, als ihr Kleiner Abends nicht nachhause kommt. Sie bekommt Hilfe vom jordanischen ehemaligen Geheimdienstler und Regulator des Saad-Claans, der aus dem Libanon stammenden Großfamilie, die sich nun nach dem Verschwinden ihres Oberhauptes aufgelöst hat. Bei seinen Undercover-Recherchen erfährt Hassan Khalaf, dass fast auf den Tag genau vor 4 ½ Jahren der damals 7-jährige Oleg Klevno hier aus dem Kiez verschwunden und nicht wieder aufgetaucht ist. Daraufhin bittet er Ayasha doch zur Polizei zu gehen und den nun schon seit drei Tagen verschwundenen Yasser als vermisst zu melden. Werden er oder die Polizei herausfinden, was dem kleinen Yasser zugestoßen ist?

    Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim LKA Berlin hat nicht nur in ihrem Job sehr viel zu tun. Auch ihrer jüngeren Schwester Mailin, die psychisch recht angeschlagen ist, muss sie mal wieder unter die Arme greifen. Als Yao einen Toten auf die Bahre bekommt, dem in seiner Wohnwagenbehausung der Hals durchschnitten wurde, häufen sich die Spuren, dass er etwas mit dem Verschwinden der beiden Jungs zu tun haben könnte.


    Autor Michael Tsokos hat mich auch mit diesem Rechtsmedizin-Thriller schnell in die Geschichte hinein gezogen. Durch die Frühbesprechung mit Prof. Paul Herzfeld, dem Chef der Extremdelikte, erfahre ich von den verschiedensten, so unterschiedlichen Verbrechen oder auch „normalen“ Todesfällen, die die Forensiker nun auf den Tisch bekommen.

    Man spürt beim Lesen immer wieder, dass Dr. Tsokos sich mit dem, von was er schreibt, richtig gut auskennt. Ich bekomme sehr viele Fachausdrücke zu lesen, die aber sehr genau und für mich absolut verständlich erklärt werden. So viel über die Rechtsmedizin zu erfahren, hier durch die Augen und Ohren der jungen Kommissarsanwärterin Kira Kaplan, die ein Praktikum in der Forensik macht, erhöht für mich den Reiz an diesem Buch noch mehr. So habe ich z.B. wieder einiges über die verschiedenen Arten des Suizids gelernt, von denen ich gar nicht wusste, dass da so abgestuft wird. Dr. Tsokos versteht es gekonnt dieses Wissen zu vermitteln ohne dass die Spannung darunter leidet.

    Die kurzen, knackigen Kapitel und die dauernden Wechsel der Handlungsort treiben die Geschichte rasant voran und steigern die Spannung von Abschnitt zu Abschnitt. Ich habe so mit gefiebert und auch mit gelitten, gerade, wenn der kleine Yasser aus seiner Sicht von sich und seiner Gefangenschaft berichtet.


    „Mit kaltem Kalkül“ - ein Thriller aus der Rechtsmedizin spannend ab der ersten Seite mit interessanten Fakten und einer Geschichte, die mich mitgenommen und mich trotz ihrer Grausamkeit sehr gut unterhalten hat.


    5ratten

  • Fokus auf der Rechtsmedizin!


    In der Rechtsmedizin in Berlin herrscht Hochbetrieb! Rechtsmedizinerin Sabine Yao bekommt zwei Tote auf den Tisch, die identisch gekleidet an einem Gestell hängend aufgefunden wurden. Daneben muss sie auch den Toten, der in einem seltsam bestückten Bauwagen getötet wurde, untersuchen.

    Der achtjährige Jasser, der mit seiner Mutter in Neukölln lebt, ist spurlos verschwunden. Seine Freunde geben zu, dass sie öfters, trotz Verbot, in einem baufälligen Gebäude gespielt haben. Dort ist Jahre zuvor schon einmal ein Kind verschwunden. Kurz darauf hat Sabine Yao eine Kinderleiche auf ihrem Tisch. Die vierte Mordkommission des BKA Berlin schaltet sich ein und Sabine Yao und Oberkommissarin Monica Monti arbeiten eng zusammen, um den Fall aufzuklären.


    Michael Tsokos hat sich entschieden in "Mit kaltem Kalkül" gleich drei undurchsichtige Fälle zu vereinen. Die Handlung springt von einem Fall zum anderen und es zog sich ziemlich bis ich in allen drei Fällen drin war. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Also lieber einen Fall weniger, dafür den konzentrierter und vielschichtiger. So wirkt es wie ein Abspulen der Morde, damit Yao beschäftigt ist und ihr Können dem Leser zeigen kann.

    Ebenso ziehen sich die Wiederholungen. So wird ein Tatort zuerst detailliert aus der Sicht einer später am Mord beteiligten Figur beschrieben, danach in fast identischen Worten von der am Tatort eingetroffenen Sabine Yao. Später erzählt sie dann dasselbe noch einmal dem Team in der Rechtsmedizin. Als Seitenfüller habe ich auch die parallel zum Fall des verschwundenen Jungen die Erwähnung von Entführungen in der Realität empfunden. Warum eine ganze Seite die Taten in Belgien vom Kindesentführer und Mörder Dutroux aufgelistet werden, erschloss sich mir nicht.


    Aufgefallen ist mir, dass Monica Monti vom BKA etliche Male als "italienischstämmige Ermittlerin" bezeichnet wurde. Nach dem zweiten Mal habe ich noch gedacht, okay, nun weiss ich Bescheid. Doch als diese Bezeichnung noch mehrere Male vorkam, musste ich mir sagen, dass hier wohl das Lektorat was verpasst hat.

    Gelungen und das Highlight in diesem ansonsten eher langweiligen Thriller sind die Passagen, die in der Rechtsmedizin handeln. Da Michael Tsokos Professor für Rechtsmedizin ist, hat er klar den Fokus auf dieses Gebiet gelegt. Leider reicht das nicht aus, um einen fesselnden Thriller zu schreiben. Da reicht es mir bedauerlicherweise auch nicht, dass "Eiterfontänen" bei Yaos Arbeit beschrieben werden. Die Handlung ausserhalb des Autopsie Saales sollte gestrafft, gekürzt und überdacht werden.

    Nach dem ersten Fall "mit kalter Präzision" mit der sympathischen Sabine Yao macht sich hier Enttäuschung breit.


    3ratten