Hallo,
es ist vollbracht, ich hab das erste Buch meines SUB-Wettbewerbs gelesen und frag mich, wie das Buch so lange im RUB hat liegen können und warum ich das Buch nicht schon viel früher gelesen hab.
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Kurzbeschreibung:
Aus den Epen des Mittelalters kennt man ihn als gehörnten Ehemann im Gefolge von Tristan und Isolde - in ihrem Roman „Das Herz des Königs“ erzählt Viola Alvarez die Geschichte von König Marke, dem legendären König von Cornwall, neu. Befallen von einer unerklärlichen körperlichen Starre, liegt Marke in seiner Burg Tintâgel und wartet auf den Tod. Zu gerne würden die intriganten Höflinge in ihrer Gier nach Macht einen neuen Herrscher bestimmen, doch die Wintersonnenwende verstreicht, ohne dass der König stirbt. Gequält von den Erinnerungen lässt er sein Leben an sich vorüberziehen: seine harte Kindheit in der Bretagne, wohin er schon als siebenjähriger Junge allein geschickt wird, seine Kämpfe gegen den grausamen Morgân, die intriganten Auseinandersetzungen mit seiner Mutter, die ihm den Thron verwehren will, und sein grandioser Aufstieg zum mächtigsten Herrscher der Briti-schen Inseln. Schon früh zu Grausamkeit und Misstrauen gezwungen, begegnet der König den Menschen mit Vorsicht und lässt niemanden in sein Herz. Als er auf Beschluss des Hofrats die unsäglich naive Isolde von Irland heiraten muss, um den Frieden und einen Erben zu sichern, sieht er diesem Ereignis mit größtem Missmut entgegen, nicht ahnend, dass ihm die schicksalhafteste Begegnung seines Lebens bevorsteht. In der geheimnisvollen Brangaene, einer Hofdame der Königin, begegnet Marke der Liebe seines Lebens. Doch das Glück des heimlichen Liebespaares ist bedroht. Und als Brangaene nach einem dramatischen Zwischenfall bei Hof ohne ein Wort verschwindet, scheint dem König nur noch seine Sehnsucht zu bleiben…
Meine Meinung:
Auf den hinteren Cover wird „Das Herz des Königs“ als eine unerhörte Lebensbeichte beschrieben. Erzählt wird die Geschichte von König Marke selbst, in der Ich-Form, als der König im hohen Alter und als gelähmter Mann, auf sein Leben und seine große Liebe zurückblickt. Die Warnungen der Eltern, als er den heimatlichen Haushalt verlässt und in der Bretagne bei Verwandten eine strenge Erziehung erfahren wird, haben den Jungen von 7 Jahren zu einem misstrauischen, harten und unmenschlichen Mann heranwachsen lassen, der immer einen Schritt schneller als der Verrat sein will und erst am Ende seines langen Lebens wird der Mensch in ihm wachgekitzelt, in dem er die Liebe seines Lebens kennenlernt. Diese Entwicklung vom Kind zum jungen Mann und König von Cornwall und seine Charakterbildung ist der Autorin sehr überzeugend gelungen: der König kennt seine Fehler und charakterlichen Schwächen, er ist eitel, bockig, verträumt, verliebt…und er geht sowohl mit den andere Figuren des Romans wie auch mit sich selbst nicht gerade zimperlich um. Diese Abrechnung mit seinem Leben und seinen Gefährten hat eine feine und leiche ironisch und sarkastische Art, die micht doch oft arg zum grinsen oder kichern gebracht hat.
Auch die weiteren Figuren des Romans mochte ich in den meisten Fällen, irgendwie hatten sie fast alle ihren gewissen Charme. Vor allem die Freundschaft des Königs zum Bischof von Salisbury fand ich einfach nur zum schreien komisch. Wobei…die letzten Briefe des Bischofs waren dann auch entsprechend rührend für mein ach so sentimentales Herz. Der Bischof hätte durchaus noch öfter auftauchen können! Allerdings gibt es einen Kritikpunkt, den ich in aller Begeisterung für das Buch anbringen muss: die Darstellung von Tristan und Isolde mochte ich nicht so sehr. Da muss ich sagen, dass ich es schon schade finde, dass Isolde als relativ hässlich und vor allem naiv beschrieben wird und die Liebe zwischen Tristan und Isolde teilweise so ins Lächerliche gezogen worden ist. Natürlich soll mit diesem Buch nicht die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde im Mittelpunkt stehen, aber diese negative Sicht auf diese Beziehung ist mir für diese bekannte Legende einfach zu einseitig.
Besonders gut gefallen hat mir die Sprache und der Stil der Autorin. Viola Alvarez nutzt viele Bilder, Vergleiche, u.a. meinen Lieblingsvergleich: der Webstuhl des Schicksals und dass man das Bild als ganzes sehen muss. Die Autorin hat mich mit diesem Buch total verzaubert. Jeder zweite Satz bringt mich zum jubeln, seufzen, lachen, grinsen. Ich habe mich beim Lesen immer wieder dabei ertappt, dass ich das Buch auf meinen Schoß liegen hatte und vor mich hin geschwärmt hab, wie schön das Buch ist und das Buch dabei gestreichelt. In meine Schwärmerei versunken hab ich sogar vergessen weiterzulesen. Was ich auch sehr mochte, waren die kurzen Abschnitte zwischen den Kapiteln, die nicht von König Marke erzählt werden. Da sind Gedichte, Ausschnitte aus Chroniken, Briefwechsel, Balladen...solche zwischenzeitlichen "Ausflüge" finde ich toll. Diese Gedichte, Briefe, Balladen etc. beziehen sich zwar immer wieder auf Markes Leben und zwar auf das was gerade zuvor im Kapitel von ihm erzählt worden ist, aber sie sind einfach eine schöne Abwechslung zur Ich-Form, die ich hier wieder mal sehr mag.
Alles in allem, ein wunderbares Buch, das nur wegen der negativen Darstellung von Tristan und Isolde, die mir wie gesagt zu einseitig war, nicht die volle Punktzahl bekomme, sondern „nur“ 14 Punkte, was sich jedoch bei der Bewertung in Ratten nicht auswirkt:
liebe grüße
kathrin