Arnaldur Indridason - Kältezone

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    Inhalt:


    In einem See südlich von Reykjavík wird ein Skelett gefunden. Es stellt sich heraus, dass die Leiche an ein russisches Sendegerät gekettet wurde. Die Ermittlungen führen Erlendur und sein Team in die Wirren der deutschen Nachkriegszeit und des Kalten Krieges.


    Meine Meinung:


    Ich habe das Buch als Lesung gehört. Ich hörte dem Sprecher gerne zu, er hatte eine angenehme Stimme.
    Die Krimihandlung empfand ich als durchschnittlich und nicht gerade spannend.
    Allerdings erfährt man viele interessante Details über die Verwicklungen Islands im Kalten Krieg, besonders in Bezug auf die DDR.
    Auch wenn man sich für die Person Erlendurs interresiert, erfährt man viel Neues.


    Wertung:

    3ratten

  • Auch ich habe die Hörbuchversion in den Händen gehabt, gelesen von Frank Glaubrecht.

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    Meine Eindrücke
    Ein Indriðason lasse ich nie lange liegen. Auch "Kältezone" gelangte so schnell wie möglich in den CD-Player: Bei Kommissar Erlendur erhält ein ungeklärter, lange zurück liegender Mord immer viel Aufmerksamkeit. Nicht immer zur Freude der Kollegen, die sich über die Ermittlungsfreude an alten Skeletten nur wundern können. Gerade bei Fällen, zu denen nach langer Zeit schwer Zugang zu finden ist, gelingt es Erlendur jedoch, alte Fäden neu zu verknüpfen oder ehemals aufmüpfigen Zeugen verblüffende Neuigkeiten zu entlocken.


    Die Hintergründe zur Ermordung liegen weit zurück in Zeiten der DDR, als politisch engagierte Studenten aus verschiedenen Ländern dort studierten, um ebensoviel politische Bildung wie einen Studienabschluss in ihre Heimat mit zurück zu nehmen. Problematisch allerdings wurde es, wenn die Studenten aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen Zweifel an der ihnen gelehrten Politik zeigten. Ausweisung und Aberkennung des Studiums war die harmlose Reaktion auf mangelhafte Linientreue. Die Protagonisten hier, darunter zwei Isländer, lernen eine viel bösartigere Seite kennen und daraus speist sich Jahre später der Anlass für einen Mord aus Verzweiflung. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die sowohl einen Einblick in die aktuellen Ermittlungen als auch die damaligen Vorkommnisse ermöglichen. Zwar ist "Kältezone" ein Krimi der ruhigen Sorte, aber die Szenen aus der DDR gehen an die Nieren. Ein bitteres Lehrstück Geschichte.


    Das Privatleben Erlendurs spielt im Roman eine kleine Rolle. Er berichtet über den schwierigen Kontakt zu seiner drogenabhängigen Tochter und über den plötzlichen Kontakt zu seinem Sohn, der sich bei ihm sonst nie blicken lässt. Zwar hat die Familie Erlendurs mit der Handlung nichts zu tun, aber irgendwie scheinen bei diesem Fall alle mit verlorenen Angehörigen und der Suche nach ihnen zu tun zu haben - auch im übertragenen Sinn.
    4ratten


    Kleifarvatn
    Neugierig, wie ich bin, habe ich mich über diesen See südlich von Reykjavik ein bisschen schlau gemacht. Indriðason hat die Haupthandlung ins Jahr 2000 (bzw. kurz danach) verlegt, als dieser See - offensichlich nach einem Erdbeben - Wasser verlor. Ja, anders hätte man die Leiche auch nicht entdecken können *g*. In Wirklichkeit gab es freilich keine Leiche; kein Wunder, denn in Island werden pro Jahr keine fünf Leute ermordet. Friedliche Insel!
    Bilder dazu und nochmal was

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo!


    ich war von dem Buch ziemlich enttäuscht:


    Meine Meinung
    Der 5. Teil um Erlendur und Co beschäftigt sich diesmal mit dem Kalten Krieg und dessen MAchenschaften, die scheinbar auch das kleine Inselchen Island betrafen.


    Ich hatte im Laufe des Buches den Eindruck, daß Thema wäre etwas so groß, für dieses Buch.
    Man gewann den Eindruck der Autor verlor in der Mitte des Buches etwas den Überblick über einzelne Aussagen und Verbindungen und schmiß um es etwas zu vertuschen weiter Namen in den Großen Topf.


    Spannend war das Buch schon irgendwie, denn man wollte dann doch den Drahtzieher des ganzen wissen, aber es endet ziemlich unbefriedigend, da die Polizei nicht wirklich die Spur bis zum Ende verfolgte und auch Stasimitglieder nicht zur Rechenschaft gezogen.



    2ratten


    Gruß SilkeS.

  • Arnaldur Indridason, geboren 1961, hat einen weiteren großartigen Krimi geschrieben. Geschickte verwebt er das raue Klima Islands mit einer spannenden Krimihandlung. Man schafft es einfach nicht, dieses Buch vor dessen Ende aus der Hand zu legen. Die handelnden Personen, gerade auch die Figur des Polizisten Erlendur, „leben“. Man erfährt ihre Gedanken, ist als Leser gewissermaßen in ihren Köpfen, auf ihren Gedankenschienen unterwegs. Es macht den großen Reiz eines Krimis aus, wenn auch die Protagonisten so etwas wie einen persönlichen Hintergrund haben. Zudem erfährt man eine Menge über den isländischen Alltag, denn für viele Menschen ist Island immer noch „die Insel da hinten im Atlantik“.
    Die Geschichte spielt zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedlichen Ebenen und dann am Ende fügt sich alles ineinander, aber so, wie man es vielleicht nicht unbedingt geahnt hat.
    Ein wirklich lesenswerter Krimi, ein Krimi, der nicht nur Krimi sondern auch ein lesenswerter Island-Roman ist.
    Unbedingt zu empfehlen!

  • Meine Meinung:


    Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen Islandkrimi aus Inðridasons Feder gelesen und wurde nicht enttäuscht. Kommissar Erlendur war mir sofort wieder präsent, mit seiner leicht depressiven, verschlossenen Art. Sein Privatleben krieg ich nicht ganz so auf die Reihe, weil ich die Bücher nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen habe, aber dies hat mich nicht so arg gestört; die Grundthemen, sein zerrüttetes Verhältnis zu seinen Kindern und seine lebenslange Suche nach dem verschollenen Bruder sind gleich geblieben. Neu ist eine Frau, die in sein Leben tritt, aber auch hier steht er sich selbst ein wenig im Weg und die Sache verläuft eher schleppend. Aber eine nette Wendung in seinem Leben, die ich ihm gönne.


    Zum Kriminalfall selbst, der hat mich doch ziemlich erschüttert. Es geht vordergründig um einen unbekannten Toten, dessen Skelettknochen in einem versickernden See zutage kommen. Nachforschungen finden in alle Richtungen statt, aber ziemlich bald verdichten sich die Anzeichen, dass das Skelett irgendwie mit dem Kalten Krieg zusammenhängt. Passend dazu führt der Autor einen Handlungsstrang aus der Vergangenheit ein, in dem der Leser erfährt, wie es einer Anzahl isländischer, sozialistisch eingestellter Studenten im Leipzig der Nachkriegszeit erging.


    Das heißt aber nicht, dass man die Lösung des Falles auf dem silbernen Tablett serviert bekommt. Bis zum Ende darf gerätselt werden, wie alles miteinander zusammen hängt und das Team von Erlendur muss akribische Ermittlungsarbeit leisten, um irgendwann auf den selben Wissenstand zu kommen wie der Leser. Dieser Aspekt der Erlendur-Reihe gefällt mir nach wie vor am besten; es wird auch in Kleinigkeiten und über lange Zeiträume hinweg ermittelt, selbst unbedeutende Nebenaspekte bilden ein kleines Puzzleteil im Rahmen der Handlung und werden sorgfältigst beleuchtet. Wer in einem Kriminalfall auch eine ordentliche Portion Action bevorzugt, ist hier völlig fehl am Platz.


    Diese Mischung aus Ermittlungsarbeit, Familiendrama, isländischem Flair und melancholischer Grundstimmung ist nach wie vor sehr reizvoll für mich, auch wenn die Krimis inzwischen einige Jahre auf dem Buckel haben und neue skandinavische Krimiautoren ständig wie Pilze aus dem Boden schießen. Bei Arnaldur Inðridason weiß ich jedenfalls, was mich erwartet und ich bin noch nie völlig eingegangen, obwohl ich natürlich unter seinen Büchern auch meine Favoriten habe. Dieser hier bringt es jedenfalls auf


    4ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Zwar ist "Kältezone" ein Krimi der ruhigen Sorte, aber die Szenen aus der DDR gehen an die Nieren. Ein bitteres Lehrstück Geschichte.


    Das ging mir auch so! Ich wurde damit ziemlich überrumpelt und bin, wie schon gesagt, erschüttert. Dass Inðridason dieses Thema als Aufhänger für seinen Krimi verwendet, finde ich beachtlich, denn in einem Skandinavienkrimi erwartet man so etwas nicht.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel