Also ich habe hierzu noch keinen Thread gefunden und mache für meine Rezi jetzt einmal einen auf.
Ich war ja anfangs leicht misstrauisch aufgrund des Titels, wollte dem Buch aber eine Chance geben, die leiter vertan wurde. Nun ja ... hier kommt die Rezi.
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Inhalt: Vala wird von ihrem Stamm ausgestoßen und vom Schamanen für tot erklärt. Doch damit will sie sich nicht abgeben. Lieber stiehlt sie unter aller Augen Waffen, Nahrung und das schnellste Pferd und flieht in die Steppe. Auf ihrer Reise trifft sie auf vielerlei Menschen von denen sie immer wieder verraten wird, hält sich in großen Städten auf und trifft schließlich nach einer Zeit der einsamen Einsiedelei auf ein Boot der Wikinger. Sie verliebt sich in einen von ihnen und folgt ihm in seine Heimat, doch auch damit ist ihre (allzu) dramatische Geschichte noch nicht ganz beendet ...
Meine Meinung: Der gewählte Titel dieses Schreibstücks ist ohne Frage schlecht (ich finde ihn grauenvoll), aber ein Titel alleine macht noch keine Bewertung aus. Eigentlich hätte man aus der Idee des Buches sicher einen ganz netten historischen (Liebes)Roman machen können. Hat man aber nicht. Um es kurz zu fassen: mich hat so ziemlich alles gestört, was mich bereits an „Die Herrin von Llyn“ störte. Wir erinnern uns – das ist ebenfalls ein historischer Roman, der bei Rororo in der gleichen Aufmachung wie „Die Frau des Wikingers“ erscheint.
Da wären zum einen die fehlenden Beschreibungen.
Vieles läuft nach einem schnellen Schema ab, wie: Vala trifft jemanden, ein paar Tage/Wochen vergehen, Vala + Jemand = Freunde. Oder: Vala trifft auf Diebesbande und wird aufgenommen, ein paar Wochen vergehen in denen Vala mit der Diebesbande auf Beutetour geht (und dabei natürlich ziemlich nützlich ist) und schwupps – ist sie ein gutes Mitglied der Bande geworden.
Viele Situationen werden anstatt ausreichend thematisiert zu werden lieber schnell abgehandelt. Ohne detaillierte Beschreibungen kann man Entwicklungen und Szenen, die einer längeren Beschreibung durchaus wert sind, nicht wirklich verfolgen oder gar nachvollziehen. So bleibt nicht nur die Geschichte sondern auch die Beziehungen von Vala zu den verschiedenen Personen sehr oberflächlich und flach.
Die Namen und Charaktere der Figuren sind deshalb ähnlich blass und austauschbar. Auch bei ihnen kommt kein Verstehen auf, kein Mitgefühl, kein Mitleiden. Keiner der Charaktere konnte mich auf irgendeine Art berühren, viele verhalten sich stereotypisch. Sympathie? Fehlanzeige. Vala z.B. war auf Dauer einfach nur nervig, ihr Verhalten war das einer pubertierenden Mary Sue (sie ist ja so zäh, kann alles und dann noch ihre Gabe mit der sie Tiere beruhigen und sich selbst verteidigen kann ...), eine Frau konnte ich in ihr übrigens nie sehen.
Hinzu kommt noch das was der Kalif später über sie sagt, dass „Vertrauen können“ nicht zu ihren Gaben gehört. Doch schon während der Lektüre des Buches offenbart sich das ganz anders. Denn ist es nicht gerade Valas naive Art und Weise, wie sie anderen vertraut, die sie immer wieder in missliche Situationen geraten lässt? Vertraut sie sich nicht einem Kaufmann, an, den sie eigentlich gar nicht kennt? Einer Diebesbande, deren Mitglied sie zwar wird, aber die trotz allem eine Diebesbande bleibt!? Oder einer Thebais, die sie trotz ihrer Zuneigung bestiehlt?
Und dann wäre da auch noch die Beziehung zwischen Vala und Vaih (der Stute). Szenen, in denen über die Beiden geschrieben wurde, kamen mir vor als hätte sie ein zwölfjähriges Mädchen geschrieben ... in dieser Beziehung steckte einfach zuviel Kleinmädchentraum gepaart mit Wendymentalität und einem vermenschlichten Pferd. Nein, danke. Das ist nichts was ich schön finde. Da sind selbst die Pferdebücher, die ich kenne (und ich habe früher viele verschlungen ) meist um einiges realistischer.
Zum Schluss noch etwas zur Sprache bzw. einzelnen Formulierungen, die mir auffielen.
Die Sprache an sich war nicht passend. Die Stimmung blieb langweilig, die Atmosphäre einer frühren Zeit kam nicht auf. Unterstützend kamen dann noch Situationen hinzu in denen die Figuren ständig in der Gegend herum „schauen“ oder in denen Wörter wie „Baby“ oder „Akne“ verwendet wurden. Unpassender geht es kaum.
Dann fand ich auch noch (u.a.) diesen Absatz. „Morgen wollte sie zu Johannes gehen. [...] Es war fast, als hätte sie schon beschlossen, zu ihm zu gehen.“ Nein, nicht nur fast, sie hat es doch gerade erst beschlossen! Ich habe sicher nicht damit gerechnet das der Stil eine Offenbarung ist, aber so was finde ich einfach nur schlecht.
Nach den aufgezählten Punkten wundert es mich nun nicht mehr, dass das Buch unter einem Pseudonym veröffentlich wurde. Ich hoffe nur, dass die übrigen Bücher der Autorin, wenn sie nicht unter einem Pseudonym veröffentlich, deutlich besser sind. Denn dieses Buch ist alles mögliche, aber nicht wirklich gut.
Bewertung: mit viel Wohlwollen und ein wenig Aufwertung gibt es (weil die Idee an sich nett hätte sein können, das Buch nicht schwierig zu lesen ist und „Die Herrin von Llyn“ ebenfalls diese Bewertung bekam.)