Siegfried Lenz
Deutschstunde
Siggi J. sitzt in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche und bekommt in einer Deutschstunde eine Strafarbeit aufgebrummt, weil er keinen Aufsatz zum Thema Pflichterfüllung geschrieben, sondern verweigert hat. So sehen es zumindest Lehrer und Direktor. Siggi fühlt sich allerdings ungerecht behandelt, weil das Thema einfach zu gewaltig war, um innerhalb kurzer Zeit in einem kleinen Aufsatz abgehandelt zu werden. Und so lässt er sich auf seine Strafarbeit in Einzelhaft ein. Er taucht in seine Vergangenheit ein, gräbt Erinnerungen aus, legt mehr und mehr frei und bringt es zu Papier:
Es ist Krieg, die Nazis haben alles in der Hand. Siggis Vater ist im äußersten Norden Deutschlands der Polizist und vertritt somit die Obrigkeit. In dieser Funktion muss er einem Freund aus Kindertagen ein Berufsverbot überbringen und das Verbot dann auch überwachen. Der Betroffene ist Max Ludwig Nansen, ein Maler. Die Freundschaft der Männer zerbricht, sie werden zu Gegnern. Und jeder im Ort sieht sich irgendwie gezwungen, Stellung zu beziehen in diesem Zwist.
Bei den erste 30, 40 Seiten des Buches habe ich mich schwer getan, sogar kurz ans Abbrechen gedacht. Dann bin ich in die Geschichte reingekommen und fand sie wirklich klasse! Die Sprache ist sehr bildhaft. Die Schilderung der Menschen ist sehr treffend, aber durchaus liebevoll. Humorvoll und klug beobachtet. Es gibt in diesem Buch ganz viel zu entdecken. Meine Lieblingsszene: Siggis grenzenlose Langeweile in der ersten Theatervorstellung seines Lebens, grins.