[Guadeloupe] Simone Schwarz-Bart - Télumée

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 3.461 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Manjula.

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    Die alte Guadelouperin Télumée hält Rückschau auf ihr Leben. In einer einfachen, aber streckenweise sehr poetischen Sprache erzählt sie zuerst von dem Leben ihrer Großmutter, der Tochter befreiter Sklaven, und ihrer Mutter, bis sie schließlich über sich selbst berichtet.
    Das Leben der Schwarzen – die sich zu meiner Verwunderung gegenseitig oft als "schwarze Frau" oder "schwarzer Mann" anreden – ist kein einfaches. Das Erbe der Sklaverei sitzt ihnen noch in den Knochen, und auch einige Generationen nach ihrer Befreiung befinden sich die Zuckerrohrplantagen und damit die Arbeitsplätze fest in weißer Hand. Auch die Natur mit ihren Überschwemmungen oder Dürreperioden macht den Guadeloupern, die viele ihrer Nahrungsmittel selbst anbauen, das Leben immer wieder schwer. Und als ob das nicht reichte, gibt es ja immer auch noch die Mitmenschen, die anderen das Leben zur Hölle machen können. Denn auch die Nachfahren von Sklaven sind keine Engel sondern nur Menschen. So erscheint das Leben in den guadelouper Dörfern trotz aller Exotik auch wieder sehr vertraut. Bösartigen Klatsch, hinterhältige Freude über das Unglück anderer, Misshandlungen, Alkoholismus gibt es ebenso wie überraschende Menschlichkeit und Liebe.
    So scheint mir das Buch eigentlich eines über die Bedingungen menschlichen Lebens schlechthin zu sein, dessen Botschaft lautet, dass das Leben zwar furchtbar sein kann, dass man aber trotzdem nie aufgeben und sich in sein Schicksal ergeben darf.


    Dieses Buch ist zwar nicht herausragend, aber trotzdem habe ich es gerne gelesen und an einigen Stellen hat es mich tief berührt. Ich befürchtete, einen Lobgesang auf die "guten Schwarzen" lesen zu müssen, aber zum Glück vermeidet Schwarz-Bart eine Heroisierung und Idealisierung ihrer Protagonisten und lässt sie zu "wirklichen" Menschen werden.
    Sprachlich gefiel mir das Buch recht gut, auch wenn die deutsche Übersetzung an einigen Stellen etwas unecht klang. Wirklich gestört haben mich allerdings die vielen (ca. 12-15) Druckfehler, die einfach in dieser Menge nicht sein dürfen.
    Aufgrund der Druckfehler und der nicht perfekten Übersetzung eine halbe Ratte Abzug von den eigentlich verdienten 4.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo Saltanah,


    über das Buch hatte ich irgendwo schon einmal gelesen, und Deine Rezension hat es mir jetzt wieder ins Gedächtnis gebracht und Lust zum Lesen gemacht.


    Zitat

    Das Erbe der Sklaverei sitzt ihnen noch in den Knochen, und auch einige Generationen nach ihrer Befreiung befinden sich die Zuckerrohrplantagen und damit die Arbeitsplätze fest in weißer Hand.


    Traurig, aber realistisch. Finde ich aber gut, dass nicht verschwiegen wird, dass die Befreiung sich nur ganz ganz langsam auf das Alltagsleben der Betroffenen auswirkt.


    Vielen Dank für den Buchtipp!


    Manjula