Virginia Woolf - Mrs. Dalloway

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 13.012 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von VirginiaWoolf.

  • hallo,


    ich hab's geschafft!!! Ich stehe dem Buch im Moment etwas zwiegespalten gegenüber: Ich hätte mir ein bisschen mehr Handlung gewünscht - habe immer gedacht, es passiert noch etwas mit Mrs. Dalloway - aber nichts. Gerne hätte ich auch mehr über Septimus gelesen. Seine Geschichte war für mich der Höhepunkt des Buches. Spannend fand ich außerdem die

    Auch davon hätte ich sooo gerne mehr gelesen.


    Die Sprache de Buches war natürlich toll. Zwar sehr anstrengend zu lesen, aber jeder Satz ein Kunstwerk. Respekt.


    Was ich nicht verstanden habe, ist die Beziehung zwischen Septimus & Clarissa - oder ist Septimus nur als Sinnbild der kriegsgebeutelten Gesellschaft zu verstehen?


    Werde das Buch wohl irgendwann wieder einmal zu Hand nehmen.


    Aber im Moment freue ich mich auf etwas entspannendere Lektüre.


    Grüßle
    Bane


  • Was ich nicht verstanden habe, ist die Beziehung zwischen Septimus & Clarissa - oder ist Septimus nur als Sinnbild der kriegsgebeutelten Gesellschaft zu verstehen?


    Es scheint also nicht nur mir so zu gehen. Vielleicht ist es falsch, sich auf Clarissa und Septimus zu reduzieren? Vielleicht den Kontext aller Personen mit einbeziehen? Denn ist es nicht so:
    Fast jede Person entspricht einem anderen Lebensentwurf, der nicht immer wie gewünscht ausgegangen ist: Peter, der Abenteurer; Richard, der Bodenständige, der nicht allzu viel Karriere macht; Hugh, der Durchschnittliche, der etwas Besonderes sein möchte/ zu sein glaubt; die Baronin, die manipuliert (als das, was Richard und Hugh sein wollen/ sollten?); Rezia mit den großen Gefühlen; Septimus mit den wenigen Gefühlen (das ist natürlich dürftig ausgedrückt); Mrs Killman, die heilig sein will und neidisch ist; Elizabeth als neuer Anfang, der vom Alten belastet ist usw. usf.


    Ich bin etwas müde, weshalb ich mir nicht ganz sicher bin, wie brauchbar diese Kontextualisierung der Personen Septimus und besonders: Clarissa ist: Es dient der Beschreibung Clarissas und es ist eine (teils ironische) Beschreibung der Londoner und ihres Lebens und Überlebens ihrer Jugend und des Kriegs?


    gute Nacht!
    lg.,
    n.

  • Hallo!


    So ich bin nun auch endlich fertig. Wie aus meinen vorherigen Beitraegen wohl schon rauszulesen war, hat mir das Buch nicht besonders gefallen. Ich konnte die Charaktere meistens nicht wirklich verstehen geschweige denn ich hineinversetzen. Leider waren es halt nur Namen auf dem Papier (die ich dann auch mal durcheinander gebracht habe...)


    Auch mit der Sprache konnte ich nicht sonderlich viel anfangen, sehr kunstvoll finde ich diese Schachtelsaetze nicht (und schoen zu lesen auch nicht :zwinker:).
    Trotzdem vielen Dank fuer die Leserunde, sonst haette ich das Buch wahrscheinlich nicht fertig gelesen.


    So und nun freue ich mich auf mein naechstes spannenderes (und entspannenderes) Buch :zwinker:
    Euch noch viel Spass beim Diskutieren!
    Viele Gruesse, Andrea

  • Hallo,


    nö, ich bin immer noch nicht fertig!


    Beruflich bin ich momentan sehr eingespannt, da ist Mrs. Dalloway schwere Kost, gerade weil ich es genießen und nicht so runterlesen will!


    Bin im Moment bei Septimus' Tod, eine schauerliche Stelle, eben da seine Unterhaltung und scheinbar normale Reaktion auf Rezias Tätigkeit den Anschein von Normalität verlieh.


    @ Nachttraums Kommentare scheinen mir sehr treffend: Die Personen sind als Gegensatzpaare aufgebaut: z.B.
    Mrs. Dalloway - Peter Walsh im Sinne von gesellschaftliche Einordnung gegenüber Ausleben des Eigenen-->
    Ich glaube, dass Mrs. Dalloway vor großen Gefühlen Angst hat: Das ist der Grund, warum sie Peter Walsh nicht geheiratet hat und Ms. Kilman ablehnt: Alles, was von der Rationalität, in ihrem Fall reduziert, von den gesellschaftlichen Zwängen nicht kontrollierbar ist, macht ihr Angst, deutlich an ihren Kommentaren bzgl. Ms. Kilman belegbar:

    Zitat von "Zitat"

    [...]aber Liebe und Religion würden das zerstören, was immer es war: die Unantastbarkeit der Seele.


    HG
    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Hallo,


    nach heutiger Nachtlektüre bin ich nun auch fertig.


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen: eine Mischung aus Joyce, Proust und impressionistischer Erzähltradition, die aber einen ganz eigenen Charakter hat und durch die Multiperspektivität einen besonderen Reiz gewinnt.


    Mit der Gestalt der Clarissa Dalloway bin ich noch nicht so ganz klar: Zuletzt hatte ich geschrieben, dass sie die Anpassung an gesellschaftliche Konventionen verkörpert, aber das geht doch noch viel tiefer. Sie scheint Angst davor zu haben, sich und ihren Gefühlen überlassen zu sein, deshalb dümpelt sie auf dem See der Konventionalität einher und zieht ihre Befriedigung daraus, dass sie andere Menschen auf ihren Gesellschaften zusammenführt und dadurch an deren Leben teilnimmt und durch die immer neuen Kombinationen Neues gestaltet.
    So wirken letzten Endes Peter Walsh, der sich von ihr nicht lösen kann und ihre alte Freundin Sally, die selbst völlig matronenhaft geworden ist, aber über Clarissas und Richard Dalloways Mittelmäßigkeit lästert, wie ihre Zerrbilder.


    Gerne lese ich einmal weitere Romane dieser Autorin mit euch. Danke für diese Leserunde, der ich leider nur zum Ende etwas beisteuern konnte.


    Bis dann...


    HG
    finsbury

  • Hallo!


    Ich habe das Buch heute fertig gelesen! Ich finde übrigens nicht, dass es zu wenig Handlung gibt. Ich habe eher das Gefühl, dass es sowieso nicht um die Handlung geht, denn eigentlich spielt sich ja alles wichtige in den Köpfen der einzelnen Charaktere ab.


    Ich habe mich so gefreut auf der Party endlich auf Sally zu treffen und war dann irgendwie etwas enttäuscht. Sally, die zu Hause mit ihren fünf Söhnen rumsitzt, passt ja nun überhaupt nicht zu der jungen Sally, die die Welt verändern wollte.
    Aber irgendwie kam sie mir auch nicht so vor, als ob sie irgendwie gebrochen wäre oder ihre Träume aufgegeben hätte. Sie kam mir einfach nicht unglücklich vor und deswegen glaube ich, dass sich ihre Träume einfach verändert haben.



    Das ist jetzt natürlich ein bisschen fies, weil ich schon ausgelesen habe, aber ich hoffe, Du verzeihst mir :winken:
    Ich habe die Entscheidung Clarissas als ganz anders begründet empfunden: an einer Stelle sagt/ denkt sie, dass sie nicht anders gekonnt hätte, nach dieser bedeutenden Szene zwischen ihr und Peter und auch: dass sie ihn nicht hätte heiraten können. Ich denke also nicht, dass ihre Entscheidung durch den Wunsch zu verletzen motiviert war, sondern durch etwas anderes- was? Wirklich die Inkombinabilität der beiden Charaktere? ( die Sicht Peters auf ihre Gesellschaften?) Oder eher durch ein vorgeprägtes Bild von Ehe, dem Peter nicht entsprach?


    Ja, jetzt wo ich durch bin, glaube ich auch nicht mehr, dass sie ihn nur verletzen wollte. Ich glaube, sie konnte sich Peter einfach nicht als ihren Ehemann vorstellen, wohingegen sie das bei Richard sofort konnte. Genauso wie Peter auch, der ja sofort bemerkt, dass die beiden heiraten werden. Richard bedeutet Sicherheit und ein geregeltes Leben. Mit Peter hätte es viele Up's und Down's gegeben, sie hätten viel gestritten, das Leben wäre einfach viel unvorhersehbarer gewesen und komplizierter.



    Ich bin mir da nicht schlüssig und vielleicht gibt der Roman auch gewollt keine Antwort darauf und es bleibt bei dem schwammigen Wort "Zwänge" und hier entsteht dann der nicht allzu enge aber doch durch die Existenz beider schon belegte Zusammenhang zwischen Clarissa und Septimus.


    Ich glaube auf jeden Fall, dass es eine Verbindung von Clarissa und Septimus gibt. Irgendwie finde ich, dass sie sich schon ziemlich gleichen. Sie denken über die gleichen Dinge nach, wie ihre Vergangenheit, ihre Ehe, das Leben, der Tod, usw. Nur hat sich Septimus irgendwie verloren und driftet bis zum Ende immer mehr ins Irreale ab, während Clarissa fest auf dem Boden steht und keine ihrer Taten bereut. Und auch Zwänge verbinden die beiden, wie du schon sagtest. Beide lieben das Leben über alles und finden die Welt wunderschön, aber Septimus muss sich einfach umbringen. Vielleicht, um Rezia freizugeben? Clarissa dagegen übernimmt für alle ihre Taten die Verantwortung, kann Septimus nicht bemitleiden, aber akzeptiert, dass er es so für sich lösen musste. Sie will es durchziehen, bis zum bitteren Ende. :zwinker:

    Ich fand das Buch wirklich herrlich melancholisch und sentimental und einfach wunderbar, besonders die Schlussszene. Genauso stelle ich mir vor, wie es ist, nach so langer Zeit seine alten Freunde wiederzutreffen. Es ist soviel seitdem passiert und zwischen ihnen ist früher so viel passiert, aber trotzdem sitzen sie am Ende da und sind noch immer Freunde und verstehen sich irgendwie. Und dann muss auch gar nicht mehr so viel geredet werden.


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Na, dann wohl auch von mir ein abschließendes Hallo!


    Die Gestalt Clarissas ist nicht leicht zu entschlüsseln, ihr Zusammentreffen mit ihren Freunden erscheint zwar durchaus nicht unlogisch, aber - da wir uns lange mit ihrem Selbst in der Vergangenheit beschäftigt haben - ein wenig irreal.


    Auch ich möchte mich für die Leserunde bedanken, :blume:
    auf meinem Leseplan steht wohl bald erstmal Shakespeare, denn ich möchte doch herausfinden, warum gerade dieses Stück so wichtig für Septimus, für Woolf ist!



    Gerne lese ich einmal weitere Romane dieser Autorin mit euch.


    Dem schließe ich mich gerne an.
    lg.,
    Eure
    n.

  • Hallo,


    ich wollte nur ergänzen, dass ich mir vor wenigen Tagen die englische Verfilmung des Romans mit Vanessa Redgrave angeschaut habe. (Sie kam vor kurzem auf MDR und ich habe sie mir für die Zeit nach der Lektüre gespeichert.) Über weite Strecken erstaunlich gelungen, wie ich finde. Und das ist ganz schön schwierig, weil der Roman ja im Wesentlichen nur aus der Aufzeichnung von Bewusstseinströmen besteht.
    Den Anfang, wo man Septimus im Schützengraben sieht, fand ich nicht passend, weil er das Evans-Erlebnis nur kurz und nicht eindringlich genug anreißt und dennoch wegen seiner Anfangsstellung die Clarissa-Handlung überlagert.
    Außerdem hat mich rein äußerlich gestört, dass die Schauspieler der jungen und alten Personen zum großen Teil fast keine Ähnlichkeit hatten.
    Ansonsten eine gute, routinierte Verfilmung eines schwierigen Stoffes mit vielen bekannten britischen Schauspielern.


    HG
    finsbury

  • Hallo,
    ich habe das Buch bereits vor einiger Zeit gelesen. Ich bin nur durch Zufall über Virginia Woolf gestolpert, als ich eine Reportage über sie im Fernsehen sah. Ihre Lebensgeschichte hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich mir 'Mrs Dalloway' zulegte. Und ich war von Anfang an gebannt. Die Art wie sie es versteht, aus Sätzen Kunstwerke zu machen, ist unglaublich. Ihr Schreibstil ist wie ein literarisches Bach-Konzert.
    Und nicht nur das. Allein die Idee, dass ein Tag im Leben einer Frau den Stoff für einen ganzen Roman liefern könnte, und deren Umsetzung, ist nicht minder beeindruckend. Diese Weltanschauung, diese Vielfalt an Gedanken und Impressionen ihrer Umwelt, die Mrs Dalloway in diesem Buch darlegt, steht meines Erachtens in einem scharfen Kontrast zur realen Gemütsverfassung der Schriftstellerin und macht nicht nur das Buch und dessen Geschichte zu etwas Besonderem, sondern auch Virginia Woolf an sich mehr als interessant. Ich für meinen Teil habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt.