Traudl Junge - Bis zur letzten Stunde

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  • Traudl Junge - Bis zur letzten Stunde Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben



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    Klappentext:
    Traudl Junge war 22 und träumte von einer Karriere als Tänzerin – als sie die »Chance ihres Lebens« bekam: Adolf Hitler bat die junge Sekretärin zum Diktat. Von 1942 bis zu Hitlers Tod war sie stets an seiner Seite, tippte seine Reden, seine Briefe und sogar sein so genanntes »privates« und »politisches« Testament. Unmittelbar nach dem Krieg zeichnete Traudl Junge ihre Erlebnisse zwischen Führerbunker und Berghof auf - erst mit diesem Buch wird dieses historisch einzigartige Dokument veröffentlicht.



    Meine Meinung:
    Habe das Buch jetzt ausgelesen.
    Es hat mir sehr sehr gut gefallen!


    Am Anfang wie gesagt habe ich noch gedacht, dass Hitler ja eine sehr nette, ich sage sogar "liebenswürde" Person war. In meinen Augen echt gar nicht vorstellbar, nach allem, was ich bisher über ihn gehört, gelesen und gesehen habe. Wie der nette Nachbar, Kollege, Freund, den man sich so vorstellt.
    Dies ist bisher das einzige Buch für mich, das ihn von einer ganz anderen Perspektive erscheinen lässt.
    Und doch wendet sich das Blatt allmählich nach den ersten 120 Seiten. Das hat mich dann schon geschockt aber es war auch sehr interessant und ich habe noch ein wenig mehr über diese Person erfahren.
    Das er sich als ein "Genie" bezeichnet hat, unglaublich. Was hat Hitler eigentlich in seinem Tiefsten gedacht? Er wusste sicherlich, dass er nicht korrekt handelt aber er war fest von sich überzeugt und von seinem Tun.
    Seine Persönlichkeit möchte ich in einem Zitat aus diesem Buch noch einmal wiedergeben:
    "Ich wäre kein guter Familienvater, und ich halt es für verantwortungslos, eine Familie zu gründen, wenn ich mich meiner Frau nicht in genügendem Maße widmen kann. Außerdem möchte ich keine eigenen Kinder. Ich finde, die Nachkommen von Genies haben es meist sehr schwer in der Welt. Man erwartet von ihnen das gleiche Format wie das des berühmten Vorfahren und verzeiht ihnen den Durchschnitt nicht. Außerdem werden es meist Kretins."


    Beim Lesen dieses Abschnitts konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.


    Er hat auch nicht viel oder gar nichts von der Kirche gehalten. Das wird besonders deutlich durch folgendes Zitat (auch aus diesem Buch), dass ich hier unbedingt erwähnen möchte:
    "Die Wissenschaft ist sich nicht darüber im Klaren, aus welcher Wurzel das Geschlecht der Menschen entspringt. Wir sind wohl das höchste Entwicklungsstadium irgendeines Säugetieres, das sich vom Reptil zum Säugetier, vielleicht über den Affen zum Menschen entwickelt hat. Wir sind ein Glied der Schöpfung und Kinder der Natur, und für uns gelten die gleichen Gesetze wie für alle Lebewesen. Und in der Natur herrscht das Gesetz des Kampfes von Anfang an. Alles Lebensunfähige und alles Schwache wird ausgemerzt. Erst der Mensch und vor allem die Kirche haben sich zum Ziel gesetzt, gerade das Schwache, das Lebensuntüchtige und Minderwertige künstlich am Leben zu erhalten".


    Hier wird das besonders deutlich meiner Meinung nach, dass Adolf Hitler sehr bestrebt war, alles, was nicht rein und arig ist, wie z.B. die Juden auszurotten.
    Jetzt habe ich alles verstanden, den Sinn seines Handels (bzw. einen wirklich Sinn gibt es da wohl nicht :rollen:)



    Und Traudl Junge als Sekretärin Hitlers wird sicherlich nicht sonderlich viel von den Fassaden mitbekommen haben, das glaube ich ihr auch. Aber ein wenig absurd ist es schon finde ich, dass sie sozusagen mehr seine "Gesellschaftsdame" war, denn es gab ja größtenteils weniger zu "Schreiben" und sie haben mehr beieinander gesessen um Essen und zum Tee.


    Das Buch ist sehr schön geschrieben. Ich kann Traudl Junges Ängste und Depressionen auch jahrelang nach ihrem Dienst in der Reichskanzlei sehr gut verstehen. Sie konnte bestimmt mit diesem Buch etwas von ihrem Leben "abschütteln" und ich bin froh, dass wir jetzt dieses Werk lesen dürfen.


    5ratten


  • Am Anfang wie gesagt habe ich noch gedacht, dass Hitler ja eine sehr nette, ich sage sogar "liebenswürde" Person war. In meinen Augen echt gar nicht vorstellbar, nach allem, was ich bisher über ihn gehört, gelesen und gesehen habe. Wie der nette Nachbar, Kollege, Freund, den man sich so vorstellt.
    Dies ist bisher das einzige Buch für mich, das ihn von einer ganz anderen Perspektive erscheinen lässt.


    Das kommt auch im Buch von Albert Speer Erinnerungen zum Ausdruck.
    Hier ist es, man möchte es beinah faszinierend nennen, erstaunlich, wie sich ein hoch intelligenter Mann wie Speer von Hitler
    umgarnen lässt.
    Auch in den Tagebüchern von Goebbels kommt diese "Kunst" Hitlers zum Ausdruck.
    (Die ich allerdings dann doch nicht bis zum Ende schaffte.)
    Goebbels war allerdings, im Gegensatz zu Speer, stark politisch und antisemitisch motiviert.


    Es ist schon erschreckend, wie sehr sich manche Menschen darauf verstehen, das Urteilsvermögen ihrer Mitmenschen zu untergraben.

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas_R ()

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen. Allerdings bin ich mir bis heute nicht ganz klar darüber, wie ich es beurteilen soll. Es handelt sich halt um einen Zeitzeugenbericht. Mit solchen sollte man tunlichst vorsichtig umgehen. Schließlich sind es subjektiv gefärbte Erinnerungen, die man zu lesen bekommt. Bei der Lektüre muss man diesen Umstand immer im Hinterkopf behalten. Bei Junges Zeitzeugenbericht bin ich mir manchmal nicht ganz sicher, welche Eindrücke und Meinungen ihrem jungen Alter zuzuschreiben sind und wo Naivität eine Rolle spielt. Denn machmal scheint sie mir doch einen sehr naiven Eindruck zu machen.
    Trotz allem Für und Wider befinde ich das Buch für lesenswert.

  • Bis zur letzten Stunde - Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben von Traudl Junge


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    "Dieses Buch ist keine späte Rechtfertigung. Keine Selbstanklage. Ich will es auch nicht als Lebensbeichte verstanden wissen. Vielmehr ist es ein Versöhnungsversuch, nicht mit meiner Umwelt, sondern mit mir selbst. Es bittet nicht um Verständnis, aber es will verstehen helfen." -Auszug aus Bis zur letzten Stunde, Traudl Junge, Vorwort


    Umschlagtext:
    Traudl Junge war 22 und träumte von einer Karriere als Tänzerin - als sie die "Chance ihres Lebens" bekam: Adolf Hitler bat die junge Sekretärin zum Diktat. Von 1942 bis zu Hitlers Tod war sie stets an seiner Seite, tippte seine Reden, seine Briefe und sogar sein so genanntes "privates" Testament. Unmittelbar nach dem Krieg zeichnete Traudl Junge ihre Erlebnisse zwischen Führerbunker und Berghof auf - erst mit diesem Buch wird dieses historisch einzigartige Dokument veröffentlicht.


    Wie schon einige vor mir sagten, handelt es sich bei diesem Buch um einen Zeitzeugenbericht und er muss selbstverständlicher Weise auch als solcher behandelt werden. Dieses Buch ist nur einer von vielen weiteren Beweisen von Hannah Arendts Theorie des "banalen Bösen". Ich denke nicht, dass Traudl Junges Eindrücke und Meinungen allein ihrem jungen Alter zuzuschreiben waren, denn viele ältere Menschen und Intellektuelle sind der Faszination, welche Hitler ausübte, erlegen. Frau Junges Bericht bezeugt auf eine erschreckende Art und Weise eben diese Tatsache: Dass Hitler den guten, freundlichen Gastgeber gab, während er gleichzeitig eiskalt Millionen von Menschen ermorden liess. Erschreckend ist auch zu sehen, wie all diese Leute, welche im engen Umfeld Hitlers arbeiteten, entweder nichts von all seiner Grausamkeit mitbekamen oder es ganz einfach verdrängten. Frau Junges Bericht ist nicht nur ein Dokument, dass diese Banalität des Bösen belegt, sondern welches auch aufzeigt in was für einem Umfeld diese Menschen lebten: In einer von Propaganda beherrschten Scheinwelt. Es ist zugleich faszinierend und erschreckend.
    Was mich immer wieder erstaunt hat, waren all die Details woran sie sich noch erinnern konnte. Natürlich hat sie die Aufzeichnungen ja nur ein Jahr später gemacht, dennoch finde ich es sehr bemerkenswert, dass sie sich z.B. noch an Eva Brauns Kleidung zu bestimmten Anlässen erinnern konnte.
    Die Geschenisse zu dieser Zeit dort im Führerbunker waren einfach nur grauenhaft und ich finde es irgendwie erstaunlich, dass sie denoch darüber berichtete. Für Historiker müssen diese Informationen von grösster Wichtigkeit gewesen sein und ich muss sagen, dass ich es gut finde, dass dieses Dokument der Nachwelt erhalten bleibt.
    Es wirft ein ganz anders Bild auf das Dritte Reich, wobei es dieses denoch nicht gutheisst. Es regt wirklich sehr zum Denken an.


    5ratten