Beiträge von Melanie Metzenthin

    Hier kommt noch - versteckt als Spoiler - der kleine Ausblick in den noch unveröffentlichten Roman Mohlenberg 4 mit der Szene, wo Wolfgang auftaucht.


    Ich muss gestehen, ich bin jetzt schon etwas traurig, dass das Buch und die Reihe nun zu Ende ist, obwohl das Ende mehr als tröstlich ist und die Zukunftsaussichten auch wieder optimistischer sind.

    Mir ist das Loslassen diesmal auch sehr schwer gefallen - umso flotter habe ich dann in nur 3 Monaten Mohlenberg 4 (damals noch als 3 geplant) geschrieben - das war meine Belohnung, wo ich sie alle noch mal wiedertreffe.

    Ich war im ersten Moment auch etwas alarmiert, als zwei amerikanische Soldaten nach Fredi gefragt haben, obwohl es mich irritiert hat, dass es Amis waren und nicht die Briten.

    Den Briten war das historisch belegt viel gleichgültiger als den Amerikanern. Für die galt Fredi zwar als Mitläufer, aber er hat sich ja keiner Straftat schuldig gemacht. NSDAP-Mitgliedschaft allein war ja noch kein Kriegsverbrechen. Selbst Genscher war in der NSDAP und der Bundespräsident Walter Scheel, außerdem Bundeskanzler Kiesinger. Und Bundespräsident Karl Carstens war nicht nur in der NSDAP, sondern auch noch in der SA ... Das war vor seiner Wahl großes Thema - er wurde trotzdem Bundespräsident. Das wäre heute undenkbar.

    Wolfgang ist ein ganz schön cleveres Kerlchen, der kommt eindeutig nach seiner Mama und seinem Papa :thumbup: Sehr berührend fand ich auch, wie Wolfgang seinem Vater erzählt, dass er über die Geschehnisse damals Bescheid weiß, es aber nicht sagen wollte, um ihn zu belasten und dass er alles tun würde, um seinem Papa zu beschützen. Umso toller finde ich es, dass Wolfgang später den gleichen Berufsweg wie Fredi einschlägt und die beiden sogar in der gleichen Dienststelle arbeiten.

    Ich häng euch gleich noch einen kleinen Appetithappen aus Mohlenberg 4 an mit einem Auftritt von Wolfgang als jungen Mann von 27 Jahren.

    Fredis ganzer Frust über seine Situation kommt so richtig hoch, als er sich vorstellt, wie Rudi sich in der Bewunderung aller sonnt, weil er immer auf die Beine kommt, egal, was er anstellt, während Fredi der Depp ist. Ich kann sehr gut verstehen, dass er nicht scharf darauf ist, seinen Bruder zu sehen. Aber glücklicherweise sucht Rudi ihn auf und stellt die Frage, bei der ich scharf einatmen musste: "Sei ehrlich, Fredi. Warst du an Naziverbrechen beteiligt?" Bei Hennys nachfolgender Reaktion war ich dann aber wirklich froh, dass er diese Frage gestellt hat, ansonsten wäre wieder alles nur unter dem Teppich geblieben und Rudi hätte die Wahrheit nicht erfahren.

    Im ersten Moment dachte ich, ob Rudi das wirklich selber glaubt, was er Fredi fragt, nachdem dieser ihn damals aus dem KZ rausgeboxt hat? Aber wenn man es aus Rudis Sicht betrachtet, dann hat sein Bruder sich zwar für ihn eingesetzt und dafür gesorgt, dass er und seine Schwiegereltern das Land verlassen können, aber andererseits hat er auch Fredi im Umgang mit Werner im KZ erlebt. Seitdem sind dann auch noch einige Jahre vergangen und dann die unehrenhafte Entlassung von Fredi aus dem Polizeidienst plus seine Parteimitgliedschaft ... ich denke, da kann man dann schon mal ins Zweifeln kommen.

    Das war mir wichtig - dass die Ungerechtigkeit spürbar wird. Fredi hat sich in Lebensgefahr begeben, um Menschen zu retten. Rudi war gemütlich in Amerika und machte ein bisschen Fronttheater mit seiner Frau. Rudi und Goldie haben nie gehungert, mussten nie Angst um ihr Leben haben, aber jetzt gelten sie als die großen Helden, weil sie gemütlich im Ausland abgewartet haben, was ihnen nur Dank Fredi überhaupt möglich war. Sie waren nie in solcher Gefahr oder solchen Gewissensnöten. Und als Rudi das klar wird, schämt er sich, dass er diese Frage gestellt hat - und natürlich wäre es sonst auch nie ans Licht gekommen, was Fredi durchgemacht hat, weil er eben nicht darüber sprechen konnte. Aber Henny hatte die Schnauze voll davon, dass Rudi sich schon wieder so moralisch überlegen gibt - also hat sie ihm die Meinung gegeigt - und das war auch richtig so für Rudi.

    In jedem Fall zeigt Henny wieder, was in ihr steckt und bringt jetzt alles auf den Tisch - und Rudi ist zu recht entsetzt und beschämt. Und Rudi zeigt dann, dass er halt doch ein guter Kerl ist: das, was er und Goldie im Anschluss für Fredi tun, wiegt die Nummer mit dem Auto damals Ella gegenüber auf. Manchmal ist seine große Klappe doch wirklich für was gut ^^

    Vielleicht die Sache mit dem Auto - aber was Fredi wirklich für Rudi und Goldie und ihre Familie getan hat, kann er allein damit nicht gut machen. Deshalb hat Fredi später auch keine Gewissensbisse, als Rudi, der Geld genug hat, die Reisekosten für die Eltern übernimmt (und in Mohlenberg 4 erwähnt er, dass er im Herbst 1957 mit seiner Frau eine Reise nach Japan zu seinem Cousin plant und sein Bruder, der in Amerika als Anwalt Geld wie Heu scheffelt, die Reisekosten übernimmt ;) )

    Dass Siegmund Bromberg samt seiner Familie sowie Paulsen die Jahre überlebt haben, hat mich riesig gefreut. Bei Bromberg war ich mir echt nicht sicher, ob er sich nicht wieder durch eine unbedachte und naive Dummheit in Schwierigkeiten bringen würde. Dass Paulsen und Lilli sich in der Folge näherkommen, fand ich ebenfalls sehr schön und passend.

    Ja, Siegmund Bromberg sollte am Ende noch mal symbolisch dafür stehen, dass es tatsächlich auch viele jüdische Opfer gab, die dann auch zu Gunsten derer ausgesagt haben, die ihnen geholfen haben - das war ja oft später nicht mehr so einfach festzustellen, weil sich die Leute tarnen mussten. Man denke nur an den Film Schindlers Liste - Oskar Schindler wirkte nach außen hin ja auch wie ein strammer Nazi, um Menschen das Leben zu retten.

    Goldie ist, wie sie ist, aber als es um Fredi geht, da gibt sie alles, um den Captain von der Wahrheit zu überzeugen.

    Ja, sie ist Fredi nach wie vor dankbar dafür, dass er Rudi damals aus dem KZ geholt und ihren Eltern die Flucht ermöglicht hat. Auch wenn sie eine kleine Zicke ist, ist es ihr dennoch ein Bedürfnis, Fredi einen Teil davon zurückgeben zu können.

    Dass Milli mit nach Deutschland gekommen ist, hat mich riesig gefreut, auch wenn ich traurig darüber war, dass ihre beiden Männer nicht mehr leben. Aber die Szene mit Moritz war umso schöner, ich gebe dazu, da hatte ich schwer Pipi in den Augen beim Lesen, als ich mir die beiden zusammen auf der Bank nach all den Jahrzehnten vorgestellt habe. Was für ein schöner Abschluss mit dem Gespräch.

    Das musste sein - beide sind jetzt allein und verwitwet, aber sie beide sind geblieben und haben den Stürmen des Lebens getrotzt. Sie bedauern nichts, stehen zu dem Leben, wie sie es geführt haben und würden es jedes Mal wieder so tun, aber dennoch gönnen sie sich beide den kurzen Gedanken, wie es hätte sein können, wenn Milli damals den Mut gehabt hätte, zu ihrer wahren Liebe zu stehen - denn das war Moritz immer. Aber sie sind auch beide zu sehr in ihren jeweiligen (neuen) Heimatländern verwurzelt, als dass sie auf die verrückte Idee kämen, jetzt noch mal zusammenzuziehen.

    Margot ist aber auch ein tolles Kind, das glücklicherweise mehr nach Rudi kommt, zumal sie es als deutsches Kind in den USA nicht leicht hat. So schön, dass sie so glückliche Tage in Hamburg bei ihrer Familie verbringen konnte, obwohl es auch irgendwo traurig ist, dass sie dann in den USA wahrscheinlich wieder alleine sein wird.

    Margots Schicksal sollte zeigen, dass auch Sicherheit und ein behütetes Leben nicht alles sind. Zwar musste sie nie hungern oder Angst vor Bomben haben, aber während Fredis Kinder immer mit ihren Eltern zusammen waren und die Gemeinschaft der Familie hatten, war Margot oft allein, vor allem, als ihre Eltern beide beim Fronttheater waren. Natürlich hatte sie ihre Großeltern und Milli - aber sie war ein Kind unter lauter alten Leuten. Ein Gemeinschaftsgefühl unter Gleichaltrigen konnte sie nie erleben. Und das hat sie zum ersten Mal bei Fredis Familie. Dadurch begreift sie, dass Geld und Sicherheit nicht alles sind - es gibt Werte jenseits der Sicherheit, die ein Mensch braucht, um glücklich zu sein.

    Milli und Martha - als sie ihre Scherze darüber machen, dass man Martha und die anderen in Hamburg nicht alleine lassen könnte, weil dann anschließend alles in Schutt und Asche liegt und Martha Milli dann eindeutig die Schuld zuschiebt, musste ich auch laut lachen :D Das war wirklich so ein Gespräch zwischen den beiden, das wäre Jahrzehnte vorher genauso verlaufen. Das ist schon eine tolle Freundschaft zwischen den beiden Frauen <3

    Im Herzen sind Milli und Martha immer dieselben geblieben. Sie wurden nur reicher an Lebenserfahrung. Aber die tiefe Verbundenheit, die sie schon als Kinder verspürten, die konnte rein gar nichts zerstören. Und damit hat Martha, die mit Heinrichs Tod glaubte, einen Teil ihrer Jugend auf ewig verloren zu haben, etwas von dem verloren Geglaubten zurückerhalten.

    Martha und Paul sind das, was man rüstige Rentner nennt: eine klasse Idee von Wolfgang, die beiden zu Margots Verlobung mit dem Jungfernflug der Lufthansa in die USA zu schicken. "Wer noch seinen Rasen mähen kann, kann auch im Flugzeug sitzen." Herrlich :D :D :D

    Die echte Martha Studt starb am 24. August 1971. Da ist also noch viel Zeit für die fiktive Martha, die die Lebensdaten der echten Martha teilt ;)

    Und Martha hat weitere große Reisepläne, sie will Arthur und Yuki in Japan besuchen. Ich wünsche den beiden sehr, dass sie das noch verwirklichen können.

    Ich bin mir sicher, dass sie das getan hat (sie hat ja einen reichen Sohn in Amerika ;) )

    Das hab ich gestern glatt überlesen! Ich war fast schon entsetzt, dass ich ein Buch von Dir übersehen habe :D

    Wenn nicht zur Zeit alle so viel anderes um die Ohren hätten, hätte ich schon mal vorsichtig angefragt, ob jemand Lust hat, mit "Mehr als die Finsternis" im Januar eine Leserunde zu machen, aber nachdem wir hier so geschrumpft sind, weiß ich nicht, ob genügend Leute Zeit und Lust hätten :) .

    Mehr als die Finsternis erscheint ja erst am 21.12.21. Und dann gibt es noch einen Roman (den muss ich noch schreiben) der 1942 spielt. Der wurde jetzt zwischengeschoben, weil meine Lektorin es schade fand, dass zwischen 1923 und 1957 so ein großer Zeitsprung ist.


    Und ja - das ist ein Wiedersehen der Sonderklasse - meine Testleserinnen meinten, dass alle Reihen-Figuren genügend Raum bekommen - jede Figur ist wichtig. Friederike kriegt es hin, Fredi dazu zu bringen, dass sie ihn bei den Ermittlungen unterstützen darf und dadurch erfährt man auch viel von Fredis Leben und seiner Familie im Jahr 1957 (und trifft auch seinen Sohn Wolfgang wieder - denn Fredi macht gleich klar, dass es im Polizeipräsidium wichtig ist, zu sagen, ob man nun Hauptkommissar oder Kommissar Studt sprechen will, weil das zwei verschiedene Personen sind ;) ) Außerdem geht es da auch viel über alte Naziseilschaften in den 1950ern und man erfährt auch, was aus Gerd Malthus, dem 19-jährigen Folter-Praktikanten, geworden ist.


    Thomas Mitchell wirft ein Auge auf Friederikes Tochter Charlotte, die eine versierte Anwältin geworden ist, und will außerdem seinem Neffen Harri die Ausbildung zum Lufthansapiloten bezahlen. Das Problem ist, dass Fritz dagegen ist ... und zunächst keiner ahnt, warum das so ist. Und außerdem hat der gute Thomas ja noch alte Differenzen mit seiner Mutter Helen offen - Helen, unsere Leni aus "Die verstummte Liebe" spielt auch mit. Charlotte wiederum wirft auch ein Auge auf Thomas. Außerdem tauchen noch Figuren aus den Vorgängerbänden von Gut Mohlenberg auf.


    Richard hingegen ist als Sachverständiger in einem Wiedergutmachungsausschuss vorgeladen, wo es um die Rechte Zwangssterilisierter geht. Paula unterstützt ihn. Emilia studiert Medizin, während Georg verheiratet ist (mit einer Gehörlosen) und mit seiner Frau einen hörenden Sohn hat (der aber erst 10 Monate alt ist).


    Es werden im Grunde eine Menge Fäden verknüpft, die Fragen beantworten, was aus den Helden geworden ist.


    Mit rund 450 Seiten ist das dann auch wieder ein ganz ordentlicher Wälzer ;)

    Danke! Mit Dir eines Deiner Bücher zu lesen ist ein großartiges Erlebnis! Danke!

    Ich werde demnächst (wenn ein wenig Ruhe einkehrt) alles noch mal nachlesen und auch jeden Deiner Links hier noch mal genau durchsehen! Darauf freue ich mich jetzt schon!

    Bis bald! :)

    Das freut mich sehr.


    Hast du den kleinen Appetithappen zu Fredi 1957 in dem Spoiler gelesen?

    Hier kommt jetzt noch ein Bonbon, das ich euch versprochen habe.

    Wir haben hier ja schon Leserunden zu "Die Stimmlosen", "Mehr als die Erinnerung", "Die verstummte Liebe" und Hafenschwester 1-3 abgehalten.


    In Mohlenberg 4 (aus "Mehr als die Erinnerung" wird jetzt eine Reihe) gibt es ein Happening mit Figuren aus allen Reihen.

    Dort spielen mit: Friederike von Aalen, die Hauptheldin aus Mohlenberg und ihre inzwischen 36jährige Tochter Charlotte. Außerdem Richard und Paula Hellmer mit ihren Kindern, Fritz und Julia und außerdem Fritz' Halbbruder Thomas Mitchell (der in Friederikes Augen zu viel Alkohol trinkt, was ihr aber egal wäre, wenn Charlotte den Kerl nicht so wahnsinnig interessant und attraktiv fände ...) . Und als Gaststar Fredi.


    Hier die Szene, in der Fredi seinen ersten Auftritt hat. Gefällt sie euch?

    Ich hab mich gefreut, dass Rudi seine Familie wiederfinden konnte und dass er Fredi wirklich helfen konnte.

    Hast du damit gerechnet, dass Rudi einer von den amerikanischen Soldaten ist, die nach Fredi suchten?

    Und glücklicherweise ist auch Milli wieder in Europa. Ein tolles Wiedersehen! Ich freu mich, dass sich jetzt, am Ende der Geschichte (?) alle, die diesen Krieg überleben konnten, auch wiedersehen!

    Ja, ich wollte Milli und Moritz unbedingt noch einen Moment geben - denn in Band 1 war Moritz ja verdammt wichtig für Milli, auch wenn sie sich das nie eingestehen wollte.

    Und irgendwie gibt es für alle ein Happy End - ein versöhnliches Ende einer spannenden, traurigen, informativen, grausamen und wunderschönen Geschichte!

    Wobei man sich überlegen muss, ob es für Arthurs Sohn in Japan ein Happy End ist, ausgerechnet Heinrich zu heißen ;)

    Aber das mit dem Lufthansaflug passte so gut - das musste ich unbedingt einbauen. Vor allem, weil wir Martha und Paul jetzt auch beruhigt loslassen können - sie werden noch ein paar Jahre leben und jetzt wissen wir, dass sie ihre Rente genießen können.

    Melanie Metzenthin Danke für diese tolle Familiengeschichte und Deine aufmerksame BEgleitung hier, auch wenn wir eine Schrumpfrunde waren.

    Ich habe mich auch sehr gefreut, wieder eine Leserunde mit euch zu machen. Und es ist eben Schicksal, wenn man wegen kranker oder verstorbener Angehöriger absagt oder aussteigen muss. Manche Dinge sind im Leben eben wichtiger als eine Leserunde.

    Obwohl... wie weit war die tödliche Reichweite der Atombomben? Das muss ich noch genauer nachlesen!

    Ich habe echt mehrere Stunden recherchiert, welcher Ort sicher genug war ;) - war mir ja klar, dass ich Arthur überleben lasse, das hat dann auch noch was tröstliches, weil man eben nicht so genau weiß, ob alles Zufall war oder ob Heinrich doch noch ein Auge auf seine Familie hatte.

    Hmmm.... umgekehrt, also wenn Fredi sich erschossen hätte auf Werners "Anregung" hin... ich hätte Werner glatt zum Mörder erklärt!

    Fredi hatte die Wahl und hat seine Wahl getroffen, sich nicht zu erschießen - trotz der Konsequenzen, die er genau kannte. Werner hat sich für das Erschießen entschieden, weil er die Konsequenzen des Weiterlebens nicht tragen wollte. Insofern ist das in beiden Fällen m.E. kein Mord, sondern nur das Ausüben von massivem Druck - aber die Wahl trifft immer noch jeder selbst.

    Und weil er eben diese offensichtliche Freude an Grausamkeit hat, kann ich nicht ganz glauben, dass er unter anderen Umständen ein ganz normaler, liebevoller Ehemann und Vater geworden wäre.

    Er wäre bestimmt kein toller Ehemann und Vater geworden. Er war zu Lilli liebevoll, weil er noch um sie geworben hat. Wer weiß, wie die Ehe gelaufen wäre, wenn es mal nicht so gut gelaufen wäre ... dann hätte er vermutlich auch Frau und Kind verprügelt.

    Kennst du den Roman "Die Mütze oder der Preis des Lebens."?

    Ja, das Buch kenne ich, wobei es ja kein Roman sondern eine Autobiografie ist. Der Titel ist auch sehr gut gewählt - der Autor beschreibt ja, wie er im KZ selbst von jemandem sexuell missbraucht wird, der ihm dabei seine Mütze stiehlt, denn wenn man keine Mütze hat, wird man dafür beim Appell am nächsten Tag rausgefischt und hingerichtet. Er ist verzweifelt und stiehlt einem Schlafenden die Mütze - er weiß ganz genau, dass er den Mann damit zum Tode verurteilt, aber er selbst will leben. Das fand ich absolut eindrücklich, vor allem ein schonungslos ehrliches Buch aus dieser Zeit. Viele der Holocaust-Opfer, die überlebten, schämten sich ja sogar vor anderen Juden dafür, dass sie überlebt haben, weil es immer hieß, wer überlebte, habe auf Kosten anderer überlebt. Das kann man natürlich nicht so pauschal sagen, aber wer "Funktionshäftling" wurde, hatte eben größere Chancen zu überleben. Und wer will jemanden dafür verurteilen?

    Das stimmt - ich meinte, dass Fredi evtl. um die Folter herumgekommen wäre, wäre zuerst ein Untersuchungsverfahren angeregt worden wäre, bis zum Ableben Ludwigs dank Lilli. Aber wahrscheinlich ist das eh zu optisch von mir gedacht.

    Hatte ich im ersten Moment überlegt, aber ich dachte mir, dass es zu Werners Charakter besser passt, komplett auszuticken, wenn er glaubt, sein bester Freund hätte ihn verraten. Außerdem war es dann ein guter Einstieg, wie Werner endet. Ich hatte noch ein paar andere Varianten im Hinterkopf, aber diese war dann am elegantesten. Und sie machte noch mal deutlich, wie brutal gefährlich Fredis Handeln war und erklärt auch, warum nicht jeder diesen Mut gehabt hätte.

    Es schimmert immer mal wieder durch, dass er nicht über die Geschehnisse in der Folterkammer sprechen kann und möchte.

    Das wird im letzten Abschnitt noch mal wichtig an einer sehr entscheidenden Szene für den weiteren Verlauf der Geschichte.

    Lilli ist echt ganz schön "ausgekocht", aber glücklicherweise für die richtige Seite. Klasse, dass sie daran denkt, die Briefe, die Ludwig belasten sollen, nicht mit der Schreibmaschine in ihrem Büro zu schreiben. Das ausgerechnet eine Schreibmaschine eines Journalisten, der selber bereits unter den Nazis leiden musste, hilft, Ludwigs Fall voranzutreiben, hat mir sehr gut gefallen.

    Ich habe da echt überlegt, wie weit die "Guten" gehen dürfen, weil einige Autoren, mit denen ich vorher diskutierte, meinten, man würde die Person beschädigen und die Guten dürften nie die gleichen Mittel wie die Bösen verwenden.

    Aber da ich hier kein Märchen schreibe, sondern einen Roman, der sich am Realismus bewegt, darf Lilli so handeln, wie ein denkender Mensch in seiner Not handeln würde - in dieser Zeit, wo niemandem ein Leben was galt - das gilt für alle Seiten, denn alle haben damals Gräueltaten begangen - war Lilli schon auf der richtigen Seite, indem sie einen Mörder getötet hat, um ihren Cousin zu retten.


    Und auch Henny ist kein jammerndes Püppchen, sondern weiß, dass sie in so einem Fall die Nerven behalten muss. Für jammerige, hysterische Anfälle wäre Goldie zuständig gewesen, aber die ist ja zum Glück mit Rudi in Amerika.

    Bei Ludwigs liebevollen Verhalten Lilli gegenüber, während er kurz zuvor ihren Onkel noch so brutal gefoltert hat, war ich wieder einmal sprachlos - wie kann ein Mensch zwei so gegensätzliche Gesichter haben. Das Schlimme ist, in anderen Zeiten wäre er wahrscheinlich ein ganz normaler und liebevoller Ehemann gewesen, der nicht weiter auffallen würde. Ich will nicht wissen, wer alles um einem herum ebenso ein Ludwig wäre, wenn wir wieder in solchen furchtbaren Zeiten leben würden, was hoffentlich nie wieder geschehen wird.

    Ja, ich denke auch, dass man erst in solchen Situationen erkennt, wozu Menschen fähig sind - im positiven wie im negativen. Ludwig war mit Sicherheit auch der Meinung, dass er den "Richtigen" so etwas antut - aber diese Grausamkeit und Freude, jemandem Schmerzen zuzufügen, die haben eben die meisten Menschen zum Glück nicht.

    Lillis Plan ist voll aufgegangen und sie hat meinen größten Respekt für das, was sie getan hat.

    Das freut mich.

    Die Beschreibungen dieser Folter haben mir beim Lesen schon wehgetan, ich mag mir gar nicht vorstellen, was das für Schmerzen sind. Und ich habe so gehofft, dass Fredi stark bleiben kann und wird, damit Lilli Zeit hat, alles einzufädeln. Wobei ich auch größtes Verständnis dafür gehabt hätte, wenn er vorher eingeknickt wäre. Aber glücklicherweise verschafft Werner Fredi tatsächlich ein wenig Erleichterung und gibt Ludwig den Nachmittag frei, ansonsten hätte ich schwarz dafür gesehen, dass Fredi durchgehalten hätte.

    Das war auch nicht leicht zu beschreiben. Und klar - Fredi war kurz davor, alles zu sagen. Hätte Ludwig keine Pause gemacht, hätte Fredi sogar gestanden, Rom angezündet und dabei die Leier gespielt zu haben ... Deshalb ist Folter ja auch kein vernünftiges Instrument der Rechtssprechung - weil man trotzdem nicht weiß, ob das, was jemand unter der Folter gesteht, wahr ist oder nicht.

    Wobei, wäre Fredi für schuldig erklärt worden, hätte niemand danach gefragt, dass ihm als Polizeibeamter eigentlich ein ordentliches Untersuchungsverfahren zugestanden hätte, dazu herrschte damals viel zu viel Willkür.

    Das stimmt - aber wenn Fredi schuldig gesprochen worden wäre, hätte ihm ja auch keiner geglaubt, dass das passiert ist. Man hat ja extra darauf geachtet, dass nicht viel von außen sichtbar ist. Und was den ausgekugelten und wieder eingerenkten Arm angeht und die gebrochenen Rippen - da hätte man gesagt, er hat sich gegen die Verhaftung gewehrt. Sie haben bei der Folter ja extra darauf geachtet, dass es zwar unmenschlich schmerzhaft ist, aber eben keine auf den ersten Blick sichtbaren Schäden hinterlässt.

    Bei Fredi ist allerdings das Maß voll ... ich muss gestehen, ich hatte nicht erwartet, dass er Werner gegenüber tatsächlich so hart durchgreift, aber wie er ihm die Pistole auf den Tisch legt und ihm die gleiche Option bietet, wie Werner sie ihm geboten hat, war ein filmreifer Moment. Werner hat allerdings nicht die Nerven wie Fredi und weiß, dass er aus der Nummer nicht mehr rauskommt - und zieht die Konsequenten. Und Gerd bekommt ebenfalls sein Fett ab.

    Fredi ist nach diesem Erlebnis einfach stinksauer ... Wenn wir am Ende der Leserunde sind, gebe ich euch noch mal im letzten Abschnitt ein Bonbon aus einem weiteren Roman, der 1957 spielst, wo es noch mal auf dieses Thema kommt, wenn ihr mögt.

    Aber auch wenn Fredi mit seiner Situation zufrieden ist, wie es ist, gibt es trotzdem bei mir das Gefühl der Ungerechtigkeit; das hat er einfach nicht verdient.

    Na ja, zufrieden ist er nicht wirklich - er sieht es pragmatisch. Es könnte alles schlimmer kommen und nach seinem Erlebnis im Gestapo-Folterkeller kann ihn nicht mehr so viel erschüttern. Die Briten hatten natürlich auch keinen Grund, ihn einzusperren - er hat sich ja auch offiziell keiner Straftat schuldig gemacht. Er war nur Parteimitglied, aber weder bei der SA oder SS noch konnte man ihm irgendeine Regelwidrigkeit in seiner Arbeit nachweisen. Das reichte, um ihn rauszuwerfen, aber zu mehr nicht.

    Das mit den 600 Kalorien pro Tag war doch schon mal in deinen anderen Büchern ein Thema, oder? An die 600 Kalorien kann ich mich noch gut erinnern, dass das eigentlich nur ein verlangsamtes Hungern war.

    Das war in der Leserunde zu "Die Stimmlosen":

    Unvorstellbar, eine ganze Nacht in dieser schmerzhaften Haltung zu verbringen. Und auch verständlich, dass da viele Geständnisse provoziert wurden. Geständnisse und Anschuldigungen.

    Diese Art der Folter ist historisch belegt.

    Ich frage mich oft, wie es Menschen fertig gebracht haben, so zu handeln. Dabei meine ich eigentlich beide Seiten: es gab viele im Widerstand, die für diese Überzeugung gefoltert wurden und trotzdem nichts verraten haben.

    Und es gab eben auch die andere Seite: jede, die gefoltert haben. Ich versteh nicht, wie es dazu kam, dass so viele zuvor normale Menschen so eine Freude an der Qual und dem Leiden anderer finden konnten. Denn Ludwig liebt seine Tätigkeit, das ist offensichtlich. Auch wenn Lilli meint, dass er zwei Persönlichkeiten hat und privat eigentlich ganz anders ist.

    Fredi hat mit Sicherheit für seine Frau und Kinder durchgehalten. Weil er für sie leben wollte und auf Lilli hoffte. Aber lange hätte er es auch nicht mehr geschafft - es war Rettung im letzten Augenblick.

    Das Rendezvous der beiden hast Du großartig beschrieben, Melanie!

    Ludwig möchte sie heiraten - sobald er die Erlaubnis dazu bekommt.

    Melanie Metzenthin Wie war das damals eigentlich mit der Erlaubnis zu Heiraten... wer konnte diese erteilen?

    Freud mich, dass dir Lillis "Rendezvous" mit Ludwig gefiel. Die Erlaubnis musste die Obrigkeit der SS erteilen. Da gab es strenge, von Himmler selbst festgelegte Statuten. SS-Männer mussten nicht nur selbst den großen Ariernachweis haben, sondern durften auch nur ebenso reinrassige Germaninnen heiraten. Ausnahmen gab es, aber die waren schwierig zu bekommen.

    Und Fredi rächt sich - gut so! Das ist eine kleine Genugtuung. Auch wenn er dadurch auch irgendwie indirekt zum Mörder wird.

    In meinen Augen wird Fredi eigentlich nicht zum Mörder. Er hat Werner vor die gleiche Situation gestellt, vor der er selbst stand. Werner entschied sich für den Freitod, denn im Gegensatz zu Fredi hatte er nichts mehr, wofür er leben konnte. Es war für ihn schrecklich, zu glauben, er hätte seinen besten Freund zu Unrecht foltern lassen und hat damit nun noch den letzten Menschen endgültig verloren, der ihm etwas bedeutete. In seinen Schuldgefühlen Fredi gegenüber zeigte sich der letzte Rest Menschlichkeit - und der ließ ihn in den Freitod fliehen, weil er mit der vermeintlichen Schuld Fredi gegenüber nicht leben konnte. Er hatte ja schon seine Familie verloren und nun auch noch seinen besten Freund - durch seine eigene Schuld. Das perfide war ja nur, dass Fredi nie sein bester Freund war.

    Aber auch hier zeigt sich die Belastung des Doppelspiels wieder,das Fredi über so lange Jahre gelebt hat, denn Werner war bei Feiern und Meisterschaftskämpfen, wo sie gemeinsam viel Spaß hatten "für einige Momente wirklich das gewesen, was einem besten Freund am nächsten kam". Mit diesem Satz wird die emotionale Gratwanderung, der sich Fredi ausgesetzt hat, wirklich klar. Gänsehaut.

    Ja, man kann so etwas nicht permanent über 18 Jahre vorspielen, ohne ab und zu auch mal Spaß miteinander zu haben.

    Fredi s offizieller Lebenslauf, seine Mitgliedschaft bei der NSDAP und seine Karriere, sprechen bei den Briten dann nicht gerade für ihn. Aber er darf die Wahrheit nicht sagen, weil er sonst Lilli anklagen würde. Nach allem, was er geleistet hat, ist jetzt niemand da, der das auch würdigen könnte. Schlimm!

    Ich glaube, es gibt sehr viele Menschen, denen man im Nachhinein aus den unterschiedlichsten Gründen Unrecht getan hat. Es lohnt sich immer, die ganze Geschichte zu betrachten und nicht nur das offensichtliche. Diese Geschichte soll auch ein bisschen zum Nachdenken anregen - wie leicht konnte ein echter Held als Täter abgestempelt werden, wenn seine Tarnung zu gut war?

    Gibt es eigentlich Zahlen, wie viele Menschen damals noch verhungert sind? Es müssen viele gewesen sein. Andere sind indirekt verhungert - weil sie durch die schlechte körperliche Konstitution für alle Krankheiten anfälliger waren...

    Es sind Zigtausende verhungert. Das große Sterben unter den Deutschen ging in der Nachkriegszeit erst richtig los. Das vergessen viele oder wollen es nicht wahrhaben. Es war keine "Befreiung", es war eine Niederlage und anfangs wollten die Sieger das deutsche Volk auch bestrafen. Erst als sich der kalte Krieg abzuzeichnen begann, versuchten die jeweiligen Mächte, die deutsche Bevölkerung in ihren jeweiligen Besatzungszonen für sich zu gewinnen.

    Und was für ein Mut, in so einem Moment an die Kinder zu denken und ihnen die eigene Angst zu verheimlichen.

    Ich gestehe, dass ich beim Lesen dieser Szenen wirklich Tränen in den Augen hatte.

    Überhaupt... es war ein emotional fordernder Abschnitt. ;(

    Sabine Kaack, die das Hörbuch für Audible eingelesen hat (erscheint im Dezember), hat mir über Instragram eine PN geschickt, dass sie bei der Szene kurz das Lesen unterbrechen musste, weil sie auch mit den Tränen kämpfte.

    Nein - sich zu erschießen würde absolut nicht zu Fredi passen. Das mag ich mir gar nicht vorstellen!

    Damit dieses wirklich gemeine Abschnittsende nicht zu grob wird... lese ich gleich weiter!

    ;)

    Ja, dafür sind Cliffhanger - damit man schnell weiter liest ;)

    Nun hat es als erstes Heinrich und Li-Ming erwischt ;( Heinrich war für mich immer so unverwüstlich. Aber wenigstens scheinen sie einen schnellen und schmerzfreien Tod gehabt zu haben. Und auch die Kinder sind nicht in Panik gestorben, sondern mit einer letzten tollen Geschichte ins Bett gegangen.

    Ja, das waren so die stillen Helden, deren Heldentaten niemand mehr erfährt, wenn sie kleinen Kindern die letzten Stunden ihres Lebens angstfrei ermöglichten. Man darf nie vergessen, wie viele Unschuldige diese Art der Kriegsführung tötet - und leider wird das ja bis heute praktiziert - irgendwo auf der Welt gehen immer noch Häuser nach Bombenangriffen oder Raketenangriffen in Flammen auf.

    Gänsehaut hatte ich nochmal bei Arthurs Brief und seinem Traum - ich hoffe sehr, dass sich seine Frau nach Lillis Antwort durchsetzen und Arthur dazu bewegen kann, Nagasaki zu verlassen.

    Solche Ereignisse, dass man Nach-Tod-Erlebnisse hat, beschreiben ja viele Menschen - ich bin auch mitten in der Nacht aufgewacht in dem Moment, als mein Vater an einem anderen Ort gestorben ist, weil ich seine Stimme gehört habe und er sagte, hier sei alles so schön. Danach konnte ich nicht mehr schlafen und rief im Hospiz an - er war tatsächlich zu der Zeit verstorben ...

    Die Nacht, in der Heinrich und Li-Ming sterben, zeigt aber auch, dass Tod und Leben immer dicht beeinander liegen: Ella bringt eine gesunde Tochter zur Welt <3

    Es muss immer Hoffnung geben - auch in den düstersten Zeiten.

    Dann trifft ausgerechnet Moritz der nächste Schicksalsschlag, als Carola so einen schlimmen Tod sterben muss. Nur gut, dass er noch Sophia hat und sich nicht aufgibt. Dieser verdammte Krieg, den der kleine Schreihals angezettelt hat und so viel Leid und Tod über die Menschen bringt.

    Diesmal ist es Moritz, der Martha wieder auf die Beine stellt - was haben die Freunde schon alles zusammen erlebt.

    Carolas Tod zu beschreiben ist mir besonders schwer gefallen - er war nicht so versöhnlich wie der von Heinrich und Li-Ming, aber er passte zu einer starken Frau wie Carola.

    Ich mag Werner zwar überhaupt nicht, aber dass er seine komplette Familie verloren hat, das habe ich ihm sicher nicht gewünscht. Wie hart muss es sein, wenn man auf neun Kindersärge sehen muss. Leider bestärkt das Werner nur noch mehr in seiner Haltung gegenüber den inneren Feinden, anstatt dass es ihm die Augen öffnen würde. Aber da hatte ich eh kaum Hoffnung.

    Ja, Frau und neun Kinder zu verlieren - um nicht zu zerbrechen, muss Werner sich noch mehr in seinem Hass verkriechen.

    Harald wird zum Verhör vorgeladen: Respekt, wie kaltblütig er bei dem Verhör geblieben ist und nicht in Panik ausbricht.

    Harald passt eben perfekt in die Familie - der ist ein ganz anderer Typ man als Philippe ...

    Lilli ist so fest davon überzeugt, dass sie ihren Cousin retten kann, aber wird ihr das wirklich gelingen?

    Lilli ist Heinrichs und Li-Mings Tochter. Wenn man sich anschaut, was ihre Eltern im 1. WK alles hingekriegt haben, sollte Ludwig sich warm anziehen ;)

    Meine Güte, Melanie, was für ein fieses Abschnittsende =O Fredi wird sich hoffentlich nicht selbst erschießen, sondern auf Lilli vertrauen, auch wenn das ziemlich schwer ist.

    Ja, der Cliffhanger musste sein. Da habe ich damals beim Schreiben auch erst mal eine Pause eingelegt, denn jetzt ist die Zeit der schweren Entscheidungen gekommen ...

    :love: Stimmt! Diesen Zusammenhang hab ich nicht erkannt - aber jetzt wo Du es sagst... wie schön, dass Melanie auch für Julia eine bessere Zukunft plant!

    Sie erzählt Fritz ja in "Die Stimmlosen", dass ihr Mann an die Front versetzt wurde, weil er einen jüdischen Musiker-Kollegen nicht verraten wollte und dann dort fiel. Im Nachhinein ist das alles ja nun besonders tragisch, weil beide - Siegmund Bromberg und Hans-Martin Kampner nicht wahr haben wollten, wie schlimm die Nazis sind.

    Was ich schon lange von Dir wissen möchte - jetzt trau ich mich mal einfach zu fragen:

    Wie bist Du eigentlich Autorin geworden? Wolltest Du schon immer Bücher schreiben?

    Wann hast Du damit angefangen?

    Ich habe schon als Kind gern Geschichten erfunden und als ich schreiben konnte, auch aufgeschrieben. Mein erstes "richtiges" Buch mit umgerechnet rund 300 Normseiten (waren bei 1-Zeilenabstand nur 153 Seiten, aber Normseiten haben ja getippt 2-Zeilen) habe ich mit 15 geschrieben - ist aber nie veröffentlicht worden. Wurde eine ganze Reihe mit 7 Bänden vom jeweils gleichen Umfang, alles HR. Alle nie veröffentlicht, waren auch nicht veröffentlichungsreif. Mit 20 stieg ich auf Fantasy um, das waren dann 12 Bände, die hat mein Vater immer zu Weihnachten mit jeweils 15 Exemplaren drucken und binden lassen. Ich habe also jedes Jahr ein Buch geschrieben (auch alle nie veröffentlicht) und kann somit auf 19 unveröffentlichte Bücher zurückblicken. Die Fantasy-Bücher, die mein Vater für mich hat drucken und binden lassen und die tolle HCs mit von mir selbst gemachten Airbrush-Titeln wurden, wären vermutlich veröffentlichungsreif gewesen, immerhin war ich schon mal ganz nahe dran, als die Marion-Zimmer-Bradley Phase im Buchhandel waren, und bekam damals schon qualifizierte Absagen von Verlagen (es gab noch kein Internet wie heute und man musste alles per Post machen).


    Richtiger Erfolg stellte sich erst durch die Kontakte über das Internet ein und als ich dann von einer Literaturagentur vertreten wurde.

    Was war ich erleichtert, als ich gelesen habe, dass Goldies Eltern nicht nur die Ausreise gelungen ist, sondern dass sie es auch geschafft haben, zu Goldie und Paul in die USA zu kommen.

    Rudi hat eben immer Glück ;)

    Hans-Martins Freund Siegmund ist ja eine Marke, du liebe Güte, der ist ja wirklich mehr als nur naiv. Nicht nur, dass er sich und seine Familie damit in Gefahr bringt, sondern auch Fredi, seine Organisation im Untergrund und seine Familie sowie Hans-Martin und Julia. Das ist ein ganz dünnes Eis, auf dem sich hier die Beteiligten bewegen und ich bin mir nicht sicher, ob es die nächsten Jahre bis 1945 halten wird.

    Hans-Martins Aussage, dass Siegmund sein bester Freund gewesen sei, war allerdings auch alles andere als clever. Leider hat er nun die Rechnung dafür bekommen - arme Julia.

    Dafür Julia dann mit ihrer zweiten Ehe in "Die Stimmlosen" mehr Glück haben ;) - hast du die Zusammenhänge erkannt? Sie ist ja Fritz' zweite Frau.

    Für Fredi kann 1945 gar nicht schnell genug kommen, er muss immer drastischere Entscheidungen treffen, wie die Gestapo auf diesen Cheng hetzen. O.k., es trifft einen Kriminellen, aber dennoch liefert man ihn der Gestapo aus. Aber Joseph hat im Endeffekt schon recht und Fredi eigentlich einen Gefallen getan, als er Rohrbeck den Tipp mit Cheng gibt, damit musste sich Fredi nicht mit einer direkten Entscheidung in einen Gewissenskonflikt bringen - die Entscheidung wurde ihm abgenommen.

    Ja, man kommt nicht umhin, sich die Hände schmutzig zu machen - außer mach macht das wie Rudi und haut ins Ausland ab. Aber das stand ja auch nicht allen offen.

    Aber sein Gespräch mit Wolfi war sehr clever und der Junge ist glücklicherweise genauso clever wie sein Papa und kapiert, was sein Vater ihm sagen will.

    Mir war bei dieser Szene wichtig zu zeigen, dass Eltern immer eine Verantwortung hatten und sich nicht damit herausreden können, sie hätten nichts tun können. Irgendetwas geht immer.

    Er überlebt zwar, aber hadert doch schon arg, nun zum Landratten-Dasein verdonnert worden zu sein.

    Grinsen musste ich aber, als er sich darüber echauffiert, dass Arthur geheiratet hätte, ohne seinen Eltern die Braut vorzustellen und dass auch noch Nachwuchs unterwegs ist :D :D Ist klar, bei ihm und Li-Ming war das natürlich etwas ganz anderes :D

    Ja, er ist da erblich vom Vater belastet - der hatte ja mit 67 einen deutlich schwereren Herzinfarkt. Aber Heinrich lässt sich nicht unterkriegen. Und ja - wie der Vater so der Sohn ;)

    Allerdings ist mir komplett das Lachen vergangen, als erwähnt wird, dass er mit seiner Familie in Nagasaki lebt. Dabei war ich die ganze Zeit ebenfalls einigermaßen froh, dass er wenigstens in Sicherheit ist. Hoffentlich sind sie 1945 nicht mehr in der Stadt.

    Abwarten ...

    Gut gefallen hat mir der Crossover zu Ellerweg und Helfer, die ebenfalls alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um diesem "Treiben" Einhalt zu gebieten.

    Das freut mich sehr.

    Bei Werners Ausspruch, dass er dafür ist, dass das Kind seiner Schwester getötet wird, damit es keinem gesunden deutschen Kind den Platz wegnimmt, da hätte ich nur noch <X können.

    Er hätte sich gut mit Doktor Krüger aus Im Lautlosen verstanden.

    Ich hoffe nur, dass Paulsen tatsächlich derjenige ist, für den Fredi ihn hält. Etwas Unterstützung könnte Fredi schon brauchen, damit er nicht alles alleine innerhalb der Polizei stemmen muss.


    Lilli spielt aber auch ein gefährliches Spiel, als sie sich mit Ludwig einlässt. Nach vorne charmant und aufmerksam, aber in Wahrheit ein Sadist und Folterer.

    Hier etwas zum Reservepolizeibataillon: https://www.geo.de/magazine/ge…erve-polizeibataillon-101

    Professor Degkwitz - er ist ein beruhigendes Beispiel, dass es ja trotzdem Menschen gab, die trotz allem ihre Menschlichkeit nicht verloren haben und auch ihre Meinung gesagt haben. Bewundernswert - aber gefährlich! Ich fürchte, er wird in diesem Buch noch schlimmere Probleme bekommen. Melanie Metzenthin Gab es diese Dandidates of Humanity eigentlich tatsächlich?

    Ja, Professor Degkwitz und die Candidates of Humanity gab es wirklich. Auch Friedrich Geussenhainer - nach ihm und Margarethe Rothe ist im Universitätskrankenhaus Eppendorf heute ein Gebäude benannt - das Rothe-Geussenhainer-Haus. Da finden naturwissenschaftliche Seminare (Biochemie und Physiologie etc.) statt und auch Prüfungen - ich habe da mein 2. Staatsexamen 1996 geschrieben. Im Foyer erinnert eine Tafel an die beiden.

    Was diesen Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen angeht, muss ich mich noch informieren. Wie hat er sich zu diesem Euthanasieprogramm geäußert?

    https://www.katholisch.de/arti…-predigt-gegen-euthanasie


    Und wieder ein kleines Wiedersehen für uns mit Fritz und Richard! Ich bin immer froh, wenn ich "alte Bekannte" wiederfinde! Auch wenn Fritz dann seinen Einberufungsbefehl erhält und nach Afrika muss...

    Ja, das macht mir auch viel Spaß.

    Melanie Metzenthin Danke für solche Zwischeninfos! Soooo interessant!

    Das freut mich sehr.

    Der spannendste Teil der Geschichte (zumindest für mich) ist alles, was mit Fredi zu tun hat. Sein Doppelspiel ist extrem gefährlich und fordert auch Opfer. Cheng zum Beispiel - auch wenn es Kellermann war, der ihn ausgeliefert hat, so macht es doch deutlich, in welcher kniffligen Situation Fredi ist. Immer in Gefahr verraten zu werden. Was für ein Leben!

    Besonders berührend finde ich ja seine Sätze auf der Seite 500: "Und wenn wir eines Tages nicht mehr wissen, wer schuldig ist? Oder wenn wir uns entscheiden müssten, einen Unschuldigen zu opfern, um uns selbst zu retten?" Gänsehaut!

    Mir machte das beim Schreiben auch am meisten Spaß, weil es dazu zwingt, tief in menschliche Abgründe zu steigen - wie weit kann und darf man gehen, um anderen zu helfen? Fredi verändert sich ja auch. Früher wäre er nie auf die Idee gekommen, jemandem die Nase blutig zu schlagen, um ihn zu retten. Jetzt zögert er keine Sekunde. Bei Cheng ist er hin und hergerissen - der Typ ist ein Verbrecher, aber darf man ihn deshalb für etwas ans Messer liefern, das er nicht getan hat, um sich selbst zu retten? Joseph Kellermann ist da pragmatischer und handelt, wo Fredi noch zaudert.

    Superinformativ auch die Hinweise auf Mutterkreuz für das 8. Kind oder dass Hitler die Patenschaft für Kinder übernahm - Sparbuch inklusive! Werner Rohrbeck... glücklicherweise misstraut er Fredi nicht und hölt ihn wirklich für einen guten Freund. Damit ist er eine gute Infoquelle und Fredi kann gleichzeitig vieles verhindern... Aber Rohrbeck ist tief verwurzelt in der Ideologie der Nazis und so verhält er sich dann auch... <X Wie gefühllos und unmenschlich er über die Deportation der Juden spricht...

    Übrigens übernimmt in Deutschland noch heute der Bundespräsident die Ehrenpatenschaft, ab dem 7. Kind - was ich irgendwie skurril finde, wenn man die Vorgeschichte im Deutschen Reich kennt ... https://www.bva.bund.de/DE/Ser…en-auszeichnung_node.html

    Und Fredi ist sich sicher bewußt, dass er mit seiner Tätigkeit auch seine Familie in Gefahr bringt... schrecklich!

    Fredi weiß das, aber er weiß, dass Henny voll und ganz zu ihm steht. Und welche Alternative hat er? In einer Zeit, wo das Leben täglich durch Bombenangriffe gefährdet ist, wo er seine Kinder selbst dann verlieren könnte, wenn er nichts täte, fällt die Wahl vermutlich leichter.


    Allerdings wird es noch härter werden - für alle. Und natürlich werden nicht alle von unseren liebgewonnenen Helden den Krieg überleben

    Ihr lieben, nehmt es mir nicht übel und seid nicht böse, aber ich schaffe es einfach nicht meine Beiträge zu schreiben und mit zu diskutieren. Ich schaffe es einfach zeitlich nicht mehr. Bin abends vor halb neun- neun endlich so weit mich hinzusetzen. Und zur Krönung ist vorgestern Schwiegervater, der ja schon seit vier Jahren mit seinem Krebs kämpft vom Hochsitz gefallen. Seine Jagdkollegen machen ihm diesen immer fertig, damit er noch an der Jagd teilnehmen kann. Aber beim absteigen hat er die Kraft verloren und ist abwärts und ist dabei sogar so blöd auf seine Waffe gefallen, dass die zerbrochen ist. Nun hat er sich die Hüfte fürchterlich geprällt und den Arm verstaucht. Schwiegermutter ist ja auch schon 80 und so versuchen wir sie zu unterstützen. Es ist eine Fahrerei von drei Stunden pro Tour und das füllt dann den Tag schon sehr aus. Zu Hause habe ich auch im Moment mega zu schaffen und dann noch zwischendurch die Enkel umsorgen, da unsere Schwiegertochter den großen nicht in die Kita schickt, da dort die Krätze Einzug gehalten hat. Das ist mir alles zu viel.

    Mit dem lesen bin ich zwar schon im 8. Abschnitt, ich bin dann abends aber so kaputt, dass ich nicht mehr schreiben mag.

    Auf jeden Fall werde ich die Rezension schreiben, wenn ich etwas durchatmen kann.

    Seid ganz lieb gegrüßt.

    Alles Gute für deinen Schwiegervater. Ich kann das sehr gut verstehen und wünsche dir viel Kraft für die kommenden Tage, auch wenn ich es natürlich schade finde, auf deine tollen Beiträge verzichten zu müssen. Aber Gesundheit und Familie gehen immer vor.