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Hier kommt das Freche in Lous Wesen - das Kenner sicherlich lieben - zum Vorschein: "Dies Sich - gewaltsam - Entfernen von den "Realien", so charakteristisch für alle Neurotiker auch nach Adlers Ansicht, haftet insofern seiner eigenen Ansicht etwas an." (Seite 52)
Dank ihrer Schlagfertigkeit und der hohen Intelligenz schafft sie es auch in persönlichen Gesprächen ihren "Mann" zu stehen: "Deshalb konnte mich, einige Tage später (...) Adler in persönlichem Streit auch nicht überzeugen [...] Wir sprachen uns heiße Köpfe an, endlich durch alle Straßen rennend; er lief rührend und treu mit." (Seite 52f)
Ihre Bewunderung für Freud reißt nicht ab. Erste Vieraugengespräche mit ihm, die stellenweise Lehranalysen-Charakter annehmen.
Sie lässt sich von Dichtung zu Gedanken über die Psychoanalyse inspirieren.
Immer wieder zieht sie Parallelen zwischen Spinoza bzw. dem Spinozismus und der Psychoanalyse.
Bei aller Sachlichkeit des Tagebuchs, erwähnt Lou doch immer wieder Zwischenmenschliches, das sie persönlich berührt (bspw. Gewisses in Adlers und Freuds Verhalten ihr gegenüber, Erschütterung über eine Paranoikerin, die nicht vor dem "Steinhaus" bewahrt werden konnte).
Manche der regelmäßig stattfindenden Diskussionsabende rühren an Lous eigener Psyche.
Bis 2 Uhr nachts diskutiert sie mit den Männern in Schenken und lässt sich scheinbar nie unterkriegen: "Adler konnte ich natürlich, bei unserer Debatte darüber, nicht überzeugen. Wir streiten wie toll." (Seite 86)
Bei all der "verbalen" Leidenschaft zwischen den beiden, erwarte ich irgendwie, dass sie miteinander im Bett landen werden.
Klischeealarm! Zu viele Nackenbeißer gelesen