Beiträge von b.a.t.

    Da stimme ich Juva voll zu. Wir haben ja keinen Lesewettbewerb:)


    Was ich am Stil übrigens generell nicht so mochte ist, dass C.B. mich immer direkt angesprochen hat. Ich bin kein Fan davon mit "Dear reader" angesprochen zu werden, auch wenn es damals nicht unüblich war.


    Dass sie von ihren Verwandten gerettet wurde finde ich auch etwas übertrieben. Es gibt schon sehr große Zufälle.

    Die Szene, in der Rochester die Wahrsagerin bezahlt, um seine Gäste und insbesondere auch Jane auszuhorchen finde ich jedes Mal befremdlich, das ist ein extremer Vertrauensbruch, wie ich finde. Mit Offenheit nimmt er es aber sowieso nicht immer so genau.


    In der Conclusion gibt es ja quasi für alle ein Happy End, außer für St. John, der stirbt in seinem Missionswahn. Ich hoffe ja er hat nicht zu vielen seinen Glauben aufzwingen können. Interessant ist es schon, dass ihm die letzten Worte des Buches gehören.

    Rebecca habe ich nicht gelesen. Und ich lobe mir die englische Sprache. meine Version hat nur 520 Seiten und ist schon großzügig gesetzt.

    Die alte Taschenbuchversion gar nur an die 400.


    Die starren religiösen Züge von Jane sind wirklich manchmal mühsam, aber immerhin steht sie für das was sie glaubt ein. Manchmal habe ich das Gefühl, sie glaubt das, weil sie sich nicht anders traut.


    Die kindliche Jane war, bevor sie nach Lowood kam weniger zimperlich. Die quäkerische Gehirnwäsche hat schon gefruchtet.

    Grusel im 19. JH funktioniert glaub ich sehr selten heutzutage. Das haben wir schon beim "Fiend Frankenstein" gesehen. Uns erschrecken heute andere Dinge als damals.

    Ich bin nun fertig mit Jane Eyre.

    Sie wurde bei St. John Rivers und seinen Schwestern aufgenommen, wurde reich und kehrte zurück.


    Gestern habe ich mir noch die Verfilmung gegönnt mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender - nun ja muss nicht sein. Außer Judy Dench als Mrs. Fairfax fand ich es so naja und sehr gekürzt. Da gibt es bessere Filme über Jane Eyre.


    Mein favorite ist die BBC Serie von 2006. Sehr buchgetreu was natürlich bei einem längeren Format leichter realisierbar ist.


    Ich habe diesmal wirklich schnell gelesen, in manchen Passagen das Gefühl - ja ich weiß ja eh schon- gehabt. Dennoch nach wie vor ein sehr gutes Buch für mich.


    Rochester der versucht seinem Schicksal zu entkommen und immer wieder davon eingeholt wird, findet mit Jane seine Retterin. Das Gute siegt über das Böse, das Materielle ist wertlos, sie können auch ohne Thornfield Hall leben und glücklich sein sehr viktorianisch gemäßigt.


    Ich freue mich schon auf die Zweitlektüre dazu.


    HoldenCaulfield könntest du bitte einen Unterthread aufmachen

    Jean Rhys- Wide Sargasso Sea


    Ich habs nicht hinbekommen, oder keine Rechte dazu :)

    Ich bin schon fast durch, Jane hat Thornfield bei mir mittlerweile verlassen nach ihrer geplatzten Hochzeit. Die Geschichte der Bertha Mason/ Rochester wird ja nur einseitig dargestellt aus der Sicht von ihrem Ehemann. Lunatic ist ein relativer Begriff. Was genau dahintersteckt weiß man nicht, aber da sie ja nicht zu Wort kommt, aus ihrer Sicht wird nicht berichtet. Sie war anders, exotisch, was ihn zu Beginn wohl fasziniert hat. Ob ihre Gebräuche und Sitten, die ihm fremd waren wirklich verrückt waren, oder er sie weggesperrt hat, weil es in seinem Weltbild anders aussah als ihrem ist schwer zu sagen. Vielleicht ist ihre Aggressivität auch nur die Folgereaktion auf seine Zurückweisung, ihr einziges Mittel sich zu wehren? Bin schon gespannt wie Jean Rhys das interpretiert.


    Zu Jane - ich finde sie geht einen klaren Weg, schwarz oder weiß. Grautöne erkennt sie nur in ihrem Gewand an. Dieses übersittliche Quakertum ist mir schon manchmal suspekt.


    Adela hat im Buch nur die Funktion die Anwesenheit von Jane auf Thornfield zu erklären. Außer ein paar nichtigen Szenen mit ihr und die Geschichte wie Rochester sie quasi geerbt hat ist nichts spannendes an ihr. Er hat aber immerhin soviel Herz, dass er der Kleinen ein angenehmes Leben und etwas Bildung zugute kommen lässt.


    Edward Rochester ist bis jetzt oft herablassend, macht sich über Janes Korrektheit oft lustig. Er will sie und ist nicht bereit, seine Vergangenheit zu offenbaren. Er hätte sich genauso gut scheiden lassen können und dennoch für Bertha sorgen können. Das wäre allerdings rufschädigend gewesen. Thornfield ist ein wahres Dornenfeld, wie bei Dornröschen im 100 jährigen Schlaf.

    Ich finde in der Schule mögen sie bis auf Brocklehurst eh alle, und der verschwindet dann auch von der Bildfläche.

    Kinder als Individuen differenzierter zu betrachten begann allmählich in der Zeit des Buches. Vorher wurden sie ja quasi in der "guten Gesellschaft" weggesperrt und nur zu Demonstrationszwecken hin und wieder aus dem Versteck geholt.


    Ich habe keine Übersetzung, die dritte von Currer Bell (aka C.B.) herausgegebene Version.

    Mittlerweile bin ich bei Kapitel VIII angekommen.


    Nach dem Trauma im Roten Zimmer, die Verbindung zwischen Tod und Geister und Angst, die sie damit verbindet und dem endgültigen Zerwürfnis mit Aunt Reed, ab nun nur noch Mrs Reed und der Begegnung mit Brocklehurst ist Jane in Lowood angekommen. Das menschliche, hygienische und pädagogische Level ist very low in diesem düsteren Wald.

    Helen Burns, mit der sie sich anfreundet ist das Gegenteil von Jane. Sie ist unterwürfig, möchte auf keinen Fall etwas hinterfragen. Sie versucht quasi in der Menge unterzutauchen. Bei Bestrafung gibt es zwei biblische Devisen bei Helen - die andere Wange hinhalten und den Feind zu lieben. Sicherheitshalber nichts hinterfragen, das könnte nur Ärger geben.


    Jane kann sich beides nicht vorstellen. Ihr pragmatischer Verstand sagt ihr, dass die Bestrafung ungerecht ist, dass sie das nicht erdulden kann (wird aber kurz darauf eines besseren belehrt, sie wird auch ungerecht bestraft und kann es doch stoisch ertragen) und sie kann sich auf keinen Fall vorstellen Mrs Reed jemals zu lieben oder ihr zu verzeihen. Sie stellt viele Fragen, was sich andere nicht trauen.


    Die Um- bzw. Zustände in der Schule sind menschenunwürdig. Im Gegensatz zu Jane Austen, die ca. 50 Jahre zuvor veröffentlicht hat merkt man dem Buch schon die viktorianischen Reformen an. Es werden auch die unteren sozialen Schichten beleuchtet, Missstände aufgezeigt. Charlotte Bronte verlässt quasi die Komfortzone der guten Gesellschaft.

    Chapter I - IV


    Die ersten vier Kapitel zeigen wie grausam früher mit Kindern umgegangen wurde. Aunt Reed ist generell ein grausamer, berechnender Mensch. Sie hasst Jane und hat überhaupt keinen Gerechtigkeitssinn.

    Auch die Dienstboten setzen Jane herab. Sie dürsten danach jemand zu erniedrigen, sie reden ihr ein, sie habe eine noch niedrigere Stellung als sie. Im Endeffekt ist Jane eine Gefangene im Haus.

    Sie hat aber genug Kampfgeist, um für sich selbst einzustehen. Trotz der Grausamkeiten, die sie durch ihren Cousin und der Tante erleiden muss. Der Ausweg, der sich ihr bietet, ist auf eine Schule zu gehen zu Mr. Brockelhurst. (erinnert mich an das sehr informelle Wort Bröckelhusten aka Erbrechen).

    Der Abschied fällt Jane nicht schwer, obwohl sie noch nicht weiß, was auf sie zukommt.

    Sie ist very outspoken, sagt der Tante was sie von ihr hält.

    Ich glaube der Titel ist eine Anspielung auf das ständige Unterwegssein. Die Familie ist im Buch immer unterwegs von einem Ort zum anderen. Für Flüssigkeiten im Flugzeug benötigt man ein Ziplock. Sie sind zwar oft unterwegs, aber kommen nie irgendwo wirklich an. Wo sie miteinander gut leben können ist fraglich, oder ob überhaupt.

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    Ein Coming-of-Age Roman über die 15 jährige Margarita und ihre etwas dysfunktionale Familie. Sie lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater in Berlin. Er ist Israeli, arbeitet als Kantor in einer Synagoge in Berlin. Die Mutter Marsha ist US-Amerikanerin und hat die Familie verlassen, als Margarita noch ein kleines Kind war. Sie ist deutsche Staatsbürgerin, weil ihre Eltern nicht wollen, dass sie in Israel zum Militär muss und in einer anschlagsgefährdenden Umgebung aufwächst.

    Avi der Vater fühlt sich nicht wirklich heimisch, spricht auch nur gebrochen deutsch. Alles was er tut, macht er für seine Tochter.


    Die Ferien verbringt sie immer bei ihren Großeltern in Chicago. Sie sind reich, der Großvater ist Universitätsprofessor an der University of Chicago. Sie wohnen auch dort direkt neben dem Campus. Rita, wie sie ihre Großeltern nennen. Ihre Großmutter möchte, dass sie ihrer Mutter wieder näher kommt. Sie unterrichtet für ein paar Monate an der Universität in Jerusalem, also wird Margarita zu ihrer Mutter geschickt.


    Das Erwachsenwerden und die Entdeckung der Sexualität spielt die größte Rolle in ihrem Leben. Im Endeffekt lebt sie ein Doppelleben, ihr Vater weiß von ihren Aktivitäten nichts. Sie leben einen jüdischen Alltag daheim mit Gebeten, Schabbes und allen traditionellen Festen. Ein genormtes manchmal auch restriktives Leben. In Berlin lebt ihre erste Liebe Nico, der als er merkt, dass sie Jüdin ist meint, dass das die Siedler sind. Sie findet in Tel Aviv kurzfristig eine spannende Begegnung mit Lior, der gegen seine Regierung demonstriert.


    Das Leben in Israel ist völlig fremd für Margarita. Sie kennt die Gepflogenheiten nicht, sie kennt sich nicht in der Politik des Landes aus. Sie demonstriert für etwas, das sie gar nicht kennt.


    Der jüdische Alltag bei den Großeltern ist im Vergleich dazu ganz anders. Außer einem Synagogenbesuch am Wochenende und relativ koscheres Essen wird die Religion nicht gelebt. Das Gebet in der Synagoge ist mehr wie ein Event, youtube-reif und für einen ernsthaften Gläubigen der alten Welt fast wie ein Comic.


    Im Prinzip ist das Wohnhaus der Großeltern auch in einer Enklave, denn rundherum ist die Gegend so gefährlich, dass man nur direkt über die Autobahn hinfahren kann. In der umliegenden Southside of Chicago ist es nicht ratsam herumzulaufen.


    Die Handlungsstränge möchte ich gar nicht nacherzählen. Die sollten alle, die das Buch lesen selber geniießen. Es geht vielmehr um die Fragen die das Buch aufwirft.


    Was bedeutet Israel und jüdisch sein für diejenigen die nicht von der Shoa persönlich betroffen waren, die schon vorher abgewandert sind.

    Was bedeutet es heute ein jüdisches Leben in Deutschland zu führen?

    Wird die Shoa jemals ein historisches Ereignis sein, oder immer allgegenwärtig?

    Was rechtfertigt die Siedlungspolitik in Israel?

    Wann ist man jüdisch, was wenn eine weibliche Vorfahrin adoptiert ist und quasi nicht das Jüdischsein von der Mutter übertragen wird?


    Die persönlichen nicht religiös-politischen Fragen sind:

    Wie geht man mit einer Mutter um, die einen Verlassen hat, die unverlässlich ist?

    Was kann man dem Vater zumuten, der ihre Zweifel nicht versteht?

    Wie kann man mit schlechtem Gewissen umgehen?



    Viele Fragen regen an über eigene Einstellungen zu reflektieren und ist flüssig und teils provokant geschrieben. Das Buch ist geprägt von Gegensätzlichkeiten.


    Oft verstehe ich Nominierungen für Literaturpreise nicht, in diesem Fall kann ich aus meiner Sicht sagen - höchst verdient.