Beiträge von tom leo

    Hallo Marlino,


    ganz tolle Rezi und Kommentare von Dir! Herzlichen Dank!


    Ich habe den Oblomow sehr genossen, allerdings schon vor vielen Jahren. Sicherlich kann es nicht um die Verherrlichung der Stolzschen oder der Oblomowschen Perspektive gehen, doch ist es im Kontext schon vielsagend, dass Stolz mit deutscher Abstammung für eine westlich profitable, effektive Lebensweise zu stehen scheint, während Oblomow gewisse russische Eigenschaften zu verkörpern scheint... Sind sie "positiv", sind sie "negativ"? Wir urteilen schnell und ich habe oft gesehen, gerade bei den westlichen Lesern, dass Oblomow also schon automatisch abgestempelt ist. Dabei gibt es in seinem Leben nicht nur einfach eine gewählte Passivität, als auch eine Art "Resignation", die ich nicht zu negativ verstanden wissen will. Wahrscheinlich stellt uns dieser Antiheld mit Realitäten unseres Lebens in Kontakt, die wir nicht so gerne sehen wollen.


    Gontscharow hat an diesem seinem Roman lange Jahre gearbeitet und hat sich sicherlich einiges dabei gedacht.


    Empfehlen kann ich auch "Eine alltägliche Geschichte" des selben Autors...

    Tolle Vorstellung!


    Claudie Gallay hat nicht von Werbung und großen Verlagshäusern profitiert: ihre Erfolge, nun insbesondere von "Les déferlantes", verdankt sie der Mund-zu-Mund Propaganda! Nun reißt man sich um sie, doch sie bleibt ziemlich diskret.
    Sie wurde 1961 in Bourgoin-Jallieu geboren. Ich freue mich, dass ich ihren Roman noch (auf Französisch) vor mir habe!

    Erst nachdem ich das Buch beendet hatte, sah ich den wahren Geist des Buches. Es geht weniger um die Beziehung von Isabell und Jakob, als um erschreckende Gleichgültigkeit und Kälte dem Schicksal des einzelnen Mitmenschen gegenüber. Gerade auf Grund der distanzierten Schreibweise und der garedezu mangelnden Beschreibung der Gefühlslage der Protagonisten wird die Aussage verstärkt, wie unmenschlich der Mensch eigentlich ist. Jeder ist sich selbst der Nächste und das Schicksal und die Nöte der anderen, ja der Personen in unmittelbarer Nähe, werden nicht mit Mitgefühl und Empathie aufgenommen, sonder sind eher ärgerliche Störungen des eigenen kleinbürgerlichen Lebens und wenn man ganz ehrlich ist, so findest man sich, so beschämend es auch ist, selbst wieder in diesem ganz und gar nicht schönen Portrait des „zivilisierten“ Menschen...,



    Ich las gerade erst dieses Buch, schließe mich aber gerne Tina an. Ja, das ist wirklich kein "schönes" Buch und entspanntes Lesen, doch ich sehe hier einen recht kalten, uns ja angstmachenden Spiegel. Ich weiß nicht, ob ich dieses Buch einfach empfehlen sollte, doch ich kann eine gewisse Ansprache an den "modernen" Menschen nicht von mir weisen, so unbequem es auch ist.
    Die Schreibe von Hacker finde ich recht gut. Natürlich "gefallen" mir viele so kalte Stellen auch nicht...

    Zbigniew Mentzel – Alle Sprachen dieser Welt


    Original: Wszystkie jezyki swiata (Polnisch, Januar 2005)


    ZUM BUCH: Der Ich-Erzähler Zbigniew (alter ego des Autors?!)sitzt auch mit 46 Jahren noch den lieben langen Tag in seiner winzigen, mit Büchern vollgestopften Warschauer Wohnung, beobachtet seine Nachbarn, spekuliert an der Börse und denkt ergebnislos über die »Sprache der Zukunft« nach. Sein Vater war erst ein tapferer Soldat und dann ein pflichtbewusster Angestellter war, der keinen Tag in der pharmazeutischen Abteilung seines Krankenhauses gefehlt hat (aber warum???), und seine Mutter, die eigentlich Konzertpianistin und Dichterin werden wollte, setzte große Hoffnungen auf ihren Sohn (aber warum???) und trauert recht verbittert einer alten Liebe nach.
    Der Roman spielt an einem einzigen Tag, knapp zehn Jahre nach dem Ende des Kommunismus in Polen. Der 17. Januar ist der Jahrestag der „Befreiung“ Warschaus durch die Rote Armee und der letzte Arbeitstag seines Vaters. Während Zbigniew auf ein Rendezvous mit dem Vater wartet, lässt er wichtige Stationen seines Lebens Revue passieren. Aber warum dieser Tag auch für ihn der wichtigste Tag seines Lebens sein wird, erfährt der Leser erst am Schluss dieses mit feinem Humor geschriebenen Romans, der dahinter gerade mal angedeutet allerdings auch Dramen im geschichtlichen Kontext verbirgt als auch in den Leben insbesondere der Eltern.
    (Kurzbeschreibung von Amazon deutsch und französisch, leicht geändert):


    EINIGE GEDANKEN: Man fragt sich verwundert, was das Thema des Turmbaus zu Babel und der Sprachenverwirrung als Eingangsthema wohl bedeuten mag. Nach und nach – ich muss was mich anbetrifft gestehen: sehr spät – sieht man wohl, dass es indirekt hier, und hinter vielleicht oberflächlich lustigen Geschichten oder gar Anekdötchen – auch um Fragen des Sich Verstehens und der Kommunikation geht. Es heißt, dass die Eltern einander nicht verstanden, oder die Mutter auf ihren Sohn ihre Vorstellungen und Träume projiziert, oder die Eltern gleichzeitig wohl nie den Kern der Dinge frei und frank erzählt und geteilt haben. Was wird Menschen einander verstehen lassen? Wird der so oft gescheiterte Zbigniew, der umsonst seit Jahren über seinem Buch sitzt, endlich „reden“ lernen? Ich dachte an ein Lied von Pink Floyd: „Keep talking“.
    Neben oder mitten in diesen persönlichen Befindlichkeiten wird der Einfluss, die Auswirkungen der „Großen Geschichte“ auf das Leben der Einzelnen dargestellt: so sind wir alle stets auch Kinder unserer Zeit.


    Ich hatte ein seltsames Lesegefühl: manchmal wollte ich das Buch gelangweilt beiseite legen, abbrechen, doch etwas sagte dann, dass da doch irgendwas dran ist. In dem Sinne fand ich das Lesen nicht absolut offensichtlich. Es gibt ganz geschickte, schlichte Andeutungen, die es zu entdecken gilt. Dann scheint mir dieses Buch wirklich interessant! Und mit wachsendem Abstand sehe ich dieses Buch immer positiver.


    3ratten


    ZUM AUTOR: Zbigniew Mentzel, geboren am 20. April 1951 in Warschau, studierte polnische Philologie, war bis zum 13. Dezember 1981, als in Polen das Kriegsrecht eingeführt wurde, Assistent an der Warschauer Universität und schrieb für Polityka. Anschließend arbeitete er für den Londoner Exilverlag Puls. Nach dem Ende des Kommunismus in Polen wurde er Repräsentant des Verlagshauses in Polen und Herausgeber der Zweimonatsschrift ‚Puls’. Er ist Verfasser zweier Erzählbände und einer satirischen Chronik des kulturellen Lebens in den letzten Monaten der Volksrepublik Polen. Seine Haupteinnahmequelle sind Börsenspekulationen.


    Taschenbuch: 180 Seiten
    Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 342324528X
    ISBN-13: 978-3423245289

    (Ich las das Buch vor circa einem Jahr auf Französisch:)


    Atiq Rahimi – Syngué sabour


    Der Autor stellt uns in einen kurz angedeuteten Raum, der gut für ein Theaterspiel geeignet zu sein scheint: die Nennung von Afghanistan (oder anderswo...), ein Zimmer, ein Mann, eine Frau (ohne Eigennamen), als Hintergrundgeräusche ein Konflikt. Der Mann ist anscheinend durch eine Verletzung komplett apathisch: keine Bewegung, kein Ton, nur die rhythmische Atmung. Die Frau, seine Frau, pflegt ihn, ist hin und hergerissen zwischen Aufgabe und Anklage, Dabeibleiben und Weggehen. Zunächst ist es das Beten des Gottesnamens gemäß der Tradition, die ihrer Gegenwart mit den Atemzügen des Mannes einen Rhythmus geben. Immer mehr lösen sich ihre Lippen zu einem befreienden Erzählen und Klagen des Erlebten: Geschichte der Unterdrückung einer Frau in einer religiös, sozial und sexuell von Männern beherrschten Welt.


    Der Titel greift eine persische Mythologie auf: dem „geduldigen Stein“, vor einen gelegt, werden alles Unglück und Leiden anvertraut, alles, was man keinem anzuvertrauen wagt. Und der Stein hört zu, saugt die Worte und Geheimnisse auf wie ein Schwamm bis er eines Tages berstet. An jenem Tage würde man Befreiung erfahren.


    Ja, nach Jahren des Hinnehmens ist nun die Frau jene, die einerseits – eine Neuheit in ihrem Leben – den Leib ihres Mannes in ihrer ganzen Obhut hat, und zur selben Zeit endlich mal sein Ohr (es bleibt fragwürdig, inwieweit der Mann wirklich hören kann...) gewinnt für all ihr inneres Erleben und Spüren. Ihr Mann wird zu ihrem „Stein der Geduld“. Wie viel Leid kommt da hoch, und doch bleibt da wie ein Wechselspiel zwischen tiefster Anklage und einer jetzt erst möglichen Zärtlichkeit und Fürsorglichkeit, vielleicht gerade weil der Mann keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen hat.


    Das Ende des Buches bleibt der Interpretation des Lesers überlassen: Traum, Wirklichkeit? Befreiung?


    Die Sprache spiegelt die Wiederholungsgebete des Namens Gottes als auch das unheimlich werdende gleichförmige Atmen des apathischen, bewegungslosen Mannes wieder. Sie hat beizeiten etwas Hämmerndes, Einschneidendes. Sie spielt nicht mit großen Wortneuschöpfungen, sondern gerade durch ihren Rhythmus.


    Nach dem Lesen bleiben Fragen und Bilder des Buches noch lange in einem lebendig. Wann werden die Frauen und Männer dieses Landes – und aller Länder – Befreiung und Trost finden?


    Hier http://www.buechertreff.de/ind…=rahimi+sabour#post479317 hat Alixe den afghanischen Schriftsteller Atiq Rahimi schon vorgestellt und auch dieses Buch erwähnt.


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    Détails sur le produit
    Broché: 155 pages
    Editeur : POL (25 août 2008)
    Collection : FICTION
    Langue : Français
    ISBN-10: 2846822778
    ISBN-13: 978-2846822770


    Demnächst auf Deutsch als „Stein der Geduld“.

    Andrzej Stasiuk - Die Welt hinter Dukla


    Originaltitel: Dukla – Polnisch, 1997
    (Dtsche Ausgabe: 2000, bei Suhrkamp)
    (Meine Eindrücke, bevor ich diesen Fred gerade entdeckte:)



    ZUM BUCH: Dukla ist ein verschlafenes Nest in Südpolen, am Rande der Karpaten, nicht weit von der slowakischen Grenze entfernt. Auf dem Marktplatz hat sich alle Leere der Welt versammelt. Ein Wind herrscht, der direkt aus Alaska und Sibirien herüberweht. Mit seinem bröckelnden Mauern und dem Schloss der Fürsten von Brühl, den beiden Barockkirchen und der niedergebrannten Synagoge ist Dukla ein Ort, der eine magische Anziehungskraft auf Stasiuks Ich-Erzähler ausübt. Wie unter Zwang kehrt er immer wieder in das Städtchen zurück, "um es bei unterschiedlichem Licht, zu unterschiedlichen Tageszeiten anzusehen". Sein Versuch, den Geist des Ortes zu fassen, der Materie ihr Gedächtnis zu entreißen, macht die Spurensuche zu einer dichterischen Expedition. Andrzej Stasiuk beschreibt sein Buch als einen 'schwer zu beschreibenden Akt atheistischer Mystik, eine sehr meditative Prosa. Es geht um ein tiefes Eintauchen in jedes Ereignis, darum, all das, was sichtbar ist, zu notieren - um ein postreligiöses Erleben der Gegenwart.'(LITERATUREN)
    (Kurzbeschreibung bei Amazon)


    MEINE GEDANKEN: Schon in den ersten Zeilen bekennt Stasiuk Farbe: „diese Erzählung sollte keine Handlung, keine Geschichte haben“ und so ist es denn auch. Beschrieben werden anfänglich vor allem und immer wieder verschiedenste (Reise-) Annäherungen an Dukla, diesem kleinen Städtchen in den Karpaten Südpolens, an der Grenze zur Slowakei. Der Erzähler kehrt immer wieder dorthin zurück und beschreibt das Dorf aus den verschiedenen Winkeln und verschiedenen Beleuchtungen, im wahrsten Sinne des Worts: verschiedene Tages- und Jahreszeiten als Rahmen („das einzige, was zu beschreiben sich lohnt,,ist das Licht, seine Abarten und seine Ewigkeit“). Eingeflochten werden Bruchstücke von Erinnerungen: einer Kindheitsliebe, der Großeltern, des Glaubens im Dorfe, von Spaziergängen und einer Wallfahrt... Dies alles in einer sehr dichten lyrischen, mir anfangs sehr schwer fallenden, Sprache. Dann liest man sich etwas ein, doch viele Stellen laden zum Wiederkäuen und Nachlesen ein.
    Ich lese hier immer wieder Gedanken und Eindrücke heraus eines Menschen zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit. Was bleibt? Was hat Bestand? Hier erzählt und schreibt ein Mensch, der um das Bleibende kämpft und doch auch einen Teil des Urvertrauens zu verloren haben scheint.
    Miniaturen auf den letzten 20 Seiten schließen das Bändchen ab: hier stehen vor allem die Natur, Tiere, Naturereignisse im Zentrum: sie fangen meist in Naturverbundenheit und gewisser Zärtlichkeit an, und haben dann meist ein abruptes Element der Vergänglichkeit als Abschluss. Nach einigen der Miniaturen dachte ich, dass ich nun aber schon verstanden hätte, was er sagen wollte... Doch das ändert nichts am guten Gesamteindruck eines sprachlich sehr dichten Buches, das allerdings vielen total nichtssagend und langweilig vorkommen könnte.


    ZUM AUTOR: Andrzej Stasiuk (* 25. September 1960 in Warschau) ist ein polnischer Autor, Journalist und Literaturkritiker. Nach eigenen Angaben wurde er von der Schule verwiesen und engagierte sich in den frühen Achzigerjahren in der polnischen pazifistischen Oppositionsbewegung Ruch Wolność i Pokój. Nachdem er während seines Militärdienstes desertiert war, wurde er zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Stasiuk lebt heute in Wołowiec in den Niederen Beskiden.
    (Zum Werk siehe weitere Angaben unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Stasiuk )



    ISBN-10: 3518398911
    ISBN-13: 978-3518398913

    Hallo Eowyn,


    nun habe ich ebenfalls lange nicht mehr hier reingeschaut und entdecke Deinen Kommentar! Pardon!


    Ja, Du sprichst wohl berechtigt das leidliche Thema der Klappentexte an. Eine zu große Betonung der Attentate würde nicht zum Lesen des Buchanfangs passen. Doch vielleicht gibt das Ende der brooklynschen Freiheit einen anderen Rahmen. Man konnte sich ja gerade in den ersten Monaten (Jahren?) nach den Attentaten fragen, ob man nicht dabei war, eine ganze Welt von "Skurrilitäten" abzuschaffen, aus lauter Sicherheitswahn und Einheitsbreisuche...

    Nick Flynn arbeitete von 1984 bis 1990 mit Obdachlosen in Boston. Ab 1987 befand sich sein Vater, den er bis dahin nie gross kennen gelernt hatte , auf der Strasse und es kommt so zur grotesken Situation, dass Flynn Sohn den Vater im Heim beherbergt. Jener war ein Pseudoschriftsteller, der allerdings nie was zustande bekommen hat, aber stets in grosser Selbstueberzeugung nach Hoeherem strebt, doch dabei nach und nach sinkt und sinkt. Ueber Schiebereien und Alkoholismus, Gefaengnisaufenthalten geht es der Strasse entgegen. Seine erste Frau mit ihren zwei Kindern trennte sich von ihm schon 1963, als Nick gerade drei Jahre alt war, und so lernte er ihn nie kennen. Parallel und gekonnt erzaehlt Nick Flynn die Lebensgeschichte seines Vaters, wie er sie nach und nach rekonstruieren konnte als auch seine eigene, die von einer sehr unstabilen Kindheit und Jugend gepraegt war und ebenfalls in Halbdunkel und in zwielichtigen Verbindungen, auch Alkoholismus, spaeter aber auch in die Arbeit in ein Obdachlosenheim fuehrt.


    Im Beschreiben ihrer Existenzen in ihrer Verlorenheit, in ihren (Drogen-)Abhaengigkeiten, auch ihrem Selbstbetrug, ihrer Flucht vor sich selbst, geht Flynn mit dem Leser an Abgruende, die um so mehr wirken und auch brennen als dass sie ja nicht Fiktion, sondern Wirklichkeiten sind. Das Buch ist vollgespickt auch von am Rande auftauchenden Figuren und Schicksalen, die wohl fuer die meisten von uns eher einer fernen Phantasie zugeschrieben werden als knallharter Realitaet.
    Die schriftstellerische Auseinandersetzung mit der Gestalt des Vaters ist wohl Nicks Art, sein Auf- und Verarbeiten mit dem Leser zu teilen. Die Aneinanderreihung mancher Szenen wirkt manchmal irreal und abstossend und man fragt sich, ob das alles so wahr sein kann. Dabei sucht er wohl weniger ein falsches Mitleid mit sich, aber er laesst uns doch Verfallsgeschichten erahnen, die m.E. uns das Leiden manch sogenannter « heruntergekommener » Person naeher bringen und, eventuell, etwas in uns ausloesen kann?!Denn letztlich stellt er fest, dass er sich beruehren lassen muss von der Geschichte seines Vaters, dass er nicht an ihn vorbeikommt und « Sohn seines Vaters bleibt ».


    Keine Lektuere zur Unterhaltung, doch eine packende Beschreibung eines Vater-Sohn Verhaeltnisses und eines Lebens am Abgrunde.


    4ratten


    Broschiert: 352 Seiten
    Verlag: Piper (November 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3492247628
    ISBN-13: 978-3492247627

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    Vincent Delecroix - La chaussure sur le toit


    Im Zentrum des Geschehens : ein Schuh auf einem Dach! Alle Personen des Romans stehen in Verbindung mit diesem Haus (dem Dach und diesem Schuh!) in der Nähe des Pariser Nordbahnhofs: ein verträumtes Kind, ein Eindringling in die Wohnung seiner ehemaligen Geliebten, ein paar Verbrecher, ein ehemaliger, nun aber zur Philosophie bekehrter Fernsehmoderator, ein melancholischer Hund, ein Immigrant ohne Papiere, eine exzentrische alte Dame, ein leicht eingebildeter, moderner Künstler, ein Einbeiniger, ein Ich-Erzähler nah am Rande des Selbstmordes...
    Die zehn Kapitel könnten fast so als Kurzgeschichten stehen: sie erzählen jeweils aus anderer Warte eine mögliche Variante des „Schuhs auf dem Dach“, Variante im Bezug, aber auch Variante im Stil: mal Anklage, mal Erzählung, mal märchenhaft etc. Und Delecroix schaut mit wachem und humanem Blick hinter die Fenster und Wohnungstüren (das erinnerte mich an die Strassenbahnszene im „Himmel über Berlin“ von Wim Wenders) und erzählt von diesen Leben mit ihren Schwierigkeiten und auch in ihrem jeweiligen Alleinsein. Alle Personen sind auf ihre Weise Einzelgänger. Doch für Delecroix scheint dies wie eine Grundbefindlichkeit des Menschen zu sein, vielleicht sollte uns dies also nicht abschrecken, denn eigentlich sind in diesen Geschichten, die miteinander durch Querverweise und eben gemeinsame Themen verbunden sind, Einsamkeit, Leid, aber doch auch Humor ganz nah beieinander. Schmunzeln, ja Lachen als auch ein wenig Nachdenklichkeit waren bei der Lektüre oft gleichzeitig. Und wenn so ein Schuh auf dem Dach eben was ganz Gewöhnliches sein kann, dann vielleicht auch jene einzelnen Schicksale?
    Für mich eine sehr schöne Entdeckung!


    Vincent Delecroix wurde 1969 geboren, lebt und unterrichtet Philosophie in Paris. Ein Schwerpunkt seiner Studien beschäftigt sich mit Kierkegaard.


    Bisherige Prosa:
    Retour à Bruxelles, récit lyrique, Actes Sud, janvier 2003.
    La preuve de l'existence de Dieu, monologues, Actes Sud, 2004.
    A la porte, roman, Gallimard, NRF, 2004
    Ce qui est perdu
    Dazu kommen philosophische Arbeiten…



    Broché: 217 pages
    Editeur : Editions Gallimard (30 août 2007)
    Collection : Blanche
    Langue : Français
    ISBN-10: 2070781550
    ISBN-13: 978-2070781553


    Link zur franz. Amazonseite : http://www.amazon.fr/chaussure…oks&qid=1194098113&sr=1-1

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    Entstehen und Vergehen einer Liebesbeziehung, von der man sich dauernd fragt, ob sie je eine war.


    Auf den ersten beiden Seiten erfahren wir einige wesentliche Elemente der Geschichte: der Berliner Manfred Assen lebt vom Schreiben und gelegentlichem Taxifahren; wird in seinen Erinnerungen immer noch geplagt von demütigenden Kindheitserfahrungen und steht anscheinend in einem Clinch mit seiner Freundin angesichts ihrer Schwangerschaft: austragen oder nicht?


    Diese Punkte – und andere! – werden in geschickter und manchem ungewohnter Rothmannscher Sprache ausgearbeitet und bringen uns den Verlauf und Elemente einer Beziehung nahe, in die Assen eher reinzurutschen, während Iris eher die Initiative zu übernehmen scheint. Die Erzählperspektive geht eher von Assens Seite aus: anfängliche Gleichgültigkeit, ein sexuelles Rauscherlebnis und ein Überrumpeltsein von der Macht des Angezogenseins durch das andere Geschlecht, eine scheinbare Zukunftslosigkeit, da er nie ernsthaft diese Beziehung auf dem Hintergrund der Dauer anzuvisieren scheint. Aber auch die Feststellung „nichts zu fühlen, von einer leisen Geilheit abgesehen“. Da ist Angst vor Bindung und vor Entscheidung („sprach sie von Beziehung war er gleich bedrückt“), und als dann die Schwangerschaft ansteht, gibt es für ihn anscheinend nur den Weg zur Abtreibung. Iris aber besteht auf ihrem Recht, Mutter werden zu wollen. Schnell ist die Entzweiung da und man läuft sich gegenseitig ins Messer. Zu spät ist der Wunsch, etwas zu retten und eine letzte Geste endet in einer brutalen und für Assen eher erbärmlichen und scheiternden Szene.


    Das war wahrlich nicht mein erster Rothmann, doch es ist der erste Rothmann: sein Prosadebüt aus dem Jahre 1986 nach dem Lyrikband „Kratzer“. Diese tolle, irgendwie typisch Rothmannsche Sprache trifft mich von je her, und wie nebenbei kommen wunderbar präzise Beschreibungen von inneren Zuständen und frappierende Aussagen („das quälende Gefühl...nicht mehr genug Zeit zu haben, um in Ruhe weniger zu lesen“). Eingeschobene Kindheitserinnerungen mögen helfen, die Unsicherheit und Verlorenheit, jene Unfähigkeit zur Entscheidung weit in der Vergangenheit anzusiedeln. Prägen uns solche Erfahrungen für unseren Umgang doch. Ist dieser Assen nicht auch ein Vertreter seiner/unserer Zeit? Eben fragte ich mich, ob die Lautverwandtschaft zu einem gewissen Verb so zufällig ist?


    Der Titel des Buches ist wohl mehrsinnig, alleine wenn ich an die Erläuterung des Ausdrucks „Auf Messers Schneide“ des Redensartenindexes verweise: „vor ungewisser Entscheidung; vor ungewissem Ausgang; in einer bedrohlichen / gefährlichen Lage; waghalsig“ (Quelle: http://www.redensarten-index.d…u&suchspalte%5B%5D=bsp_ou). Wir alle stehen in unseren Beziehungen oder Lebenswegen oft auf einem Grat: ab einem Zeitpunkt, nach versetzten Wunden, scheint hier für Assen der Punkt ohne Rückkehrmöglichkeit erreicht. Zu spät erkennt er, dass eine Beziehung eine Entscheidung verlangt, vielleicht nicht das manchmal romantisierte Fühlen der ersten Liebe, aber einen Mut für eine Entscheidung und die Übernahme von Verantwortung.


    Ich habe Teile der Erzählung zweimal gelesen und bin voller Staunen angesichts des klugen Aufbaus, der sich ergänzenden Hinweise und Bezüge. Sprachlich und inhaltlich meines Erachtens eine echte Entdeckung über ein vielleicht altes Thema! Ich wünschte Rothmann viele gute Leser: einer der besten deutschen Gegenwartsautoren verdient es!


    4ratten


    Wer weiß, ob Rothmann sich auch inspirieren ließ von einem Roman von Maugham „The razor’s edge“? (Verfilmungen von Maughams
    http://de.wikipedia.org/wiki/Auf_Messers_Schneide_(1946)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Auf_Messers_Schneide_(1984)


    Taschenbuch: 132 Seiten
    Verlag: Suhrkamp; Auflage: 3., Aufl. (16. Juni 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518381334
    ISBN-13: 978-3518381335



    EDIT: Betreff etwas angepasst und Amazon-Link repariert. LG Seychella

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    12 Erzählungen


    ZUM BUCH:
    Da die Kurzbeschreibung (nach Amazon) wirklich mal sehr gut ist will ich sie fast ganz übernehmen: Neue Erzählungen von Ralf Rothmann, ob er nun von den Nöten einer Zwölfjährigen schreibt, die sich nach dem Tod der Mutter verantwortlich fühlt für die Familie, ob er einen Polterabend mit ostdeutschen Bauarbeitern schildert oder von einer Krankenschwester in der Uckermark erzählt, die ihr Haus westdeutschen Feriengästen überläßt, während sie mit ihrem Sohn im Garten campiert; ob er uns einen arbeitslosen Alkoholiker vorstellt, der seiner Frau auf die Schliche kommt, oder einen Zirkushelfer, der die Mißhandlung der Tiere nicht mehr erträgt – immer ist die Liebe das Wasserzeichen dieser Geschichten. Mit Eleganz und Eros und einer spannungsvollen Sprache schärft Ralf Rothmann uns die Sinne für die Mystik des Alltags, und wenn er uns nach einer scheinbar gewöhnlichen Zugfahrt Richtung Glücksburg den Boden unter den Füßen wegzieht, fühlen wir endgültig, daß ein Leben ohne Poesie und Leidenschaft nur das halbe wäre. Und das ist – so der Autor in seiner Dankesrede zum Heinrich- Böll-Preis – immer schwerer zu tragen als das ganze


    MEINE MEINUNG:
    Von der ersten Lesebegegnung mit Rothmann an nimmt mich sein Schreiben gefangen. Woran das aber liegen mag? Vielleicht immer wieder dieses Gefühl: Ja, so ist Leben, das kennst Du; so empfinden Menschen. Und man erahnt auch, dass hier einer nicht nur nach grossen intelektuellen Anstrengungen was niedergeschrieben hat, sondern auch aus eigenem Erleben heraus schreibt. Sein wechselreiches Leben schlägt sich auch in diesen Erzählungen nieder, z.B. manchmal durch die Einfärbung durch eine bestimmte Sprache eines Milieus. Immer steht der Mensch im Vordergrund, “einfache” Menschen zumeist. Nun, in mehreren Geschichten, auch die Erfahrung des Todes, einer Trennung, eines Abschieds. Auch versetzt sich Rothmann teils gut als “Ich-Erzähler” in komische, oder gar unsympathische, selbstherrliche Figuren. Ich hatte viel Freude an dieser Sammlung von 12 Erzählungen. Wäre schön, wenn ihn noch einige entdecken könnten. Er erinnert mich übrigens – für jene, die gerne Vergleiche suchen – ein wenig an Peter Stamm (In fremden Gärten)…, ist aber vielleicht noch “menschlicher”, lichter?!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    ZUM AUTOR:
    Ralf Rothmann (* 10. Mai 1953 in Schleswig) ist ein deutscher Schriftsteller. Er wuchs im Ruhrgebiet in der Umgebung von Oberhausen auf. Nach der Volksschule und einem kurzen Besuch der Handelsschule machte er zunächst eine Lehre als Maurer. Später schlug er sich mit verschiedenen Jobs durchs Leben, arbeitete als Fahrer, Koch, Drucker und als Krankenpfleger. Seit 1976 lebt er in Berlin, wo er 1984 sein literarisches Erstwerk veröffentlichte, den Lyrikband Kratzer, für den er 1986 das Märkische Stipendium für Literatur erhielt. Sein erster Roman Stier erschien 1991. 1999/2000 war Rothmann poet in residence an der Universität Essen. Er lebt heute als freier Autor mit seiner Frau in Berlin-Friedrichshagen am Müggelsee. Er erhielt für sein Werk verschiedene renommierte Literaturpreise (u.a. 2005: Heinrich-Böll-Preis; 2006: Max-Frisch-Preis).


    Weitere sehr gute Infos zum Werk und zum Autor auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_Rothmann


    Gebundene Ausgabe: 212 Seiten
    Verlag: Suhrkamp; Auflage: 1 (September 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518418254
    ISBN-13: 978-3518418253



    EDIT: Betreff etwas angepasst. LG Seychella

    Danke für die Vorstellung des Buches, von dem ich noch nicht gehört hatte... Falls es, Klassikfreund, Dein erstes von Rothmann war, solltest Du die Entdeckungsreise meines Erachtens fortsetzen. Ich persönlich halte ihn für einen der besten zeitgenössischen deutsprachigen Schriftsteller.


    Empfehlen würde ich zuerst "Milch und Kohle"; Oder die zwei Kurzgeschichtenbände; "Rehe am Meer" und... "Hirsche im Wald".


    Ich weiß nicht, schokotimmi, ob diese Bücher als Einstieg gut sind???

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    Niemand hat die "Assimilbücher" erwähnt. Eventuell etwas teuer, aber zusammen mit den begleitenden CD sehr gut geeignet, auch und gerade zum Selbststudium. Ich habe damit recht gut Russisch gelernt. Ich finde die Lektionen - im Gegensatz zu Langenscheid und Konsorten - eigentlich viel "menschlicher" zum Sich Aneignen. So wird dem Auswendiglernen eher abgeraten, sondern darauf gesetzt, dass man eine Sprache nach und nach "assimiliert".
    Das klappt, wenn man jeden Tag seine fünfzehn - dreißig Minuten aufbringt!!!

    Rahimi, Atiq – Erde und Asche


    Original: Khâkestar-o-khâk (persisch, 2000)


    Nach der Zerstörung seines afghanischen Dorfes durch einen russischen Angriff und dem Tode seiner Frau, seiner Tochter, eines Sohnes mit seiner Familie, ist der Großvater zusammen mit dem taub gewordenen Enkel auf dem Weg zur Mine, in der sein nunmehr einziger Sohn arbeitet. Wie aber ihm diese Nachrichten zumuten? Oder ist es besser, ihn unbenachrichtigt zu lassen? Oder weiß er Bescheid, ist nun von Hass und Rachegefühlen erfüllt? Wie mit dem eigenen Schmerz umgehen? Zwischen Wachen und Nachdenken, in Gesprächen und Sorgen um den Enkel quält sich der schmerzerfüllte Trauernde. Sie warten irgendwo an einer recht einsamen Brücke, wo der Weg abzweigt zur Mine…


    Voriges Jahr hatte ich zuerst seinen Film "Terre et cendres" gesehen, der auf das Buch gründet und ihm sehr folgt. Er ist ja selber Regisseur und konnte also im Film sich selbst treu bleiben. Damals war ich sehr beeindruckt von diesem Warten, dem quälenden Schmerz, der Begegnung mit einer sicherlich universalen, aber eben auch hier historisch eingebetteten Geschichte. Es ist auch die Frage der Trauerarbeit, der man aus dem Weg geht, bzw. die man aus Angst und Isolation und Schmerz nicht teilen kann.
    Zitat aus einem Interview mit Rahimi: „Da schrieb ich meinen Roman "Erde und Asche" darüber, wie die Zukunft - in der Person des jungen Yassin (=der Enkel) - taub ist, die Gegenwart - in der Figur Murad (=Sohn) - verraten, die Vergangenheit (Großvater) mit ihrem Schmerz und ihrem Leiden unterdrückt.“


    Der Film spielt noch mehr als das Buch mit der Länge und dem Warten: dem sich Hinausziehen des entscheidenden Moments.
    In der Begegnung mit einem recht geheimnisvollen Händler wird ein Weg angedeutet, der unvermeidlich und eventuell heilsam sein könnte.


    Erst später erfuhr ich dann von den Büchern. Inzwischen hat Atiq Rahimi in diesem Jahr also den begehrten Goncourt Literaturpreis gewonnen, was seinem Land hier in Frankreich eine erneute Aufmerksamkeit eingebracht hat. Und während er offiziell komplimentiert wurde, bereitete man gleichzeitig einen Charterflug für Asylanten vor...


    Glatte Empfehlung!!! Von mir gibt's:


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Atiq Rahimi (* 26. Februar 1962 in Kabul) ist ein französischer Schriftsteller und Filmregisseur afghanischer Herkunft. An der Universität Kabul begann er ein Literaturstudium und war als Filmkritiker tätig. Während des Bürgerkriegs in Afghanistan suchte Rahimi Zuflucht in Pakistan und floh 1984 nach Frankreich. An der Sorbonne in Paris promovierte er in audio-visueller Kommunikation. Sein erster Roman, Erde und Asche, erschien 2000 und thematisiert den Krieg in Afghanistan; Rahimi hat ihn 2004 auch selbst erfolgreich verfilmt. Sein weiteres Œuvre kreist ebenfalls um die kulturellen und politischen Verhältnisse in Afghanistan, vorrangig um die (Selbst-)Befreiung der Frauen in Afghanistan aus ihrer traditionellen Rolle.


    Rahimi ist afghanischer und französischer Staatsbürger und seit den 2000er-Jahren auch wieder in Afghanistan kulturell aktiv. Für seinen ersten Roman in französischer Sprache Syngué Sabour. Pierre de patience („Der Stein der Geduld“) erhielt Rahimi 2008 den Prix Goncourt.


    Sehr interessantes Interview mit Atiq Rahimi: http://www.gazette.de/Archiv/Gazette-Februar2002/Rahimi.html


    Gebundene Ausgabe: 104 Seiten
    Verlag: Claassen Verlag
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3546003144
    ISBN-13: 978-3546003148


    Link zum Film: http://www.amazon.fr/Terre-cendres-Atiq-…29205448&sr=1-2

    Wladimir Makanin ist ein großer noch lebender Schriftsteller, dern Werke schon fast Kultstatus erreicht haben. Ich lese gerade "Der kaukasische Gefangene", drei Erzählungen zwischen 50-90 Seiten - ausgezeichnet! Es folgt eine Kopie aus Wikepedia:


    "Underground "
    Das international erfolgreiche und preisgekrönte Buch Underground oder Ein Held unserer Zeit von 1998 handelt von einem obdachlosen Schriftsteller, der brutal mit der Armut und Willkür im Moskau der 90er konfrontiert wird und im Gegensatz zu anderen Dissidenten seine Ideale nicht an die korrupte „neue Elite“ (siehe auch Oligarchen) verkauft hat. Das Elend aus Platznot, Alkoholismus, Gewalt, dem Verfall sozialer Beziehungen und persönlichen Schicksalsschlägen treiben den Protagonisten auf eine grausame Odyssee. Der Roman ist mit zahlreichen Verweisen an die russische Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, sowie Anleihen bei Dante, Homer, Joyce, Heidegger, Platon und Kafka geschrieben. Der Titel des Romans ist aus den beiden Buchtiteln Aufzeichnungen aus dem Untergrund (1864) von Dostojewskij und Ein Held unserer Zeit (1840) von Lermontow zusammengesetzt.



    Der kaukasische Gefangene ‒ Drei Erzählungen (2005) ISBN 3-630-87155-0
    Underground oder Ein Held unserer Zeit (2003) ‒ Roman ISBN 3-442-73351-0
    Zwei Einsamkeiten (1995)
    Der Weg (1993)
    Der Nachzügler (1992)
    Moskau 1985 (1991)
    Menschenbilder (1991)
    Schönes Mädchen mit den grauen Augen (1989)
    bisher nicht auf Deutsch erschienen:


    Die grade Linie ‒ Roman (1965)

    "Pascal Duartes Familie" habe ich vor wohl fünfzehn Jahren auf Französische gelesen. Wegen des verstrichenen Zeitraums und unterlassener Aufzeichnungen will ich auf ein detailliertes Eingehen verzichten. Aber ich habe einen positiven "Nachgeschmack"... Er wurde mir von engagierten Spaniern sehr empfohlen.

    Ich sehe mit Freuden, dass es hier noch andere Liebhaber von Bunin gibt. Darf ich Euch dann "Die dunklen Alleen" empfehlen, die ich hier:


    https://literaturschock.de/lit….msg318454.html#msg318454


    vorgestellt habe? Nach Bunins eigenen Worten handelte es sich um "sein bestes Werk".


    "Das Leben des Arseniev" ist ein immenser, mehrere Hundert Seiten starker Roman, stark autobiographisch orientiert. Hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.


    Ssuchodol ist ebenfalls eine Verfallsstudie in einer Epoche, die unwiederbringlich verlorenging.


    Ein empfehlenswerter Autor!!!

    Nun, ich habe dieses Buch über das Jahresende gelesen und war sehr positiv beeindruckt!
    Vielleicht für einige nur ein "weiterer Auster", doch ich sehe schon einen leicht anderen Ton im Buch als z.B. in der New York Trilogie oder der Nacht des Orakels, die ich gelesen hatte. Hier erscheint mir die von Euch erwähnte Schrulligkeit gleichzeitig viel realistischer, in gewisser Hinsicht ernster: ja, dieses Amerika existiert so. Und Bekannte von mir, die in den Staaten waren, fanden etwas wieder von dem, was die USA ausmacht in den schier unglaublichen Charaktären und unbegrenzten Möglichkeiten.


    Was mich beeindruckt ist, dass das Buch am Anfang ein mögliches Ende bezeichnet: Nathan Glass, der sich zum Sterben quasi zurückzieht und nichts groß mehr zu erwarten scheint. Dann aber kippt das Buch und die Dinge kommen in Gang: als ob das Leben nicht einfach am erwähnten Zeitpunkt zuende ist, sondern immer noch was auf Lager hat.


    Wie gesagt, finde ich selber den Ton hinter der Schrulligkeit viel "realistischer" als in anderen Austerbüchern. Ich denke schon, dass sich Auster hier nicht nur amüsiert, sondern weitestgehend schon über das "Alter" und die wahre Freude eines Lebens nachdenkt.


    Vielleicht ist die Erwähnung des 11.Septembers am Ende des Buches doch nicht sooo daneben gegriffen, zumindest muss man dem Autor zugestehen, dass er doch irgendwas damit andeuten wollte. Die Handlung des Romans spielt VOR den Attentaten und zeichnet eine Welt nach, in ihrer Brooklyntypischen Offenheit, die eventuell durch die Hysterie nach den Attentaten in Bedrohung geraten ist. Viellciht singt hier Auster eine Hymne auf ein offenes Amerika? Bzw. dass man sich NICHT zurückziehen soll (siehe Geschichte der Nichte!) hinter Angstgeäuden und rigiden Glaubensauffassungen?

    Das waren erhellende Gedanken zu jenem "Bewertungssystem"... und ich stimme Dir zu!


    Ich empfinde es manchmal als "hochnäsig", wenn ich mir eine solche Beurteilung erlaube.


    Was aber die Verständlichkeit anbetrifft: Wäre sie das erste Kriterium für eine positive, negative Meinung? Reichen wirkliche Meisterwerke nicht über ein erstes schnelles Verstehen hinaus und bieten neue Dimensionen? Für meinen Teil könnte ich nicht behaupten, die wirklich "großen Werke" der Literatur durch und durch verstanden zu haben. Etwas entzieht sich unserem Zugriff. Und ich sage: um so besser!!!

    Danke für diese Vorstellung!


    Angesichts Deiner recht deutlichen Leseempfehlung bin ich über "nur" 3 1/2 Ratten etwas erstaunt... Szabo zählt wirklich zu den ganz großen Autorinnen Ungarns.


    Wenn man z.B. bei Amazon ihren Namen eingibt, mag man überrascht sein, wie viele Titel doch angegeben werden. Allerdings wenige Neuausgaben, im Gegensatz - wie Du sagtest - zu meiner Zweitheimat Frankreich, wo sie durch Neuübersetzungen eines relativ kleinen Verlages neu entdeckt wurde.


    Ich habe hier - glaube ich - "Katharinenstrasse" vorgestellt. Ich möchte auch besonders "Die Tür" empfehlen.