Thomas Sautner: Fuchserde
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Aufbau Taschenbuch, 224 Seiten
Klappentext:
Lebensmut in dunkler Zeit
Seit ihrer Kindheit ist Frida der Mittelpunkt einer großen Familie. Mit ihrer ungezähmten Art sorgt sie für Kopfschütteln bei den Bewohnern ihres Dorfes. Kein Mann ist ihr recht, und kein Mann kann ihr widerstehen. Frida gehört einem vergessenen fahrenden Volk an. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten aber droht ihr Leben zu vernichten
Mein Eindruck:
Eigentlich schreibe ich ja lieber etwas zu Büchern, die mich begeistert haben, aber nun muss es eben so gehen!
Der Klappentext steckt schon randvoll mit Klischees und im Endeffekt geht es nicht so viel anders weiter, und das, obwohl der Klappentext gar nicht so viel mit dem Buch zu tun hat - wir erfahren nämlich gar nicht so viel über Frida, sondern es geht um die ganze große Familie und vor allem natürlich um den alten Lois, der das alles erzählt. So wird auch von Fridas offenbar zahlreichen Verehrern nur in dem oben zitierten Nebensatz erzählt, denn zwei Seiten später trifft sie auf Lois, ist verliebt, verlobt, verheiratet und den Rest des Buches bringt sie als Nebenfigur zu.
So schildert Lois die Geschichte seiner jenischen Familie und die Lebensart des fahrenden Volkes, aber zum größten Teil derart verklärend und kitschverbrämt, dass man den Eindruck bekommt, da sind sie, die perfekten Menschen! Sie leben im Einklang mit der Natur, sie sind fröhlich und weise und zwischen ihnen gibt es keine Konflikte. So ist diese Geschichte eher ein Märchen als eine Geschichte von Menschen, die es wirklich gegeben haben könnte (und die ich wesentlich interessanter gefunden hätte).
In kursiven Einschüben bekommt der Leser immer wieder Informationen über Geschichte, Herkunft und Leben der Jenischen.
Was es immer wieder rausreißt und mich bei der Stange gehalten hat, ist die eigentliche Handlung. Vor den Faschisten fliehen die Fahrenden nach Österreich, müssen aber bald feststellen, dass sie es dort nicht besser getroffen haben. Auf der Reise begegnen sich zwei Sippen und schließen Freundschaft - und die Jugendlichen Peter und Maria sogar mehr als das -, doch dann kommt der Winter und jede Sippe reist in ihr eigenes Winterquartier. Im Frühling soll Hochzeit gehalten werden, doch soweit kommt es nicht mehr. Peters Familie wird verhaftet und in das Lager Reichenau bei Innsbruck deportiert.
Nur dank seiner Widerstandskraft und seiner Frohnatur kann Peter als, wie er bis dahin denkt, einziger die Folter und Schikanen überstehen und es gelingt ihm, aus dem Lager zu fliehen und den Weg ins Waldviertel zu seiner Maria zurückzufinden, deren Familie in einem Waldversteck die Nazizeit überdauert hat. So nimmt die Geschichte, wie es sich für ein Märchen gehört, ein einigermaßen gutes Ende.
Am Ende wird das Ganze wieder unerträglich schwülstig. Auch sprachlich fand ich das Ganze eher unschön mit vielen unbeholfenen Wendungen und abgegriffenen Bildern. Insofern wird das also mein letztes Buch von Thomas Sautner bleiben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere Leser das ganz anders empfinden könnten. Man kann sicher auch argumentieren, dass Lois als einer der letzten Angehörigen einer verlorenen Welt eben nicht anders kann, als schönzureden und zu verklären. Dennoch wäre mir eine bodenständigere Schilderung deutlich lieber gewesen.
Für die Geschichte, das Waldviertler Lokalkolorit und das, was ich über die Jenischen gelernt habe, die mir bisher überhaupt kein Begriff waren, vergebe ich 2,5 Ratten.