Beiträge von Holunderbeere

    Ich habe nun ebenfalls Tag vier fertiggelesen, muss aber sagen, dass mich die Wahl des Themas eher erfrischt als bedrückt hat. So langsam hatte ich von all den happy ends in den Geschichten zuvor nämlich wirklich genug!


    Am besten gefiel mir wie vielen hier Geschichte 1, die Tochter des hartherzigen Königs, 2, Alberto als der Engel Gabriel - dass die gute Frau ein wenig beschränkt sein soll, kauft man ihr ohne weiteres ab :breitgrins: -, und 9, der eifersüchtige Ritter, der seiner untreuen Frau das Herz ihres Geliebten zum Abendessen vorsetzt. Auch die Geschichte der jungen Frau, die den Kopf ihres ermordeten Geliebten in einen Basilikumtopf einpflanzt, ist zwar ganz schön makaber, aber dabei sehr anrührend.


    Gerätselt habe allerdings auch ich über Filostratos Unglück, das ihn richtiggehend zu verbittern scheint - vielleicht sind ihm die vielen glücklichen Liebespaare, von denen er in den Tagen zuvor hören musste, aufs Gemüt geschlagen? Falls ja, wird Tag 5 wohl nichts zur Verbesserung seines Seelenzustandes beitragen...


    Die Kröte unter dem Salbeibusch ist natürlich rein wissenschaftlich gesehen keine zufriedenstellende Erklärung für die Giftigkeit der Blätter, andererseits wirken aber viele von den Geschichten so märchenhaft auf mich, dass ich wahrscheinlich noch wesentlich mehr Ungereimtheiten tolerieren würde. ;)

    Ich bin gerade beim Ende von Geschichte 7 - Alatiel - angelangt und hab' mich ebenso wie Saltanah ob des hl. Crescentius im tiefen Tal weggeschmissen. Boccaccio scheint Kalauer geliebt zu haben. :D
    Allerdings kommt in meiner Ausgabe (Karl-Witte-Übersetzung) schon an einer früheren Stelle der heilige Crescentius vor, nämlich da, wo er bei einer Vorposterin als "Wachsinhandus" übersetzt worden ist. Das hat den Bezug erleichtert.


    Meine bisher liebste Geschichte aus diesem Tag ist Andreuccios. Einfach klasse, was der alles so durchmachen muss und doch noch zu einem guten Ende kommt!


    Zusatz:
    Mich stören die Unglaubwürdigkeiten der Geschichten übrigens nicht im Geringsten! Schließlich erzählt jede/r etwas, wovon er gehört hat, und abgesehen vom stille-Post-Effekt haben doch die meisten Klatschgeschichten auch heute oft noch etwas Haarsträubendes an sich. Im Grunde kommt mir das vor wie eine Mischung aus Boulevardzeitung ("Atome in unserem Frühstück!"), nur auf literarisch hohem Niveau, und Märchenbuch... Macht sehr viel Spaß! :leserin:

    So, nun bin ich auch endlich mit dabei. ;) Ich war zwar nicht krank (mein Freund ist's dafür seit gestern, das kommt also bestimmt auch zu mir), aber ich hatte mir pünktlich zu Leserundenbeginn zwei andere Bücher angelacht und die haben mich bis gestern nicht aus den Fängen gelassen.


    Ich werde mich mal etwas kürzer fassen, weil ich einen verstauchten Finger habe, der mich beim Tippen nervt:


    Auch mir fiel es zu anfang etwas schwer, mich auf die Geschichte einzulassen, nach der ersten Geschichte aber "fluppte" es nur so. Leider fällt es mir ebenfalls schwer, die Übersicht über die Erzähler zu behalten, aber nachdem ich das Dekameron sicher nicht nur einmal lesen werde, nehme ich das erstmal leicht.


    Am besten gefielen mir eigentlich Geschichte 2, 4 und 10, weil sie so schön ironisch und teilweise feinsinnig sind. Manche von den anderen waren mir hingegen einfach ein bisschen zu reduziert in ihrer Kürze. Gut unterhalten haben sie mich aber allemal und Lust auf Tag 2 gemacht!

    Seit Mitte Januar läuft in Deutschland die Verfilmung von Richard Yates' Roman "Zeiten des Aufruhrs" mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen. Regie führte Sam Mendes, den Anstoß zur Verfilmung gab einem Gerücht zufolge seine Partnerin Kate Winslet, die den Roman gerade las.


    "Zeiten des Aufruhrs" ist ein bitterböses Drama über die geplatzten Träume und Hoffnungen und den gegenseitigen Überdruss eines Paares, dessen Situation sich immer weiter zuspitzt, bis schließlich die Katastrophe unmittelbar bevorsteht.


    Ich war vor ein paar Tagen drin und ich muss sagen, die Verfilmung hat mir sehr gut gefallen. Die Schauspieler haben meine Vorstellung von den Charakteren gut getroffen und einige meiner Meinung nach Schlüsselszenen aus dem Buch durften auch nicht fehlen. Insgesamt ist der Film bis auf ganz wenige Details absolut werkstreu. Genial: Michael Shannon als John Givings.


    Ob die Atmosphäre, die beim Lesen des Romans ensteht, auch im Film vermittelt wird, kann ich vielleicht nicht so gut beurteilen, da ich das Buch ja schon mehrfach gelesen habe, ich denke aber doch.


    Also, wer schon lange mal wieder ins Kino wollte und/oder eh schon damit liebäugelt, sollte sich den Film meiner Meinung nach unbedingt angucken! ;)


    Ist sonst noch jemand hier, der ihn schon gesehen hat?

    Ich war am Sonntag in dem Film und fand ihn so lala. Gelangweilt habe ich mich nicht, aber ein bisschen hektisch wirkte das Ganze auf mich von der Szenenabfolge her auf mich schon. Wundert aber nicht, bei der Menge an "Stoff".


    Weniges fehlte ganz, dafür aber von vielem ein bisschen. Das geht natürlich zu Lasten der Charaktere. Richtig lebendig wurden mir eigentlich nur Thomas und Christian und deren Konflikt. Alles andere lief eher so ein bisschen nebenher. Einzelne Szenen hingegen wurden liebevoll ausgestaltet, zum Beispiel Permaneders erste Besuche bei Buddenbrooks.


    Ich fand es ja speziell schade, dass die skandalösen Worte nicht vorkamen, die Permaneder zu Tony gesagt hat. :D


    Mira: Wenn ich mich richtig erinnere, ist das mit Morten im Buch ebenso. Man merkt immer mal wieder an Kleinigkeiten, dass Tony sich erinnert, aber Erkundigungen zieht sie nicht ein.
    Diesen Gedanken "So, und jetzt machen wir noch schnell alle tot" hatte ich auch, obwohl das natürlich in der Vorlage genauso ist, allerdings nicht ganz so Schlag auf Schlag geht. ;)

    Ich habe die Büchergilde-Ausgabe dieses Buches und kann's ebenfalls nur empfehlen. Die Schlaflosenszene ist auch eine meiner Lieblingsstellen, vor allem, als er im Morgengrauen entdeckt, dass es statt der im Dunkeln gezählten zehn nur einen einzigen Stuhl im Zimmer gibt: "Ich war die halbe Nacht wie ein Planet um ihn gekreist und wie ein Komet mit ihm zusammengestoßen."
    *rofl*

    Hmm, ich hoffe, ich hab' Dich richtig verstanden und folgendes kann Dir nützen:
    Die MP3s werden wohl ein geschütztes Format sein (M4P?), das läuft auf vielen MP3-Playern nicht brandneuen Datums nicht. Um Audio-CDs auszulesen, brauchst Du eine ripping-software, irgendwas ist da bestimmt als freeware zu finden. Damit kannst Du sie in jedes Dir genehme Format konvertieren, sodass dann auch Dein Player was damit anfangen können sollte.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt
    Hauptfigur dieses Romans des irischen Schriftstellers Colm Tóibín ist der alternde Richter Eamon Redmond. Vor dem Hintergrund eines besonders medienträchtigen Falles, den er zu entscheiden hat, stellt er sich - sicherlich nicht zum ersten Mal - Fragen von Recht, Unrecht und Moral und muss zusehen, wie sich diese Fragen über sein ganzes Leben ausweiten. In Kapiteln erfährt der Leser mehr oder weniger abwechselnd von seiner Gegenwart, die Arbeit am Gericht, im Sommerhaus verbrachten Tagen mit seiner Frau Carmel, Gesprächen mit seinem Sohn und seiner Tochter, die selbst einen kleinen Jungen großzieht, und von der Welt des kleinen Jungen Eamon mit seinem alleinerziehenden Vater, eingebettet in eine von jeher politisch sehr aktive Familie, der wie von selbst in die Strukturen von Fianna Fáil hineinwächst und als Teenager bereits seine erste Wahlrede hält.


    Meinung
    Die Sprache ist schnörkellos und unaufdringlich. Die Geschichte plätschert zunächst so dahin, und auch als schließlich dramatische Wendungen eintreten, ändert sich der Tonfall kaum. Er bleibt undramatisch, die großen Gefühle sind merklich, erahnbar, aber unter der Oberfläche.
    Eamon kam einem einerseits sehr nah, dann aber auch wieder nicht; ich hatte - wie in der Geschichte seine Ehefrau - das Gefühl, dass er jemand ist, dem man schwer nahe kommen kann, weil er sich so fürchterlich gut unter Kontrolle hat. Als sein Vater relativ früh in der Geschichte während des Gottesdienstes einen Schlaganfall erleidet, verfällt Eamon nicht in Panik, sondern geht, noch ein Kind, nach Hause und bereitet das Mittagessen zu, flüchtet sich in Routinen, vertraut darauf, dass sein Vater schon nach Hause kommen wird. Später in der Geschichte sagt er "Ich hatte furchtbare Angst", aber fühlbar wird das nur sehr entfernt unter seiner absoluten Selbstkontrolle, so wie es vielleicht für ihn selbst fühlbar ist. Daran ändert sich auch nichts, als er erwachsen und schließlich älter wird und das befremdete und berührte mich zur gleichen Zeit.
    Erschreckend und faszinierend zugleich die Parallelen: Die Erkrankung seines Vaters und später seiner Ehefrau oder, nur ein Detail von vielen, der Roman von Mrs. Gaskell, der in einem verfallenen Haus auftaucht und dann, ganz unvermutet und 200 Seiten später, als Diebesgut aus der Bibliothek eines Engländers. Ich denke, davon wird sich noch sehr viel mehr finden, wenn ich das Buch noch einmal lese.


    Ich war von dem Titel schon sehr begeistert und muss sagen, die Geschichte dazu hat mich nicht enttäuscht. Deswegen viereinhalb Ratten!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Holland am Ende des 19. Jahrhunderts: Die industrielle Revolution ist in vollen Zügen, das merkt man sowohl in Hoogeveen, einem kleinen Torfstecherdörfchen landeinwärts, als auch in Amsterdam, wo nahezu rauschhaft geplant, um- und neu gebaut wird.
    Mitten in all dem sind die beiden Hauptfiguren des Buches angesiedelt: Anijs, der Hoogeveener Apotheker, der so gerne Arzt wäre und auf eigene Faust eine Siedlung verarmter Torfstecher zu behandeln beginnt, und Vedder, Geigenbauer in Amsterdam, dessen Haus einer großen Hotelanlage weichen soll - doch Vedder hat ganz eigene Pläne...
    Da wie dort steuert alles mehr und mehr auf eine Katastrophe zu.


    Meine Meinung
    Wunderbar überspitzt werden die Hauptfiguren mit all ihren Hochmütigkeiten und Schrullen geschildert, so dass man als Leser manchmal nicht weiß, ob man sie lieben, schütteln oder sich einfach nur an den Kopf fassen will.


    Die Sprache ist herrlich, reich an Schnörkeln und Ausschmückungen scheint sie ebenso wie Vedder und Anijs geradewegs ihrer Zeit zu entspringen. Jedes Detail ist liebevoll gezeichnet und ins Licht gerückt.


    Für mich ein ganz tolles Leseerlebnis und bestimmt nicht das letzte Buch von Thomas Rosenboom.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Als ich selbst Teenager war, kam mir Adrian nicht komisch, sondern einfach nur furchtbar affig und dämlich vor. Ein paar Jahre später hatte sich das geändert. Ich finde den ersten Band der Reihe allerdings nach wie vor am besten.


    Alle Bände sind mehr oder weniger voll von englischer Tagespolitik, woran man die jeweiligen Erscheinungsjahre natürlich auch sehr stark merkt.

    Von der Beschreibung her könnte es "Doch helfen musste ich mir selbst" von Silvia K. sein.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Zwar meiner Meinung nach nicht gerade ideal für eine Schullektüre, aber so Bändchen aus der Reihe "Lübbe: Erfahrungen" hab' ich in meiner Teenagerzeit ein Weilchen auch verschlungen. :redface:


    Auf jeden Fall kommt darin auch eine Szene, wie Du sie beschreibst, vor.

    Ich hab's nun auch ausgelesen und war begeistert, vor allem von den beiden Handlungssträngen. Lange ist mir nicht ganz klar gewesen, warum Armanda so sehr und bis zu ihrem Tod an Lidy hängt, sie verinnerlicht hat, loszuwerden versucht und es doch nicht schafft. Erst gegen Ende wird der Verdacht auf das wahre Ausmaß ihrer Schuldgefühle und dessen Ursache zur Gewissheit.


    Die minutiöse Schilderung der Sturmflut ist natürlich ganz furchtbar in ihrer Eindringlichkeit. "Nebenbei" entstehen detaillierte Bilder der Region und der Menschen, die in ihr leben. Die Karte, die in meiner Ausgabe auf das Vorsatzblatt gedruckt war, fand ich sehr hilfreich.



    Vielleicht beabsichtigt, bleibt Armanda neben ihrer Schwester merkwürdig schemenhaft, neben den groben Umrissen und Stationen ihres Lebens erfuhr ich bis auf das allerletzte Kapitel wenig über sie, wie sie "tickt" und was sie bewegt. Ihre mutmaßliche Angst vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit ist eine der wenigen Ausnahmen, und auch die kann man sich nur zusammenreimen. Sie steht auch in der Handlung des Romans im Schatten ihrer verschwundenen Schwester.


    Auch der plötzliche Tod Nadjas hat mich befremdet. Was für eine Rolle spielte der an dieser Stelle der Handlung? Dass zum Ende hin alles, was Lidy war, vergangen ist?


    Trotz und wegen vieler Fragen ein tolles Buch.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    So, ich lese wie Saltanah "Schmetterling in Flammen" von Yvonne Vera, habe es mir vorhin in der Badewanne schon damit gemütlich gemacht und auf der Couch weitergelesen.


    Zu knabbern gibt es dazu vorerst nichts, da mein Freund bald Abendessen macht. :tanzen:


    Ich bin mittlerweile auf Seite 60. Die Sprache ist, wie Saltanah schon schrieb, hoch poetisch und trotz kurzer Sätze sehr komplex, stark an Lyrik erinnernd. Dementsprechend ist recht langsames und konzentriertes Lesen "angesagt", will man alle Feinheiten würdigen.


    Obwohl ich das Buch in den ersten 20 - 30 Seiten gerade aus dem Grund etwas ermüdend und auch befremdlich fand, hat es mich nun doch längst in seinen Bann gezogen. Vor allem die Szenen, die Liebe und Körperlichkeit beschreiben, sei es nun um Fumbatha und Phephelaphi oder durch die Augen der Prostituierten Zadile, sind äußerst eindringlich und berührend.


    Ich werde es mir nun wieder bequem machen und bin gespannt, wie es weitergehen mag.


    @ Machandel: Dein Elemente-Buch habe ich vor wenigen Monaten erst in der deutschen Übersetzung gelesen und fand es sehr eindrucksvoll. Ich bin gespannt, wie es Dir gefällt!

    Ich werde wohl auch mal reinschauen, hatte ich doch noch nie so eine Leseveranstaltung...


    Anbieten tut sich da aus meinem SuB so einiges, der "Schmetterling in Flammen" lagert bei mir auch, oder "Sturmflut" von Margriet de Moor, "Schnee" von Orhan Pamuk, "Das Wetter vor 15 Jahren" von Wolf Haas, "Tod auf dem Fluss" von Richard Flanagan... (ja ja, die Heimsuchung eines großen SuBs... :rollen:)


    Also mal schauen. Beginnen werde ich aber vermutlich gleich in der Wanne mit dem "Schmetterling". Solange Frühstarts nicht zur Disqualifikation führen, heißt das. :breitgrins: