Ich habe bisher auch die ersten 4 Kapitel gelesen.
Habe mich entschlossen das ganze als literaturwissenschaftliches Märchen zu betrachten, weil ich mich sonst ständig dabei erwische zu fragen: "Wie geht denn sowas?"
Das Buch ist ja wirklich realistisch geschrieben- was die ganzen Bücher betrifft und den allgemeinen Beschreibungen, wie Ratten leben.
Wie er aber Bücher aufklappen und herausholen kann - nunja ... süß ist es trotzdem.
Besonders begeistert war ich von dem Einstieg in das 1.Kapitel. Ich selbst arbeite zur Zeit an meinem ersten Roman- und die Fragen, wie man eine Geschichte wohl am besten beginnen kann ... und das ewige Vergleichen mit den perfekten Anfängen meiner Lieblingsbücher ist leicht qualvoll.
Ich sehe darin auch nicht die Ratte, sondern den Autor ... der vorhat eine etwas andere, tief bewegende Geschichte zu schreiben und sich ewig Gedanken gemacht hat, wie er einen etwas anderen Anfang finden kann.
Dass er sich dafür Ford Madox Ford's ersten Satz: "Dies ist die traurigste Geschichte, die ich je gehört habe" ausgeborgt hat, stört nicht im geringsten.
Dadurch, dass er zuvor seine Unsicherheit und seine Bewunderung für andere Sätze ausgedrückt hat, wirkt dieser Satz nur wie eine Hommage für Firmins Geschichte- nicht aber wie stumpfes kopieren.
Im Großen und Ganzen tut mir der kleine Firmin auch total leid und ich sehe auch die niedliche Geschichte, die uns da erzählt wird, aber wirklich berühren tut mich Savages tolle Sprache. Allein schon sein Autorenfoto hat mir gesagt, dass er etwas anders ist- bescheiden intellektuell, wie ich es nennen würde. (studierter Philosoph- und dennoch einfacher Tischler und Fischer)
Im zweiten Kapitel bin ich besonders an: "[...] ist an sich, auch wenn es keinerlei Nährwert hat, Nahrung für's Träumen. Und Träume von Nahrung sind wie andere Träume - man kann davon leben, bis man stirbt." hängengeblieben.
Das ist voll poetisch!
Im 4. Kapitel wird angedeutet, dass mit Norman wohl etwas nicht stimmt bzw. sich Dinge noch so entwickeln werden, wie der kleine, naive Firmin es zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte. Es wird ja gesagt, dass er seinen seitlichen Kopf keiner Charakterstudie unterziehen konnte, weil der mit Haaren bedeckt ist.
Alles in allem zwingt mich eher die Schönheit der Sprache dazu weiterzulesen, als die Spannung der Geschichte selbst.
Ich liebe Bücher über Bücher. Sie versetzen mich immer in eine so schöne Stimmung.
Das fing mit diesem Buch schon an, als ich den wohlbekannten ersten Satz aus "Anna Karenina" laß - und ich ständig über Namen aus meinen Lieblingsbüchern stolpere- etwa Huckleberry Finn.