Beiträge von Bettina

    ich wüsste ja gern, wo im Kontrollzentrum ich den doofen Titel "Patronus" löschen kann. Wo genau, wie genau ...

    Da habe ich auch nicht herausbekommen. Aber je nun, jetzt ist der Patronus drin und ich muss überlegen, in welcher Gestalt ich Patronus sein will :D. Kriegen wir auch Waschbären, Hirsche und sowas als Smileys? Oder Pokemons und Kimonos?


    An den ganzen anderen Rest taste ich mich gerade heran. Am wildesten sieht die Seite zum Einloggen aus. Der Rest ist von der Optik her so OK, dass ich recht fix weiß, wo ich was suchen muss. Morgen mache ich mich mal dran, Threads zu starten und Bücherlinks einzubinden. Aber ich glaube, dazu gibt's einen Thread.

    Für alle, die in Frauenfeld oder Umgebung wohnen:


    Just dieser Titel ist in diesem Jahr der Titel zur Aktion "Frauenfeld liest". Im Vorfeld zum Bücherfest steht dieses Buch im Mittelpunkt, "jeder" liest es und beim Bücherfest selbst gibt es dann eine (mindestens?) Veranstaltung, bei der sich alles um dieses Buch dreht. Also Mariana Leky dürfte selbst dabei sein, davon gehe ich aus (denn das war vor zwei Jahren mit Meral Kureyshis Elefanten im Garten ebenso).


    Ich habe bei der Vorlesungsreihe "Literatur in den Häusern" (Konstanz/Kreuzlingen) eine Lesung dazu erlebt und werde das Buch jetzt schleunigst selber noch lesen. Die Lesung war so gut, dass ich echt Lust auf das Okapi bekommen habe.

    Die Mayle-Bücher habe ich immer sehr gerne gelesen (ich bin mir nur nicht sicher, ob ich konkret diesen Titel dabei hatte). Sie sind immer schöne Unterhaltung gewesen. Mehr nicht, aber genau das braucht man ja.


    Ich denke derzeit öfter wieder an Mayle und seine Frankreich-Titel, weil ich in ihm so eine Art Vorgänger von Martin Walker sehe. Briten, die von ihrer Liebe zu Frankreich erzählen. Und Mayle war seinerzeit ja auch richtig gut in den Buchhandlungen vertreten mit jedem Buch, das von ihm rauskam.


    Da ich keine Postadresse in D/CH oder Ö habe, will Amazon mir überhaupt keine E-Books verkaufen. Tja, ein Kunde weniger. :rollen:


    Betreibt Amazon bei dir im Land kein Angebot? Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass ich einige amerikanische Ausgaben später im deutschen Shop gesucht und gekauft hatte. Das könnte dann auch für dich klappen.


    Das Problem hatte ich bei manchen Onlineshops auch, als ich in Asien war. Culturbooks und Hanser auch. Das hat vermutlich handfeste rechtliche Gründe, aber es ist natürlich für mich als Kunde blöd.

    Inzwischen hat Bleisatz eine eigene Vertretung auf Facebook: https://www.facebook.com/Bleisatz/


    Anfang Juli habe ich die Seite angelegt, weil es auf Dauer ein bisschen bequemer ist, angenehmer für alle weniger buchbegeisterten Freunde auf dem privaten Profil und besser zu trennen für mich in der Summe. Nicht, dass ich auf dem privaten Profil deshalb auf Buchpostings jetzt verzichten würde ... nimmer! Es ist vermutlich auch die kleinere Hürde für viele, bei Bleisatz auf Like zu klicken und der Seite dann zu folgen, als über eine Freundschaftsanfrage zu gehen.

    Teil 2 steht mir noch bevor und ich bin ja sehr gespannt, nach dem, was ich hier lese.


    Zum Krimiteil wollte ich gerne was sagen: So wild fand ich gar nicht, dass Posthumus nicht großartig als Aufklärer auftritt. Er ermittelt im Rahmen seiner Möglichkeiten, geht dabei schon über den Job hinaus, hat aber nicht die Mittel und Wege, alles aufzuschlüsseln. Für den Leser fügt sich wegen Posthumus' Engagement am Ende mehr zusammen. Dass er selbst nicht den Überblick bekommt, halte ich für nachvollziehbar und verständlich. Das ist in dieser Form für mich in zweierlei Hinsicht passend. Erstens passt es zur Figur und zum Job von Posthumus. Zweitens passt es zur Realität. Viele Zusammenhänge werden eben doch nicht in ihrer Fülle und Tiefe erkannt.


    Posthumus ist quasi das Gegenstück zur Antiterroreinheit. Die einen arbeiten mit viel Misstrauen, schnellen Urteilen und auch mal krumm, er selbst sucht zu verstehen.

    Die wievielten Cover sind das überhaupt? Bisher kenne ich nur einen der Titel, zugegeben, habe aber beim Stöbern seither immer neue Abbildungen entdeckt. Ich hatte schon öfter in der Bib weitere in der Hand und frage mich immer wieder, warum ich sie eigentlich zurück stelle und brav denke, ach nee, beim nächsten Mal dann, wenn du nicht so viel tragen musst ...


    Es sind so typische Klischees, die da abgearbeitet werden, ebenso, wie es bei Japan so oft die stilisierte Sonne ist, am besten irgendwie mit rot.

    Aber voll :breitgrins:


    (Garantieren kann ich ja auch nichts, aber der Mann ist im persönlichen Gespräch so nett und freundlich und humorvoll ... dass man sich auch total täuschen kann :zwinker:)


    Bei Band 7 kam ohnehin das Füllhorn komplett auf mich zu, weil die Anschläge in Paris kamen, als sich im Buch gerade alles um Afghanistan und potenziell gefährliche Rückkehrer drehte. Aktueller ging nicht (und weil ich '95 in Paris war und zwischen Polizei und zugeschweißten Papierkörben wandelte, geriet das alles sowieso so speziell, dass ich das dem Buch gar nicht anlasten konnte, was da alles an Eindrücken einstürmte).

    illy:
    In den letzten beiden Bänden ist ziemlich viel passiert und es waren latent zu üppige Bücher. Eigentlich denke ich: Mehr geht nicht, es kann nur wieder ruhiger werden (auch, wenn Walker keine feelgood-Krimis schreibt, könnte es ruhiger zugehen). Nur, weil Bruno mal beim Militär war, müssen jetzt nicht ständig seine taktischen und Nahkampffähigkeiten hervorgeholt werden. Ich habe mir Band 8 auf alle Fälle trotzdem auf die Wunschliste gesetzt und werde nachschauen, wie es wird.

    Meine Eindrücke


    Es geht, wie immer, gemächlich los im Périgord: Bruno Courrèges macht sich Sorgen um die Weinlese des Jahres und besucht die ortsansässige Kelterei, an der er -wie viele andere Freunde- Anteile besitzt. Umso krasser wird er in seinen Polizeialltag zurück gerissen. Man hat eine Leiche gefunden, an einen Baum gefesselt und offensichtlich gefoltert. Der Tote stellt sich als verdeckter Ermittler heraus und prompt hat das sonst ruhige Städtchen Saint-Denis Sondereinheiten der französischen Polizei im Dorf. Die bekommen gleich noch etwas mehr zu tun, denn Sami, der autistische Adoptivsohn des Lehrers Momu wurde in Afghanistan aufgegriffen. Er verschwand auf mysteriöse Weise aus seiner Schule in Toulouse und wird nun, mit Misshandlungsspuren und in erbärmlicher körperlicher Verfassung, von einer französischen Militärbasis aus nach Frankreich zurück gebracht. Es braucht nicht viel Zeit, bis herauskommt, dass die Mörder des Ermittlers vermutlich auch hinter Sami her sind. Was er an Wissen aus Afghanistan mitbringt, könnte die französischen Drahtzieher seines Verschwindens in Schwierigkeiten bringen.


    Parallel dazu wartet, ganz in Walkers Tradition, auch dieser Band mit einem zweiten Erzählstrang auf, der mit der französischen Résistance verknüpft ist. Saint-Denis erfährt von zwei jüdischen Kindern, die während der Kriegsjahre auf einem Bauernhof Unterschlupf gefunden haben sollen. Doch soviel man in der Stadt über die Kriegsjahre weiß, an versteckte Kinder erinnert sich niemand. Courrèges macht sich auf eine verzwickte Suche nach Anhaltspunkten, denn wenn er Erfolg hat, winkt der Stadt tatsächlich eine Erbschaft als Dankeschön für die damalige Hilfe.


    Die Geschichte um die jüdischen Halévy-Kinder wirkt im Zusammenhang recht unauffällig, ist dafür aber in der relativen Kürze versehen mit zahlreichen Fakten und historischen Details, die Walker immer wieder einfließen lässt. Die Fluchthelferin Simone Mairesse, das Leben karge Leben auf einem Bauernhof, der Durchmarsch der deutschen Panzerdivision "Das Reich" durch Südfrankreich, die "gueules cassées", Opfer des ersten Weltkriegs. Die Suche nach Spuren der versteckten Kinder ist eine kleine Geschichtslektion, für die die Bruno-Romane nicht nur bekannt sind, sondern die auch immer wieder Details lebendig werden lassen, die so in keinem Geschichtsbuch standen.


    Laut und drängend verläuft dagegen der Part um Sami. Die latente Angst vor Dschihadisten und deren Rekrutierungsroutine in Europa sind ein aktuelles politisches Thema, das von Walker aufgegriffen wird. Sami wurde, wie sich herausstellt, als Bastler und Techniker gebraucht; sein Autismus half den Terroristen, ihn gefügig zu halten und überhaupt erst aus Frankreich heraus zu bekommen. Während der Ermittlungen findet Courrèges heraus, warum Sami auf Sprache verzichtet und Walker macht damit einen Schlenker in den algerischen Bürgerkrieg der 1990er. Kaum hat Sami französischen Boden betreten, geht nicht nur die Aufarbeitung seiner Erlebnisse los, sondern auch das politische Gerangel um Auslieferung, das Vorrechte auf Anklage und überhaupt den Umgang mit ihn.


    Dass Walker eine dritte Partie um Fabiola und ihre Vergangenheit einbaut, ist in diesem Buch zuviel, zumal wenigstens dem Leser in diesem Fall ziemlich schnell klar ist, wohin die Fahrt gehen wird. Dass ich das im Gesamttext nachsehe, hängt sicher damit zusammen, dass Walker es nach wie vor schafft, Atmosphäre, fanzösische Geschichte und Aktualität zu verknüpfen, ohne dass das eine das andere allzusehr platt drückt. Bruno-Krimis sind weder betulich, noch verbiestert, dafür vom Autor spürbar engagiert zu Papier gebracht. Das gefällt auch bei einem leicht überfüllten Band 7. Ein bisschen weniger wäre hier aber mehr gewesen, denn logischerweise kommt es zu einem dramatischen Showdown, der -sämtliche Erzählstränge verknüpfend- viel Energie frei lässt. Insofern bin ich sehr gespannt auf den kommenden Teil, denn viel mehr kann man in einen Bruno-Krimi kaum packen und ich wünsche mir durchaus, dass es (nein, nicht gemütlicher!) sondern etwas übersichtlicher wird.


    3ratten

    Ich stelle amüsiert fest, dass Aldawen und ich uns einig bei der Erzählstruktur sind: klingt kompliziert, ist es aber nicht.
    Aber lest selbst:


    Meine Eindrücke


    Seit fast zwei Jahren schon ist Jaime Bunda Mitglied der Geheimpolizei. Er verdient gutes Geld, aber zu seinem Leidwesen nicht mit Ermittlungen, sondern als Praktikant mit Herumsitzen. Bunda gehört zwar dem Namen nach zu einer einflussreichen Familie, aber seinem direkten Vorgesetzten Chiquinho Vieira schmeckt es nicht, dass Bunda von einem Verwandten, dem operativen Direktor, ohne Formalitäten in die Behörde eingeschleust wurde. Das einzige, was Vieira dem unerwünschten Mitarbeiter zuweist, ist also ein Stuhl. Umso erstaunter sind Bunda und alle seine Kollegen, als Vieira den Praktikanten wegen einer Mordermittlung zu sich bestellt und ihn damit beauftragt, den Fall zu lösen.


    Jaime Bunda tut dann genau das, was man ihm in der Behörde, dem so genannten "Bunker", zutraut: Er macht Fehler. Bunda ist mit Kriminalromanen groß geworden, vorzugsweise amerikanischen, und fischt in seiner Erinnerung nach den Methoden der großen Ermittler und den Tricks der Autoren. In Inspektor Kinanga findet er einen passenden Gegenüber. Bunda tritt diesem Ermittler kraft seiner neuen Autoriät ein wenig auf die Füße und fordert bessere Nachforschungen ein, genießt ansonsten aber lieber den Whisky in dessen Büro und den Austausch über Krimiautoren. Dass Bunda tatsächlich einen Anhaltspunkt für eigene Ermittlungen findet, ist eher dem Zufall geschuldet. Aber dafür stürzt er sich umso hartnäckiger in "seinen" Fall.


    Pepetela unterteilt die Geschichte in vier Bücher, eines für jeden Erzähler, den er diese Geschichte erzählen lässt. Hin und wieder schaltet sich Pepetela als Auftraggeber dieser Erzähler ein und lässt sich über deren Stil und Ausschweifungen aus oder korrigiert deren Stil. Das klingt komplizierter als es ist; trotz des Kniffes gelingt eine durchgehende Story, bei der zwischendurch auch eine Nebenperson zu Wort kommen darf und die Angelegenheit aus ihrer Perspektive schildern kann. Auf diese Weise übrigens überblickt der Leser einiges mehr als der Geheimagent selbst. Freilich ahnt auch der Leser nicht alles, aber Bunda geht Schritt für Schritt, erkennt keine Zusammenhänge, rätselt und bekommt sogar mit seinem Arbeitgeber selbst Ärger. Dass Bunda überhaupt ermittelt, ist bereits eine Überraschung, dass er irgendjemandem ernsthaft auf die Pelle rückt, erschreckt den Chef zutiefst. Da kommt der Leser schon etwas weiter. Bundas Verdächtiger hat etwas zu verbergen, aber den Mord hat er nicht zu verantworten.


    Pepetela, das Pseudonym des ehemaligen angolanischen Vizeministers für Bildung Artur Carlos Maurício Pestana dos Santos, nutzt das Erzählmittel des Krimis, um über verschiedene Gesellschaftsschichten erzählen zu können. Jaime Bunda selbst hat zwar einen bedeutenden Namen, gehört aber zu einem Familienzweig, der immer weiter an Bedeutung verloren hat. Er selbst lebt in einem kleinen Gartenhäuschen, das die Tante lieber gegen Geld vermietet hätte als einem abgehalfterten Verwandten kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Die Mutter lebt in einer kleinen Hütte, umgeben von Straßen voller Schlaglöcher. Dagegen wandeln Vorgesetzte und sein Verdächtiger auf Diplomatenempfängen, fahren Limousinen mit abgedunkelten Scheiben und leisten sich Badeausflüge ans Meer während der Dienstzeit. Ein anderer Vorteil des Krimis ist das Eintauchen in die Lebenssituation von Immigranten. Sie sind in Angola nicht unbedingt gut gelitten und der Protagonist Said kann wegen korrupter Strukturen leicht übers Ohr gehauen werden. Dass der sich wieder einklinken und bessere Verbindungen knüpfen mochte, liegt nahe.


    Jaime Bunda wird einen Fall lösen, wenn auch nicht den, zu dem er den Auftrag hatte und auch nicht so perfekt, wie er es von den meisten seiner Krimis gewohnt ist. Aber sein Erfolg ist zumindest gut für eine bessere berufliche Situation und deutlich mehr Ansehen. Vor allem bei seiner Tante, die ihn inzwischen deutlich freundlicher grüßt. Pepetela zeigt ein Luanda, in dem man sich einiges erlauben kann, wenn man der richtigen Familie angehört, während die Bürger viel improvisieren und von schlecht bezahlten Polizisten ausgenommen werden. Beides läuft teils eng nebeneinander ab, wie Bundas eigene Familie zeigt. Während Bunda beruflich in der regierungstreuen Geheimpolizei einen Schritt nach oben kommt, wird Jaimes jüngerer Bruder künftig für eine Zeitung der Opposition schreiben und die Missstände anprangern, die bei den Beamten des Bunkers einfach geduldet werden. Alleine wegen der Einblicke in das Land ist das Buch schon einen Griff wert, die Karikatur Jaime Bunda ist es allemal.


    3ratten

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    Kurzbeschreibung
    Neil Double hat einen ungewöhnlichen Beruf: Stellvertretend für zahlungswillige Kunden besucht er Konferenzen und Messen. Dieses anonyme Leben zwischen Flughafenlounge und Hotelzimmer ist wie geschaffen für diesen eigensinnigen Einzelgänger, besonders die globale Hotelkette Way Inn hat es ihm angetan. Neils Welt gerät jedoch aus den Fugen, als er spätnachts an der Hotelbar auf die geheimnisvolle Frau trifft, der er schon einmal unter höchst bizarren Umständen begegnet ist. Bei ein paar Whiskys erzählt sie ihm von geheimnisvollen Vorgängen im Way Inn. Als die schöne Unbekannte plötzlich verschwindet, landet Neil auf der Suche nach ihr in einem aberwitzigen Alptraum, der ihn immer tiefer in die endlos labyrinthischen Flure des auf einmal gar nicht mehr so vertrauten Hotels führt.


    Rezension
    Neil Doubles Welt besteht aus Hotelaufenthalten und Messen; er zieht von einer Fachmesse zur nächsten, das Thema ist egal, und beschafft Informationen für Leute, die aus Zeitgründen oder mangels Lust darauf nicht selber auf die Messe kommen wollen. Double liebt dieses Leben, geprägt von den Eindrücken, die er von seinem verstorbenen Vater hat, einem Handelsreisenden, der selber ständig in Hotels gelebt hat. Ein bisschen lebt Double also seinen Kindheitstraum. Ein Hotel ist für Double die große weite Welt, ein unverbindlicher Kosmos und selbst, wenn eine Messe einmal gar nicht so weit von Daheim stattfindet, bevorzugt er das Hotelbett. Die Hotelkette seiner Wahl ist das Way Inn mit zahllosen Standorten weltweit.


    Probleme gibt es erstmals im jüngst eröffneten Way Inn-Hotels nahe des neuen Messezentrum Metacentre, wo mit der Meetex eine Messe für Messeveranstalter stattfindet. Dass sein Job nicht jedem schmeckt, der sich die Mühe macht, einen Messestand zu bauen oder eine Messe zu organisieren, ist noch das kleineste Problem. Im Way Inn häufen sich merkwürdige Zwischenfälle, die sich der hotelerfahrene Double nicht mehr erklären kann. Er trifft auf den Hotelgast Dee, die ihm das Mobiltelefon stibitzt und verschwindet. Der Hotelmitarbeiter Hilbert nimmt Kontakt zu ihm auf und bietet ihm für die Suche nach Dee einen Deal an. Mit der Jagd nach dem Telefon rutscht Doubles Hotelerlebnis in eine ganz neue Sphäre. Denn das Way Inn macht mit seinem Namen nicht umsonst das Wortspiel mit „way in"; von einem „way out" ist keine Rede.


    Wer sich auf Doubles Reise begeben will, braucht ein halbes Buch Anlauf. So viel Vorgeschichte gibt uns Wiles mit auf den Weg, bevor Doble in das unheimliche Innere des Hotels abtaucht. Die beiden ersten Teile des Buchs, „Die Messe" und „Das Hotel", widmen sich ausführlich Doubles Ideen und Erkenntnisse über die austauschbare Hotelarchitektur der meisten Ketten; seine Überlegungen sind zweifelsohne aufschlussreich, stimmig und interessant, vor allem, wenn man selber auf Messen ist und/oder solche Hotels von Innen kennt. Wer hat sich etwa schon einmal überlegt, warum die Bilder in diesen Hotelketten zwar da sind, aber nie durch Stil oder Motiv besonders auffallen? Oder warum die Flure mit Sofas bestückt sind, die nie jemand benutzt? Die Beobachtungen zum Messegeschehen und den allgegenwärtigen, unpersönlichen Hotels für Geschäftsreisende gelingen wirklich treffsicher und verschaffen Momente des Wiedererkennens.


    Es ist natürlich klar, dass all diese Ideen irgendwo hin führen müssen. Das passiert im dritten Teil, „Das innere Hotel". Ab hier wird Doubles Rundgang durch das Way Inn rätselhaft und gespenstisch, fast wie eine halluzinierte Reise. Obwohl die erste Hälfte des Buches für den Rest die Voraussetzung bildet, wirken beide Teile aber so sehr getrennt, dass sie fast aus zwei Werken zu stammen scheinen. Die sichtbare Klammer bilden hin und wieder nur die Erinnerungen Doubles an seinen Vater, dem er mit seiner Liebe zu Hotels nacheifert.


    Gut ist, wenn am Ende des Buches die Danksagung des Autoren auffällt. Darin bedankt Wiles sich unter anderem bei dem Architekten Rem Koolhaas und dem englischen Schriftsteller James Graham Ballard. Das Recherchieren der beiden hat geholfen, um mit dem Buch etwas mehr anfangen zu können, denn dann erkennt man die Bezüge und Hinweise auf diese beiden und ihre Werke. Ballard war unter anderem Autor von Dystopien und experimenteller Literatur, von dem ich zumindest zwei Motive im Buch entdecken konnte. Koolhaas entwickelte den Begriff des Junkspace, einen Begriff für austauschbare, seelenlose Architektur, die unaufhaltsam um sich greift. In einem Essay von 2001 lässt er sich ausführlich über diese moderne Form der Architektur aus, die für ihn längst keine mehr ist. „It is always interior, so extensive that you rarely perceive limits; it promotes disorientations by any means [...] Air conditioning has launched the endless building." Wiles hat dem Junkspace in diesem Roman ein Gesicht gegeben. Dass es ein Hotel wurde, liegt an Hilbert: Auch der ist ein Zitat, das auf den gleichnamigen Mathematiker und eines seiner Gedankenexperimente, das Hilbert-Hotel, zurück geht. Logischerweise kann nur Dee Double dabei helfen, im Hotel zurecht zu kommen, denn sie hat „Mathematik, Geometrie und Topologie" (auch das Hilbert'sche Forschungsthemen) studiert und lange im Immobilienwesen gearbeitet.


    Verschafft man sich nach der Lektüre ein paar Einblicke dieser Art, wird der Roman rückblickend interessant - voller Anspielungen und Zitate, von denen man einige finden wird. Details passen plötzlich zusammen und ergeben einen Sinn. Solange man das Buch in der Hand hält und keine Ahnung von solchen Querverweisen hat, beginnt das Buch langatmig, gerät der Bruch zum letzten Teil recht rabiat. Irgendwie fehlt da lange Zeit der Zauber. Zwar ergeben sich natürlich auch einfach durch die Lektüre Zusammenhänge, aber wirklich interessant wurde das Buch für mich erst nach ein paar Zusatzartikeln.


    3ratten

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    Kurzbeschreibung


    Carl Spalter will gerade die Grabrede für seine Mutter halten, als er vor den Augen der Trauergäste eine Kugel in den Kopf bekommt. Als Täterin wird kurz darauf seine eigene Ehefrau verurteilt. Es gibt nur einen Haken: Der tödliche Schuss wurde offenbar aus einer unmöglichen Position ausgeführt. Dave Gurney, genialer Mordermittler im Ruhestand, rollt den Fall neu auf – und kommt dabei einem Killer auf die Spur, der sich das Unmögliche zur Spezialität gemacht hat.



    Rezension


    Der pensionierte Ermittler Dave Guerney genießt seinen Ruhestand und baut Hühnerställe auf dem Land. Zum Missfallen seiner Frau Madeleine allerdings verfolgt ihn sein exzellenter Ruf als hartnäckigiger und brillanter Detective mit allerbester Auflösungquote immer noch. Sein alter Weggefährte Jack Hardwick kontaktiert ihn wegen des Falles Carl Spalter. Der Immobilienbesitzer und Politikanwärter war -so die offensichtliche Sachlage- von seiner Frau erschossen worden. Hardwick kommt der Fall von vorne bis hinten erstunken und erlogen vor und da er mit der Polizei wegen seiner Kündigung ohnehin über Kreuz liegt, will er nicht nur den Fall Spalter gerade rücken, sondern seine ehemaligen Arbeitgeber gleich noch so richtig vorführen. Wegen schlampiger Ermittlungen, Manipulation von Beweismitteln und der Beeinflussung von Zeugen. Obwohl Guerney weiß, dass für Hardwick mehr der Hass als die Wahrheitsliebe Antriebsfeder für eine Neuaufnahme des Falles ist, lässt er sich auf die Recherche ein.


    Der Fall Spalter bietet eine raffiniert konstruierte Ausgangslage, mit einem Schusswinkel, der unmöglich ist, falsch aussagenden Zeugen und einem Beamten, der mit Kay stellvertretend seine eigene Ex-Frau hinter Gitter bringen wollte. Es wird schnell offensichtlich, dass der Prozess gegen Kay Spalter ziemlich missraten ist und dass einige sehr üble Verfahrensfehler gemacht worden waren. Für eine Neuaufnahme des Verfahrens müssen diese beweisbar sein, eine Aufgabe, die zwar nicht einfach wird (da Guerney und Hardwick beide außer Dienst sind), aber lösbar. Viel wichtiger ist aber zumindest Guerney, dass er auch die Wahrheit über den Mord herausfindet. Und das ist ohne Polizeikollegen im Rücken schon viel schwieriger.


    Guerney kommt schnell dahinter, dass ein Auftragskiller beteiligt war. Diese Tatsache an sich tut dem Fall keinen Abbruch. Was aber den Fall kurz danach zu einem wenig spannenden macht, ist die bald folgende Erkenntnis, dass es ein durchgeknallter Psychopath ist, mit schwerer Kindheit und viel Hass auf die Welt. Ab da bleibt es wohl interessant, wie sich der Fall Spalter auflösen lässt. Wer hat den Auftrag erteilt? Wie passen die Zeugen ins Muster? Und wer verfolgte während des Prozesses noch eigene Interessen? Aber mehr als interessant ist es einfach nicht mehr. Der Fall kostet ab dann sinnlos unschuldige Opfer, wird von den Medien hochgekocht, um den Killer aus seiner Reserve zu locken, und wird total berechenbar. Irgendwann kommt es zum Showdown gegen Guerny mit noch viel mehr Opfern und Guerney wird ganz sicher der einzige sein, der sämtliche überaus raffinierten Fallen des Täters überleben wird. Das gibt keine Punkte mehr auf der Spannungsskala, sondern nur noch welche bei sensationsheischenden Effekten. Und der englische Originaltitel nimmt es daüber hinaus vorweg: Peter Pan must die (Peter Pan muss sterben). Ein Spoiler ist das aber beileibe nicht: Psychokiller dieser Art entkommen entweder und nehmen erneut Anlauf oder sie erleben das Ende des Buches nicht. Vor Gericht kommen sie niemals.


    Um das Ganze noch ein bisschen zu garnieren, wird auch Guerney eine kleine Psychose angehängt und Madeleine diagnostiziert bei ihm, unterstützt von einem Psychologen, Todessehnsucht und ein bewusstes Verlangen danach, sich wegen der Gefahren gezielt um Psychopathen kümmern zu wollen. Es gibt einen tragischen Verlust in seiner Vergangenheit und natürlich Differenzen mit der werten Gattin. Ein ziemlich dick beschmiertes Butterbrot mit allen Zutaten, die es für einen Thriller mit irgendwie "psycho" braucht. Und für mich war es schade um den ansonsten wirklich kniffligen Fall, aus dem ein korrupter Polizist einen persönlichen Rachefeldzug gemacht hat. Haben diese perfekten Zutaten nicht gereicht? Mich würde sehr interessieren, was für einen Justizthriller und Pageturner einer wie John Grisham aus der Ausgangslage gemacht hätte. Ohne den derzeit überall auftretenden Killer mit Psychoknacks. Sondern mit Menschen, deren normale Charakterzüge schon reichen, um einen Ermittler zur Verzweiflung zu bringen.


    Typischerweise heißt es oft, das Buch sei immer besser als die zugehörige Verfilmung. Bei Verdons Buch könnte es genau andersherum sein; ich sehe die Spezialeffekte zum Finale vor Augen. Die Pyrotechnik hätte ihren Spaß daran und der Zuschauer ausreichend Popcorn. Verdons Thriller ist perfekt für Leser, die dicke Schmöker mit merkwürdigen Killern schätzen. Lesern, die die Spannung lieber aus vertrackten Fällen, kurvenreichen Ermittlungen, Finten und guten Charakteren ziehen, mag ich Verdon nicht recht empfehlen. Aber Hollywood könnte mal bei Verdons Agentur anrufen; die Adresse steht auf seiner Website.


    2ratten

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    Kurzbeschreibung


    In dem kleinen Fischerdorf Dulworth Bay sind zwei Schüler spurlos verschwunden. Als einzigen Hinweis findet die Polizei im Kinderzimmer der beiden einen signierten Kricketschläger, der den geheimnisvollen Namen "Curzon" trägt. Wie ein tödlicher Fluch taucht dieser Name immer wieder auf. Wer steckt dahinter? Ist "Curzon" der Entführer? Britische Gelassenheit und unbeirrbarer Charme führen Paul Temple zielsicher auf die richtige Spur.


    gesprochen u.a. von René Deltgen, Kurt Lieck, Peter René Körner und Elisabeth Scherer



    Rezension


    Paul Temple wird gebeten, sich in dem kleinen Dorf Dulworth Bay um zwei verschwundene Schulbuben zu kümmern. Drei Wochen ist das Verschwinden schon her, als Sir Graham Forbes sich an Temple wendet. Die Polizei weiß nicht weiter und kann an Temple auf der Faktenseite nur eine unklare Signatur auf dem Cricketschläger des einen Jungen vermelden. Der Name „Curzon“ kann im Gegensatz zu allen anderen Unterschriften auf dem Schläger keinem Spieler der Gegend zugeordnet werden. Kurz nach Forbes’ Besuch geht ein Anruf der Dorfbewohnerin Dinah Maxwell ein, die Temple in einem Lokal wichtige Informationen geben will. Spannend genug ist das und ein Kinderspiel in Temples Augen. Das Treffen nimmt eine dramatische Wendung und das Ehepaar Temple macht sich unverzüglich auf den Weg nach Dulworth Bay, um das seltsame Treffen aufzklären. Sie geben sich Mühe, alle wichtigen Personen kennen zu lernen, erleben aber verwirrende Tage, die ihnen zunächst wenig weiterhelfen.


    Temples vermeintliches Kinderspiel entpuppt sich als undurchschaubares Mysterium. Da taucht eine Doppelgängerin auf, ein weiteres Kind verschwindet, Telefonate werden gemacht, die später angeblich nicht stattgefunden haben, die Temples werden verfolgt. Und darüber hinaus spart Durbridge auch nicht mit Morden (6 Tote) und Anschlägen auf verschiedene Beteiligte (5 Stück) - verteilt auf acht Aussendungen gab es also immer wieder rätselhafte Kehrtwendungen und spannende Cliffhanger. Zum Besonderen zählt nicht nur die ereignisreiche Erzählstruktur, sondern auch der Stil, den das Ehepaar Temple pflegt. Der Ermittler von Welt beruhigt seine Nerven zum Beispiel mit Whisky oder Gin, wenn die Gattin „es sich erst einmal überlegen will“, statt einfach Ja zu sagen. Und die Gattin reist mit Cognac in der Reisetasche, der zum Einsatz kommt, wenn mal ein Auto in die Luft fliegt. Noch dazu ist Temple eigentlich Schriftsteller, der nebenher zum Privatdetektiv wird - und diesen Nebenjob mit großer Nonchalance erledigt. Temple lässt sich einfach nie aus der Ruhe bringen. Während Steve zwar schneller erschrickt oder beunruhigt ist, sorgt sie mit Intuition und Gefühl dafür, ihrem Mann den einen oder anderen Hinweis zu geben.


    Der Fall Curzon ist ein Jubiläumsfall. Zehn Jahre ist es her, dass Temple und Steve seit dem Fall der Zeitungsmorde ein Paar sind. In Deutschland waren nicht alle Fälle aus England auf Sendung, aber Temple nimmt hier sicher Bezug auf „Paul Temple and the front page men“ von 1938 (Curzon stammt im Original von 1948). Die Aufnahme des Hörspiels folgt exakt dem Original; man hört genau, wenn Passagen aus der vorigen Folge zu Beginn der nächsten wiederholt wurden, um den Hörern den Wiedereinstieg zu erleichtern. Nach jeweils einer halben Stunde waren die Radiosendungen seinerzeit beendet. Zwar hört man nun die eine oder andere Minute doppelt, dafür aber kommt man in den Genuss aller originalen Musikarrangements, die immer passend komponiert zu den Ereignissen zwischen den Szenen platziert wurden.


    Mit großer Geste klärt Temple den Fall bei einer Cocktailparty auf und wie sich herausstellt, war der Ablauf der Ereignisse in etwa so kompliziert, wie es das Hörspiel für den Zuhörer war. Nicht nur der berüchtigte Curzon hat seinen Teil dazu beigetragen; mehrere Beteiligte haben auf ihre Art und Weise und mangels klarer Aussagen zur umfangreichen Verschleierung beigetragen. Der Curzon-Fall beeindruckte mehr durch die klassische Atmosphäre, sehr gut gemachte Szenen und den stets unbeirrbaren Paul Temple als durch einen richtig guten Fall. Das tut dem Hörvergnügen aber defintiv keinen Abbruch.


    3ratten


    So wie Bettina den Inhalt schildert, klingt das Buch richtig packend, aber ich bin einfach nicht mit der Geschichte warm geworden.


    Ich versichere Dir, dass ich über dasselbe Buch geschrieben habe :breitgrins:
    Aber es ist einfach so: Manchmal kriegen einen Bücher oder Autoren einfach nicht beim Wickel. Da musst Du sicher nicht zweifeln. Ich habe zum Beispiel umgekehrt meine Probleme mit Nele Neuhaus.


    Das mit Griessels Alkoholsucht ist ein Thema, was einen nerven kann, weil es so ubiquitär scheint. Jeder Ermittler hat irgendwas tragisches. Einfach nur ein vergessener Einkaufszettel darf nicht mehr sein, um Ärger daheim zu provozieren. Umgekehrt fand ich es ganz allgemein ein Topic, das einen an einem turbulenten Tag wirklich beschäftigen kann. Das kennt im Prinzip ja jeder von uns, dass es immer Anrufe zu unpassenden Zeiten gibt oder Erledigungen, die nun just an DEM Tag im Weg sind und zuviel Zeit kosten. So jedenfalls habe ich auch das Fiebern auf diesen Termin wahrgenommen (nicht nur als ewig tragische Ermittlerprobleme).

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    Kurzbeschreibung
    Er ist kein Polizist, kein Privatdetektiv - und trotzdem dreht sich in seinem Leben alles um den Tod. Im "Büro der einsamen Toten" bei der Stadt Amsterdam kümmert sich Pieter Posthumus um die einsamen Toten - Menschen ohne Angehörige, Menschen, die keiner vermisst - und richtet ihnen ein würdiges Begräbnis aus, mit Musik und Gedichten. Bei seinen Recherchen stößt er auf so manche Ungereimtheit. In der Prinsengracht ist die Leiche eines jungen Mannes gefunden worden. Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Posthumus nimmt auf eigene Faust die Ermittlungen auf und gerät in ein Netz von Intrigen.


    Meine Eindrücke
    Um namenlose Tote in Amsterdam kümmert sich nach uralter Tradition die Stadt; sie richtet ihnen ein würdiges Begräbnis aus, bei dem es Kaffee, Blumen und ein Gedicht gibt. Soweit die Realität. Britta Bolt hat das zuständige Büro in ihrem Roman kurzerhand "Amt für Katastrophenschutz und Bestattungen" getauft. Dort arbeitet Pieter Posthumus als einer der drei Beamten, die sich um nicht identifizierte Tote kümmern. Eigentlich bedeutet das neben einer Wohnungsbegehung nur Papierkram, um eventuelle Verwandte ausfindig zu machen, Sterbeversicherungen zu finden und im besten Fall das Begräbnis in die Hände der Familie zu geben. Posthumus jedoch ist ein Typ, der sich oft in das Leben der Toten hineinversetzen will und sich Fragen zu ihrem Tod stellt. Bei einem Toten, der sich in einer Mansarde erhängt hat, findet er zum Beispiel Gedichte und will damit die Trauerrede gestalten. Für seine Kollegen sind solche Ideen albernes und überflüssiges Dekor, für Posthumus ein Stück der letzten Würde. Eines Tages muss er sich um die Leiche eines jungen Marokkaners kümmern, der in einer Gracht gefunden wurde. Dadurch lernt er die Familie Tahiri kennen, mit denen der Tote bekannt war. Vater Tahiri kommt der Tod ein wenig merkwürdig vor und Posthumus verspricht ihm, ein bisschen zu recherchieren.


    Parallel zu Posthumus' Arbeit lernt der Leser Onno Veldhuizen kennen, seines Zeichens Abteilungsleiter der Sektion Staatsschutz, sowie seine Teamleiterin Lisette Lammers. Lammers beobachtet die so genannte Amsterdamer Zelle, eine Gruppe hauptsächlich junger Marokkaner, die der Verschwörung und der Planung eines terroristischen Anschlags verdächtigt werden. Während der Staatsschutz sein übliches Programm aus Abhörtechnik und Observation auspackt, erhält Posthumus unverhofft Unterstützung von einer längst verloren geglaubten Familienbande: Seine Nichte Merel Dekkers meldet sich nach langjähriger Sendepause bei ihm. Dekkers ist Journalistin und derzeit mit vielen Artikeln über den Islam betraut.


    Familie Tahiri wird zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, bei der Posthumus' Fragen und die Ermittlungen des Staatsschutzes immer wieder angreifen. Aus so einem Setting könnte man einen wahnsinnig schnellen Thriller stricken und Posthumus gegen Veldhuizen durch Amsterdam jagen. Dann wäre das Buch auch spannend, aber nur halb so gut. Denn Britta Bolt schaut ihren Protagonisten nicht nur auf die Finger, sondern auch ins Herz. Was dabei herauskommt ist ein Roman, der viele Facetten zu religiösen Strömungen aufgreift und diese unaufgeregt und gelassen thematisiert.


    Es ist mehr als nur der Einblick in eine muslimische Familie. Es ist auch eine Perspektive auf Immigranten, deren Kinder die Herkunft ihrer Eltern entdecken und die eigene Präsenz inmitten von zwei Kulturen ganz anders wahrnehmen. Vater Mohammed hat der Familie in den Niederlanden ein neues und gutes Leben aufgebaut, sich so weit wie möglich integriert. Seine Kinder emanzipieren sich vom Anpassungswillen ihrer Eltern und definieren ihre Traditionen neu. Die Tochter wählt den Schleier und wirft der Mutter ein Mangel an eigener Kultur vor, der Sohn Najib trägt eine Djellaba, meidet den Kontakt zur Familie und surft stundenlang im Internet. Alleine diese Diskrepanzen sind schon genug Stoff, um zwei Generationen hart aufeinander prallen zu lassen. Najibs religiöse Interessen lassen ihn allerdings ins Licht von Veldhuizens Ermittlungen rücken.


    Posthumus entdeckt während seiner Recherchen auch das Schicksal des Toten aus der Gracht, ein entfernter Cousin der Tahiris. Mit ihm und Onno Veldhuizen lässt Britta Bolt politische Hintergründe ins Spiel kommen, die auf eine ganz andere Art und Weise erschreckend sind als nur diehier bekannte Gefahr durch Jihadisten. Auch, wenn der Start der Posthumus-Trilogie sehr viel ruhiger ist als ein wütender Krimi von Dominique Manotti, steckt auch in Britta Bolts Buch ein Stück weit politische Literatur. Ließe sich das überhaupt vermeiden, wenn hinter Britta Bolt eine auf Menschenrechte, internationales Recht und politische Prozesse spezialisierte Anwältin sowie ein Schriftsteller stehen, der unter anderem ein Theaterstück gegen Apartheid auf die Bühne gebracht hat?


    Posthumus findet heraus, was seine zunächst namenlosen Toten für ein Schicksal hatten. Doch er ist "Beamter, kein Detektiv", und so liefert das Ende perfektes Futter, um die Geschichte auch bei zugeschlagenem Buch weiter arbeiten zu lassen.


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    Kurzbeschreibung
    Seit Jimm Juree mit ihrer schrägen Sippe in das Küstendorf Maprao im Süden Thailands übergesiedelt ist, vermisst sie die Lichter der Stadt. Am meisten aber vermisst sie ihre Karriere als Reporterin. Schweren Herzens muss sie nun mit Aufträgen für das kleine Lokalblatt vorliebnehmen. Ihr aktueller Job: den Engländer Conrad Coralbank interviewen, seines Zeichens Autor erfolgreicher Kriminalromane. Kurz darauf verschwinden plötzlich mehrere Frauen, unter ihnen auch Coralbanks Gattin. Und plötzlich hat Jimm es nicht nur mit Vermisstenfällen und einem potenziellen Serienkiller zu tun, sondern auch mit einem kapitalen Sturm, der direkt auf Maprao zusteuert.


    Meine Eindrücke
    Jimm Juree bekommt in ihrem verschlafenen Nest endlich wieder eine Herausforderung, die ihr schmeckt: Für die Dorfgazette Chumphon News darf sei einen Starautoren interviewen: Coral Coralbank, Preisträger, Millionenseller - und er wohnt noch dazu gleich um die Ecke. Der Job läuft nicht ganz so glatt, wie erhofft. Der Hausherr macht Avancen, die Haushälterin warnt vor ihm und der Chefredakteur wollte kein tolles Interview, sondern eine schlagzeilenträchtige, dreckige Boulevardstory. Vielleicht ist die verschwundene Ehefrau ein Anknüpfungspunkt? Jureee muss nochmal ran, zu einem Autoren, der die Avancen verschärft.


    Außerdem wird Juree von Schwester Da im Krankenhaus gebeten, sich nach der Ärztin Dr. Somluk umzusehen. Diese kehrte von einer Konferenz nicht zurück. Ist es Senilität, erfindet sie Verschwörungstheorien? Juree jedenfalls macht sich auf den Weg zum Konferenzzentrum und merkt, dass die Ärztin keine besonders angenehme Tagung hatte. Schwester Da hatte mit ihren Sorgen nicht ganz Unrecht. Bei den Recherchen zu diesem Fall hilft Jimms Schwester Sissi, ein Hackergenie, das regelmäßig Mails an Clint Eastwood schreibt, Kontenstände magisch füttert und selbst das Computerherz Schweizer Banken kennen gelernt hat. Wie Sissi ihre illegalen Unternehmungen absolviert, will in der Familie keiner allzu genau wissen.


    Für die ersten Schmunzler sorgt der Krimi schon auf den ersten Seiten. Juree verdient ihre Brötchen als "Sprachdoktor" und merzt schlimme Tipp- und Übersetzungsfehler ins Englische aus. Abgesehen von den Beispielen, die Juree selber gibt, ist jedes Kapitel mit einem Übersetzungsböller überschrieben, wie zum Beispiel der Werbung für eine Seife, die "10 Jahre älter macht, als Sie aussehen" (in einem anderen Buch publizierte Cotterill Verhörer, die beim Karaoke für schräge Texte sorgen). Seinen britischen Humor hat er ohnehin behalten, denn dieses Mal nimmt er sich selber aufs Korn. Der Starautor Conrad Coralbank teilt sich mit Cotterill nicht nur die Initialen. Coralbank schreibt Kriminalromane, die in Laos spielen und macht sich bei der Chumphon News damit keine Freunde: "Laos -und ich möchte hier keineswegs rassistisch klingen- ist garantiert das langweiligste Land der Welt. Ich war mehrmals auf Recherche da, und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Uhren dort langsamer gehen. [...] Jeder Schritt fühlt sich an, als wate man durch hüfthohes Reisporridge."


    Abseits des Englischen lautern ernstere Probleme, wenn man genauer hinschaut. Das Hauptaugenmerk der Polizei liege darauf, Reichtum anzuhäufen, statt Unheil abzuwenden und die Polizisten hätten den "IQ eines Schwamms". Im Revier von Pak Nam wurden aus Sicherheitsgründen seit 9/11 keine Pakete mehr geöffnet. Alle stauben im Lager ein, egal, was drin sein könnte. Aber Juree weiß inzwischen, mit überbordender Bequemlichkeit umzugehen und der Beamte ist reichlich dankbar, dass er Arbeit abgenommen bekommt.


    Cotterill schreibt nur auf den ersten Blick einen witzigen Krimi. In jedem Band rückt er konsequent ein kritisches Thema ins Rampenlicht. Waren es in den ersten beiden Bänden die Situation der Birmanen im Land und feudalistische Gesellschaftsstrukturen mit Selbstbedienungscharakter, so ist es in diesem Band der Umgang internationaler Lebensmittelkonzerne in den ärmeren Ländern dieser Welt. Der Plot hängt konkret an einem Schweizer Konzern, der mit aggressiver Werbung und viel Geld den Absatz von Babymilchpulver vorantreiben will und in Dr. Somluk einen engagierten Gegner gefunden hat. Einen echten Skandal dazu gab es in den 1970ern tatsächlich, nachdem durch irreführendes Marketing, falsche Rahmenbedingungen vor Ort und zu wenig Aufklärung zahlreiche Säuglinge starben. Beruhigt hat sich der Markt um Babymilchpulver sicher nicht; 2013 strafte China mehrere Konzerne wegen Preisabsprachen ab, darunter auch den, auf den Cotterill anspielt (und der inzwischen versucht, Babymilchpulver hochpreisig wie Kaffeekapseln zu vermarkten).


    Die Juree-Serie liefert griffigeren Krimistoff für Cotterill-Fans, denen Dr. Sir zu geisterlastig ist, die aber auf Humor und Landeskunde nicht verzichten mögen. Dass auch ernste Themen mit Witzen garniert werden, ist eine ganz typischen Sache, wie Cotterill einmal in einem Interview schilderte: "Die Menschen dort überspielen ihre Unannehmlichkeiten durch Humor," um besser damit umgehen zu können. Insofern vielleicht auch etwas, das man sich abgucken kann.


    Vielleicht ahnt der eine oder andere Leser, wie die Fälle ausgehen werden. Vielleicht ist es dem einen oder anderen nicht spannend oder rasant genug. Aber ich glaube, Cotterill geht es auch nicht um einen Wettbewerb mit den großen Namen und Pageturnern. Cotterill will in das Land einladen, Augen öffnen für Schönheit und Missstände gleichermaßen und so passen die Fälle für Jimm Juree auch einfach in den Rahmen und wollen gar nicht mehr sein als das: Kriminalfälle an einem verschlafenen Strand in Thailand.


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