Britta Bolt - Das Büro der einsamen Toten

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 4.901 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mordsbuch.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung
    Er ist kein Polizist, kein Privatdetektiv - und trotzdem dreht sich in seinem Leben alles um den Tod. Im "Büro der einsamen Toten" bei der Stadt Amsterdam kümmert sich Pieter Posthumus um die einsamen Toten - Menschen ohne Angehörige, Menschen, die keiner vermisst - und richtet ihnen ein würdiges Begräbnis aus, mit Musik und Gedichten. Bei seinen Recherchen stößt er auf so manche Ungereimtheit. In der Prinsengracht ist die Leiche eines jungen Mannes gefunden worden. Die Umstände seines Todes sind mysteriös. Posthumus nimmt auf eigene Faust die Ermittlungen auf und gerät in ein Netz von Intrigen.


    Meine Eindrücke
    Um namenlose Tote in Amsterdam kümmert sich nach uralter Tradition die Stadt; sie richtet ihnen ein würdiges Begräbnis aus, bei dem es Kaffee, Blumen und ein Gedicht gibt. Soweit die Realität. Britta Bolt hat das zuständige Büro in ihrem Roman kurzerhand "Amt für Katastrophenschutz und Bestattungen" getauft. Dort arbeitet Pieter Posthumus als einer der drei Beamten, die sich um nicht identifizierte Tote kümmern. Eigentlich bedeutet das neben einer Wohnungsbegehung nur Papierkram, um eventuelle Verwandte ausfindig zu machen, Sterbeversicherungen zu finden und im besten Fall das Begräbnis in die Hände der Familie zu geben. Posthumus jedoch ist ein Typ, der sich oft in das Leben der Toten hineinversetzen will und sich Fragen zu ihrem Tod stellt. Bei einem Toten, der sich in einer Mansarde erhängt hat, findet er zum Beispiel Gedichte und will damit die Trauerrede gestalten. Für seine Kollegen sind solche Ideen albernes und überflüssiges Dekor, für Posthumus ein Stück der letzten Würde. Eines Tages muss er sich um die Leiche eines jungen Marokkaners kümmern, der in einer Gracht gefunden wurde. Dadurch lernt er die Familie Tahiri kennen, mit denen der Tote bekannt war. Vater Tahiri kommt der Tod ein wenig merkwürdig vor und Posthumus verspricht ihm, ein bisschen zu recherchieren.


    Parallel zu Posthumus' Arbeit lernt der Leser Onno Veldhuizen kennen, seines Zeichens Abteilungsleiter der Sektion Staatsschutz, sowie seine Teamleiterin Lisette Lammers. Lammers beobachtet die so genannte Amsterdamer Zelle, eine Gruppe hauptsächlich junger Marokkaner, die der Verschwörung und der Planung eines terroristischen Anschlags verdächtigt werden. Während der Staatsschutz sein übliches Programm aus Abhörtechnik und Observation auspackt, erhält Posthumus unverhofft Unterstützung von einer längst verloren geglaubten Familienbande: Seine Nichte Merel Dekkers meldet sich nach langjähriger Sendepause bei ihm. Dekkers ist Journalistin und derzeit mit vielen Artikeln über den Islam betraut.


    Familie Tahiri wird zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, bei der Posthumus' Fragen und die Ermittlungen des Staatsschutzes immer wieder angreifen. Aus so einem Setting könnte man einen wahnsinnig schnellen Thriller stricken und Posthumus gegen Veldhuizen durch Amsterdam jagen. Dann wäre das Buch auch spannend, aber nur halb so gut. Denn Britta Bolt schaut ihren Protagonisten nicht nur auf die Finger, sondern auch ins Herz. Was dabei herauskommt ist ein Roman, der viele Facetten zu religiösen Strömungen aufgreift und diese unaufgeregt und gelassen thematisiert.


    Es ist mehr als nur der Einblick in eine muslimische Familie. Es ist auch eine Perspektive auf Immigranten, deren Kinder die Herkunft ihrer Eltern entdecken und die eigene Präsenz inmitten von zwei Kulturen ganz anders wahrnehmen. Vater Mohammed hat der Familie in den Niederlanden ein neues und gutes Leben aufgebaut, sich so weit wie möglich integriert. Seine Kinder emanzipieren sich vom Anpassungswillen ihrer Eltern und definieren ihre Traditionen neu. Die Tochter wählt den Schleier und wirft der Mutter ein Mangel an eigener Kultur vor, der Sohn Najib trägt eine Djellaba, meidet den Kontakt zur Familie und surft stundenlang im Internet. Alleine diese Diskrepanzen sind schon genug Stoff, um zwei Generationen hart aufeinander prallen zu lassen. Najibs religiöse Interessen lassen ihn allerdings ins Licht von Veldhuizens Ermittlungen rücken.


    Posthumus entdeckt während seiner Recherchen auch das Schicksal des Toten aus der Gracht, ein entfernter Cousin der Tahiris. Mit ihm und Onno Veldhuizen lässt Britta Bolt politische Hintergründe ins Spiel kommen, die auf eine ganz andere Art und Weise erschreckend sind als nur diehier bekannte Gefahr durch Jihadisten. Auch, wenn der Start der Posthumus-Trilogie sehr viel ruhiger ist als ein wütender Krimi von Dominique Manotti, steckt auch in Britta Bolts Buch ein Stück weit politische Literatur. Ließe sich das überhaupt vermeiden, wenn hinter Britta Bolt eine auf Menschenrechte, internationales Recht und politische Prozesse spezialisierte Anwältin sowie ein Schriftsteller stehen, der unter anderem ein Theaterstück gegen Apartheid auf die Bühne gebracht hat?


    Posthumus findet heraus, was seine zunächst namenlosen Toten für ein Schicksal hatten. Doch er ist "Beamter, kein Detektiv", und so liefert das Ende perfektes Futter, um die Geschichte auch bei zugeschlagenem Buch weiter arbeiten zu lassen.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Der Protagonist und Ermittler in diesem Krimi, Pieter Posthumus, ist diesmal kein Kommissar und auch kein Privatdetektiv sondern ein Beamter der Amsterdamer Stadtverwaltung. Er ermittelt für die Friedhofsverwaltung in Fällen, in denen Tote auf den ersten Blick keine Anverwandten haben, die für ihr Begräbnis aufkommen. In deren Wohnungen sucht Posthumus nach Wertgegenständen, die sich veräußern lassen, um die Kosten zu decken – aber auch nach Hinweisen auf evtl. doch vorhandene Freunde oder Familie. Pieter Posthumus kniet sich manchmal etwas zu tief in seine „Fälle“ und so ist er auch beim Tod eines jungen Marokkaners neugieriger, als er sein sollte und kommt nicht nur der Polizei sondern auch dem niederländischen Geheimdienst in die Quere.
    Die Geschichte ist aktuell und gut durchdacht,den Ermittler, ein sympathischer Typ von nebenan, hat man sofort ins Herz geschlossen und das Flair Amsterdams umfängt den Leser schon nach wenigen Seiten. Dennoch fehlt dem Krimi ein solider Spannungsaufbau, die Geschichte könnte dichter sein, einige Personen, wie z.B. Posthumus Nichte Merel, wie auch das Opfer bleiben zu blass.
    Trotz aller Schwächen hat mir der intelligente Krimi sehr gut gefallen, obwohl sich die Geschichte sehr langsam entwickelt. Im Prolog erfährt man zwar, dass ein Mord geschehen ist. Bis dieses Opfer gefunden wird und sich die Story richtig entspinnt, muss man die ersten 100 Seiten lesen und erfährt viel über Amsterdam – m.E. Etwas zu detailliert. Das Ende entschädigt aber für eine etwas langatmige Durststrecke in der Mitte des Buches.
    Den bereits geplanten zweiten Band um Pieter Posthumus und seine „einsamen Toten“ werde ich auf jeden lesen wollen !!!


    4ratten

  • Heißt der wirklich Posthumus oder ist das nur ein Spitzname? :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Er heißt wirklich so.
    Das soll in den Niederlanden ein ganz gängiger Name sein ... und in dem Fall passt er auch noch sehr gut!
    :winken:


  • Bis dieses Opfer gefunden wird und sich die Story richtig entspinnt, muss man die ersten 100 Seiten lesen und erfährt viel über Amsterdam – m.E. Etwas zu detailliert. Das Ende entschädigt aber für eine etwas langatmige Durststrecke in der Mitte des Buches.
    Den bereits geplanten zweiten Band um Pieter Posthumus und seine „einsamen Toten“ werde ich auf jeden lesen wollen !!!
    4ratten


    Es ist eine Trilogie - so steht es zumindest auf meiner niederländischen Ausgabe.
    Der zweiten Teil ist auf niederländisch schon erschienen und der dritte Teil soll im Januar erscheinen :klatschen: Sie könnten bei großem Erfolg natürlich noch Bände nachschieben...


    Die Beschreibungen von Amsterdam finde ich persönlich sehr toll, da ich nächstes Jahr da mal wieder hin will, und mir den 2. und 3. Teil für den Urlaub aufspare :zwinker:


    Im Orininal heißen die Bände übrigens " Heldhaftig" " Vastberaden" und "Barmhartig", was so viel wie "Heldenhaft", "Unentwegt ( Entschlossen)" und "Barmherzig", was dem Spruch der Stadt entspricht. Die drei kleinen Andreaskreuze ( für mich sehen sie immer wie der perfekte Kreuzstich aus) sind Teil des Wappens von Amsterdam.


    groetjes
    bibse

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)


  • Auf englisch ist der zweite Band doch auch schon erschienen, oder?
    Hast Du Band 2 schon gelesen? Falls ja, hat er gefallen?

  • Auf englisch ist der zweite Teil laut Amazon im Mai erschienen.
    Da ich mit dem Zug nach Amsterdam will, hoffe ich auf ganz viel Lesezeit und lese ihn dann erst nächstes Jahr.
    Ich hab ja noch ein paar andere Bücher, die ich in der Zwischenzeit lesen kann.


    Teil 1 gefällt mir sehr gut. Ich hatte mir Posthumus erst so um 35-40 Jahre vorgestellt. Aber er ist wohl eher so um die 55-60, wenn man es am Alter seiner Nichte und an seiner Hausbesetzervergangeheit festmacht, oder?


    :winken:
    bibse

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

  • Hierzu sollte ich wohl auch mal meine Meinung sagen. Ein ungewöhnlicher Krimi, den ich sehr gern gelesen habe!


    Bettina hat die wesentlichen Aspekte sehr treffend zusammengefasst. :daumen: Daher spare ich mir mal Anmerkungen zum Inhalt. Auf mich wirkte das Buch ein wenig so, als wollten die Autoren hier mehr ein Gesellschaftspanorama unter ganz bestimmten politischen Aspekten (die Situation marokkanischer Einwanderer in den Niederlanden) schreiben, und die Krimihandlung ist eher nebensächlich und nur ein Aufhänger. Das soll nicht heißen, dass ich das schlecht finde. Es wirkte vielleicht ein ganz klein wenig schulmeisterlich oder lehrstückhaft, trotzdem habe ich das alles mit großem Interesse gelesen. Die Spannung wird allerdings schon ein bisschen anders aufgebaut als bei einem "klassischen" Krimi. Außerdem ist Pieter Posthumus kein Polizist, sondern Beamter der Stadt und hat demzufolge sehr beschränkte Möglichkeiten, Untersuchungen zur Aufklärung bestimmter Fragen vorzunehmen. So müssen die Autoren so manches Mal den Zufall walten lassen, um ihn mit Informationen zu versorgen, und das Ende ist auch ein wenig anders als beim typischen Krimi.


    Anfangs dauert es allerdings ein wenig, bis die Handlung mal in Schwung kommt, denn es müssen zunächst viele Personen und Gegebenheiten vorgestellt werden. Ich brauchte anfangs sehr lange, um all die marokkanischen Namen auseinanderhalten zu können, und die Bezeichnungen der Kleidungsstücke waren mir auch fremd (eine Erklärung wäre nicht schlecht gewesen). Vieles wird sehr detailliert beschrieben, was ich aber auch stellenweise sehr liebevoll fand: zum Beispiel solche Details wie das, dass Pieter Posthumus für bestimmte Wege auf dem Hinweg eine Route hat, und auf dem Rückweg immer einen ganz anderen Weg nimmt. (Das kenne ich gut, denn genau solche unterschiedlichen Hin-Rückwege habe ich auch :breitgrins:). Das bringt doch einiges an Authentizität und Atmosphäre in den Text.


    Insgesamt wird (mein Eindruck!) hier ein ziemlich differenziertes Bild zur Lage der Einwanderer gezeichnet, aber vor wem mir so richtig gegraust hat, waren nicht die Marokkaner, sondern Onno Veldhuizen. Wenn tatsächlich so geartete Persönlichkeiten in solchen Positionen sitzen und solche Aktionen starten, dann ist das schon sehr sehr übel! :entsetzt: (Und da wird wohl was dran sein, denn die Autoren kennen sich in diesen Kreisen ja offenbar aus.)


    4ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Es ist eine Trilogie - so steht es zumindest auf meiner niederländischen Ausgabe.
    Der zweiten Teil ist auf niederländisch schon erschienen und der dritte Teil soll im Januar erscheinen :klatschen: Sie könnten bei großem Erfolg natürlich noch Bände nachschieben...


    Das fand ich zunächst etwas verwirrend. In der deutschen Ausgabe steht, dass sie aus dem Englischen übersetzt wurde, und die Originalausgabe unter dem Titel "Heldhaftig" erschien. :confused:
    Offenbar schreiben die Autoren auf Englisch, das wird dann ins Niederländische übersetzt und kommt als Originalausgabe heraus, und dann erst erscheint die englische Ausgabe (und wird ins Deutsche und sonstige Sprachen übersetzt).



    Die Beschreibungen von Amsterdam finde ich persönlich sehr toll, da ich nächstes Jahr da mal wieder hin will, und mir den 2. und 3. Teil für den Urlaub aufspare :zwinker:


    Im Orininal heißen die Bände übrigens " Heldhaftig" " Vastberaden" und "Barmhartig", was so viel wie "Heldenhaft", "Unentwegt ( Entschlossen)" und "Barmherzig", was dem Spruch der Stadt entspricht. Die drei kleinen Andreaskreuze ( für mich sehen sie immer wie der perfekte Kreuzstich aus) sind Teil des Wappens von Amsterdam.


    Ja, das Buch macht Lust auf Amsterdam. Leider war ich da noch nie.


    Den Bezug zum Amsterdamer Wappen mit den drei Kreuzen fand ich sehr schön. Dann dürfte es freilich nach dem dritten keine weiteren Bände geben.


    Laut Wikipedia stehen diese Kreuze auch für die Plagen, die Amsterdam heimsuchten: Flut, Feuer und Pest. Ob darauf auch in den Büchern Bezug genommen wird? Flut hatten wir ja nun hier (einen Ertrunkenen). Ich muss gleich mal nachsehen, ob der zweite Band mit Brandstiftung zu tun hat.


    Auf jeden Fall werde ich alle drei Bände lesen.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • In Amsterdam gibt es im „Amt für Katastrophenschutz und Bestattungen“ eine kleine Abteilung, die sich um unbekannte Tote kümmert. Die Mitarbeiter dort finden heraus, ob es doch noch Verwandte gibt, die entweder erben könnten oder das Begräbnis bezahlen sollen und kümmern sich in letzter Konsequenz auch darum, die Verstorbenen würdevoll zu bestatten. Dieser Teil der Arbeit liegt Pieter Posthumus besonders am Herzen, zudem macht er seine Arbeit nicht nur oberflächlich, sondern verbeißt sich durchaus in einen Fall, um aus den kleinsten Indizien noch auf Identität und daraus der Herkunft oder mögliche Verwandte eines Toten zu schließen. Diesmal versteckt sich ein Verbrechen hinter einer der Akten, die auf seinem Schreibtisch landen. Parallel dazu ermittelt ein Anti-Terror-Team in der Stadt und versucht einen Anschlag zu vermeiden, von dessen unmittelbarem Bevorstehen ihr karrierewütiger Chef überzeugt ist.


    Noch vor Beginn war ich etwas irritiert, dass das Buch aus dem Englischen übersetzt ist, die Originalausgabe erschien aber auf Niederländisch. (Sie ist wohl ebenfalls aus dem Englischen übersetzt). Das Autorenteam, das sich hinter Britta Bolt verbirgt, setzt sich aus einer Deutschen und einem Südafrikaner zusammen, die beide in Amsterdam leben.


    Möglicherweise aus diesem Grund legen sie besonders viel Wert darauf, die Stadt als stimmungsvollen Hintergrund aufzubauen. Eine Vielzahl von Straßennamen und Vierteln und so einige Beschreibungen der Wege, die die Figuren zurücklegen, erzeugen durchaus ein entsprechendes Lokalkolorit, manchmal war es schon zu viel, immerhin ist dankenswerterweise im Umschlag ein Stadtplan abgebildet, der hilft gewaltig. Zwar kann Bolt nicht widerstehen, malerische Klischees einzubauen, aber immerhin werden sie bewusst eingesetzt, wie zum Beispiel das Touristenpaar, das die Nachbarin in weitem Rock auf blumengeschmücktem Fahrrad fotografiert und dann von Posthumus weggeklingelt wird.


    Posthumus ist eine sympathische Figur, etwas behäbig und eigenwillig, er arbeitet darauf hin, ein echtes Original zu werden. Sein Alltag ist liebevoll mit Details ausgestaltet, die allerdings manchmal etwas unausgearbeitet wirken. So taucht sein Faible für gutes Essen inkl. entsprechender Kochkünste zwischendurch einmal sehr prominent auf, um den Rest des Buches nur ein Nebensatzdasein zu fristen, ähnlich ergeht es auch anderen charakteristischen Details aus seinem Leben. Die Nebenfiguren, sowohl in seinem Umfeld, wie auch die Marokkaner oder die Antiterrorbeamten sind erst recht viel zu zahlreich, wodurch zu wenig Platz bleibt, um ihnen ein echtes Profil zu verpassen. Das ist schade, denn der erste Eindruck von einigen von ihnen ist ziemlich vielversprechend. Hier kann man nur hoffen, dass zumindest ein Teil von ihnen in den Folgebänden erneut auftaucht und dann ihre Persönlichkeiten besser herausgearbeitet werden.


    Der Zusammenhang zwischen den Ermittlungen, also Posthumus einzelne Fälle, seine Nichte, dazu das Anti-Terror-Team ist leider dann auch ein wenig zu dicht, um glaubwürdig zu sein. Hier wären ein paar weniger Verwicklungen besser für das Buch gewesen, es muss nicht jeder mit jedem in irgendeiner Art von Verbindung stehen.


    Nichtsdestotrotz mochte ich das Buch, ganz besonders gefiel Posthumus würdevolles Durchwühlen der Leben unbekannter Toter, davon will ich mehr lesen. Den nächsten Band hatte ich schon in der Hand und freue mich darauf, ihn in Kürze zu lesen. Und dann warte ich auf die Übersetzung von Teil 3...


    4ratten


    [hr]


    Pieter Posthumus


    [list type=decimal]
    [li]Heldhaftig / Lonely Graves / Das Büro der einsamen Toten[/li]
    [li]Vastberaden / Lives Lost / Das Haus der verlorenen Seelen[/li]
    [li]Barmhartig / Deadly Secrets / Der Tote im fremden Mantel[/li]
    [/list]

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • illy
    Ich bin grade noch mitten drin und sehe vieles so ähnlich wie Du. Vor allem der Zusammenhang zwischen den Terrorzellen und den einzelnen Figuren... Aber Posthumus macht das finde ich mehr als Wett. Wenn seine Kollegin wieder die Krise bekommt, weil er einfach so hartnäckig ist :breitgrins: Wunderbar! Ich hatte in der Bibliothek auch Glück und konnte mir Band zwei auch gleich mitnehmen. Ich war mir wohl sehr sicher, das es mir gefallen würde. *gg*

  • Posthumus ist einfach klasse!


    Ich war mir vorab nicht so sicher und habe Band 2 dann doch stehen lassen... :rollen:
    Aber der Vormerker für die Onleihe steht schon. :breitgrins:

  • Ja, die Cover finde ich auch sehr cool! :breitgrins:
    (Und Posthumus natürlich)


    Ich habe übrigens Band 2 vor einigen Wochen gelesen und fand ihn wesentlich schlechter als den ersten. Irgendwie viel zu wirr, so dass ich es bisher gar nicht fertiggebracht habe, einen Kommentar oder eine Rezi dazu zu schreiben (vielleicht kann ich mich noch aufraffen...).



    Die Nebenfiguren, sowohl in seinem Umfeld, wie auch die Marokkaner oder die Antiterrorbeamten sind erst recht viel zu zahlreich, wodurch zu wenig Platz bleibt, um ihnen ein echtes Profil zu verpassen. Das ist schade, denn der erste Eindruck von einigen von ihnen ist ziemlich vielversprechend. Hier kann man nur hoffen, dass zumindest ein Teil von ihnen in den Folgebänden erneut auftaucht und dann ihre Persönlichkeiten besser herausgearbeitet werden.


    Nein, das ist leider nicht der Fall. Einige wenige werden kurz erwähnt und Posthumus' Nichte kommt wieder vor. Und man hört kurz von Onno Veldhuizen.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • kaluma
    Das klingt ja nicht sehr verlockend.


    Bei mir sieht es so aus, das mich der Krimianteil hier im Roman nicht gänzlich überzeugt. Zum Teil liegt das sicher auch daran, das ich die Thematik die hier angerissen wird, nicht so mein Ding ist. Zum Anderen aber auch deshalb, weil mich die Verwicklungen und die Konstruktion nicht gänzlich überzeugt. Da ist mir einiges zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Zeitgleich gibt es einfach auch diese bequemen Zufälle z.B das Merel, die Nichte von Posthumus (der Name ist echt göttlich *g*) Journalistin ist. Wie praktisch für ihn.
    Mir gefiel aber die Figur des Posthumus und seine Arbeit, vor allem auch weil er sich wirklich für die Menschen zu interessieren scheint. Ihm ist nicht egal, wer sie waren und warum sie gestorben sind. Daher werde ich die Reihe sicher erst mal weiterverfolgen.


    Von mir daher: 3ratten

  • Teil 2 steht mir noch bevor und ich bin ja sehr gespannt, nach dem, was ich hier lese.


    Zum Krimiteil wollte ich gerne was sagen: So wild fand ich gar nicht, dass Posthumus nicht großartig als Aufklärer auftritt. Er ermittelt im Rahmen seiner Möglichkeiten, geht dabei schon über den Job hinaus, hat aber nicht die Mittel und Wege, alles aufzuschlüsseln. Für den Leser fügt sich wegen Posthumus' Engagement am Ende mehr zusammen. Dass er selbst nicht den Überblick bekommt, halte ich für nachvollziehbar und verständlich. Das ist in dieser Form für mich in zweierlei Hinsicht passend. Erstens passt es zur Figur und zum Job von Posthumus. Zweitens passt es zur Realität. Viele Zusammenhänge werden eben doch nicht in ihrer Fülle und Tiefe erkannt.


    Posthumus ist quasi das Gegenstück zur Antiterroreinheit. Die einen arbeiten mit viel Misstrauen, schnellen Urteilen und auch mal krumm, er selbst sucht zu verstehen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa


  • Bettina
    Diesen Aspekt der Handlung fand ich auch realistisch beschrieben. Gerade eben weil er ja kein Polizist ist, sondern im Grunde nur an die Informationen kommen kann, die er durch seinen Zugriff über die Stadtverwaltung erhält.


    Realismus dieser Sorte mag ich ganz gerne in den Büchern.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Pieter Posthumus, 47, von seinen Freunden PP genannt, arbeitet bei der Stadtverwaltung Amsterdam in der Abteilung für Bestattungen. Zusammen mit seinen Kollegen Sulung und Maja widmet er sich speziell den „einsamen“ Toten, die keine Angehörigen haben bzw. er versucht, deren Angehörige ausfindig zu machen. Auch die Begräbnisse versucht er einigermaßen würdevoll z.B. mit kleinen Gedichten zu gestalten.


    Von Mittwoch, dem 11. Mai bis Mittwoch, den 15. Juni bin ich mit PP in Amsterdam unterwegs. In dieser Zeit lerne ich besonders ihn und sein Umfeld etwas näher kennen und bin ganz nahe dran an den Ermittlungen, von denen er mit seiner Akribie nicht die Finger lassen kann.
    Diesmal beißt er sich an einem jungen Ausländer fest, der eine Djellaba trägt und in einer Gracht ertrunken ist. Fremdverschulden wird zunächst ausgeschlossen, woran PP aber nicht glaubt. Und er sollte Recht haben...


    Die Autoren nehmen mich mit in eine Stadt, die ich schon einmal kennenlernen durfte. Daher kam es hier und da vor, dass ich eine ungenaue Vorstellung hatte, wo die Geschichte gerade spielte. Der auf den Innenseiten des Buches abgedruckte Stadtplan hat mir da sehr weitergeholfen und ich war immer direkt am Geschehen dabei. Die Stadt mit ihrem ganz eigenen Flair, mit ihren vielen Fahrradfahrern, den wunderschönen alten Häusern, den Grachten, Brücken, den Menschen, aber auch den weniger sehenswerten Teilen der Stadt bekomme ich in diesem Buch sehr gut vermittelt. Ich kann mir vorstellen, dass man da „Appetit“ bekommt, die Stadt einmal selbst zu besuchen.
    Pieter Posthumus ist mir von Anfang an sehr sympathisch. Mit seiner etwas behäbigen, sich zeit lassenden Art kann ich ihn mir sehr gut vorstellen. Aber auch die anderen Protagonisten kann ich mir recht bald vor mein inneres Auge aufrufen.


    Die Geschichte, in der es hauptsächlich um Emigranten aus Marokko und terroristische Aspekte geht, bekomme ich aus zwei verschiedenen Gesichtswinkeln zu sehen. Einerseits bin ich mit PP unterwegs, andererseits ermittelt aber auch der Geheimschutz NASD. Hier sind es besonders Onno Veldhuizen, der Chef, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, und Lisette Lammers, die meine Sympathie auch schnell gewinnen konnte.


    Obwohl dieser Krimi nicht durch Rasantheit oder undurchsichtige Wendungen besticht, sondern durch sehr genaue Recherchen des Hauptprotagonisten, leise, hintergründige Töne und eine Geschichte, die heute aktueller ist denn je, habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen und es bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.


    5ratten

  • Pieter Posthumus ist 47 Jahre alt, lebt in Amsterdam und arbeitet im "Büro der einsamen Toten" der Stadtverwaltung. Das bedeutet, er kümmert sich um anonyme Tote. Er versucht, Angehörige aufzuspüren und sorgt dafür, dass die Toten ein würdiges Begräbnis erhalten. Eines Tages wird die Leiche eines Marokkaners aus der Gracht gefischt. Der Tote ist scheinbar ertrunken, doch war es ein Unfall oder Mord? Der Fall lässt Pieter nicht mehr los...


    Mein Leseeindruck:


    Die Geschichte rund um Pieter Posthumus und seine Kollegen führt uns Leser nach Amsterdam. Dieses Setting hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibungen der Stadt habe ich als sehr authentisch wahrgenommen.


    Auch die Charaktere haben mir gefallen. Pieter Posthumus war mir von Beginn an sympathisch. Auch er wirkte sehr echt und authentisch mit all seinen kleinen Eigenheiten.


    Die Handlung konnte mich ebenfalls überzeugen. Zwar ist die Krimihandlung eher ruhig, aber gerade das mochte ich. Auch ist das Thema mehr als aktuell (Einwanderung, Terrorismus, usw.).


    Das Buch hat mich nachdenklich gestimmt und auch betroffen gemacht. Ich konnte mich in die Geschichte gut hineinfühlen und werde auch jetzt, nach dem Beenden des Buches, sicherlich noch einige Zeit darüber nachzudenken haben.


    Nun bin ich neugierig auf den nächsten Band!


    4ratten

    Lesen aus Leidenschaft