Mir gefällt Krieg und Frieden nach wie vor sehr gut, da Tolstoi neben seiner Story auch viel über die damalige Gesellschaft und das Leben erzählt und ich mich auch für Geschichte interessiere. Ich finde, Tolstois Buch ist eigentlich kein richtiger Roman, sondern eher eine Aneinanderreihung von Erzählungen (um die Adelsfamilien Bolkonski, Rostow und Besuchow). Das Buch hat kein erkennbares Ziel - ganz anders als etwa "Otherland" oder "Der Graf von Monte Christo".
Kapitel 1: Ja, da schau an. Andrei führt die Ideen Pierres auf seinen eigenen Gütern aus. Das hätte ich nicht erwartet, nachdem er Pierres Absichten doch recht abschätzig burteilt hat. Schöner Zug von ihm!
Kapitel 4: Interessant, ich wusste gar nicht, das schon zu Napoleons Zeiten erste liberale Reformen in Russland geplant waren. Lesen bildet eben!
Kapitel 5: Diese Stelle hier finde ich ja köstlich:
Zitat
"Ich frage Sie, Graf, wer kann denn überhaupt noch Vorsitzender einer Behörde werden, wenn alle erst ein Examen machen müssen?" "Die, welche das Examen bestehen, denke ich"
Also, dass man das überhaupt diskutieren kann. Obwohl; auch heute werden sicher wichtige Stellen in der Verwaltung nicht nach Eignung, sondern eher nach Parteibuch vergeben
Kapitel 7: In meinem Kommentar steht, dass mit Pierres "gefährlichen, aufklärerischen Absichten" gemeint ist, dass die anderen Freimaurer den Verdacht haben, Pierre sei Anhänger der Illuminaten. Nach Wikipedia zu urteilen kommen die Ziele der Illuminaten denen Pierres auch ziemlich nahe.
Herrlich diese kommunikative Diskrepanz zwischen Männlein und Weiblein. Da sieht man's mal wieder. Eigentlich passen Mann und Frau gar nicht zusammen.
Im Gegenteil, Berg und Vera passen sehr gut zusammen: Sie halten sich einander gegenseitig überlegen, fallen sich ständig ins Wort und sind beide mit ihrer perfekt inszenierten Abendgesellschaft zufrieden . Köstlich, diese beiden Kapitel!
Zitat von "tina"
Bei Kapitel 22 hört mein zweites Buch auf. Es gibt auch keinen Teil 4 oder 5 sondern es geht mit dem dritten Buch weiter. ... Nirgends steht in meiner Ausgabe etwas von gekürzt oder ähnlichem.
Tja, da habe ich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Klassiker kaufe ich inzwischen nicht mehr, ohne sie kurz angelesen und darin geblättert zu haben. Wie sandhofer mal schrieb, sollten die Verlage wenigstens die Anzahl der Wörter veröffentlichen, damit man solch drastischen Kürzungen sofort erkennen kann! Von Krieg und Frieden gibt es übrigens zwei verschiedene Ausgaben, eine von 1869 und eine von Tolstoi selbst gekürzte von 1873!
Zitat von "Saltanah"
Ist in euren Ausgaben irgendwie gekennzeichnet, dass der Ausdruck im Original auf deutsch da steht?
Nein, bisher tauchten bei mir nur einzelne französische Sätze oder Wörter auf.
In diesem Teil wird wieder deutlich, dass Pierre und Andrei Gemeinsamkeiten haben: Beide sind nahezu verzweifelt auf der Suche nach dem Sinn oder Ziel ihres Lebens. Während Pierre zwar Ideen hat bzw. bekommt, aber unfähig ist, diese auch umzusetzen, entdeckt Andrei immerzu neues, das ihn aber nach einiger Zeit nicht mehr fesseln kann: Erst seine Frau Lisa, dann das Militär und nun die Arbeit an liberalen Reformen. Mit Natascha wird es nach Marjas Meinung wohl auch nicht gut ausgehen