Beiträge von Lilli33

    Den Film kenne ich nicht, und nachdem ich das Buch gelesen habe, will ich den auch gar nicht sehen.


    Warum dieses Buch von manchen so hoch gelobt wird, entzieht sich mir völlig :zwinker:


    Ich fand es nur wirr und langweilig.

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    # Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
    # Verlag: Luchterhand Literaturverlag (15. September 2008)
    # ISBN-13: 978-3630872797
    # Originaltitel: The Cellist of Sarajevo


    Kurzbeschreibung
    Ein Musiker trotzt dem Irrsinn des Bürgerkriegs in Sarajevo: Inmitten der Ruinen, dem feindlichen Beschuss ausgesetzt, spielt er auf seinem Cello das Adagio von Albinoni, zweiundzwanzig Tage lang …


    Zu Beginn der neunziger Jahre wird das belagerte Sarajevo aus den Bergen ringsum Tag und Nacht beschossen. Die Bürger der Stadt leben in Angst, Nahrung und Wasser werden knapp. Eines Tages muss ein Mann von seinem Fenster aus mit ansehen, wie eine Mörsergranate zweiundzwanzig Menschen tötet, die vor der Bäckerei unten Schlange stehen. Der Mann ist Cellist, und er trifft eine unglaublich mutige Entscheidung: Jeden Tag um vier Uhr nachmittags zieht er seinen Frack an, setzt sich mit seinem Cello auf die Geröllhalden vor seinem Haus und spielt das Adagio in G-Dur von Albinoni. Zweiundzwanzig Tage lang, zum Gedenken an die Toten.


    Die Bürger von Sarajevo hören ihm zu, darunter eine Scharfschützin, ein verängstigter Familienvater und ein einsamer, alter Mann. Sie alle sind verzweifelt, träumen vom alten oder einem neuen Sarajevo, wollen dem Hass und der Furcht entfliehen. Und sie alle werden vom Spiel des Cellisten berührt.


    Ein bewegender Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht und der inmitten von Krieg und Zerstörung Zeichen von Hoffnung und Menschlichkeit entdeckt.


    Meine Rezi:


    Im Bosnienkrieg wurde die Stadt Sarajevo von April 1992 bis Februar 1996 belagert. Strom, Wasser und Lebensmittel waren knapp, von anderen Gütern ganz abgesehen. In der Stadt wimmelte es von Heckenschützen, die auf alles schossen, was sich bewegte. Am 27. Mai 1992 schlug eine Mörsergranate beim Markt in der Vase Miskina-Straße ein. Dabei kamen 22 Menschen ums Leben, rund 60 weitere wurden schwer verletzt. Der Angriff wurde als „Breadline Massacre“ bekannt, da ausschließlich Zivilisten betroffen waren, die auf die Verteilung von Brot warteten. An den folgenden 22 Tagen spielte ein Cellist an dieser Stelle das Adagio in G-Dur von Albinoni. Soweit die Tatsachen.


    In Steven Galloways Roman ist der Cellist, der von seinem Fenster aus das Massaker mitansehen muss, das Bindeglied für die Bewohner der Stadt. Zuverlässig jeden Nachmittag um 16 Uhr setzt sich der 1. Cellist der Philharmonie von Sarajevo im Frack mit seinem Cello auf einen Hocker inmitten des Gerölls und spielt, 10 bis 15 Minuten lang, ungeachtet der Gefahr, in die er sich begibt, 22 Tage lang, für jeden Toten ein Tag. Er spielt zum Gedenken an die Toten, er trotzt damit dem Krieg, er lässt die Menschen ein paar Minuten verschnaufen und träumen, er bringt kurzzeitig Hoffnung.


    Stellvertretend für alle Bewohner Sarajevos begleitet der Leser drei weitere Menschen durch diese 22 Tage.


    Strijela war Studentin und Mitglied der Schützenmannschaft der Universität. Sie wurde von den Verteidigern der Stadt als Scharfschützin rekrutiert. Sie wollte nie einen Menschen töten, hatte auch vorher nie auf einen geschossen, ließ sich aber einreden, dass noch viel mehr Menschen ums Leben kommen würden, wenn sie nicht die Heckenschützen in den Bergen und in der Stadt erledigen würde. Sie kämpft einen schweren inneren Kampf.


    Kenan, ein Familienvater, geht alle paar Tage den weiten Weg zur Brauerei, wo es Trinkwasser gibt und schleppt die schweren Kanister nach Hause. Der Weg ist gefährlich, überall lauern Heckenschützen. Die Menschen versuchen, sich nur im Schutz von Häusern oder Containern, die extra zu diesem Zweck aufgestellt wurden, zu bewegen. Doch führt der Weg auch immer wieder über eine offene Straße, Kreuzung oder Brücke, wo die Heckenschützen leichtes Spiel haben. Man weiß nie, ob und wo sie gerade lauern, „Sarajevo-Roulette“ nennen sie das. Kenan ist kein Held, er hat Angst zu sterben, hat Angst, nicht mehr für seine Familie sorgen zu können.


    Auch Dragan, der Bäcker, hat Angst. Trotzdem nimmt er jeden Tag den gefährlichen Weg zur Arbeit auf sich. Seine Frau und seinen Sohn hat er zu Beginn der Unruhen nach Italien geschickt, so weiß er wenigstens sie in Sicherheit. Aber er vermisst sie. Sein missmutiger Schwager kann sie nicht ersetzen.


    Der Leser erlebt mit Strijela, Kenan und Dragan den schrecklichen Alltag in der belagerten und stark zerstörten Stadt. Man hat das Gefühl, wirklich mittendrin zu sein. Die Schilderung wirkt absolut authentisch. Der Roman übt einen wahnsinnigen Sog aus. Man hält förmlich den Atem an, wenn man mit den Protagonisten über die Straße geht und wartet jederzeit auf die tödliche Gewehrkugel. Die Charaktere haben eine enorme Tiefe, man glaubt jeden schon ewig zu kennen. Dabei kennen sie sich angesichts der Umstände manchmal selbst nicht wieder.


    Selten hat mich ein Buch so berührt wie dieses. Die Menschen lernen, mit dem Krieg zu leben, die Situation als „normal“ zu empfinden. Doch wirklich normal kann es ihnen doch nicht vorkommen. Immer wieder denken sie an früher, als alles noch in Ordnung war, und an die Zukunft, wenn hoffentlich wieder als in Ordnung sein wird. Sie arrangieren sich mit den Umständen, aber sie finden sich nicht damit ab. Für mich sind Strijela, Kenan und Dragan Helden.


    5ratten


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    * Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
    * Verlag: PAN (22. August 2011)
    * ISBN-13: 978-3426283608
    * Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 16 Jahre


    Kurzbeschreibung
    Männer und Frauen. Feuer und Wasser. David und Juna. Die Menschheit steht kurz vor ihrem Ende. Seit den »dunklen Jahren« leben Männer und Frauen in erbitterter Feindschaft. Die Zivilisation ist untergegangen: Während die Männer in den Ruinen der alten Städte hausen, haben die Frauen in der wilden Natur ein neues Leben angefangen. Nichts scheint undenkbarer und gefährlicher in dieser Welt als die Liebe zwischen der 17-jährigen Kriegerin Juna und dem jungen Mönch David. Und doch ist sie der letzte Hoffnungsschimmer … Faszinierend düster und wunderbar romantisch – der neue Bestseller von Thomas Thiemeyer


    Über den Autor
    Thomas Thiemeyer, geboren 1963, lebt in Stuttgart und arbeitete zunächst als Illustrator. Nach fünf rasanten mystischen Wissenschaftsthrillern – zuletzt "Korona" –, entdeckte er mit den "Chroniken der Weltensucher" höchst erfolgreich das Jugendbuch für sich. Mit "Das verbotene Eden – David und Juna" beginnt ein neuer großer Zyklus, der in einer bedrohlichen Zukunft spielt. Mehr Informationen zum Autor unter http://www.thiemeyer.de


    Meine Rezi:


    Nach den dunklen Jahren


    2015 irgendwo in Deutschland: Es wurde ein neuer Grippeimpfstoff entwickelt, der Viren mutieren lässt. Die von diesem mutierten Virus befallenen Menschen erleiden eine ganz besondere Nebenwirkung: Sie entwickeln einen Hass auf das jeweils andere Geschlecht. So kommt es, dass die Gesellschaft zusammenbricht. Später wird diese Zeit „die dunklen Jahre“ genannt. Männer und Frauen bauen sich ihre eigenen Gemeinschaften auf und bekämpfen sich gegenseitig, wobei es nach langem Ringen endlich einen, wenn auch labilen, Frieden gibt. Wir finden uns nun 65 Jahre später. Die Frauen leben auf dem Land und bestellen es, während die Männer sich die vorhandenen Fahrzeuge, Treibstoff und Waffen unter den Nagel gerissen haben und in der Stadt leben. Es gibt eine Übereinkunft zwischen den Geschlechtern, die den Männern das Recht zubilligt, regelmäßig einen Teil der Ernte der Frauen einzufordern. Bei dieser Gelegenheit bieten sich auch empfängnisbereite Frauen den Männern dar, um ein Aussterben der Menschheit zu verhindern. Doch leider geben sich einige Männer nicht mit ihrem Anteil zufrieden. Sie verlangen mehr und greifen zu Gewalt. Als die Frauen sich dagegen wehren, droht eine Eskalation der Situation.


    Die Hauptcharaktere sind Juna, mit 17 schon Priesterin der Brigantia und der etwa gleichaltrige David, der im Kloster in der Bibliothek arbeitet. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der Frauen (meist Junas) und aus der Sicht der Männer (meist Davids) geschildert, wodurch der Leser Einblick in die Welt der Frauen und die der Männer bekommt. Das ist sehr gut gelöst. Die Figur der Juna gefällt mir sehr gut. Eigentlich hat sie eher männliche Eigenschaften. Sie ist recht kriegerisch, entschlossen und mutig. Dagegen ist David anfangs ein eher unscheinbarer, ruhiger und unsicherer Typ. Die zwei entsprechen so gar nicht dem weiblichen und männlichen Klischee. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet sie aus der Reihe tanzen werden. Die Wege der beiden kreuzen sich schon bald, und die Vermutung, dass sie sich verlieben werden, liegt schon früh nahe, zumal auch Shakespeares Werk „Romeo und Julia“ eine große Rolle spielt.


    Dem Autor ist es gelungen, von der ersten bis zur letzten Seite die Spannung zu halten, wobei es zwischendurch mehrere Höhepunkte gibt. Ich wollte das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen. Die groben Züge der Handlung waren zwar von Anfang an klar und vorauszusehen, doch hat Thomas Thiemeyer auch einige nette Überraschungen eingebaut, die dem Ganzen die Würze geben.


    Es wurde zwar nicht wirklich schlüssig dargelegt, wie die beschriebene Dystopie entstehen konnte, doch das stört mich nicht weiter, das kann ich hinnehmen. Allerdings habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum die Frauen sich den Männern einfach unterwerfen. Dafür gab es meiner Meinung nach keine Veranlassung. Die Männer hätten genau wie die Frauen selbst das Land bestellen und so für ihren Unterhalt sorgen können. Die Liebe zwischen Juna und David hat sich in meinen Augen etwas zu sprunghaft entwickelt. Dafür, dass Juna anfangs alle Männer abgrundtief hasste, ging mir das etwas zu schnell und reibungslos. Da hätte ich mir noch etwas mehr an (zwiespältigen) Gefühlen gewünscht.


    Ich lese sehr gerne dystopische Romane. Dabei trifft man in den verschiedenen Büchern oft auf die gleichen oder doch ähnliche Motive. Thomas Thiemeyer hat hier allerdings etwas ganz Außergewöhnliches geschaffen. Von einer Welt, die Männer und Frauen trennt, habe ich noch nie gelesen. Von Thiemeyer kenne ich bisher nur Romane für Erwachsen. Jetzt weiß ich, dass er auch in der Lage ist, einen tollen Jugendroman zu schreiben. Laut seiner Homepage plant der Autor noch zwei weitere Eden-Bücher. Ich freue mich darauf.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    # Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    # Verlag: Carlsen Verlag GmbH; Auflage: 1 (Juni 2011)
    # ISBN-13: 978-3551582522
    # Vom Hersteller empfohlenes Alter: 16 - 17 Jahre


    Kurzbeschreibung
    Schon seit dem Tag ihrer Geburt hat Ani mächtige Feinde: Sie ist ein Halbling, halb Mensch und halb Dunkelelfe, und gefährdet durch ihre bloße Existenz das Gleichgewicht der Mächte im Elfenreich. Deswegen sollte Devlin sie schon vor Jahren im Auftrag der Königin des Lichts umbringen - dass er damals Anis Leben verschont hat, hält er sorgfältig geheim. Doch als die beiden sich erneut begegnen, fühlen sie sich unwiderstehlich zueinander hingezogen. Ihr erster Kuss setzt Ereignisse in Gang, deren Tragweite keiner von ihnen absehen kann ...


    Über den Autor
    Melissa Marr hat Literatur studiert und unterrichtet an verschiedenen Colleges sowie online.


    Meine Rezi:


    Zwischen allen Stühlen


    Die junge Ani, halb Dunkelelfe, halb sterblich, sucht ihren Platz in der Gesellschaft. Da ihr Blut und damit ihre Eigenschaften einzigartig sind, ist dieses Unterfangen nicht ganz einfach. Sie trifft auf Devlin, den Assassinen der Königin des Lichts, der ihr fortan zur Seite steht. Die beiden müssen sich mit Mordanschlägen und anderen Widrigkeiten herumschlagen, bis sie am Ende eine meiner Ansicht nach gelungene Lösung finden, die dann auch Raum für einen möglichen 5. Band lässt.


    Dieses Buch ist irgendwie anders. Es gibt eine Liebesgeschichte, die allerdings wenig romantisch ist. Mir kommt die Verbindung eher zweckmäßig vor. Spannung ist reichlich vorhanden, da irgendwie jeder gegen jeden kämpft. Die Hauptcharaktere sind nicht gerade nur sympathisch, da sie aufs Kämpfen und Töten gedrillt sind, allerdings entwickeln sie sich in der Hinsicht im Laufe der Geschichte doch etwas. Handlung ist recht spärlich vorhanden, das hätte man durchaus noch etwas ausbauen können.


    Am besten hat mir der Charakter der Ani gefallen, er ist sehr vielschichtig und interessant. Ani ist noch ein junger Welpe (Hundselfe), wild und ungezähmt, aber doch charakterstark. Von ihr würde ich gerne noch mehr lesen.


    Mit den vielen Personen und Höfen hatte ich so meine Probleme. Das liegt wohl daran, dass ich die Vorgängerbücher nicht kenne und hier meistens auch nicht noch einmal kurz die wichtigsten Details wiederholt wurden, wie man das von anderen Reihen kennt. Leider ist es mir so sehr schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu kommen, weil es einfach zu verwirrend war. Ich würde also auf jeden Fall empfehlen, zuerst die anderen Bände der Sommerlicht-Reihe zu lesen.


    3ratten


    Titel an Forumskonventionen angepasst (illy)

    Einfach nur langweilig


    Nach dem Text von der Coverrückseite, der sich sehr vielversprechend anhörte, hatte ich die Hoffnung, dass es sich bei diesem Buch um einen humorvollen Roman handelt. Leider wurde ich enttäuscht, da dieser Text nicht den Inhalt des Buches wiedergibt. Hier heißt es: „Eigentlich liebt Tom Katzen“. Tatsache ist, dass Tom ganz verrückt nach Katzen ist, und zwar verrückt im negativen Sinn. Die Katze The Bear wird als „Terrorkater“ und „Killerkatze“ betitelt, was im Buch so nicht wirklich rauskommt. The Bear mag etwas anspruchsvoller in der Pflege sein als die anderen beschriebenen Katzen, aber so schlimm nun auch nicht. „…muss Tom nun endlich klarstellen, wer das Sagen hat: die Miezen oder er.“ Da wird gar nichts klargestellt.


    Das Buch ist lediglich eine Ansammlung von alltäglichen Belanglosigkeiten und Anekdötchen aus dem Leben eines Katzennarren. Mir fehlt da ein roter Faden, eine Geschichte. Der Schreibstil ist recht trocken und wenig witzig. Ich habe mitgezählt: genau einmal musste ich leicht schmunzeln.
    Fazit: Ich habe mich selten mit einem Buch so gelangweilt. Aber ich habe ja auch keine Katze.


    1ratten

    Roger Brown, der beste Headhunter aller Zeiten, braucht für seinen aufwändigen Lebensstil ein zweites Standbein: Er raubt die wertvollen Gemälde seiner Kunden, die er in den Bewerbungsgesprächen ausspioniert. Das geht gut, bis er eines Tages an den Falschen gerät: Clas Greve. Ein perfides Katz- und Mausspiel beginnt.


    Die Handlung kommt leider sehr langsam in Fahrt, das erste Drittel des Buches, ist nicht besonders spannend. Hier geht es vornehmlich um die Arbeit als Headhunter, was zwar ganz interessant, aber eben nicht wirklich atemberaubend ist. Doch es lohnt sich durchzuhalten. Ab dem Moment, wo Roger Brown und Clas Greve aufeinandertreffen, wird es spannend. Es gibt einige Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen, allerdings auch einige Ungereimtheiten, die vor allem die Polizei etwas dämlich dastehen lassen. Wirklich eklige Szenen werden leider auch nicht ausgespart.
    Insgesamt ist der Stil von Jo Nesbø einfach, erfrischend und durch viele spritzige Dialoge lebendig. Das Buch lässt sich schnell in einem Rutsch durchlesen, was bei einer Seitenzahl von nur 300 und recht großem Druck nicht verwunderlich ist. Der Autor hätte den Anfang ruhig etwas kürzen dürfen, dafür den Hauptteil etwas besser ausbauen.


    Fazit: Dies war mein erstes Buch von Jo Nesbø. Ich fand es insgesamt ganz okay, aber mehr auch nicht. Vielleicht sollte ich mich doch mal an die Harry-Hole-Reihe machen, um die Begeisterung für diesen Autor verstehen zu können.

    Reise in die Vergangenheit


    Seit 10 Jahren hat die 40-jährige Maja zu ihrer Mutter Lilli kaum noch Kontakt. Als Lilli eines Tages telefonisch um Majas Besuch bittet, weil sie mit ihr reden und ihr etwas zeigen muss, kommt diese, so schnell es ihre Arbeit zulässt, was leider erst nach einer Woche ist. Inzwischen ist Lilli tot. Die Polizei vermutet Selbstmord, doch Maja kann sich das nicht vorstellen, es passt so überhaupt nicht zu ihrer resoluten Mutter. Allerdings scheint Maja ihre Mutter nicht so gut zu kennen wie sie glaubt. So wusste sie z.B. auch von deren Krebserkrankung nichts. Und was ist es, das die Mutter mit Maja besprechen bzw. ihr zeigen wollte? Bei der Sichtung von Lillis Nachlass stößt Maja nach und nach auf ein schreckliches Geheimnis in der Familiengeschichte. Ihre Recherchen führen sie nach Hohehorst, einem SS-Entbindungsheim für ledige Mütter. Maja hat nicht nur mit Schuldgefühlen wegen ihrer Mutter zu kämpfen, sondern auch noch Probleme mit ihrem Lebensgefährten Wolf. Während ihrer Nachforschungen verliebt sie sich und scheinbar wird sie von aller Welt belogen, so dass weder sie noch der Leser weiß, wem man vertrauen kann und wer ein falsches Spiel spielt.


    Majas Geschichte wird immer wieder unterbrochen durch Ausschnitte aus einem autobiographischen Manuskript ihrer Großmutter Charlotte. Durch diese Rückblicke erhält der Leser Einblick in die Vergangenheit der Großmutter. Obwohl diese Abschnitte keine Überschrift haben und beide Stränge als Ich-Erzählung geschrieben sind, erkennt man anhand der unterschiedlichen Schriftarten und Sprachstile leicht, in welcher Zeit man sich beim Lesen gerade befindet. Majas Stil ist flotter, moderner, der der Großmutter etwas „angestaubt“. Majas Erzählung in der Gegenwart und die Geschichte der Großmutter greifen wie Zahnräder ineinander. Man erfährt zum Teil etwas, das Maja gerade herausgefunden hat, anschließend aus Charlottes Sicht. So wird Steinchen für Steinchen ein Mosaik zusammengesetzt und Majas Leben auf den Kopf gestellt.


    Mir hat das Buch immer besser gefallen, je weiter ich gelesen habe. Das Schicksal von Majas Großmutter während des 2. Weltkrieges und danach hat mich stark berührt. Es waren einige spannende Passagen darin, und am Schluss entwickelte sich das Buch sogar noch in Richtung Thriller. Die vielen Zufälle beim Show-down waren zwar schon etwas unwahrscheinlich, aber haben dem Buch in meinen Augen nicht geschadet.

    Viel Witz, aber zu wenig Krimi


    Franz Eberhofer wurde von München in sein Heimatdorf Niederkaltenkirchen strafversetzt. Hier übt er einen geruhsamen Dienst als Dorfpolizist aus. Es passiert ja nicht all zu viel in dem kleinen Ort. Bis dem Franz eines Tages schwant, dass die unnatürlichen Todesfälle in der Familie Neuhofer vielleicht gar keine Unfälle bzw. Selbstmord waren, sondern Mord. Nun versucht er, eher halbherzig, in dieser Richtung zu ermitteln. Er hat ja auch gar nicht so viel Zeit, muss er doch mit der Oma immer zum Einkaufen fahren, wenn es irgendwo Sonderangebote gibt. Aber das macht er ja gerne, schließlich kocht die Oma das beste Essen weit und breit, und dafür lässt der Franz so Manches stehen. So beruhen die Erfolge in den Neuhofer-Ermittlungen nicht wirklich auf seinem detektivischen Spürsinn, sondern mehr auf Zufall bzw. der Hilfe seines Ex-Kollegen Rudi.


    Der Franz erzählt diese Geschichte aus seiner Position und so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, also in gemäßigt bayerischem Dialekt, mit allen grammatikalischen Fehlern, die man sich nur vorstellen kann. Es braucht in der Hinsicht schon eine gewisse Toleranz, um dieses Buch genießen zu können. Wer also das Bayerische gar nicht mag, sollte am besten die Finger davon lassen.


    Mir hat es viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Ich musste in einem fort schmunzeln und auch hin und wieder wirklich Tränen lachen. Es ist durchgehend witzig geschrieben. Als Krimi würde ich es allerdings nicht unbedingt bezeichnen, weil dieser Aspekt einfach zu kurz kommt. Den weitaus größten Teil nimmt das Leben des Franz und seiner Familie bzw. die anderen Dorfbewohner ein.


    Dies ist der 1. Band einer Reihe um den Franz Eberhofer.


    4ratten

    Eine große Rolle für H. G. Wells


    Das Buch spielt Ende des 19. Jahrhunderts in London. Es besteht aus drei Teilen – drei schicksalshaften Geschichten. Im ersten Teil trauert der Adlige Andrew um seine Geliebte, eine Prostituierte, die von Jack the Ripper ermordet wurde. Mit Hilfe der Agentur Zeitreisen Murray reist er in die Vergangenheit, um Marie zu retten. In der zweiten Geschichte geht es um die junge Claire, die sich in der viktorianischen Epoche nicht wohlfühlt und deshalb lieber im Jahr 2000 leben möchte. Dort verliebt sie sich in den feschen Hauptmann Shackleton. Im letzten Teil schließlich werden drei Morde verübt, und zwar mit Waffen, die 1896 noch nicht erfunden waren. Inspektor Garrett hat einen Verdacht…


    Wie ein roter Faden zieht sich H. G. Wells, der Autor des 1895 erschienenen Romans Die Zeitmaschine, durch alle drei Teile. Dabei wird die Rolle, die er spielt, immer größer. Die Landkarte der Zeit, die dem Buch den Titel gab, nimmt leider einen relativ kleinen Raum ein.


    Ich habe lange überlegt, wie ich das Buch bewerten soll, da meine Gefühle wirklich zwiespältig sind. In mancher Hinsicht fand ich es genial, in anderer einfach nur naja.


    Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler geschildert. Dabei wird der Leser auch immer wieder direkt angesprochen. Bei mir hat das leider eine Distanz zur Geschichte bewirkt, ich konnte nicht richtig eintauchen, da der Erzähler zwischen den Protagonisten und mir stand. Außerdem ist die Handlung über weite Teile relativ banal und vorhersehbar. Überraschend und interessant sind lediglich die letzten ca. 150 Seiten. Das heißt, ich habe mich erst durch gut 550 Seiten langatmige Langeweile kämpfen müssen. Der Schreibstil ist schon etwas Besonderes, sehr gehoben, zuweilen sogar fast poetisch. Ellenlange Bandwurmsätze erleichtern das Lesen nicht gerade, äußerste Konzentration ist gefragt.


    Was mich aber wirklich begeistert hat, ist die meisterhafte Art, mit der Félix J. Palma die Fäden von Anfang bis Ende zu einem großen Ganzen verknüpft. Da passt alles zusammen, baut logisch aufeinander auf. Es gibt keine Ungereimtheiten, alles löst sich auf. Leider erkennt man das erst ganz am Schluss, wenn man das Buch nicht schon vorher entnervt abgebrochen hat.


    3ratten

    Romantisch, fantastisch, jugendlich


    Nach dem Titel und der Detailbeschreibung hatte ich etwas viel Kitschigeres und Klischeehafteres erwartet. Insofern hat mich das Buch angenehm überrascht.


    Die 17-Jährige Vanessa und ihre Schwester Justine verbringen den Sommer regelmäßig mit den Brüdern Caleb und Simon. Doch diesen Sommer geschieht ein Unglück. Nach einem Streit verlässt Justine wütend das Haus. Bald darauf ist sie tot, vermutlich bei einem Sprung von den Klippen verunglückt. In der darauffolgenden Zeit findet Vanessa erstaunliche Hinweise, dass Justine in Wirklichkeit ganz anders war, als sie nach außen hin schien. Sie versucht herauszufinden, warum Justine sterben musste. Dabei sollen ihr Simon und Caleb helfen. Doch Caleb, der in Justine verliebt war, ist spurlos verschwunden. Zusammen mit Simon macht Vanessa sich auf die Suche nach ihm. Es beginnt ein spannender Wettlauf mit der Zeit. Dabei machen die Jugendlichen gefährliche Bekanntschaft mit männermordenden Sirenen, was der Geschichte einen ganz besonderen Touch gibt, denn von Sirenen liest man in der modernen Literatur ja nicht sehr oft.


    Im Zauber der Sirenen ist ein fantastischer Jugendroman, in dem es um die erste Liebe, Freundschaft und Familienbande geht. Dabei nimmt keiner der Aspekte zu viel Raum ein, alle sind wohldosiert. Das Buch ist aus Vanessas Sicht erzählt, die der Leserin schnell ans Herz wächst, da sie äußerst sympathisch ist. Dabei ist sie keineswegs vollkommen, sondern eher von Ängsten und Selbstzweifeln geplagt. Doch wenn es drauf ankommt, wächst sie über sich hinaus.


    Einige Fäden der Geschichte erscheinen mir nicht ganz logisch bzw. nicht zu Ende geführt. Aber im Großen und Ganzen habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, obwohl ich altersmäßig sicher nicht zur Zielgruppe gehöre.

    Eine Reise zu sich selbst


    Maxwell Sim wurde im Alter von 48 Jahren von Frau und Tochter verlassen. Dies stürzte ihn in eine Depression. Er wurde von der Arbeit frei gestellt. Freunde hat er fast keine mehr. Die Mutter ist schon lange tot, der Vater lebt seit über 20 Jahren in Australien. Vater und Sohn haben keine besonders gute Beziehung. Maxwells Frau hatte vor ihrem Auszug noch ein Flugticket nach Australien organisiert, weil sie fand, dass Max sich mit seinem Vater aussöhnen sollte. Die Reise war jedoch in dieser Hinsicht ein Reinfall. Allerdings bittet der Vater ihn, ihm aus seiner Wohnung in England einen Ordner mit selbstverfassten Werken zu schicken. Auf dem Rückflug lernt Max die junge Poppy kennen. Sie gibt ihm die Geschichte von Donald Crowhurst zu lesen. Crowhurst hatte 1968 an einem Segelwettbewerb teilgenommen, war jedoch nie am Ziel angekommen. Als Max sich entscheiden muss, ob er in seine alte Arbeit zurückkehren will, wird ihm von seinem Freund Trevor ein neuer Job angeboten: er soll eine Reise zu den Shetland-Inseln machen und dort ökologisch einwandfreie Zahnbürsten verkaufen. Da ihn in Watford nichts hält, willigt er ein und macht sich auf diese abenteuerliche Reise. Begleitet wird er dabei von den Gedanken an Donald Crowhurst, mit dem er sich immer mehr identifiziert und Emma, seinem Navi. Diesen beiden vertraut er sich an. Mit ihnen spricht er während der Fahrt, es ist ja auch sonst niemand da. Max unterbricht die Reise, um frühere Bekannte und seine Frau und Tochter zu besuchen, was seine Einsamkeit aber nur noch erdrückender macht. Durch diese Begegnungen werden einige Ereignisse aus Max‘ Leben wieder in sein Bewusstsein gerückt, obwohl er sie lieber ganz vergessen würde. In den Unterlagen seines Vaters findet er schließlich wichtige Hinweise über seinen Vater und auch über sich selbst. Und so fügen sich schließlich nach und nach alle Puzzleteile zu einem Ganzen, und es wird Max und dem Leser klar, wie es dazu kam, dass Max so ist wie er ist.


    Jonathan Coe erzählt die Geschichte von Max als Ich-Erzählung. Eingestreut sind verschiedene Kurzgeschichten in der 3. Person, die für den Verlauf der Handlung sehr wichtig sind. Dabei wird der Leser immer wieder direkt angesprochen, was eine gewisse Distanz herstellt, da klar gemacht wird, dass der Leser außerhalb der Geschichte steht und kein Teil von ihr ist. Das ist auch gut so, sonst würden wir alle selbst in stumpfsinnige Depressionen verfallen, nachdem wir dieses Buch gelesen haben. Die Einsamkeit des Max ist so raumgreifend und so plastisch dargestellt, dass es fast ein bisschen schwer fällt, sich nicht anstecken zu lassen. Dabei kommen auch eine gehörige Portion Ironie, Sarkasmus und stellenweise feiner britischer Humor zum Einsatz, was das Buch trotz des ernsten Themas zu einem Lesevergnügen macht. Es ist kein schnelles Buch, eher ein leises. Es lebt von detaillierten Beschreibungen, nicht von Dialogen. Stellenweise erscheint es ein ganz klein wenig langatmig, aber im Ganzen gesehen ist es eine runde Sache.


    4ratten

    Nach einem Schlaganfall kann die 85-jährige Maria Dolors nicht mehr sprechen. Sie wohnt bei der Familie ihrer jüngeren Tochter, wo sich ihr so manches Geheimnis offenbart, da keiner sich die Mühe macht, etwas vor ihr zu verbergen. Man ist ja der Meinung, dass sie sowieso nichts mehr mitbekommt. Doch geistig ist Dolors noch relativ fit und hören kann sie auch noch sehr gut. So macht sie sich ihre eigenen Gedanken zu den Geschehnissen um sie herum. Da ist ihre Enkelin Sandra, die ihren Freund Jaume mit nach Hause bringt und in ihrem Zimmer Sex mit ihm hat. Das gefällt der Oma, denn früher war es bei ihr doch genau so. Sie hat eine erstaunlich unkomplizierte Einstellung zur Sexualität. Auch die Homosexualität ihrer älteren Tochter bereitet ihr keine Probleme. Lediglich, dass der Schwiegersohn anscheinend eine Geliebte hat, findet sie gar nicht gut, aber den kann sie sowieso nicht leiden.


    Den Titel kann man durchaus zweideutig sehen. Zwar strickt Dolors einen Pulli für Sandra, doch hat die Geschichte auch viel mit Sexualität zu tun. Und so wie der Pulli langsam Formen annimmt, entwickelt sich auch die Geschichte weiter. Dolors ist eine sehr sympathische Figur. Sie erinnert mich sehr an meine eigenen Großeltern. Wo die Eltern sich Sorgen machen oder schimpfen, können Großeltern alles viel gelassener sehen. Dabei hat die abgeklärte Dolors einen wesentlich besseren Überblick, was sich in der Familie tut, als all die anderen Personen, die doch sehr auf sich selbst fixiert sind. Blanca Busquets gewährt dem Leser Einblick in Dolors‘ Gedanken, denn aus deren Sicht ist das Buch geschrieben, und zwar in der 3. Person. Dolors blickt immer wieder in die Vergangenheit zurück, sodass nach und nach ihre eigene Geschichte offen gelegt wird. Dabei springt sie nahtlos zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, ohne spezielle Absätze oder Überleitungen. Doch ist das kein Problem, man erkennt beim Lesen sofort, wo man sich gerade befindet. Auf diese Weise werden die Leben der drei Generationen eng miteinander verstrickt. Busquets erzählt, wie die Gesellschaft sich im Laufe der Zeit verändert hat (nicht immer zum Guten), doch manche Dinge ändern sich nie.


    Bei den Vorkommnissen übertreibt die Autorin für meinen Geschmack ein wenig. Da sind plötzlich alle homosexuell, magersüchtig oder betrügen den Gatten / die Gattin. Doch Dolors eigenes Geheimnis hat mich doch sehr überrascht. Da es ganz schön turbulent zugeht, ist das Buch sehr unterhaltsam, dabei aber auch tiefgründig und lebensklug.


    4ratten

    Isabel Duncan leitet ein Forschungslabor mit Bonobos. Sie untersucht die Kommunikationsfähigkeit dieser intelligenten Tiere. Die Affen verstehen Englisch und können sich in einer Gebärdensprache differenziert mitteilen. Sie sind für Isabel wie eine Familie, und auch Isabel wird von den Affen als Familienmitglied anerkannt. Das ist für Isabel auch sehr wichtig, da sie sich nach einer schlimmen Kindheit von ihrer menschlichen Familie losgesagt hat.


    Eines Tages wird ein Anschlag auf das Labor verübt, bei dem Isabel schwer verletzt wird. Die Bonobos können sich zwar erst einmal ins Freie retten, werden jedoch eingefangen und an einem unbekannten Ort untergebracht. Nach ihrer Genesung unternimmt Isabel alles, um „ihre“ Bonobos wieder zu finden und betreuen zu können. Dabei helfen ihr vor allem die Praktikantin Celia, die bis zum Schluss ein bisschen undurchsichtig scheint, und der Reporter John. John ist hin- und hergerissen zwischen seiner Arbeit als Reporter und der Beziehung zu seiner Frau, die sich beruflich verändern und außerdem unbedingt ein Baby möchte. Und natürlich finden sie auch heraus, wer hinter dem Anschlag steckt, wozu auch die Bonobos ihren Teil beitragen.


    Da die Handlung auf mehreren Ebenen abläuft, ist sie recht abwechslungsreich und interessant. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Isabel und von John erzählt. So kommt es am Kapitelende immer wieder zu Cliffhangern, und für Spannung ist gesorgt.
    Mir gefällt es sehr gut, wie Sara Gruen die Tiere und ihr Verhalten beschreibt. Man hat wirklich das Gefühl, dass ihr etwas an ihnen liegt. Das Buch hat mich richtig neugierig gemacht und mich veranlasst, mich etwas mit Bonobos zu beschäftigen, von denen ich bisher noch nicht viel gehört habe. Anscheinend sind manche dieser Tiere wirklich in der Lage, die menschliche Sprache zu verstehen und sich verschiedene Kommunikationssysteme anzueignen.


    Wie schon das letzte Buch von Sara Gruen, „Wasser für die Elefanten“ , hat mich auch „Das Affenhaus“ beeindruckt und begeistert. Das Buch bietet eine wunderbare Unterhaltung und regt auch gleichzeitig zum Nachdenken an.


    Meine Empfehlung: unbedingt lesen!


    4ratten

    Bist du der Lehrer oder der Bäcker? - Die Kunst des Überlebens


    Schauplatz ist ein Feld an einem unbenannten Ort in einem unbenannten Jahr. Es herrscht ein unbenannter Krieg. Es ist ein bitterkalter Nachmittag im November. Es schneit. Handelnde Personen sind ein unbenannter Bäcker und ein unbenannter Geschichtslehrer. Der Bäcker muss eine Grube in dem gefrorenen Boden ausheben, der Lehrer beaufsichtigt ihn dabei. Die Atmosphäre ist angespannt. Beiden ist klar, wofür die Grube dienen soll. Im Laufe des Nachmittags werden immer wieder Gruppen von Menschen mit Lastwagen zu diesem Feld gebracht. Sie werden von Soldaten bewacht. Die Beziehung zwischen dem Bäcker und dem Lehrer ist frostig, dann wieder hat man den Eindruck, sie kommen sich näher durch ihre Gespräche. Sie ergehen sich in philosophischen Betrachtungen, ziehen Philosophen aus allen Epochen heran. Es geht um Kriege, Schlachten, Liebe, Verrat, Gut und Böse, Dschingis Khan, Hitler und noch viele mehr. Lehrer und Bäcker führen eine Schlacht der Worte gegeneinander. Jeder vertritt vehement seine Ansichten über diesen Krieg. Das Wortgefecht gipfelt in einer skurrilen Gerichtsverhandlung, die die beiden spielen. Dabei stellt der Bäcker den Angeklagten und den Richter dar, der Lehrer den Staatsanwalt und die Zeugen. Der Bäcker ist des Verrats angeklagt, er fühlt sich jedoch nicht schuldig. Nach seiner Auffassung blieb ihm keine andere Wahl.


    Gerard Donovan hat eine unglaubliche Atmosphäre geschaffen. Beim Lesen spürte ich förmlich die klirrende Kälte auf dem Feld und die Anspannung des Bäckers und des Lehrers. Es war mir nicht möglich, mich loszureißen. Obwohl zuerst nicht viel passiert – der Bäcker gräbt halt ein Loch – ist das Buch sehr spannend. In intensiven Beschreibungen wird die Geschichte rasant voran getrieben. Am Ende ist dem Leser klar, wie Lehrer und Bäcker in ihre jeweilige Lage geraten sind. Es bleibt nun jedem einzelnen überlassen, für sich zu entscheiden, ob er eher wie der Lehrer oder wie der Bäcker handeln will. Wobei die Entscheidung, die wir jetzt treffen würden, unter Druck wieder ganz anders aussehen kann.


    „Ein bitterkalter Nachmittag“ ist der Debütroman von Gerard Donovan, der bei uns mit seinem Roman „Winter in Maine“ bekannt geworden ist. Meines Erachtens zu Recht stand das Buch auf der Longlist des Man Booker Prize.


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    Die 16jährige Zoey wird von einem Vampyr-Späher gezeichnet, d.h. sie erhält eine Art Tätowierung auf die Stirn. Es ist das Zeichen dafür, dass sie in das Vampyr-Internat House of Night aufgenommen werden soll. Begeistert ist sie davon nicht, doch sie hat keine Wahl, denn wenn sie nicht hingeht, stirbt sie. Sie lebt sich dort überraschend schnell ein und findet sich in ihrer neuen Rolle gut zurecht. Mit Hilfe ihrer neuen Freunde behauptet sie sich gegen eine arrogante Clique von Vampyren.


    Das Buch ist irgendwie eine Mischung aus Harry Potter und Bis(s), und doch ist es auch wieder ganz anders. In der beschriebenen Welt sind Vampyre bekannt und akzeptiert, sie bringen in der Regel auch keine Menschen um, indem sie Blut saugen. Nein, diese Welt der Vampyre hat ein höheres Ziel.


    Ich habe das Buch geradezu verschlungen und fiebere nun dem 2. Band entgegen. Mag sein, dass es mir so gut gefallen hat, weil ich noch nicht allzu viele Vampirromane gelesen habe und nicht so übersättigt bin wie viele andere Leserinnen. Es ist auf jeden Fall toll geschrieben, einfache, jugendliche Sprache und recht spannend.


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    Charlottes zweites Kind leidet an der Glasknochenkrankheit. Schon die Geburt und die Tage danach sind äußerst dramatisch. Jodi Picoult hat sich mal wieder eine beeindruckende Geschichte einfallen lassen. Das Buch ist in der Du-Form gehalten, also eine Erzählung Charlottes an ihre Tochter. Durch das Du fühlt sich aber auch der Leser direkt angesprochen und wird förmlich von der Handlung eingenommen. Wie immer bei Picoult befinden sich die Protagonisten in einem Dilemma und man wird unweigerlich zum Nachdenken angeregt, wie man selbst in einer solchen Situation handeln würde. Den Schluss finde ich nicht sehr gelungen, aber das ist sicher Ansichtssache.


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    Die 16-jährige Neva lebt mit ihren Eltern in Heimatland, das vor langer Zeit durch eine sogenannte Protektosphäre von der Außenwelt abgeschottet wurde, angeblich, um die Bewohner zu schützen. Doch das Leben dort wird immer schlechter, die Rohstoffe gehen zur Neige, Rebellion wird im Keim erstickt.


    Mit 16 ist man in Heimatland erwachsen, und die Regierung erwartet, dass man schnellstmöglich Kinder bekommt, damit die Einwohnerzahl wieder steigt. Doch Neva und ihre Freunde wollen keine Kinder in diese Welt setzen, sie wollen rebellieren.


    Während einer „Dunkelparty“ wird Neva von Braydon, dem Freund ihrer besten Freundin Sanna, geküsst. Obwohl Braydon ihr zunächst suspekt ist, verliebt sie sich in ihn.


    Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Nevas Sicht in der Gegenwart geschrieben. Die Sprache ist klar, die Sätze einfach und zum großen Teil recht kurz, was bei mir eine gewisse Distanz hervorgerufen hat. Auch insgesamt ist die Erzählung ziemlich kurz gehalten, 100 – 200 Seiten mehr hätten dem Buch sicher gut getan. Dann hätte man viele Szenen besser ausschmücken und die Hintergründe für verschiedene Handlungen klären können. So wurden mir leider einige Dinge nicht ganz klar, z.B. auch die Entwicklungen der verschiedenen Protagonisten.


    Dadurch, dass man nie sicher sein konnte, wem man nun trauen kann, wer für die Regierung arbeitet, wer wirklich ein Freund ist, war durchgehend eine gewisse Spannung zu spüren. Am Schluss war es mir dann aber doch ein bisschen zu viel mit dem ständigen Hin und Her von Verrat und Rettung.


    Von der Idee her finde ich das Buch aber recht gut, und wenn es einen 2. Band gibt, werde ich ihn sicher auch lesen. Die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen, das Cover ist ein echter Hingucker.


    Am liebsten würde ich 3,5 Sterne vergeben, also aufgerundet 4.

    Alles beginnt damit, dass Sebastian Schätz eines Nachts Besuch von einer Fledermaus bekommt. In dem Versuch, das Tier wieder loszuwerden, gerät Sebastian in immer tieferen Schlamassel. Zum Glück gibt es den MAD (nein, nicht Militärischer Abschirmdienst!), der ihn erst mal aus seiner prekären Lage erlöst. Doch ab jetzt ist nichts mehr, wie es vorher war. Dabei hat doch Sebastian nichts anderes im Sinn, als seine Beziehung zu der schönen Kim zu festigen und auszubauen. Aber dummerweise tauchen die absonderlichsten Gestalten in seiner Wohnung und in seinem Leben auf: ein Oger, ein Domowoj, ein Vampir, ein Dämon und noch andere, die ihm das Leben schwer machen.


    Während Sebastian am Anfang ein recht farbloser, langweiliger junger Mann ist, der niemandem etwas abschlagen kann und manchmal auch den falschen Leuten vertraut, findet er im Lauf der Geschichte einige Freunde und lernt auch immer mehr, sich durchzusetzen. Auf seinem Weg stolpert er von einer abstrusen Situation zur nächsten, bis er schließlich neue Erkenntnisse über sich selbst erlangt.


    Sebastian erzählt seine Geschichte in einem recht lockeren und vor allem humorvollen Ton, wobei er auch immer wieder den Leser direkt anspricht („Haben Sie schon einmal…“) Das passt sehr gut zum Erzählstil und zieht einen richtig in die Handlung hinein. Allerdings identifiziert man sich glücklicherweise nicht mit Sebastian, denn der hat nicht viel zu lachen, der Leser hingegen schon!


    Wer sich ein paar Stunden reines Lesevergnügen gönnen möchte und sich mit einem Dauergrinsen im Gesicht wohlfühlt, liegt bei „Fledermausland“ genau richtig!