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Inhalt (Klappentext): Ein Nachmittag in einem Dorf irgendwo im winterlichen Europa: Ein Mann gräbt auf einem Feld ein großes Loch, ein anderer wacht über ihn. Der Schnee fällt, Soldaten marschieren vorbei, Lastwagen karren Dorfbewohner an den Waldrand. Während rings umher ein Bürgerkrieg tobt, beginnen die beiden Männer miteinander zu reden. Sie kennen sich, der Bewacher ist der Lehrer, der Mann in der Grube der Bäcker des Dorfes. Sie stehen auf verschiedenen Seiten in diesem nicht näher benannten Konflikt, und sie tasten sich aneinander heran, indem sie über den Menschen, die Zivilisation, die Geschichte des Krieges und über Gewalt reden. Philosophische Dispute, listige Spiegelgefechte, spielerische Anklagen vertreiben die Kälte und verkürzen die Zeit. Und doch muss die Grube gegraben werden, sie dient einem Zweck, der beiden nur allzu klar ist.
Im Laufe weniger Stunden offenbart sich nicht nur, warum die beiden sich an diesem Ort, in dieser Situation befinden, sondern auch, dass die Geschichte der Menschheit und der Zivilisation untrennbar verbunden ist mit der Geschichte der Gewalt.
Meine Meinung: Normalerweise zitiere ich ja nicht den Klappentext für die Inhaltsangabe, hier hätte mich allerdings schwer damit getan, etwas eigenes und besseres zu formulieren. Denn dies ist mal einer der seltenen Fälle, wo der Klappentext tatsächlich zum Buch paßt. Allerdings tut er das nur auf dieser oberen Ebene der Inhaltszusammenfassung, die durchaus ein interessantes Buch erwarten ließ.
Leider war das Ergebnis dann doch eher enttäuschend. Die einzelnen Kapitel sind überwiegend extrem kurz gehalten, so daß sich mancher Gedanke gar nicht recht zu entfalten vermag. Andere sind zwar etwas länger, ordnen sich auch durchaus in den angesprochenen Kontext von Zivilisation und Geschichte des Krieges ein, aber diese „Diskussionen“ zwischen dem Geschichtslehrer und dem Bäcker mit seiner Self-made-Ausbildung kommen in einer äußeren Form zwischen beiden daher, die eher vermuten läßt, beide hätten einen Hieb zu viel über den Schädel bekommen. „Normales“ Verhalten, jedenfalls so normal wie es unter Kriegsbedingungen sein kann, sieht jedenfalls völlig anders aus. In etlichen Szenen, denn das ganze wirkt weniger wie ein Roman aus einem Guß, sondern mehr wie ein Bühnenstück mit ausgesprochen künstlichen Charakteren, muß man sich fragen, ob sie überhaupt einen Zusammenhang mit dem Rest aufweisen.
Ob Donovan selbst tatsächlich ein Ziel mit diesen ganzen Ausführungen verfolgt hat, dessen bin ich mir auch nach dem Nachwort nicht sicher. Am Ende steht wohl am ehesten die Frage danach, für was man sich in einer solchen Ausgangslage (Krieg, Besatzung etc.) entscheidet: Überleben oder Ideale? Ersteres ist sicher die am häufigsten getroffene Wahl, sonst hätte die Menschheit sich schon ausgerottet, letzteres macht einen zum Märtyrer, aber was hat man davon? Hier hätte es durchaus spannende Ansätze gegeben, die Donovan aber höchstens andeutet. So bleiben vor allem ein paar wirklich gelungene Beschreibungen über winterliche Verhältnisse, die Kälte, den Schnee. Aber das ist dann doch ein bißchen zu wenig.
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Schönen Gruß
Aldawen