Bücher kaufe ich fast grundsätzlich in der Buchhandlung bei mir im Viertel. Meine Buchhändlerin kennt meinen Geschmack mittlerweile ziemlich gut und hat eine ziemlich gute Trefferquote bei ihren Emfehlungen. Außerdem kann man auf der Webseite der Buchhandlung Bücher bestellen und dann meist schon am nächsten Tag abholen. Das ist aber der kleine Luxus, wenn man zu Fuß nur 5 Minuten zur nächsten Buchhandlung hat. Würde ich irgendwo auf dem Land leben dann wäre meine Buch-Bestellquote bei Amazon deutlich höher.
Diese ganze Negativ-Kampagne gegen Amazon, die mit den Berichten über die Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter begonnen hat, finde ich mittlerweile ermüdend und teilweise unredlich. Unredlich deshalb, weil sie meinem Bauchgefühl nach von jenen Leuten geschürt wird, die durch den Aufstieg von Amazon viel zu verlieren haben. Nein, ich bin grundsätzlich kein Freund von Monopolisten. Und Ja, Amazon hat eine viel zu dominierende Stellung im Buchmarkt. Aber das ist in erster Linie auf ein völliges Versagen der Konkurrenz zurückzuführen. Die großen Medienkonzerne, die jetzt unter den Aktivitäten von Amazon ächzen, waren schon große Medienkonzerne, als Amazon noch eine Garagenfirma war.
Natürlich ist es ein Unding, wenn mit Leuten so umgegangen wird und natürlich gehört das schleunigst geändert. Aber leider kommt das eben in allen gewinnmaximierenden Unternehmen vor, sprich in allen Konzernen. Das liegt einmal daran, dass wir immer alles noch billiger haben wollen und andererseits die Firmenlenker ihren Kragen nie voll bekommen. Ich muss wohl nicht an die Schlagzeilen von vor wenigen Wochen erinnern, wo hunderte Frauen in Nähereien in Bangladesh verbrannt sind, weil die Kunden nicht bereit waren zwei Cent mehr pro T-Shirt zu bezahlen, mit denen bessere Sicherheitseinrichtungen möglich gewesen wären. Und eigentlich dürfte man gar nichts mehr online bestellen, denn die Arbeitsbedingungen der Auslieferer von DHL und Hermes sind sicher auch nicht gerade paradiesisch. Und wenn man das konsequent zu Ende denkt, dann dürfte diese Plattform nicht weiterbestehen, denn zu ihrer Pflege sind Computer nötig, die mit hoher Wahrschenlichkeit irgendwo im chinesischen Hinterland unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und zu Hungerlöhnen gefertigt werden.
Fazit: ich kaufe weiter bei Amazon, aber hauptsächlich Elektrogeräte und versuche nebenher meine kleine Buchhandlung damit zu unterstützen, dass ich alles rund ums Buch über sie beziehe.
VG Helmut