Was wäre, wenn die Bibliothek von Alexandria gar nicht dem Feuer zum Opfer gefallen wäre, was wäre, wenn sie weiter geführt und alle Literatur der Erde dort aufgenommen wäre – es wäre ein unendlich großer Schatz und ein Paradies für Leseratten. Aber wenn es dann auch noch Bücher in dieser Bibliothek gäbe, mit denen man direkt in andere Welten reisen könnte – das ist an Schönheit kaum zu überbieten. In einer solchen Welt spielen die Romane aus der Reihe „Die Wispernden Bücher“ von Michael Hamannt. Eine Reihe, die mit „Silbermond“ ihren Auftakt findet. Natürlich ist die Existenz dieser Bibliothek geheim und das nicht nur um sie vor dem Ansturm der Lesetouristen zu sichern, sondern, weil die wispernden Bücher einem mächtigen Bösewicht erlauben würden, in die Welten zu reisen und seine Macht dorthin auszuweiten. Das kann er nicht, weil er keinen Schlüssel hat, mit dem er die Bücher öffnen kann. Den hat bisher keiner und deshalb gibt es seit Jahrhunderten den Kampf um die Sicherung der Bücher, diesen Kampf führt auf der einen Seite ein dunkler Magier, der sich Flüsterer“ erschafft, die für ihn auf die Suche nach wispernden Büchern und dem Schlüssel sind. Sie spüren Magie und sind sowohl unheimlich im aussehen wie stark im Kampf. Auf der anderen Seite gibt es Menschen und Fantasiewesen, die die Bibliothek schützen und versuchen, so viele Bücher wie möglich in ihre Hände zu bekommen.
In diesen also sehr alten Kampf gerät Cassy, die bisher ein ziemlich normales Leben geführt hat, sich aber schon immer gern in die Welt der Fantasy begeben hat. Sie wollte eigentlich eine Weltreise machen, als ihre Freundin starb, war der Traum zunächst ausgeträumt und sie war froh, von ihrem Cousin Nick das Angebot zu bekommen, bei ihm einzuziehen. Nun ist sie auf Jobsuche. Nicks Café wirft nicht so viel ab, dass er sie einstellen könnte und für die Saison ist sie spät dran. Aber Cassy ist niemand der aufgibt, auch dann nicht, als sie von zwei unheimlichen Gestalten angegriffen, von einem netten Kerl gerettet wird und auch nicht als der Besitzer der Buchhandlung, der eben noch freundlich war, auf ihre Bereitschaft, den ausgeschriebenen Job zu nehmen, unfreundlich reagiert.
Cassy ist eine junge Frau, die sich durchbeißt. Sie ist ohne Vorurteile, neugierig und teilweise leichtsinnig mutig. Nick ist nicht nur ihr Cousin, sondern auch ein guter Freund. Der Buchhändler ist sozusagen ein Ritter, der sehr gut aussieht und dann ist da noch der Helfer in der Not. Wer ist er und warum war er dort zur Stelle? Es gibt auch noch Hexen – ich muss gestehen, die haben mir am besten gefallen – und andere Fabelwesen.
Die Aufgabe dieses Auftaktes ist es und die Welt und die Protagonisten vorzustellen und den Leser neugierig auf die Welten der Bücher zu machen. Das ist gelungen.
Ich bin zu diesem Autor gekommen durch „Die Dämonenkriege“. Dies hier ist etwas ganz anderes. Das sollte man wissen. Ganz bewusst wird hier der Liebe größerer Raum gegeben. Dabei gibt es für mich besonders interessante Szenen, die Nick betreffen. Letzterer ist für mich bisher die gelungenste Figur.
Nach diesem Auftakt bin ich auf die weiteren Abenteuer gespannt.