Die Tommyknockers werden doch als zänkische, genial-erfinderische, aber eben auch etwas dämliche Spezies beschrieben, die jähzornig durchs All heizt und sich überall, wo sie landet (oder abstürzt, wie auf der Erde), auszubreiten versucht. Die Hülle ihres Schiffs erschafft durch Strahlung die Atmosphäre, die sie fürs Überleben brauchen und die dabei Menschen zu Tommyknockers assimiliert. Die Reichweite der Strahlung ist aber begrenzt, und damit auch ihre Ausbreitung. Tja, sie sind Telepathen, sie erfinden massenhaft Geräte, die irgendwas können, aber sie sind außerstande, ihre Invasion mit Plan durchzuziehen. Sie sind eben keine „Alien“-Aliens, sondern bösartig und ein bisschen doof zugleich. Sie machen nur das, was ihnen gerade in den Sinn kommt, basteln rum und jagen dabei sich selbst und offenbar auch immer mal wieder ihre jeweilige Heimat in die Luft. Womit sie Menschen gar nicht mal so unähnlich sind. Klar ist das sinnlos, die Tommyknockers sind so sinnvoll wie Krebs oder Alzheimer, aber als Buchthema auf jeden Fall unterhaltsamer (finde ich). Das Ende ist zwar etwas pathetisch, was Gardener angeht, aber doch eine gute Lösung.
Dass King hier keine Bedeutungsschwere zu schaffen versucht, sondern einfach nur eine Geschichte erzählen will, finde ich sehr angenehm. Für mein Gefühl sind seine Versuche, irgendwie bedeutungsvolle Sachen zu schreiben (siehe etwa: „Der Anschlag“) immer eher pathetisch-peinlich und vor allem langweiliger, als wenn er einfach nur den inneren Irren von der Leine lässt.
Das Buch hat einen morbiden Reiz: Man sieht einer ganzen Kleinstadt beim physischen, psychischen und geistigen Verwesen zu und kann sich dabei gruseln, darf sich sogar amüsieren, weil das Ganze so abgefahren und irreal ist, dass irgendwelche Betroffenheiten sich sowieso nicht einstellen. (Der Hauptgrund, zur Entspannung Horror einem Thriller vorzuziehen! )
Ich mag an diesem Roman gerade die vielen kleinen (Klatsch-)Geschichtchen über die Menschen in Haven und wie sie, ihrer jeweiligen Art entsprechend, auf die Tommyknocker-Verwandlung reagieren. King kann Menschen mit ein paar lapidaren Strichen so schön lebendig rüberbringen, oft boshaft-witzig, manchmal auch kräftig überzogen, aber meistens sehr unterhaltsam.
Längen hat das Buch sicher, aber im Vergleich zu seinen späteren Romanen ist King hier noch geradezu streng mit sich, was Abschweifungen und vor allem Wiederholungen angeht, Geschichten und Geschichtchen sind noch alle irgendwie dem Hauptplot untergeordnet.
In die Verfilmung habe ich mal reingesehen, aber schaudernd abgeschaltet, als ich sah, dass sie die dunkelhaarige, herbe, einzelgängerische Bobbi Anderson – m.E. Kings einzige wirklich überzeugende Frauenfigur – als rothaariges Superweib besetzt haben. Ganz schnell vergessen!
(Zum Thema „sinnvolles Ende“ bei King: wer alle Bände von „Der dunkle Turm“ bis zum bitteren Ende gelesen hat, weiß, wozu der Mann auf diesem Gebiet in der Lage ist … Ich wollte das Buch damals brüllend an die Wand schmeißen – dafür das alles?! Aber ich musste doch zugeben, dass es ein passendes Ende war.)