Beiträge von Loons Gerringer

    Tja, deshalb haben sie die Dschebel auch bis heute nicht eingeebnet!


    Um nicht nur OT zu sein: Ich hab jetzt die May-Biografie von Wollschläger gelesen und kann sie nur empfehlen. Ein schmales Buch, das sich schnell lesen lässt, wenn man sich an den Stil erst mal gewöhnt hat. Abgesehen davon, dass er die Fakten bringt und auch bewertet, schafft Wollschläger es, ohne Klatsch und Histörchen sozusagen zwischen den Zeilen ein Gefühl für den besonderen Charakter von May entstehen zu lassen. Zumindest ist es mir so damit gegangen. Man hat etwas jenseits des „Knastbruders“, des Abenteuerschreibers, des hochverehrten und ebenso verspotteten Schriftstellers zu sehen bekommen – wobei Wollschläger immer respektvoll bleibt, weder distanzlos verehrend, noch herablassend – und dieses Bild des Menschen und Schriftstellers Karl May geht mir nach.

    Oh schön, dann geht es hier ja noch weiter! :winken:



    Es stimmt, Nemsi steckt alles ziemlich gut weg. Aber ich denke, das gehört wohl zu seinem Charakter. Er hat kurz Angst, aber dann geht es darum, das Problem zu lösen. Das geht ja zum Glück auch immer recht schnell :breitgrins: Anfangs hatte ich etwas Bedenken, es hätte ja sein können, dass Kara ein solcher Übermensch ist, dass er gar keine Angst kennt. Deshalb finde ich es angenehm, wenn auch ihm mal die Beine schlottern.
    Man könnte natürlich auch sagen, dass seine kurzen Beschreibungen seiner Gefühle damit einhergehen, dass er sich keine Gefühle eingestehen will. Ein Mann hat keine Angst und weint nicht.


    Ja, ich war auch angenehm überrascht, als ich dieses „ich hatte Angst“ las. Ist wohl auch von der Entstehungszeit und dem Genre abhängig, dass das eigene Erleben in der Erzählung ein bisschen kurz kommt oder doch ganz anders gewichtet ist als in Romanen heutzutage. Ihm ging es eben um anderes.
    Und manches andere schrieb man vermutlich einfach nicht oder er jedenfalls nicht (ich kenne nicht so viel aus dieser Zeit). Wir erfahren ja z.B. auch nie was über die sanitären Anlagen, auf die er da angewiesen war … obwohl gerade diese auch damals schon für einen Europäer eine große Herausforderung gewesen sein müssen. Oder wie er mit dem fremden Essen und Trinkwasser klarkam, all diese Dinge, die grundlegend für das Befinden sind. Bezeichnenderweise hat er sich während seiner realen Orientreisen sehr lange in Hotels aufgehalten.

    Huhu, Jari – liest noch jemand außer uns weiter?
    Ich finde auch, dass diese Episoden nach einem Muster ablaufen. Ist eben Reisebeschreibung, da sucht man wohl vergeblich nach einem übergeordneten Spannungsbogen. Die Brutalität fällt mir jetzt auch auf - als Kind habe ich das einfach hingenommen. Da wird doch eine Menge getötet, ausgepeitscht, auf andere Weise gefoltert, aber der Ich-Erzähler geht ziemlich unberührt mittendurch. Er benennt gelegentlich seine Gefühle in einem knappen Satz ("Ich hatte Angst", "Ich wandte mich schaudernd ab"), aber so richtig bringt er es nicht rüber. Seine Beschreibungen und Dialoge sind lebendig und bunt, aber beim eigenen Erleben bleibt er schablonenhaft, finde ich.


    Von den letzten Kapiteln ist mir vor allem

    Am besten gefällt mir Kara ben Nemsi, wenn er trickst und so eine Mischung aus Frechheit, Schläue und Volkspsychologie nutzt, um seine Ziele zu erreichen. Da ist immer auch Humor und Ironie drin. Bei solchen Episoden habe ich noch am ehesten das Gefühl, einen echten Menschen erzählen zu hören.

    Wie viele Pferde hat Kara inzwischen eigentlich erschossen (aus reiner Menschenliebe natürlich)?! Und wie er den Griechen anpöbelt, ist sehr unschön.
    Und noch ein echter Nervpunkt: wie schnell aus dem edlen arabischen Feind ein edler Freund wird. :rollen:

    Nee, dass die sich nicht begegnen konnten, ist mir bekannt. Das war nur ein Gedankenspiel, inspiriert durch die Parallelen hinsichtlich ihrer Interessen und der Bühne, auf der sie sich - der eine real, der andere in seiner Fantasie - austobten.

    Da war mir Kara gerade mal etwas sympathischer geworden, und dann kam es ganz dicke: Keilschrift, Löwe, Feldherr – och nö!


    Ich mache jetzt erst mal eine Lesepause und warte auf die bestellte Biografie.


    Finsbury, ich vermute, die beiden wären einander lieber aus dem Weg gegangen. Karl May hätte in Lawrence jemanden sehen müssen, der vieles, von dem er selbst fantasierte, tatsächlich getan und erlebt hat. Und, obwohl Engländer, nicht ganz so komisch war, wie er sie gern hatte. (Übrigens hat Lawrence sich nach meiner Erinnerung über seine englischen Kollegen ähnlich boshaft lustig gemacht wie Karl May.) Und Lawrence hätte – falls er ihn überhaupt zur Kenntnis genommen hätte – in ihm ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst sehen können, und zwar genau von den geltungssüchtigen und nicht ganz so wahrheitsliebenden Seiten, die er gern geheim hielt.

    Habe jetzt auch den Tigris erreicht. David Lindsay und seine "Fowlingbulls"! Man ahnt, warum Karl May im englischsprachigen Raum nicht so erfolgreich war. Anscheinend sind aber alle Europäer, denen er begegnet, schrullige Figuren. Ob der Lindsay auch noch anfängt, Lieder in einem heimischen Dialekt zu trällern?


    Die Episode bei den Atejbeh gefiel mir bisher am besten. Eine runde Geschichte, in der wenigstens im Hintergrund persönliche Schicksale aufscheinen. Die Darstellung der Amscha fand ich gelungen. Eigentlich ist mir auch Kara ganz sympathisch, solange er nicht allzu sehr angibt. Die leise Ironie, seine verrückte Abenteuerlust, für die er sich dauernd in Lebensgefahr begibt – gefällt mir.


    Schade, dass er T.E. Lawrence nicht kennengelernt hat. Wäre interessant zu wissen, wie er auf den reagiert hätte. Was die Interessen und die Neigung zur Selbstinszenierung angeht, gibt es da jedenfalls Parallelen.

    Jari, ich hatte das so verstanden, dass eine unterschiedlich feste Salzkruste über einer breiigen Flüssigkeit liegt, die einen herunterzieht, wenn man einbricht. Und nur die Führer kennen die halbwegs sicheren, festeren Stellen. Anscheinend hat Karl May es zutreffend beschrieben; seine Beschreibung wird im Wikipedia-Artikel (hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Chott_el_Djerid) erwähnt. Da heißt es, unter der Kruste befindet sich „zäher Schlick“.
    (Und dass das Schott el-Dscherid als Drehort für Star Wars diente.)


    sandhofer: Hatte ich schon vermutet. Na, wer will es ihm übelnehmen? „In echt“ würde ich den Baedeker auch vorziehen.

    Das waren doch schöne Zeiten, in denen man sich im Ausland unter Nemsis vor allem Gärtner vorstellte!


    Ha, in Kapitel 9 hält Kara eine ganze Rede über seine Motivation beim Reisen: Abenteuer statt Baedeker. Eine schöne Rede, bei der er sich über die zeitgenössischen Weichei-Touristen mokiert und darin ganz modern klingt. Jetzt bin ich noch gespannter darauf, was sich aus seiner Biografie über Karl Mays echte Reisen erfahren lässt.


    Witzig fand ich, wie er das erst mal wieder in einem Exkurs über Gottes Allmacht gipfeln lässt und dann trocken daruntersetzt, dass er diese Rede deshalb gehalten habe, weil „zu einem Erstlingsritt auf dem Kamel […] unbedingt eine ins Romantische hinüberklingende Seelenstimmung“ gehöre.
    Mal sehen, was er demnächst in Mekka so treibt.

    Ja, finde ich auch. Er bringt das so selbstverständlich, dass man es ihm ohne weiteres abkauft.



    Wenn ich darf....



    Hat er nicht, keine Angst.


    sandhofer, demnach weißt du mehr über die realen Orientreisen und was er da so trieb? Hast du diese Tagebücher gelesen? Lass doch mal hören! Oder kannst du eine Biografie empfehlen?


    Dass er Arabisch und Türkisch aus Wörterbüchern zusammenklauben konnte, kann ich mir noch vorstellen. Aber indianische Dialekte? Waren solche Wörterbücher damals schon verfügbar und in seiner Reichweite?

    Inzwischen habe ich die ersten sechs von (in meiner Ausgabe) zwanzig Kapiteln durch. (Während der Woche geht es bei mir auf jeden Fall viel langsamer, Jari und Lärche. :winken:) Hat er da ein bisschen „Die Entführung aus dem Serail“ nachgespielt? Auf jeden Fall ganz schön gewagt, der Ausgang der Sache war ja gar nicht abzusehen, und dass es mit der Entführung nicht getan sein würde, muss ihm klar gewesen sein.


    Ich mag, wie er beschreibt. Ich sehe Orte und Leute vor mir, und inzwischen kann ich darüber hinwegsehen, wie hirnverbrannt wagemutig er – und das auch noch als Fremder – sich dauernd verhält und dabei immer wieder Glück und Zufall auf seiner Seite hat.
    Im Wikipedia-Artikel über Karl May steht, dass er, laut Tagebuchaufzeichnungen seiner Frau, während seiner realen Orientreisen zwei Nervenzusammenbrüche gehabt haben soll … kein Wunder, wenn er versucht haben sollte, dort in Kara Ben Nemsi-Manier aufzutreten.


    Die Sprache gefällt mir. Trotz einer gewissen altmodischen Gehobenheit fließt sie so angenehm „musikalisch“ dahin, mit wechselnden Rhythmen, gewandt und bei allem Wortreichtum nicht überladen. Saltanah, ich finde die direkte Rede hier auch immer wieder klasse. Sie ist lebendig und auf den Punkt, sogar bei den kulturell bedingten Schnörkeln verliert er nie den Faden. Man hört beinahe die verschiedenen Stimmen.
    Und immer wieder spürt man die Freude an allem Fremdsprachlichen – ich weiß nicht, was er da alles zitiert – Arabisch, Türkisch? Und woher hatte er das? Sich aus Büchern angelesen? Ich hab mich das bei all den indianischen Einschüben in den Winntetou-Bänden usw. schon immer gefragt. Weiß einer von euch da mehr?


    Der Ich-Erzähler ist sehr überheblich und allwissend in den meisten Reiseerzählungen Mays, aber wenn man das mit anderen Schriftstellern der Zeit (70er und 80er des vorvergangenen Jahrhunderts) vergleicht, (wie z.B. Dahn, Verne, Rider Haggard usw) fällt May doch deshalb positiv heraus, weil er, und danndas aus seiner Knast-Bibliothek heraus, sich doch meist um eine tolerante Schau auf die Besuchten bemüht und zwar den einzelnen Menschen mit seinen Marotten, aber nicht eine ethnische Gruppe oder deren Religion durch den Kakao zieht.
    So zeigen gerade die nordafrikanischen Bände einen großen Respekt vor dem Koran, der immer wieder in eindrucksvollen Zusammenhängen zitiert wird.


    Finsbury, da stimme ich dir zu. Erst beim Weiterlesen wurde mir bewusst, dass es für die Zeit keineswegs selbstverständlich ist, dass ein christlicher Abendländer den Koran nicht nur gut genug kennt, um ihn zitieren zu können, sondern auch mit Achtung und jedenfalls ohne Herablassung Gebete und Gebetsrituale beschreibt. Vielleicht musste May im Gegenzug sein Christentum stärker als nötig betonen, um in den Augen seiner Leser nicht verdächtig zu erscheinen, als jemand, der zu sehr mit dem Fremden und Nicht-Christlichen liebäugelt?


    Saltanah, so weit bin ich noch nicht, aber was du schreibst, macht mir jedenfalls Lust aufs Weiterlesen!

    So, ich bin jetzt auch über den Schott und erinnere mich wieder, warum ich diese Bücher als Kind verschlungen habe: Es ging ums Abenteuer, einfach ums Erleben des Fremdartigen. Diese Salzwüste beschreibt er wirklich gut. Bin mal gespannt, was noch so kommt.


    Saltanah, ich lese die Ausgabe des Karl-May-Verlages, "nach der Fassung von 1962 neu herausgegeben von Lothar und Bernhard Schmid 2003".
    (Ich glaube allerdings, auch nach aller-allerneuester Rechtschreibung ist „trete ein!“ – so gesehen im 2. Kapitel – kein korrekter Imperativ :rollen:)

    Interessant, dass die Fremdwörter in neueren Ausgaben eingedeutscht oder auch gleich weggelassen wurden … ich dachte gestern noch, dass heutzutage kein Lektor mehr einen solchen Text durchgehen lassen würde. Ich finde das einen Eingriff ins Buch, und unnötig außerdem. Die fremdsprachlichen Bezeichnungen sind doch ein wichtiges Element in Reisebeschreibungen, da muss man als Leser schon die Bereitschaft haben, sich durchzubeißen (oder drüberwegzulesen).


    Ich konnte mich auch an absolut nichts erinnern und fühle mich auch nicht gefesselt. Mich langweilt es, weil schon auf den ersten Seiten klar wird, wie festgelegt die Weltsicht des Erzählers ist. Er weiß schon alles, er wird innerlich nicht um ein Quäntchen anders werden, egal, was oder wer ihm noch begegnet. Er weiß, wo Himmel und Hölle sind und wie sie aussehen – so betrachtet, gibt dieses erste Gespräch schon Entscheidendes über den Erzähler und das, was man zu erwarten hat, preis. Man fragt sich, warum er überhaupt reist. Und man spürt schon, dass da auch keine interessanten zwischenmenschlichen Entwicklungen Raum haben.


    Vielleicht verfolgt Kara ben Nemsi die beiden, weil er wissen will, was sie vorhaben und was noch hinter der Sache steckt? Vermutlich ist es auch nicht so leicht, mit zwei Gefangenen durch die Wüste zur nächsten Obrigkeit zu reiten. Und sie mit dem Revolver gleich an Ort und Stelle zu erledigen - wie das andere an diesem Ort, zu dieser Zeit nach Mays Ansicht wohl getan hätten - widerspricht ja seinen Grundsätzen. Vielleicht ist das also auch schon eine Demonstration seiner christlichen Barmherzigkeit, die er ja stets und mit missionarischem Eifer übt.

    Vorhin habe ich erstmals nach x Jahren wieder in einen Karl May-Band reingesehen. Soll ich einfach mal anfangen mit ersten Eindrücken? Hier wären sie:

    Erste Eindrücke
    Man ist gleich mittendrin: Der Ich-Erzähler und sein Diener Halef Omar – der gar kein Hadschi ist, wie sich schnell herausstellt – befinden sich auf einem Ritt im Grenzgebiet Algerien/Tunesien und mitten in einer Diskussion über die Vorzüge des Islam und Halefs Versuchen, seinen Herrn zu bekehren.


    Das Gespann Diener = Das komische Kerlchen und Herr = Der überlegene Gelehrte aus dem Abendland steht mit den ersten Sätzen schon festumrissen da.
    Auch Themen und Eigenheiten, die sich nach meiner Erinnerung durch alle Bände ziehen, sind schon auf diesen ersten Seiten vertreten: Das Thema Religion und der allwissende, stets überlegene Ich-Erzähler, der nicht nur den Koran zitieren und damit sogar den muslimischen Diener in die Schranken weisen kann, sondern sich auch aufs Spurenlesen, auf Schusswaffen, Dialekte und das Erkennen verschiedener Nationalitäten schon am Gesicht versteht und furchtlos mitten in der Wüste einen Mörder stellt – und nicht etwa zur Selbstjustiz greift, sondern den Mann der Gerechtigkeit Gottes überlässt. Ja, das ist er: Kara Ben Nemsi aka Old Shatterhand, Karl Mays so schamlos perfektes Alter ego.


    Was’n Infodump – das war das Erste, was mir zum Anfang einfiel: Unzählige arabische Wörter und Eigennamen, in einer Masse auf den Leser einprasselnd, dass er, jedenfalls als Leser von heute und unvorgewarnt, das Buch wohl schleunigst zuschlagen würde.


    Puh, halt ich das heutzutage noch durch – war mein nächster Gedanke. Mit elf merkte ich mir, was nötig schien, und störte mich weder an den vielen fremden Wörtern noch am Über-Gutmenschentum des Ich-Erzählers, und als es dann zu nerven begann, habe ich mit Karl May komplett aufgehört.
    Aber auch auf diesen Seiten wird mir schon klar: Respekt vor den immensen Recherchen des Autors ist angemessen (egal, wie viel er sich vielleicht davon auch nur ausgedacht hat). Er konnte ja nicht mal eben bei Wikipedia nachlesen.


    Was ich eben getan habe. Weil ich immer noch nicht wusste, woher das Wort Giaur stammt. Wikipedia sagt: Es kommt von arabisch Ka:fir „Ungläubiger, Gottesleugner“; Giaur ist die „eingedeutschte Variante der türkischen Entsprechung (gavur) von Kafir“.


    Jetzt werde ich erst mal weiterlesen. Vielleicht auch mal ein bisschen über Karl May selbst. In meinem (nicht gerade lesefreundlichen) Zuhause hieß er nur „der Knastbruder aus Radebeul“. Etwas mehr wird sich sicher ausgraben lassen. :zwinker:

    Die Tommyknockers werden doch als zänkische, genial-erfinderische, aber eben auch etwas dämliche Spezies beschrieben, die jähzornig durchs All heizt und sich überall, wo sie landet (oder abstürzt, wie auf der Erde), auszubreiten versucht. Die Hülle ihres Schiffs erschafft durch Strahlung die Atmosphäre, die sie fürs Überleben brauchen und die dabei Menschen zu Tommyknockers assimiliert. Die Reichweite der Strahlung ist aber begrenzt, und damit auch ihre Ausbreitung. Tja, sie sind Telepathen, sie erfinden massenhaft Geräte, die irgendwas können, aber sie sind außerstande, ihre Invasion mit Plan durchzuziehen. Sie sind eben keine „Alien“-Aliens, sondern bösartig und ein bisschen doof zugleich. Sie machen nur das, was ihnen gerade in den Sinn kommt, basteln rum und jagen dabei sich selbst und offenbar auch immer mal wieder ihre jeweilige Heimat in die Luft. Womit sie Menschen gar nicht mal so unähnlich sind. Klar ist das sinnlos, die Tommyknockers sind so sinnvoll wie Krebs oder Alzheimer, aber als Buchthema auf jeden Fall unterhaltsamer (finde ich). Das Ende ist zwar etwas pathetisch, was Gardener angeht, aber doch eine gute Lösung.


    Dass King hier keine Bedeutungsschwere zu schaffen versucht, sondern einfach nur eine Geschichte erzählen will, finde ich sehr angenehm. Für mein Gefühl sind seine Versuche, irgendwie bedeutungsvolle Sachen zu schreiben (siehe etwa: „Der Anschlag“) immer eher pathetisch-peinlich und vor allem langweiliger, als wenn er einfach nur den inneren Irren von der Leine lässt.


    Das Buch hat einen morbiden Reiz: Man sieht einer ganzen Kleinstadt beim physischen, psychischen und geistigen Verwesen zu und kann sich dabei gruseln, darf sich sogar amüsieren, weil das Ganze so abgefahren und irreal ist, dass irgendwelche Betroffenheiten sich sowieso nicht einstellen. (Der Hauptgrund, zur Entspannung Horror einem Thriller vorzuziehen! :breitgrins:)


    Ich mag an diesem Roman gerade die vielen kleinen (Klatsch-)Geschichtchen über die Menschen in Haven und wie sie, ihrer jeweiligen Art entsprechend, auf die Tommyknocker-Verwandlung reagieren. King kann Menschen mit ein paar lapidaren Strichen so schön lebendig rüberbringen, oft boshaft-witzig, manchmal auch kräftig überzogen, aber meistens sehr unterhaltsam.


    Längen hat das Buch sicher, aber im Vergleich zu seinen späteren Romanen ist King hier noch geradezu streng mit sich, was Abschweifungen und vor allem Wiederholungen angeht, Geschichten und Geschichtchen sind noch alle irgendwie dem Hauptplot untergeordnet.


    In die Verfilmung habe ich mal reingesehen, aber schaudernd abgeschaltet, als ich sah, dass sie die dunkelhaarige, herbe, einzelgängerische Bobbi Anderson – m.E. Kings einzige wirklich überzeugende Frauenfigur – als rothaariges Superweib besetzt haben. :kotz: Ganz schnell vergessen!


    (Zum Thema „sinnvolles Ende“ bei King: wer alle Bände von „Der dunkle Turm“ bis zum bitteren Ende gelesen hat, weiß, wozu der Mann auf diesem Gebiet in der Lage ist … Ich wollte das Buch damals brüllend an die Wand schmeißen – dafür das alles?! Aber ich musste doch zugeben, dass es ein passendes Ende war.)

    Oh gut, wenn das Off topic nicht so schlimm ist. Dann mach ich das doch auch noch mal ... :breitgrins:


    Mit Ezri ging es mir wie dir: Jadzia war so ziemlich mein Lieblingscharakter, die Lücke, die ihr Tod gerissen hat, konnte die Serie (für meinen Geschmack) nie mehr wirklich füllen. Ezri hätte man auf jeden Fall leichter mögen können, wenn sie einfach nur als sie selbst auf der Bildfläche erschienen wäre.


    So, und ab jetzt schreibe ich, wenn, dann brav da, wo es hingehört!

    tina, danke für den Tipp. Mit Ezri Dax konnte ich mich nie so ganz anfreunden, aber die Garak-Biografie – passenderweise von Andrew Robinson geschrieben, der musses ja wissen :smile: – hab ich mir jetzt gekauft und auch schon angefangen. Garak mochte ich immer, aber das trifft bei mir für fast alle DS9-Figuren zu. Liest sich auf jeden Fall gut, und eine Cardassia-Geschichte ist jedenfalls mal interessant.
    Deinen tollen Thread zum Star Trek-Universum hatte ich vor einiger Zeit schon mal entdeckt und drin rumgelesen. Da sehe ich sicher auch noch öfter rein!


    (Sorry, allmählich haben wir´uns hier ja ganz schön weit von "Uhuras Lied" entfernt. :redface:)