Beiträge von Marmotte

    Ich beschränke mich am Ende eines Buchs im Normalfall ja auf einige Zeilen für meine eigene Datenbank, aber da Valentinchen gerne meine Abschlussmeinung hören wollte, hab ich einfach mal versucht, einige Dinge mehr zu dem Buch zusammengetragen.


    Ich sollte vorausschicken, dass ich normalerweise, obwohl eifrige Krimileserin, mit Thrillern nicht so viel anfangen kann und auch mit vielen skandinavischen Autoren, die ich probiert habe, nicht so recht warm geworden bin. Vielleicht nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, aber das Buch kam als Geschenk zu mir, und aufgrund der vielen begeisterten Meinungen um mich rum habe ich es gelesen.
    Und auch wenn es mir letztlich um die Lesezeit nicht Leid tat, so kann ich mich der allgemeinen Begeisterung nicht recht anschließen.


    Zur Geschichte allgemein: Die fand ich gut ausgedacht, wenn auch nicht herausragend oder irgendwie besonders. Die Spannung war grundsätzlich da, aber sehr wellenförmig. Kurzzeitig mochte man das Buch kaum weglegen, dann ebbte es aber wieder ab und zog sich zwischendurch auch schon mal ziemlich. Was die neuen Hinweise betrifft, die Blomquist nach 40 Jahren findet, da finde ich es nur zum Teil wahrscheinlich, dass sie bis jetzt unentdeckt geblieben sind. Einiges davon hätte eigentlich zur polizeilichen Routineuntersuchung gehört. Größere Logiklöcher sind mir allerdings aber auch nicht aufgefallen.
    Der Schreibstil war größtenteils flüssig zu lesen, allerdings bin ich so über einige holprige Stellen gestolpert, die mir das Vergnügen immer wieder etwas verdorben haben. Ich muss nicht wissen, mit welchem Computerprogramm irgendwelche Leute ihre Emails öffnen und auch so einige englische Ausdrücke und Halbsätze fand ich eher bemüht auf modern getrimmt als passend.
    Was die beiden Hauptcharaktere angeht, so fand ich Mikael Blomquist extrem farblos und langweilig. Ich könnte noch nicht mal behaupten, er wäre mir unsympathisch gewesen, dafür war er einfach nicht interessant genug. Geschmäcker mögen ja verschieden sein, aber es ist mir das ganze Buch über ein Rätsel geblieben, wieso alle im Buch anwesenden Frauen nicht schnell genug in sein Bett krabbeln konnten.
    Lisbeth Salander fand ich dagegen so überzeichnet, dass ich von ihr leicht genervt war. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor unbedingt eine „ungewöhnliche“ Heldin schaffen wollte, und daher alle Eigenschaften, die ihm dazu eingefallen sind, genommen hat und sie ihr angepappt hat, ob es nun passt oder nicht.
    Von den Neben-Personen hat eigentlich nur Henrik Vanger bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die übrigen Personen blieben für mich auch ziemlich blass.


    Hm, wenn ich jetzt so überfliege, was ich geschrieben habe, dann könnte man meinen, ich fand das Buch schlecht, was aber nicht pauschal stimmt. Es war in meinen Augen ein durchschnittlich solides Buch, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Und ja, ich werde die nächsten Bände auch noch lesen, da ich sie ebenfalls geschenkt bekommen werde, kaufen würde ich sie mir aber nicht.


    Mein persönliches Fazit: 3ratten

    Zitat

    Der englische Titel spricht mich dagegen gar nicht an, bin mir auch nicht ganz sicher, was das bedeuten soll


    Der englische Titel ist zusammengesetzt aus einem Zitat aus The Art of Cookery von William King aus dem Jahr 1708:


    "Unless some sweetness at the bottom lie, who cares for all the crinkling of the pie?"


    Und das wird im Buch einmal zitiert, ich finde die Stelle kurzfristg gerade nicht, aber ich meine von Inspector Hewitt. Und Mrs. Mullets Kuchen spielt ja doch eine gewisse Rolle im Buch. Passt also auch, wobei ich sagen muss, dass mir hier ausnahmsweise die deutsche Titel-Übersetzung nicht nur gefällt, sondern ich sie auch durchaus gelungen finde.


    Lieben Gruß,
    Marmotte


    edit: Mir ging es übrigens andersherum: Über das Buch bin ich gestolpert, weil es hier anhand der Rezis sehr nett angehört hat, aber richtig verliebt hab ich mich erst in den englischen Titel :smile:

    Ich kann das Original-Lesen bei Charlotte Macleod ohnehin nur empfehlen :zwinker:, sie hat(te) einfach einen wunderbaren Wortwitz, der beim Übersetzen zwangsläufig ein wenig auf der Strecke bleibt.
    Es gibt auch noch zwei andere, nicht übersetzte Serien von ihr: "The-Grub-and-Stakers" (die Bücher fangen im Titel alle damit an) und noch eine weitere um einen kanadischen Mountie (wobei es da, soweit ich mich erinnere, zumindest von Band 1 "A Pint of Murder" eine Übersetzung gab).


    Lieben Gruß,
    Marmotte

    Hallo Saltanah,


    Zitat

    Ein Buch ist sonderbarerweise nie ins Deutsche übersetzt worden. Möchte wissen, wieso


    Warum sie sich gegen das Übersetzen von "The Curse of the Giant Hogweed" entschieden haben, weiß ich zwar auch nicht, aber das Buch fällt inhaltlich ein wenig aus der Reihe. Es ist eher so was wie ein sehr schräger Fantasy-Märchen-Krimi: Peter Shandy reist mit Kollegen nach Wales, betritt einen Pub und dann passieren haufenweise geradezu unglaubliche Dinge :breitgrins:
    Sehr lesenswert!


    Lieben Gruß,
    Marmotte

    Wie wäre es denn z.B. mit all den Büchern rund um die Artus-Sage, da gibt es ja so einige Autoren:
    Bernard Cornwell
    Gillian Bradshaw
    Stephen Lawhead
    Mary Stewart
    usw.
    Da kommen jede Menge Ritter drin vor und nur ab und an mal der eine oder andere Druide...


    Lieben Gruß,
    Marmotte
    *edit*: Da war Kati mit der Idee schneller als ich :smile:


    Gegen Nob und Bob ist an sich nichts einzuwenden, das sagt dem deutschsprachigen Leser aber nichts, Hinz und Kunz dagegen schon


    Ja, Ok, das ist ein Punkt, das sehe ich ein.
    Andererseits gibts auch die Fraktion "Bitte so nah wie möglich am Original", zu der ich mich zähle (weswegen ich auf das Originallesen umgestiegen bin, sobald mein Wortschatz es erlaubte) und für diese Leute ist es wahrscheinlich völlig in Ordnung, manche Namen nicht zu übersetzen, besonders wenn, wie im "Nob/Bob"-Fall, die Intention erkennbar bleibt.
    Was dagegen den "flaumfüßigen Penner" angeht, da bin ich übrigens ganz mit Dir einer Meinung, das geht gar nicht.

    Hallo sandhofer,


    ich habe das Havanna-Quartett gelesen und ich kann mich dubh nur anschließen: Schöne Bücher mit einer wunderbaren Atmosphäre: Melancholisch, morbide, aber sehr lebendig, die Sprache wechselt von sehr poetisch zu derb, aber immer passend.
    Die eigentlichen Krimi-Fälle sind nicht unbedingt immer das Wichtigste in den Büchern, auch nicht unbedingt immer spannend, aber sie bilden einen schönen Rahmen für die Beschreibung der Gesellschaft.


    Lieben Gruß,
    Marmotte

    Hallo Bianca,



    Findest Du es schwierig, die Bücher im englischen Original zu lesen oder ist das mit einem Durchschnittsenglisch gut zu schaffen?


    Hm, von meinem Gefühl würde ich spontan sagen, dass die Bücher nicht allzu schwer zu lesen sein sollten, da sie weder besonders lang noch unendlich komplex sind. Ich füge allerdings vorsichtshalber mal ein "ohne Gewähr" ein, da ich selbst sehr viel auf Englisch lese und es so möglicherweise nicht gut abschätzen kann.


    Lieben Gruß,
    Marmotte


    Schreib doch die Reihenfolge der englischen Titel mal hier auf, dann haben wir alle einen Anhaltspunkt.


    Gern.
    Hier also die Reihenfolge:


    Aunt Dimity's Death (1992)
    Aunt Dimity and the Duke (1994) (ist zwar später geschrieben, spielt aber vorher und mit Personen, die zwar in den anderen Büchern auch vorkommen, da aber nur als Nebenfiguren (wenn auch wichtige)
    Aunt Dimity's Good Deed (1996)
    Aunt Dimity digs in (1998)
    Aunt Dimity's Christmas (1999)
    Aunt Dimity beats the Devil (2000)
    Aunt Dimity: Detective (2001)
    Aunt Dimity takes a holiday (2003)
    Aunt Dimity: Snowbound (2004)
    Aunt Dimity and the Next of Kin (2005)
    Aunt Dimity and the Deep Blue Sea (2006, bislang nur HC)


    Lieben Gruß,
    Marmotte

    Hallo Ingroscha,


    ich lese diese Serie im Original, wo die Taschenbücher inzwischen bei Band 10 angekommen sind, Band 11 gibt es schon als Hardcover.
    Die Serie ist für mich der Inbegriff des "Cozy Mystery" und wenn Dir mal nach heiler Welt und Friede, Freude, Eierkuchen ist, dann ist sie ganz bestimmt das Richtige. Manchmal ein bisschen naiv, aber man kann die Bücher hinterher mit einem "Ach ja, wie nett" wieder zuschlagen. Richtige Bösewichter gibts kaum und dazu gemütliche englische Dorfatmosphäre.
    Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die mich so nach und nach doch etwas stören, aber das mag mein persönliches Problem sein und wenn man das nicht weiß, fällt es jemand anders vielleicht gar nicht auf :breitgrins:
    Anhand der deutschen Titel kann ich nicht unbedingt erkennen, welche Bände da jetzt übersetzt werden :schulterzuck:, aber bei Interesse schreibe ich Dir gern die Original-Reihenfolge auf.



    Ein Geist der bei der Lösung von skurrilen Fällen hilft? Das hört sich sehr gut an :breitgrins: Da das rosa Häschen auf jedem Cover hockt, nehme ich an, dass sich darin vielleicht der Geist manifestiert hat?


    Dazu sage ich mal nichts, außer, dass der rosa Hase Reginald heißt, unglaublich sympathisch ist und seine "Verwendung" in den Büchern, wie ich finde, gut gelöst ist.


    Lieben Gruß,
    Marmotte

    Mein persönlicher "Poirot-Favorit" ist "The Murder of Roger Ackroyd", ich glaube, auf Deutsch heißt es "Alibi". Auch hier ist das Ende, naja, sagen wir, ungewöhnlich


    Schönen Gruß,
    Marmotte

    Weratundrina


    Ich würde sie niemals in einem Atemzug mit Gable nennen, da sie in meinen Augen deutlich besser ist als Gable (obwohl ich Gable auch ganz gut finde): Dorothy Dunnett. Da hast Du alles: Historisch korrekt, tolle Sprache, interessante Charaktere, die endlich mal nicht nur langweilig gut oder böse sind, usw.
    Von ihr gibt es zwei Serien, von der Du, um sie vollständig zu lesen, die eine, die Lymond Chronicles, zur Zeit auf Englisch lesen muesstest. Die ersten drei gibt es gebraucht auf Deutsch, aber sehr schlecht übersetzt.
    Die zweite Serie, die Niccolo-Serie, bringt Klett-Kotta ab diesem Sommer neu übersetzt heraus, sie haben auch gerade eine schöne Homepage dazu gestaltet, da kannst Du schauen, ob die Serie etwas für Dich wäre.
    Außerdem gibt es noch einen Einzelband um den historischen Macbeth "King Hereafter", zur Zeit ebenfalls leider nur auf Englisch.


    Schönen Gruss,
    Marmotte

    Einmal zurück in die Pyrenäen!
    Ich habe das Buch ja dort im Urlaub gelesen (und ja, wir sind auch dieses Jahr wieder zur Rolandsbresche gewandert), weil ja der "Original"-Roland dort diesem Hinterhalt zum Opfer fiel und zu meiner großen Freude hat ja auch einiges der Handlung dort gespielt. Zumindest in so einer Art fiktiver Pyrenäen :breitgrins:
    Aber meine Frage an Thomas: Irgendjemand steht dort auf einem Berg, wo man sowohl Atlantik als auch Mittelmeer sehen kann (was wir auch dieses Jahr trotz überragender Fernsicht wieder nicht geschafft haben :zwinker: ), ist das eine Originalformulierung von Ariost?


    Schönen Gruß,
    Marmotte

    Guten Morgen,


    ich hatte beim Lesen des Buchs eigentlich immer das Gefühl, ich würde irgendwo auf einem Markt einem Balladen-/Bänkelsänger zuhören, der eine große Geschichte mit vielen kleinen, mehr oder weniger zusammenhängenden Geschichten erzählt.
    Und in diesem Zusammenhang habe ich mir auch diesen Mythenmischmasch erklärt. Damals, so ohne Buch/Fernsehen für die Allgemeinheit waren es doch die großen Heldengeschichten, die man erzählt bekam, da haben "große" Namen einfach überdauert. Ich denke, den Leuten wars egal, ob das jetzt ein heidnischer oder christlicher Held war, es waren eben Geschichten und Namen, die man kannte, also hat der Erzähler sie eben munter zusammen gemixt.
    Ich weiß nicht, ob dieses Bild von "Mittelalterunterhaltung" so stimmt, aber ich kann mir das so ganz gut vorstellen.


    Schönen Gruß,
    Marmotte