Charlotte MacLeod - Eine Eule kommt selten allein

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    Kurzbeschreibung
    Die alljährliche Eulenzählung ist eine bedeutende Veranstaltung für die Dozenten des ehrwürdigen Balaclava Agricultural College. Wie entsetzlich, dass dabei ausgerechnet Emory Emmerick, einer der Teilnehmer, erstochen und in einem Netz verpackt im Wald gefunden wird. Professor Peter Shandy beginnt mit seinen Ermittlungen und stößt schon bald auf Ungereimtheiten. Was geht hier vor?


    Band 7 der Balaclava-Serie


    Meine Eindrücke
    Peter Shandy stapft nachts durch den Wald, um zusammen mit Kollegen vom College und einem Gast Eulen zu zählen. Das ist alljährlich ein Ernst zu nehmender Termin und jeder Teilnehmer folgt strengen Regeln, damit keine Eulen verscheucht, falsch kategorisiert oder übersehen werden. Der Gast Emory Emmerick allerdings benimmt sich daneben und so ist keiner böse, als die Nervensäge einem vermeintlichen Streich zum Opfer fällt. Emory wird von einem Netz in den Baum gezogen - und kommt tot wieder herunter. Shandys Jagdinstinkte sind geweckt und die lokale Polizei nimmt bereitwillig seine Hilfe an.


    Langsam kristallisiert sich heraus, dass alles mit Winifred Binks zu tun haben könnte. Winifred, ebenfalls Professorin am College, ist Erbin eines großen Vermögen geworden und was liegt näher, als sich daran vergreifen zu wollen? Merkwürdige Ereignisse häufen sich, als Winifred sich intensiver mit ihrem Vermögen befasst.


    Den Clou am Buch machen die aberwitzige Story und der schräge Humor aus. Der Krimi-Teil ist charmant überladen. Wo es dramaturgisch passt, bricht ein Damm und verwandelt einen ruhigen Fluss zum gurgelnden Abenteuer. Wo ein Zufall gefordert wird, um ein Beweisstück zu finden, kann dieser Zufall bereits eine halbe Seite später eintreffen. Der Erzählstil passt nahtlos dazu. Viele Personen haben sprechende Namen oder scheinen das Schicksal geradezu herauszufordern. Viola trägt ein Shirt mit der Aufschrift "Heute schon einen Baum umarmt?" Viola wird genau das tun: Sie findet sich gefesselt an einem Eschenahorn wieder. Ihr Kollege Knapweed (dt. Flockenblume) befasst sich ausgiebig mit Labkraut in allen Variationen und eine, gelinde gesagt, miserable Lebensmittelfabrik heißt Lackovites, was an "Mangel an Vitaminen" erinnert. Der Präsident der Uni äußert sich bevorzugt mit dem alles ausdrückenden "Urgh". Das Aushängeschild der lokalen Polizei wird von der Ehefrau bemuttert und selbst nach dem Auffinden von Leichen geht ihr sein gesunder Schlaf vor.


    Die schrägen Figuren und die aberwitzige Konstruktion des Falls haben das Buch zu einem herrlichen Lesevergnügen gemacht. Lachen und Kopfschütteln reihen sich locker aneinander angesichts dieses Panoptikums komischer Gestalten. Den eigentlichen Krimiplot darf man bei alldem nicht allzu eng als Krimi sehen, auch wenn er grob gesehen wie ein Crime-Klassiker daherkommt. Richtig ist hier, wer die Helden alle mal durch den Kakao gezogen erleben möchte.


    4ratten

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  • Im "Was lest Ihr gerade?"-Fred habe ich gerade das Angebot gemacht, dass ich das Buch ggf. auf Rundreise schicke, sofern Ihr es Euch leihen und nicht kaufen wollt. Sozusagen kein Bookcrossing-Ring, sondern ein Literaturschock-Ring, kurz LSR.

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  • Dann zück' Deinen Leihausweis :zwinker: Ich freue mich auf Deine Eindrücke!

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  • Das hört sich wirklich luschtig an.


    Ich gucke mal, ob meine Bib das im Sortiment hat, ansonsten komme ich vielleicht noch mal auf Dein Angebot zurück.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ob das Buch noch in irgendwelchen Großstadtbuchhandlungen auf Käufer lauern könnte? Danke für die Rezi, aber im Moment muss ich etwas die Finger stillhalten, wenn ich Buchhandlungen sehe. Daher würde ich zumindest vorher gern mal selber reinlesen. Leihen bringt bei meinem ausufernden SUB leider außer gigantischen Leihfristen nichts. Trotzdem vielen Dank für das Angebot! :winken:

    &quot;Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler&quot; (Philippe Dijan)<br /><br />[url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/11612.0.html]Mein SUB[/url

    Einmal editiert, zuletzt von Fandorina ()

  • Ich bin schon fertig :eis:


    Skurril hatte ich erwartet und skurril bekam ich auch. Einziges Manko: Am Ende hab ich aufgrund der vielen Namen nicht mehr so ganz verstanden wer nun wen, wie, umgebracht hat. Das musste ich dann schon zweimal lesen^^ Aaaaber es hat einfach Spaß gemacht und nicht nur einmal musste ich herzhaft lachen. Peter Shandy und seine Truppe sind mir richtig ans Herz gewachsen und ich konnte mir das gesamte College und seine Umgebung total gut vorstellen.
    Wer hier einen ernsthaften Krimi a la Agatha Christie sucht der sei gewarnt: es geht schon etwas "spezieller" zu. Es könnte sogar sein das es dem ein oder andren zu viel wird, denn die Handlung ist zum Teil schon sehr an den Haaren herbeigezogen, aber das passt alles ziemlich gut zum Rest und stört daher nicht besonders.

    Ich persönlich mochte "Eine Eule kommt selten allein" immer dann wenn die Autorin herrlich verrückt Klischees auf die Spitze trieb und auch schonmal beherzte Damen auf Bäume klettern lies. Das Ganze ist dann auch noch mit einem herrlichen englischen Flair versehen, wobei ich mich ernsthaft frage wie das passieren konnte :entsetzt: denn Balaclava befindet sich in Amerika^^.


    Ich hatte den erwarteten Spaß und von daher:


    4ratten + Vorfreude auf den nächsten Band

  • Ich glaube, ich muss mir meine Balaclava-Krimis mal wieder vornehmen. (Und mir vor allem die zwei in meiner Sammlung fehlenden Teile besorgen.
    EDIT: 3 Teile fehlen mir. Ein Buch ist sonderbarerweise nie ins Deutsche übersetzt worden. Möchte wissen, wieso.)

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo Saltanah,


    Zitat

    Ein Buch ist sonderbarerweise nie ins Deutsche übersetzt worden. Möchte wissen, wieso


    Warum sie sich gegen das Übersetzen von "The Curse of the Giant Hogweed" entschieden haben, weiß ich zwar auch nicht, aber das Buch fällt inhaltlich ein wenig aus der Reihe. Es ist eher so was wie ein sehr schräger Fantasy-Märchen-Krimi: Peter Shandy reist mit Kollegen nach Wales, betritt einen Pub und dann passieren haufenweise geradezu unglaubliche Dinge :breitgrins:
    Sehr lesenswert!


    Lieben Gruß,
    Marmotte

  • Ich kann das Original-Lesen bei Charlotte Macleod ohnehin nur empfehlen :zwinker:, sie hat(te) einfach einen wunderbaren Wortwitz, der beim Übersetzen zwangsläufig ein wenig auf der Strecke bleibt.
    Es gibt auch noch zwei andere, nicht übersetzte Serien von ihr: "The-Grub-and-Stakers" (die Bücher fangen im Titel alle damit an) und noch eine weitere um einen kanadischen Mountie (wobei es da, soweit ich mich erinnere, zumindest von Band 1 "A Pint of Murder" eine Übersetzung gab).


    Lieben Gruß,
    Marmotte

  • Marmotte
    Ich freu mich auf England *gg* da werd ich dann wohl ausgiebig stöbern und es würde mich nicht wundern wenn ich dann mit dem ein oder andren Band der Autorin wieder käme. Den englischen Titel der Balclavereihe, der nicht übersetzt wurde, habe ich mir auf jedenfall notiert.

  • Charlotte MacLeod: Eine Eule kommt selten allein


    Wer hier einen Krimi mit einer spannenden Jagd nach einem Mörder und einer logisch schlüssigen Auflösung erwartet, der wird enttäuscht oder zumindest verwirrt sein. Der Charme dieses Buches speist sich aus anderen Quellen: den skurrilen Personen und ihren nicht minder skurrilen Handlungen. Es handelt sich also eher um eine Krimi-Parodie. Da dies mein erstes Buch von Charlotte MacLeod war, habe ich das nicht erwartet und brauchte anfangs erstmal ca. 20 Seiten, bis die Fragezeichen aus meinen Augen verschwunden waren.


    Trotzdem kann man das Buch kaum mehr aus der Hand legen, wenn es einen dann einmal gepackt hat. Erfrischend unkonventionell, amüsant und exotisch wird hier die Suche nach der Identität des Ermordeten und nach seinem Mörder geschildert. Es geht keineswegs immer logisch zu und auch die Orte und Umstände sind sehr dürftig beschrieben, aber es gibt jede Menge turbulente Action bis hin zu Prügeleien, kuriose unerwartete Wendungen und wundervoll schräge, witzige Dialoge, bei denen man sich schier totlachen kann - geführt von Personen, deren Namen einem schon ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubern. Das entschädigt allemal für die logischen Defizite und den manchmal sehr an den Haaren herbeigezogenen Fortgang der Geschichte. Die Hauptpersonen Peter Shandy (der Hobbydetektiv) und Winifred Binks (mit ihrem Löwenzahnwurzelkaffee) sowie auch die Nebenpersonen (vor allem Dr. Svenson) bis hin zum Kater sind mir so ans Herz gewachsen, daß ich auf jeden Fall mehr aus der Balaclava-Reihe lesen möchte.


    Der Titel Eine Eule kommt selten allein ist etwas irreführend, denn es werden ganz am Anfang zwar Eulen gezählt, und eine Eule spielt eine spezielle Rolle für den Mord, aber im gesamten Rest des Buches tauchen dann keine weiteren Eulen mehr auf. Den Originaltitel An Owl too many finde ich aus verschiedenen Gründen passender.


    Von mir gibt es, mit etwas gutem Willen, vier Leseratten.
    4ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ich bin ja froh, dass die Meinungen alle ungefähr ähnlich ausfallen :breitgrins:

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  • Lustig, dass der Thread mal wieder nach oben gerutscht ist. Ich habe mich nämlich im letzten Monat durch den Sammelband "Balaclava-Bumerang" gearbeitet und so eben auch "Eine Eule kommt selten allein" gelesen.
    Wie alle Balaclava-Romane ist er natürlich auch einzeln zu lesen, aber gerade bei diesem Roman fand ich den Bezug zum (noch aberwitzigeren) Vorband schon recht groß. Denn dort lernen wir Winifred Binks in ihrem Hobbitbau bereits besser kennen.



    Wer hier einen Krimi mit einer spannenden Jagd nach einem Mörder und einer logisch schlüssigen Auflösung erwartet, der wird enttäuscht oder zumindest verwirrt sein.

    Das trifft wahrlich auf alle Bücher von Charlotte MacLeod zu!
    Die Auflösungen sind manchmal geradezu haarsträubend, so dass die vorher aufgestellten, ebenfalls haarsträubenden Theorien zum Tathergang oft noch plausibler wirken. Wirkliche Spannung sucht man ebenso meist umsonst, obwohl gerade diesem und der vorhergehenden Band die Handlung doch recht actionreich ist. Ich würde jedenfalls nie mit einem der Shandys ein Boot betreten. :zwinker:


    Die Stärke der Autorin sind eindeutig die skurrilen Charaktere und die doch oft abgedrehte Handlung.
    Ich hatte jedenfalls mit "Eine Eule kommt selten alleine" ebenfalls viel Lesespaß.



    Einziges Manko: Am Ende hab ich aufgrund der vielen Namen nicht mehr so ganz verstanden wer nun wen, wie, umgebracht hat.

    Das ist wohl wirklich ein Problem, wenn man mit diesem Band in die Reihe einsteigt. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Als Balaclava-Kenner kennt man natürlich die wichtigsten Personen wie Ottermole, Svenson, Sieglinde, Swope, Edmund etc. schon gut.



    Ich kann das Original-Lesen bei Charlotte Macleod ohnehin nur empfehlen :zwinker:, sie hat(te) einfach einen wunderbaren Wortwitz, der beim Übersetzen zwangsläufig ein wenig auf der Strecke bleibt.

    Das habe ich mich bisher noch nicht getraut. Ich habe gelesen, dass Charlotte MacLeod wegen ihres übergroßen Wortschatzes und eben wegen des geistreichen (und oft versteckten) Wortwitzes als sehr schwierig zu übersetzen gilt. Ich habe immer befürchtet, dass mir das Lesen des Originals zu anstrengend sein wird.



    Der Titel Eine Eule kommt selten allein ist etwas irreführend, denn es werden ganz am Anfang zwar Eulen gezählt, und eine Eule spielt eine spezielle Rolle für den Mord, aber im gesamten Rest des Buches tauchen dann keine weiteren Eulen mehr auf. Den Originaltitel An Owl too many finde ich aus verschiedenen Gründen passender.

    Der Originaltitel ist ja meist passender. Hier haben sie es ja bei der gesamten Balaclava-Reihe mit Wortspielen im Titel versucht (siehe "Über Stock und Runenstein", Der Kater lässt das Mausen nicht", "Stille Teiche gründen tief"...). Da passt der Titel wenigstens hineien, auch wenn er nicht mehr viel mit dem eigentlichen Inhalt zu tun hat.

  • Mittlerweile bin ich auch bei meinem letzten fehlenden Band (Über Stock und Runenestein). Ich hatte das Glück bei der Balaclava-Reihe mit dem ersten Band starten zu können. Das war schon ehrlich hilfreich.
    Jetzt muss ich nur noch die fehlenden Teile der Boston-Reihe zusammenbekommen...


    Ich finde diese DuMont-Ausgaben übrigens ganz toll!
    Das Titelbild passt immer zum extra zur Handlung, die kleinen Zeichnungen am Ende eines jeden Kapitels jeweils auch (die waren gerade beim Sammelband übrigens sehr hilfreich, um wieder die Stelle zu finden, bei der ich aufgehört hatte zu lesen, wenn das Lesezeichen mal wieder herausgerutscht war). Und die Größe der Einzelausgaben ist erfrischend. Es sind richtige Taschenbücher, nicht diese neuartigen (oft einfach nur künstlich aufgeblasenen) Monster und passen auch tatsächlich in eine Tasche! :klatschen:


  • Es sind richtige Taschenbücher, nicht diese neuartigen (oft einfach nur künstlich aufgeblasenen) Monster und passen auch tatsächlich in eine Tasche! :klatschen:


    Das ist etwas, was ich an den "alten Dingern" auch immer schätze! Sie sind ganz anders aufgemacht und unterhalten ohne viel Brimborium - wobei eben auch viele trotz oder gerade wegen der Kürze richtig gut geschrieben sind.

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