Ich bin mir nicht sicher, wo dieses Buch nun hingehört. In der Buchhandlung lag es in der Fantasy-Ecke, aber das erscheint mir unpassend. Es könnte auch ein Jugendbuch sein, aber auf jeden Fall ist es ein Krimi, deshalb habe ich es auch erst einmal so eingeordnet.
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Flavia de Luce ist eine 11-jähriges Mädchen mit einer Begabung für Chemie, die ihre Mutter nie kennen gelernt hat und mit ihrem Vater, einem Philatelisten, und den Schwestern Ophelia und Daphne in einem Anwesen am Rande des Dorfes Bishop’s Lacey wohnt. Das Leben auf Buckshaw, so der Name des Anwesens, ist für Flavia recht eintönig. Sie verbringt deshalb viel Zeit in ihrem Labor, macht Experimente und bereitet in Gedanken schon einmal ihre Doktorarbeit vor. Diese Routine wird jedoch unterbrochen, als sie eines Morgens im Gurkenbeet einen Mann vorfindet, der vor ihren Augen stirbt. Die folgenden polizeilichen Ermittlungen sehen schnell in Flavias Vater den Mörder und nehmen ihn fest. Fortan sieht diese es als ihre Aufgabe an den Fall zu lösen, den Mörder zu entlarven und ihn der Polizei zu präsentieren, um so hoffentlich ihren Vater zu entlasten.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin absolut begeistert. Dieses Buch ist klasse und ich hoffe, dass die Nachfolger nicht zu lange auf sich warten lassen.
Die Handlung wird aus der Sicht Flavias mittels eines Ich-Erzählers vermittelt. Es ist manchmal nicht ganz einfach, sich während des Lesens ihr Alter in Erinnerung zu rufen, denn sie ist unwahrscheinlich sarkastisch, hat immer einen witzigen Spruch auf den Lippen und zieht während ihrer Berichterstattung permanent Vergleiche, die gleichermaßen komisch und intelligent sind. Wenn sie in die Welt der Chemie eintaucht und Bruchstücke ihres Wissens offenbart zeigt sich ihr ganzes Genie. Sie denkt geradezu in chemischen Gleichungen und ist damit sämtlichen Erwachsenen in ihrem Umfeld, allen voran der Polizei, überlegen.
Ganz selten zeigt sie dem Leser ihre zwar vorhandene aber meist im Hintergrund stehende naive Seite, was zwar immer wieder den Bezug zu ihrem Alter herstellt, aber auch meist (sowohl den Leser als auch sie selbst) überrascht.
Die Überlegenheit Flavias ist allgegenwärtig. Sie ist es, die der Polizei nahezu sämtlich Indizien liefert, die sich am Ende als entscheidend herausstellen und sie ist es natürlich auch, damit verrate ich wahrlich nicht zu viel, die den Fall löst. Die Polizei hat immer wieder das Nachsehen und muss am Ende nur noch die vorgelegte Theorie überprüfen.
Über die Handlung an sich möchte ich gar nicht allzu viel verraten. Dennoch kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass die Spannung absolut nicht zu kurz kommt und die Handlung schlüssig ist. Es bleiben keine Fragen offen, alles wird im Laufe des Buches – auch durch Flavias ständige Erinnerungen an Vergangenes – aufgeklärt.
Die Handlung weist ein sehr hohes Tempo auf, es passiert unwahrscheinlich viel in kurzer Zeit, so dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Die Spannung steigert sich kontinuierlich mit jedem Mosaikstück, das Flavia findet, bis zum Höhepunkt am Ende des Buches.
Auch die regelmäßigen Einblicke in das recht schwierige Familienleben der de Luces sind sehr interessant. Flavias Charakterstudien der einzelnen Familienmitglieder sind sehr aufschlussreich und natürlich auch witzig, andererseits werden Schicksalsschläge offenbart, die das Leben der Familie entscheidend beeinflusst haben und bestimmte Verhaltensweisen erklären. In diesen Sequenzen bewegt sich die Handlung auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Ernsthaftigkeit, was dem Buch eine entscheidende Portion Realitätsnähe verleiht.
Für mich bietet das Buch sowohl einen gut durchdachten und glaubwürdigen Plot als auch eine Hauptfigur, die mit viel Witz und Intelligenz die Erwachsenen „besiegt“. Es ist schlicht und einfach nicht der typische Krimi. Es wird einfach einmal etwas völlig anderes geliefert und auf unkonventionelle Figuren gesetzt. Ich bin sehr gespannt auf weitere Fälle für Flavia und freue mich sehr auf weitere Bücher des Autors.
Meine Wertung: +
[hr]
Flavia de Luce
[list type=decimal]
[li]The Sweetness at the Bottom of the Pie / Mord im Gurkenbeet[/li]
[li]The Weed That Strings the Hangman's Bag / Mord ist kein Kinderspiel[/li]
[li]A Red Herring Without Mustard / Halunken, Tod und Teufel[/li]
[li]I Am Half-Sick of Shadows / Vorhang auf für eine Leiche[/li]
[li]Speaking from Among the Bones / Schlussakkord für einen Mord[/li]
[li]The Dead in Their Vaulted Arches / Tote Vögel singen nicht[/li]
[li]As Chimney Sweepers Come to Dust / Eine Leiche wirbelt Staub auf[/li]
[li]Thrice the Brinded Cat Hath Mew'd / Mord ist nicht das letzte Wort.[/li]
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Reiheninfo eingefügt, Grüsse illy