Alan Bradley - Mord im Gurkenbeet / The Sweetness at the Bottom of the Pie (Flavia de Luce 01)

Es gibt 64 Antworten in diesem Thema, welches 21.206 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.


  • Manchmal wirkt sie plötzlich wieder sehr jung, z.B. wenn sie dem guten Rat ihrer ältesten Schwester Ophelia "einem Mann in die Casanovas zu treten" nicht folgen kann, weil sie gar nicht weiss, wo beim Mann das wohl sein könnte. :breitgrins:


    Die Szene fand ich einfach nur herrlich! Ich musste wirklich losprusten dabei :breitgrins:



    Der Mordfall und seine Lösung sind ebenfalls erfreulich altmodisch. Ich lese selten Krimis, weil sich die meisten einfach zu sehr ähneln und mir darum langweilig werden. Verwickelte Fälle, wo es um das Hervorklauben von Indizien und logische Schlußfolgerungen geht finde ich wesentlich spannender als moderne Geschichten mit haufenweise Technik und DNA. Flavia folgt da eher Miss Marple und anderen Ermittlern der altmodischen Art, die in einem begrenzten Umfeld mit viel Verstand den Täter ermitteln.


    Du sprichst mir aus der Seele, Mäusedudler! Mir geht es nämlich genauso, all diese modernen Krimis, von denen das Blut schon von den Seiten tropft, sind nichts für mich. Da lasse ich mich lieber von Flavia unterhalten :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Da ja viele das Buch während des Weihnachtwichtelns bekommen habe, wollte ich euch das hier mal zeigen! :) Ich wusste nicht, dass es Buchtrailer gibt, wobei ich ihn ganz witzig finde...


    Buchtrailer

    "Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Danke, bella*, der Trailer ist zwar ganz nett, aber irgendwie ein bisschen lahm, man erfährt ja eigentlich so gar nichts über das Buch, sondern sieht die ganze Zeit nur das Cover. Da frag ich mich wirklich, was das bringen soll. :rollen:

  • Bitteschön. Ja, das habe ich mir auch gedacht, aber ich fand die Aufmachung so ganz witzig, wobei ich Buchtrailer generell sehr seltsam finde...

    "Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Ich finde den Trailer sehr süss gemacht. Und für die Inhaltsangabe gibt es schliesslich Rezis und Rückentexte :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Was für ein herrlich komischer Krimi!
    Ich muss sagen, Flavia hat mich begeistert. Sie ist ein tolles, wenn auch leicht verrücktes Mädchen. Ihre Liebe zur Chemie konnte ich nachempfinden, auch wenn ich selbst nie etwas mit Chemie anfangen konnte, aber wie sie darüber berichtet, ja, ihre Liebeserklärungen sind so authentisch, dass ich mir selbst am liebsten einen Chemiebaukasten gekauft hätte. Dann ihr Sinn für die Detektivarbeit.


    Manche haben kritisiert, dass ihnen Flavia viel zu erwachsen vorkommt. Ja, es stimmt, sie kommt einem sehr erwachsen vor, aber mich hat es nicht gestört. Ich denke sogar, dass sie recht reif ist für ihr Alter und da sie eigentlich nur mit Erwachsenen zu tun hat (von ihren Schwestern mal abgesehen), wundert es mich nicht, dass sie zB mit Erwachsenen sehr gut umgehen kann. Was ich hingegen gut gelungen fand, und ihrem Alter auch entsprechend, dass sie mit manchen Redewendungen nichts anfangen konnte. Das hat mir immer wieder einen Grinsen aufs Gesicht gezaubert.
    Der Schreibstil ist herrlich. Er verkörpert Flavias Charakter sehr gut. Er ist recht trocken, aber die Ausschweifungen passen sehr gut zu ihr. Und der Humor von ihr ist herrlich. Es liest sich recht leicht und zügig. Aber das ist für ein Jugendbuch ja eigentlich auch normal.
    Super finde ich übrigens auch das Cover. Wegen dem bin ich erst auf das Buch gekommen!


    4ratten

  • Nachdem bei uns im Forum (und nicht nur da) ja ein regelrechter Hype um dieses Buch ausgebrochen ist, wollte ich nicht zurück stehen und natürlich auch wissen mit was ich es da zu tun habe und das Buch wanderte wie bei vielen auf meine Wichtelwunschliste.
    Ich hatte Glück und bekam das Buch auch prompt.
    (Noch mal danke an Samia! :winken:)


    Alleine das tolle Cover animiert einen ja geradezu zum Lesen!
    Noch dazu klang es ganz nach einem Krimi für mich.
    Bin ich doch ein bekennender Cosy-Krimifan und skurrile Charaktere sind genau das, was ich haben möchte.
    Dennoch muss ich zugeben, dass mir Flavia dann doch manchmal zu skurril war.


    Einerseits fand ich sie äußerst erfrischend.
    Ihre lakonische Art, ihre Neugier und ihr Interesse an Chemie machen den Roman lesenwert.
    Dennoch bekam ich immer wieder genau mit dieser lakonischen Art Schwierigkeiten, denn manchmal wirkte sie mir dadurch fern und geradezu herzlos. Ich schaffte es oft einfach nicht mich so richtig mit ihr zu identifizieren.
    Tatsächlich mochte ich ihre „schrecklichen“ und „dummen“ Schwestern wesentlich lieber.


    Spannung kam bei ehrlich gesagt auch nicht auf. Die Identität des Mörders war mir nahezu von Anfang an klar, zumindest ab dem


    Insgesamt gefiel mir der Roman recht gut, er konnte mich aber weitem nicht so begeistern wie andere Leser.
    Pluspunkte sind sicher die Themen rund um Chemie und Briefmarken, die Charaktere konnten mich aber nicht so wirklich überzeugen.


    3ratten

  • Ich habe das Buch auch kürzlich beendet. Einerseits bin ich begeistert von Flavia. Ich finde sie vom Typ und Charakter her interessant und liebe die Art, wie sie sich an ihrer Schwester rächt, wenn diese sie mal wieder "gemobbt" hat.
    Allerdings finde ich, dass ihre kindliche Seite zu wenig rauskommt. Ihre Begeisterung für die Chemie ist süß, aber das ist ja schon fast fanatisch und ich finde das schon wieder aufdringlich.
    Das einzig wirklich kindliche war ihr Fahrrad, dass sie beim Namen genannt hat und stets damit rumgedüst ist.


    Die Kombinationsfähigkeit im Bezug auf die verschiedenen Hinweise war einfach zu reif für ihr Alter. Für mich wäre das alles abgerundeter gewesen, wenn sie evtl ein wenig naiver dargestellt worden wäre. Das hätte sie mir noch sympathischer gemacht


    Da ich aber die Geschichte an sich und auch Flavia nett fand, gibt es von mir 3 Ratten.
    3ratten

  • Ich habe das Buch eben fertig gelesen.
    Der typisch britische Humor sticht stark hervor und es wurde eine schöne Sprache verwendet. Einem Jugendbuch gleich es meiner Meinung nach nicht unbedingt, auch wenn die Protagonistin 11 Jahre alt ist.
    Ein humorvolles und spannendes Buch. das ich gerne weiterempfehle!


    5ratten

  • Flavia de Luce ist ein junges, aufgewecktes, pfiffiges Mädchen, dessen Herz für die Chemie schlägt. Als sie jedoch im Garten der de Luces, direkt vor ihrem Fenster eine Leiche findet und daraufhin auch noch ihr Vater verhaftet wird, sind auch Falvias detektivische Fähigkeiten geweckt.


    Von Anfang an packend und ohne große Vorgeschichte ereignet sich bald schon der Mord. Sofort macht sich Flavia mit ihrem Fahrrad Gladys auf die Suche nach dem Mörder. Bald schon findet Flavia eine heiße Spur. Denn als 11jährige die ein paar scheinbar unbedeutende Fragen stellt, hat sie einen großen Vorteil gegenüber der Polizei. Obwohl der Fall nicht wirklich knifflig ist und dem Leser auch schon bald klar wird, wer der Mörder ist, haben ihre Ermittlungen einen großen Reitz des Buches ausgemacht.


    Ganz nebenbei muss sich Flavia auch noch zweier älterer unausstehlicher Schwestern erwähren. Dabei kommt ihr einmal mehr die Chemie zu Hilfe. Die Passagen, in denen sich Flavia ihre Rachepläne ausdenkt haben mit beim Lesen besonders Spaß gemacht.


    Insgesamt ist das Buch sehr flüssig zu lesen. Flavia ist ja noch ein Kind und obwohl sie für ihr Alter schon sehr weit ist, merkt man es der Sprache doch an. Da das Buch nach dem Ende des 2. Weltkrieges spielt, fehlen auch neumodische Ausdrücke und technische Geräte. Beispielsweise gibt es auch ein Telefon im Haus, welches nur im äußersten Notfall benutzt werden darf, weil man ansonsten diesem Ding nicht traut.
    Für mich war das ein rundum gelungener Krimi. Irgendjemand hat es mit der Atmosphäre eines Miss Marple - Falls verglichen. Dem würde ich auch unbedingt zustimmen!


    5ratten

  • Flavia ist 11 Jahre alt und hat zwei Leidenschaften. Zum einen liebt sie die Welt der Chemie und zum anderen ärgert sie unheimlich gerne ihre zwei älteren Schwestern. Gemeinsam mit ihrem Vater leben die drei auf einem Anwesen auf dem Land in England. Über allem schwebt der Geist ihrer toten Mutter Harriet, deren Tod der Vater einfach nicht verwinden kann.


    Die Atmosphäre bei den de Luces kam mir oft sehr gefühllos und kalt vor und an einer Stelle wird auch erwähnt, dass Gefühle zu zeigen, nicht die starke Seite dieser Familie ist. So kommt es auch, dass Flavia mit ihren 11 Jahren einen Toten mit wissenschaftlichem Interesse mustert, anstatt über dessen Anblick entsetzt zu sein. Das fand ich für ein Kind in dem Alter schon etwas befremdlich.


    Sie flüchtet sich in die Wissenschaft der Chemie, deren Geheimnisse sie mit Leidenschaft ergründet. Ich konnte sie mir richtig vorstellen, wie sie mit Feuereifer in ihrem Labor experimentiert. Und genau dieses Wissen und ihr logisches Denkvermögen nutzt sie um in dem Mord zu ermitteln, der im Garten ihrer Familie stattfand.


    Flavias Ermittlungen habe ich mit einem Augenzwinkern gelesen, denn ab und zu ging mir ihre Kombinationsgabe einfach zu weit für ein Kind, oder der Zufall kam ihr zu Hilfe. Obwohl das alles etwas unglaubwürdig war, lassen sich Flavias Erlebnisse unterhaltsam lesen und ich musste öfters grinsen, vor allem wenn sie mal wieder erzählte, wie sie ihre Schwestern zur Weißglut treibt.


    Der Autor erzählt seine Geschichte mit viel Liebe zum Detail, so dass ich oft das Gefühl hatte mitten in der Szene dabei zu sein. Doch am Ende wurden mir Flavias dramatische Erlebnisse zu ausführlich und lange geschildert und ich fing an ganze Absätze zu überfliegen. Wahrscheinlich wollte der Autor die Spannung in die Höhe treiben. Bei mir hat das leider nicht funktioniert.


    Der Kriminalfall selbst hat mir gut gefallen, weil er geschickt nach und nach aufgeklärt wurde, bis sich ein logisches Gesamtbild ergab.


    Fazit: Ein skurriler und witziger Krimi um eine intelligente und naseweise Ermittlerin, die mit ganz eigenen Methoden einen Mordfall aufklärt.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    LG, Aurian

  • Meine Meinung


    Nach den vielen positiven Meinungen zu diesem Buch, bin ich doch mit ziemlich hohen Erwartungen an das Buch gegangen, wahrscheinlich einfach zu großen.


    Der Grund warum mich das Buch überhaupt interessiert hat war, dass es um Chemie geht. Nach dem Klappentext klang es so, als wäre der Chemieanteil sehr hoch und ich bin einfach ein Chemie Fan, nicht umsonst war ich im Chemie LK.
    Im Verlaufe des Buches wurde ich jedoch was das betrifft ziemlich enttäuscht. Am Anfang und am Schluss des Buches kommen schon Teile vor mit einigem an Chemie, aber in der Mitte hatte ich das Gefühl, dass überhaupt nichts mehr vorkommt, das irgendwas mit Chemie zu tun hat. Höchstens einmal ein Begriff kam vor.


    Stattdessen war der Anteil über Briefmarken sehr hoch. Ich habe gerade extra noch einmal den Klappentext gelesen und außer der (kleinen) Briefmarke auf dem Cover habe ich keinen Hinweis gefunden, dass es in dem Buch um Briefmarken geht. Also manche Briefmarken haben ein ganz schönes Muster, aber letztendlich interessiere ich mich kein Stück für Briefmarken, dementsprechend gelangweilt war ich die meiste Zeit.
    Ich kann mich noch genau erinnern als ich die Szene mit dem Gespräch zwischen Flavia und ihrem Vater gelesen habe, aber ich weiß einfach nicht mehr was darin vorkam. Sowas passiert mir selten, aber bei diesem Buch habe ich wirklich über Teile hinweg unterm lesen so abgeschalten, dass ich nichts mitbekommen habe.


    Mit Flavia bin ich das ganze Buch über nicht ganz warm geworden. Ich kann meinen Finger nicht genau darauf legen, was es ist, aber irgendwie konnte ich keine Verbindung zu ihr aufbauen. Keine Frage teilweise war ich fasziniert von ihr, vor allem von ihrem Labor, aber so richtig gern gewonnen, dass ich mehr von ihr lesen will, habe ich sie nicht.


    Ich glaube, hätte man das Buch nur über die Familie geschrieben, also den Kriminalfall ganz weg gelassen, hätte mir das Buch viel besser gefallen. Diese Familie hat meiner Meinung nach wirklich Potenzial, dass man ein ganzes Buch über sie schreiben kann, das bestimmt ziemlich witzig ist.
    Besonders die Beziehung zwischen Flavia und ihren Schwestern könnte sehr unterhaltsam sein.


    3ratten

    Liebe Grüße

    Chibi

    Bevor i mi aufreg´, is ma wurscht. - Rainer Maria Schießler

  • Ich möcht keine Rezi hier abgeben, nur eben meine kleine Meinung (Senf) dazugeben ;)
    Ich habe nun alle Hörbücher gehört und ich muss sagen Flavia ist mir ans Herz gewachsen.
    Zuerst muss man zwar in die Welt der Flavia eintauchen, aber es wird schnell klar das es ein anderes Zeitalter ist. (und Flavia weder damals noch zu heute in die Gesellschaft passt)
    Sie ist anders, ein bisschen gruselig, ein bisschen süss und ihr Verstand ist messerscharf.
    Ich mag die Erzählweise, alles ist aus ihrer Sicht, ja aus ihrem Verständnis her erzählt, wobei sie für ihr Alter ziemlich aufgeklärt ist.
    Man hat sogar erst richtig Mitleid und dann Hassgefühle für ihre doch ziemlich misratenen Schwestern.
    Also kurzum Flavia ist spitze und ich freu mich auf den nächsten Band :)

    Wenn du mich nochmal dutzt, hau ich dir 'ne Delle in die Gewürzgurke!  :)   (Carlo Pedersoli)

  • Auch mich konnte das Buch nicht restlos überzeugen, was aber nicht heißt, dass es mich nicht trotzdem gut unterhalten hat. Interessant war auf jeden Fall, dass man sich sofort in eine andere Zeit versetzt gefühlt hat, obwohl der Autor zunächst nicht sagt, wann die Handlung stattfindet. Er erschafft einfach eine Atmosphäre, die von selbst zeigt, wo und in welcher Zeit man sich befindet. Das ist natürlich klasse und ich muss sagen, dass dieser Faktor mich das ganze Buch über begeistert hat.


    Flavia selbst mochte ich auch. Sie ist verrückt, vorlaut, besserwisserisch und eine Giftmischerin. So richtig ins Herz schließen konnte ich sie aber nicht, obwohl ich nicht direkt sagen kann, woran das lag. Irgendwie bin ich ihr nicht wirklich nahe gekommen. Trotzdem hat sie mich als Ermittlerin gut unterhalten und auch mit dem Rest ihrer Familie bin ich gut klar gekommen. Der ständige Kampf unter den Geschwistern ist einfach zu köstlich (auch wenn ich Flavias Schwestern ständig verwechsle) und die Hausangestellten sind eine Nummer für sich.


    Der Fall hingegen war etwas lahm. Es darf ja gerne skurril sein und eine 11-jährige Ermittlerin, die sich wie ein Erwachsener aufführt, ist auch okay. Aber an manchen Stellen hat mir der Zufall doch eine etwas zu große Rolle gespielt. Besonders als Flavia an der früheren Schule ihres Vaters herumstromert ... ziemlich unglaubwürdig und plump.


    Aber wie gesagt: Es war ein nettes Leseerlebnis, auch wenn ich die weiteren Teile wahrscheinlich eher nicht lesen werde. Aber wenn ich sie mal in die Finger bekomme, würde ich auch nicht Nein sagen.
    Fazit: Schön, aber kein Muss.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Hier bin ich etwas zwiespältig, denn einerseits hatte ich schon viel Spaß mit der Geschichte, aber andererseits störte mich einiges an der Figur der Flavia, was den Lesegenuss doch immer wieder arg abschwächte.


    Sehr gut gefallen haben mir die Umgebung und die angedeutete Zeit, in der der Krimi spielte und auch der Humor, der immer wieder hervorblitzte. Auch Flavia fand ich grundsätzlich keck und sympathisch und gerade ihre Späße mit ihren Schwestern und ihre Art, mit den Erwachsenen umzugehen, sie zu verhören und sich natürlich auch nicht von ihnen von ihren Ermittlungen aufhalten zu lassen, hatten mir sehr viel Spaß gemacht. Der Kriminalfall war dabei zwar nicht besonders aufregend und auch oft vorhersehbar, aber mir gefallen solche unaufgeregten und gemütlichen Krimis zwischen all den anderen blutigen und technisch geprägten Fällen sehr gut, weshalb ich immer wieder gerne danach greife.


    Allerdings, und hier kommt leider das große Aber, hatte ich ein großes Problem mit der Art und Weise, wie Flavia hier präsentiert wurde. Sie ist ein 11-jähriges Mädchen, das sehr intelligent und reif beschrieben wird und aufgrund ihrer Umgebung (Bücher, viele Erwachsene, ihr Chemielabor) älter wirkt, als sie ist. Das ist grundsätzlich schön und lustig und solange sie dabei trotzdem gefühlsmäßig wie ein Kind bei mir ankommt, lese ich das auch sehr gerne. Ihre Späße mit den Schwestern und einige ihrer Gedanken über die Erwachsenen und auch ihre hervorblitzende Naivität passten auch dazu. Aber vieles andere leider nicht, denn ich empfand auf langen Strecken immer wieder einen großen Bruch dazu und erlebte die Ich-Erzählerin Flavia so, als würde mir eine junge Frau oder zumindest eine 16-/17-Jährige ihre Erlebnisse erzählen. Ihre Ausdrucksweise, ihre Wortwahl und viele Kenntnisse waren für mich nicht die eines Kindes, auch wenn es schlau ist. Wenn sie dem Leser ihre Erkenntnisse über die Vergangenheit oder sonstige Zusammenhänge erklärte, dann hatte ich dabei kein Kind vor Augen. Hier war mir in ihrer Darstellung die Diskrepanz zwischen tatsächlichem Alter und „schon ganz schön erwachsen erscheinen“ einfach zu groß und damit unglaubwürdig. Mich hat das gestört, weil es so falsch auf mich wirkte. Es war für mich, als würde Flavia aus zwei Personen bestehen und nicht aus einer.


    Dazu kamen noch ein paar Längen zwischendrin, wenn sich Flavia nach meinem Empfinden etwas zu lang mit einer Sache oder einem Gedanken beschäftigt hatte. Dann habe ich auch schon mal ein paar Absätze quer gelesen, weil es zu zäh voran ging.


    Insgesamt habe ich den Krimi schon gern gelesen, aber die genannten Punkte haben mein Lesevergnügen doch leider öfter mal gestört.


    3ratten

  • Alan Bradley: Flavia de Luce (1) - Mord im Gurkenbeet


    Über den Inhalt wurde ja schon genug gesagt: die 11-jährige Flavia de Luce findet einen Toten im Gurkenbeet im Garten ihrer Familie. Sie betätigt sich als Hobbydetektivin und klärt den Fall auf, der Kreise zieht bis ins Briefmarkensammlermilieu und zu früheren Todesfällen.


    Meine Meinung:


    Das Buch hat mich glänzend unterhalten! Schön finde ich Flavias ausgefallenes Hobby: die Chemie. Zusammen mit der Briefmarkensammelei ihres Vaters gibt es in dem Buch dann zwei exotische, ganz und gar nicht alltägliche Hobbys. Das sehe ich als großen Pluspunkt für das Buch, denn es verleiht der Geschichte einen sehr unkonventionellen Anstrich und ein besonderes Flair.


    Ich finde es ja immer sehr schön, wenn weibliche Hauptpersonen in Büchern sich für Naturwissenschaften interessieren dürfen. Nur ist das hier leider nicht altersgerecht dargestellt, wodurch es unglaubwürdig wird und ein klein wenig nach hinten losgeht. Flavia soll 11 Jahre alt sein, und selbst wenn sie hochbegabt ist und viel aus Büchern lernt und einfache chemische Reaktionen nachvollziehen kann: das tiefere Verständnis für die chemischen Zusammenhänge kann bei ihr noch gar nicht vorhanden sein, sei sie noch so hochbegabt. (Übrigens scheint sie gar nicht einmal zur Schule zu gehen.) Da geht es mir wie einigen von euch: auch auf mich wirkte sie eher wie mindestens 16.


    Trotzdem habe ich die Stellen mit den chemischen Experimenten sehr gerne gelesen, Flavias Ausführungen vor allem über Gifte etc. tragen zur makabren Atmosphäre des Buches eine Menge bei, zumal sie altertümlich anmuten: das Buch spielt in den 50er Jahren und einiges würde man mit modernen Mitteln sicher anders machen. Ich vermute mal, die Rezepte stammen aus alten Chemiebüchern.


    Dennoch: wenn man so etwas in ein Buch einbindet, dann bitte wenigstens exakt, und dann sollte man vielleicht mal einen Chemiker übers Manuskript lesen lassen. Meine Chemieausbildung ist schon ein paar Jahrzehnte her und ich stecke wahrhaftig nicht mehr in der Materie, trotzdem ist mir auf S. 17 gleich ein böser Schnitzer aufgefallen. Auf S. 17 unten steht:


    "Sobald ich mir beigebracht hatte, wie man chemische Gleichungen liest (etwa K4FeC6N6+2K=6KCN+Fe, womit die Reaktion beschrieben wird, die auftritt, wenn man das gelbe Prussiat Pottasche oder auch Kalziumkarbonat erhitzt, um Kaliumzyanid bzw. Zyankali herzustellen),..."

    Also Kalziumkarbonat benutzt man zur Zyankaliherstellung ganz bestimmt nicht. Hier geht einiges durcheinander und ich habe (als bekennende Erbsenzählerin :zwinker:) mal nachgeschlagen.
    Früher stellte man man Kaliumzyanid (=Zyankali) durch Erhitzen aus Kohlenmonoxid, Ammoniak und Pottasche (Kaliumkarbonat) her:
    3CO + 2 NH3 + K2CO3 --> 2 KCN + 2H2O + H2 + 2CO2
    Im Buch ist aber offenbar die Reaktion von Kaliumhexazyanoferrat(II) (auch gelbes Blutlaugensalz genannt) mit Kalium gemeint:
    K4 [Fe(CN)6] + 2K --> 6 KCN + Fe
    Gelbes Blutlaugensalz kann man zwar auch Prussiat der Pottasche nennen, das halte ich aber für eher ungebräuchlich (das wäre dann die direkte Übersetzung aus dem Englischen??). Vielleicht gibt es hier einen Chemiker, der mich korrigieren oder fachkundig ergänzen kann?


    Zurück zur Handlung: die Aufklärung der Mordgeschichte durch Flavia hat mir sehr gut gefallen, Flavia (und auch ihr Fahrrad Gladys) ist mir sympathisch, obwohl sie manchmal etwas arrogant daherkommt und etwas biestig zu ihren Schwestern ist - was aber auf Gegenseitigkeit beruht und originär meinem Eindruck nach von den Schwestern ausgeht. Überhaupt fand ich es seltsam, wie distanziert und kühl bis hin zu boshaft man in dieser Familie miteinander umgeht - aber das ist vielleicht typisch England?


    Gegen Ende des Buches, als Flavia auf Erkundung in dieser Schule unterwegs ist, war mir einiges zu unwahrscheinlich und lief zu glatt. Aber darüber kann ich hinwegsehen, denn ein großes Lesevergnügen bildet das Buch auf jeden Fall. Witzig ist es auch und die Details greifen wunderbar ineinander. Und es gibt viele Anekdötchen und Geschichten abseits der Haupthandlung, zum Beispiel aus der Briefmarkenkunde, aber auch aus der Chemie, die dem Ganzen seine besondere Würze verleihen und sehr schön in den Text eingearbeitet sind. Allerdings würde ich das Buch trotz der elfjährigen Hauptperson eher als Buch für Jugendliche (ab 14 aufwärts) und Erwachsene einordnen, denn als Kinderbuch, denn ich glaube nicht, daß Jüngere schon alle Querverbindungen und Anspielungen in diesem Buch verstehen.


    Auch das Cover des Buches finde ich sehr schön gestaltet. Das einzige, was ich ein bißchen schade finde, ist, daß durch den nicht direkt übersetzten Titel die Beziehung zwischen dem Original-Buchtitel (The Sweetness at the Bottom of the Pie) und dem der Geschichte vorangestellten Gedichtauszug verlorengeht. Trotzdem, auch der deutsche Titel paßt gut zum makabren Humor der Geschichte.


    Selbstverständlich habe ich Band 2 auch schon gelesen und gerade habe ich mit Band 3 begonnen.


    Meine Bewertung:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Nachdem alle so begeistert von dem Buch berichtet haben, musste ich es doch auch endlich besitzen und seitdem schlummerte es auch friedlich auf meinem SUB, aber nun ist es beendet! ;) Anfangs war ich etwas irritiert, weil ich irgendwie doch etwas anderes erwartet habe, aber nach einigen Gewöhnungsseiten habe ich das Buch regelrecht verschlungen und musste immer wieder Schmunzeln oder teilweise auch wirklich Lachen. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, witzig fand ich auch, wie Flavia immer wieder in die Ermittlungen gerät und was sie selbst so alles herausfindet. Leider hatte ich während des Buches oft nicht das Gefühl, dass Flavia wirklich erst 11 Jahre alt ist. Sie ist zwar noch keine erwachsene Frau, allerdings hatte ich eher den Eindruck Flavia ist so um die 16 Jahre alt. Das hat mir leider auch etwas von der Freude genommen, da die Geschichte und Flavias Handlungen für mich teilweise etwas übertrieben gewirkt haben für eine 11-Jährige.


    Da mir die Geschichte aber immernoch gut gefallen hat, gibt es von mir


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y


  • Ich habe auf amazon.com die englische Leseprobe gesucht und folgende Passage gefunden:
    "Once I had taught myself ot make sense of the chemical equations such as K4FeC6N6+2K=6KCN+Fe (which describes what happens when the yellow prussiate of potash is heated with potassium to produce potassium cyanide), the universe was laid ope before me: ..."


    Ein Übersetzungsböller ist also auf alle Fälle drin.


    Einigen gerade recherchierten Quellen zufolge erhitzt man das Salz mit Kaliumkarbonat. Was man bei der Gleichung tapfer ignorieren muss, ist, dass sie auf Angaben von Oxidationsstufen komplett verzichtet. Reines Eisen, wie man aus der Schreibweise "Fe" beispielsweise ableiten müsste, nimmt nicht an der Reaktion teil, sondern Fe2+ - bei der Herstellung von Blutlaugensalz in wässriger Lösung, bei der Zersetzung gebunden als fester Stoff. Wenn man darüber hinwegsieht, würde es passen.


    Flavia weiß, dass man Kalium für die Zersetzung braucht und mach sehr salopp keine Angaben darüber, aus welchem Stoff sie das bekommen wird (nämlich vermutlich Kaliumcarbonat, nicht reines Kalium, wie die Schweibweise "K" suggeriert). Die Gleichung verschluckt dann auch konsequenterweise, was mit dem CO3- passiert, das aus dem Karbonat kommt. Umgekehrt macht die Gleichung auch keine Angaben darüber, welches Fe2+-Salz für die Herstellung von Blutlaugensalz verwendet wird, weil das offensichtlich nicht so wichtig scheint.


    Man konzentriert sich in den Chemiebüchern offensichtlich auf das "Wesentliche" ...

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo Bettina,


    vielen Dank für deine Erklärung! Sehr nett von dir, daß du dir die Mühe gemacht hast. :winken:



    Flavia weiß, dass man Kalium für die Zersetzung braucht und mach sehr salopp keine Angaben darüber, aus welchem Stoff sie das bekommen wird (nämlich vermutlich Kaliumcarbonat, nicht reines Kalium, wie die Schweibweise "K" suggeriert). Die Gleichung verschluckt dann auch konsequenterweise, was mit dem CO3- passiert, das aus dem Karbonat kommt. Umgekehrt macht die Gleichung auch keine Angaben darüber, welches Fe2+-Salz für die Herstellung von Blutlaugensalz verwendet wird, weil das offensichtlich nicht so wichtig scheint.


    Das ungefähr meinte ich, als ich schrieb, daß ich den Eindruck habe, Flavia mit ihren 11 Jahren würde Chemie nicht wirklich verstehen. Ob der Autor die Reaktionen wohl nachvollzogen hat? Ich vermute, wohl kaum.
    Leider hatte auch ich nie ein richtiges Chemiepraktikum.


    Vermutlich sollte man die Stellen, an denen die chemischen Reaktionen beschrieben werden, einfach nicht zu genau lesen.



    Man konzentriert sich in den Chemiebüchern offensichtlich auf das "Wesentliche" ...


    :breitgrins:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Schon oft habe ich von dieser Serie gelesen und der erste Band stand auch schon länger auf meinem Wunschzettel. Nun habe ich es endlich auch geschafft, "The Sweetness at the Bottom of the Pie" zu lesen.
    Ergebnis: Ich bin begeistert von Flavia und es hat richtig Spaß gemacht, das Buch zu lesen, so dass meine eigentliche Erstlektüre kurzzeitig liegenblieb.

    Mir hat es gefallen, wie der Fall schön Schritt für Schritt gelöst wurde, es ein paar überraschende Hinweise gab, man aber auch selbst mal im Voraus auf die richtige Fährte kam.
    Dazu eine sympathische Protagonistin, der man gerne folgte. Zwar hatte ich nicht unbedingt das Gefühl, dass Flavia erst elf ist, ich hätte ihr doch schon noch ein paar Jahre mehr gegeben, aber das ist ja nicht wirklich wichtig. Auch die übrigen Charaktere haben mir fast ausnahmslos gut gefallen, so auch die Schwestern mit ihren Eigenheiten, die Haushälterin,...

    Mit der Lektüre war ich recht schnell fertig, weil ich ständig "nur noch ein kleines Kapitel" lesen wollte und es dann doch noch zwei oder drei wurden. Obwohl die Kapitel recht kurz sind, kommt man so schnell voran :)
    Hinzu kommt, dass das Buch sich einfach gut lesen ließ (und selbst als Nicht-Chemiker haben mich die chemischen Erklärungen nicht gestört, ich fand sie interessant).

    Ich bin eigentlich nicht der große Krimi-Fan, aber Flavia konnte mich überzeugen. Ich mag es nicht, wenn es zu spannend oder zu blutig wird, deshalb finde ich "harmlosere" Krimis wie eben "The Sweetness at the Bottom of the Pie" viel besser.
    Band zwei habe ich mir schon besorgt, jetzt bräuchte ich nur noch ein wenig Zeit, um ihn auch zu lesen.

    Außerdem habe ich die deutsche Ausgabe gleich als Geburtstagsgeschenk für mein Patenkind gekauft, als ich noch nicht mal zur Hälfte fertig war. Und nachdem ich meinem Mann von dem Buch erzählt habe und er meinte, dass er auch schon davon gehört habe, musste ich "Mord im Gurkenbeet" gleich in der Onleihe für ihn ausleihen. :breitgrins: