Beiträge von Kaliyo

    Es gibt noch eine Menge Romane, die ich von Hardy noch nicht kenne und gern lesen würde:
    - Herzen in Aufruhr (Jude the Obscure)
    - Am grünen Rand der Welt (Far from the Madding Crowd)
    - Auf verschlungenen Pfaden (The Return of the Native)
    - Blaue Augen (A Pair of Blue Eyes)
    - Die Woodlanders
    - John Loveday, der Stabstrompeter (The Trumpet-Major)


    Wenn ich das richtig erkannt habe, hat der Herr, der das Buch verschickt hat, tatsächlich Anschrift und Unterschrift mit Füller geschrieben :smile:. Das sieht man heute so gut wie gar nicht mehr.


    Ja, bei mir ebenso, finde ich schön. :smile:
    Mein Buch lag heute im Kasten (bzw. ich habs heute rausgeholt^^) und ich freue mich schon sehr aufs Lesen, auch wenn ich mich noch ein paar Wochen gedulden werde.

    Olivier Truc ~ 40 Tage Nacht


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    Originaltitel: Le dernier Lapon
    Erscheinungsjahr: 2015
    Verlag: Droemer
    Seiten: 496 (gebunden)



    Mitten in die eiskalten Weiten des norwegischen Lapplands führt uns dieser Debutroman von Olivier Truc. Es war 40 Tage lang Nacht am Polarkreis, doch nun wird die Sonne wiedergeboren und erhellt das Land jeden Tag ein Stückchen länger. Doch es beginnt auch eine unruhige Zeit für die Polizei von Kautokeino: eine kostbare samische Trommel wird aus dem örtlichen Museum gestohlen, und kurz darauf wird der Rentierzüchter Mattis ermordet und mit abgeschnittenen Ohren aufgefunden. Was zunächst wie ein eskalierter Streit unter Rentierzüchtern aussieht, entwickelt sich bald zu einem schwer zu durchdringenden Geflecht aus politischen und persönlichen Intrigen, das seinen Showdown im einsamen Eis von Lappland findet.


    Der kurz vor der Pensionierung stehende Klemet Nango und seine 30 Jahre jüngere neue Kollegin Nina Nansen aus dem Süden des Landes, beide von der sogenannten Rentierpolizei von Kautokeino, ermitteln in diesen ungewöhnlichen Fällen. Zunächst scheinen die beiden Verbrechen nicht miteinander in Verbindung zu stehen, doch die Ermittlungen führen Nina sogar bis nach Paris, wo sie wertvolle Informationen über eine Expedition aus den 30er Jahren sammelt, und langsam setzt sich das Bild zusammen.


    Nach kleinen anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich gut in die Szenerie hineingefunden und war schnell gepackt. Hauptaugenmerk liegt bei diesem Thriller weniger auf einer reißerischen, actiongeladenen und blutrünstigen Story, wie es bei vielen skandinavischen Thrillern der Fall ist, sondern bei den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründen zum letzten Urvolk Europas, den Samen. In sachlich-nüchternem, aufs Wesentliche reduziertem Ton schildert Truc sowohl das Schicksal der samischen Rentierzüchter, die unter schier undenkbaren Lebensbedingungen ihrem Broterwerb nachgehen, als auch den mühsamen Ermittlungen der Rentierpolizei – die Wege in Lappland sind lang, und so benötigt man zu einem Verdächtigen schon mal mehrere Stunden Fahrt mit dem Schneemobil , Schneestürme und unmenschliche Temperaturen inklusive. Dabei schafft Truc eine sehr dichte, ruhige, aber bedrückend-spannende Atmosphäre, die einen bis zum Schluss bei der Stange hält. Wir begegnen im Laufe der Story vielen interessanten, teilweise kauzigen oder durchtriebenen Persönlichkeiten, deren Motive nicht immer klar sind. Leider werden Hintergründe zu wichtigen Hauptpersonen, vor allem Nina, sehr häufig nur angedeutet, was dann auf Kosten einer tiefgründigeren Charakterzeichnung geht. Da schon ein Folgeband in französischer Sprache vorliegt, bleibt zu hoffen, dass dort die Hauptpersonen etwas mehr Format bekommen.


    Erschreckend fand ich den offenen Rassismus und die Diskriminierung, denen die Samen auch in der heutigen Zeit noch ausgesetzt sind, was Truc hier gut ausarbeitet. Überhaupt ist dieses Buch sehr gut und gründlich recherchiert und durchdacht, und ich fand es hochinteressant, wie Truc den Bogen aus einer weit zurückliegenden Begebenheit aus dem 17. Jahrhundert, die im Prolog geschildert wird, bis in die heutige Zeit schlägt und dabei das Rätsel um die geheimnisvolle Trommel löst.


    4ratten




    Ich bedanke mich sehr herzlich beim Verlag für das Freiexemplar sowie bei Literaturschock für die Organisation der Leserunde, und natürlich bei euch Teilnehmern, es hat mir viel Spaß gemacht!


    Wer erzählt mir seine Buchgeschichte? Wie verbindet ihr Bücher und Geschichte? Oder auch: Was verbindet ihr damit? Setzt eure Bücher oder auch AutorInnen in Szene, schickt mir eure Fotos und als kleine Belohnung habe ich mir auch ein paar schöne Bonbons für euch ausgedacht...


    Ganz ehrlich, ich kann mit den Fragen leider gar nichts anfangen. Was möchtest du von uns wissen? :schulterzuck:

    Oliver Sacks ~ Das innere Auge: Neue Fallgeschichten


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    Originaltitel: The Mind's Eye
    Erscheinungsjahr: 2011
    Verlag: Rowohlt
    Seiten: 288 (gebunden)



    Klappentext:
    «Ich wuchs in einem Haushalt voller Ärzte und medizinischer Gespräche auf – mein Vater und meine älteren Brüder waren Allgemeinärzte und meine Mutter Chirurgin. Viele Unterhaltungen bei Tisch drehten sich zwangsläufig um medizinische Themen, es ging aber nie nur um ‹Fälle›. Ein Patient mochte als Beispiel für diese oder jene Erkrankung erwähnt werden, doch in den Gesprächen meiner Eltern wurden Fälle immer zu Biographien, Geschichten über das Leben von Menschen, die auf Krankheit oder Verletzung, Stress oder Unglück reagierten. So war es vielleicht unvermeidlich, dass auch ich Arzt und Geschichtenerzähler wurde. (…) Als ich mit der Veröffentlichung von Fallgeschichten begann, 1970 zunächst mit Migräne, erhielt ich Briefe von Menschen, die ihre persönlichen Erfahrungen mit neurologischen Erkrankungen verstehen oder kommentieren wollten. Diese Korrespondenz ist in gewisser Weise eine Erweiterung meiner Praxis geworden. Daher sind einige der Menschen, die ich in diesem Buch beschreibe, Patienten; andere haben mir geschrieben, nachdem sie eine meiner Fallgeschichten gelesen haben. Ihnen allen bin ich dafür dankbar, dass sie bereit waren, ihre Erfahrungen mitzuteilen, denn sie erweitern die Grenzen unserer Vorstellung, und es wird sichtbar, was sich oft hinter Gesundheit verbirgt: die komplexen Funktionen und die erstaunliche Fähigkeit des Gehirns, sich angesichts neurologischer Probleme, die wir anderen uns kaum vorstellen können, an Beeinträchtigungen anzupassen und sie zu überwinden – ganz zu schweigen von dem Mut und der Stärke, den inneren Kraftquellen, die die Betroffenen mobilisieren können.»

    Der Autor:

    Oliver Sacks, geboren 1933 in London, praktiziert als Neurologe und ist der Autor von zehn Büchern, darunter «Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte» und «Awakenings, Zeit des Erwachens». Er lebt in New York City und ist Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Columbia University. Mehr Infos auf seiner Homepage.



    Meine Meinung:
    Völlig spontan und ohne Erwartungen habe ich dieses Buch erstanden, weil mich medizinische Themen interessieren und mir der Name Oliver Sacks schon einmal über den Weg gelaufen ist.


    In diesem Buch schildert Sacks wieder neurologische Fälle aus seiner Berufspraxis - einerseits handelt es sich um seine Patienten, andererseits um Informationen aus Zuschriften von Betroffenen. Zum Beispiel lernen wir eine Pianistin kennen, die plötzlich die Fähigkeit verliert, Noten zu lesen und Gegenstände zu erkennen, und einen Schriftsteller, der nach einem Schlaganfall seine Lesefähigkeit, nicht jedoch sein Schreibvermögen verliert. Außerdem erzählt Sacks selbst von seiner "Gesichtsblindheit", die es ihm unmöglich macht, Gesichter selbst ihm wohlvertrauter Personen wiederzuerkennen, und schließlich schildert er im Kapitel "Augenträgheit: Ein Tagebuch" seine Melanomerkrankung, die seine Sehfähigkeit stark einschränkt.


    Dabei schildert Sacks diese Fälle zwar mit einer Menge medizinischer Sachkenntnis, was für einen Laien von Zeit zu Zeit anstrengend ist, aber er betrachtet seine Patienten dabei immer sehr respekt- und fast liebevoll als ganze Persönlichkeit. Interessant fand ich die Vielzahl an Sehstörungen, die ihre Ursachen meist im Hirn und nicht im Auge selbst haben, und wie die Betroffenen mit ihrer Erkrankung umgehen, Kompensationseigenschaften entwickeln oder auch ihre Vorteile in bestimmten neurologischen Ausfällen sehen. Leider gibt es in den meisten Fällen keine Heilung.


    Als unangenehm empfand ich diese Unmengen an Fußnoten, die sich oftmals über eine halbe Seite erstrecken (trotz kleiner Schriftart), die oftmals wieder andere, gerade zum Thema passende Fallbeispiele beschreiben, oder Literaturhinweise auf Veröffentlichungen von Forschern - oder von Sacks' eigenen Büchern - beinhalten. Das stört den Lesefluss sehr stark. Manche Schilderungen fand ich persönlich auch zu zäh und langatmig, so dass ich zum Ende hin einige Seiten quergelesen und überblättert habe. Hier und da hätte eine Straffung dem Buch gut getan.


    Mit einem sehr schönen und treffenden Schlusssatz beendet Sacks seine Ausführungen:


    Zitat

    Wenn es tatsächlich einen grundlegenden Unterschied zwischen Erfahrung und Beschreibung, zwischen direktem und vermitteltem Weltwissen gibt, wie kommt es dann, dass die Sprache so wirkungsmächtig ist? Sprache, diese zutiefst menschliche Erfindung, kann ermöglichen, was im Grunde nicht möglich sein sollte. Sie kann uns alle, auch die blind Geborenen, in die Lage versetzen, mit den Augen eines anderen zu sehen.


    3ratten