Beiträge von Kaliyo


    Wird eigentlich irgendwo erwähnt, was er in Harward studiert hat?


    Nein, soweit ich mich erinnere, nicht. Man erfährt aber über seinen Vater, dass er ein Priester des Unitarismus war. Was ist das nun wieder? Wiki sagt, die unitaristische Religion lehnt die Trinität ab und steht eher für die Einheit von Gott, Mensch und Natur. Das passt dann zu Wills Weltsicht, finde ich.




    Bei dtv hat in seinem Special unter
    http://www.dtv.de/special/john…ing/ralph_w_emerson/2148/
    einen kurzen Artikel über ihn eingestellt, über den ich per Zufall gestolpert bin.



    Schöner Artikel, bei dem mir vor allem dieser Satz auffiel:
    "Vordergründig geht es um das Wesen der Natur und darum, wie der Mensch durch diese zu sich selbst finden kann. Eher über Gefühle als über konkrete Handlungsanweisungen versucht Emerson eine bestimmte Haltung zu entwerfen: durch die unverfälschte Wahrnehmung der Natur sein eigenes Wesen zu entdecken."


    Das ist genau das, was Will sucht und in meinen Augen auch gefunden hat. Noch bevor er zur Jagd abreist, denkt er über Emersons Vortrag nach und kommt zu folgendem Schluss:

    "Er hatte einmal einen Vortrag von Mr. Emerson gehört, aus dem ihm jetzt ein Satz einfiel: Ich werde zum durchsichtigen Auge. Inmitten von Feld und Wald war er nichts, sah aber alles; der Strom einer namenlosen Kraft zirkulierte durch ihn hindurch. Und auf eine Weise, wie er es in der King's Chapel, den Räumen des College oder auf den Straßen von Cambridge nie empfunden hatte, war er eins mit Gott, frei und grenzenlos. Über Wälder und sanfte Hügel hinweg hatte er im Westen eine Andeutung des fernen Horizonts sehen können; und dort war einen Moment lang etwas so Schönes wie seine eigene, unentdeckte Natur aufgetaucht."


    Stoner ein blasser Charakter? Finde ich nicht. Ich finde ihn zwar auch ein wenig ungreifbar, aber viel präsenter als Will Andrews.


    Im Vergleich zu Will Andrews ist er schon greifbarer, aber ich meinte eher, dass bei beiden Büchern der Hauptcharakter im Vergleich zu den anderen Portagonisten eher blass bleibt. Die anderen Personen erscheinen viel markanter.

    Was war das denn! Gestern habe ich mir die letzte Folge der 5. Staffel angesehen und weiß echt nicht, was ich sagen soll. So ein Müll! Die Staffel war an sich ja schon nicht so gut (meiner Meinung nach), aber die Regisseure entfernen sich nun etwas zu weit von der Buchvorlage... sehr schade. Es starben eine Menge (wichtiger) Charaktere, so dass man jetzt überhaupt nicht weiß, wie es weitergehen wird. War das das Ziel der Regisseure? Die Fans im Dunkeln tappen zu lassen?

    Zitat

    Ich denke nicht, dass man die Natur als unerschöpflich ansah, man machte sich vielmehr gar keine Gedanken darüber, was es bedeutete, so viele Tiere einfach abzuschießen. Teilweise wurde das Fleisch zwar als Nahrung genutzt, aber es war damals auch möglich, mit der Eisenbahn in Büffelgebiete zu fahren und blindlings Büffel zu schießen, die zu Tausenden auf der Prärie grasten. Einfach nur, weil es möglich war und Spaß machte. Das gibt es doch heutzutage in Afrika noch. Der Wunsch nach "Naturnähe" war sicherlich in Einzelfällen vorhanden, aber die Natur hatte einen anderen Stellenwert als für uns und war oft genug ein Todfeind, weil man ihr mehr ausgesetzt war als wir heute.


    Genau so. Ein neues, völlig unbesiedeltes (wenn man mal von den "paar" Indianern absieht...) Land, voller Ressourcen und unendlicher Weiten, da kann man sich doch einfach nehmen, was man will. Schließlich ist man die überlegene Rasse.


    Was mir die ganze Zeit fehlte, war, was William Andrews eigentlich suchte, als er nach Butcher's Crossing kam. Es wurde einmal angesprochen, aber dann kam bald der Vorschlag, sich wegen der Büffeljagd an Miller zu wenden, und damit war der Anlass seiner Suche wieder Nebensache. Ich hoffe, ihr könnt mich diesbezüglich aufklären.


    Dazu habe ich mir auf Seite 26 folgende Stelle markiert, die das gut beschreibt, was Andrews sucht.


    "Es war ein Gefühl, ein Drang, den er benennen musste, obwohl er wusste, was immer er auch sagte, es wäre letztlich doch nur ein anderes Wort für die Wildheit, nach der er suchte. Es ging ihn um Freiheit und das Gute, um Hoffnung und eine Lebenskraft, die allem Altbekannten in seinem Leben zu unterliegen schien, das weder frei noch gut noch lebendig war. Was er suchte, war das, was seine Welt nährte und sie erhielt, eine Welt die sich stets ängstlich von ihrer Quelle abzuwenden schien, statt danach zu suchen, so wie das Präriegras um ihn herum faserige Wuzeln in die satte, dunkle Feuchte schickte, in die Wildnis, und sich so erneuerte, Jahr um Jahr."


    Trotz allem bleibt Andrews Handeln recht unerklärt und vage, und das, was er tut, scheint einem auch kein genaueres Bild von seinem Wesen zu geben. Insgesamt ein ziemlich blasser Charakter, was man von den anderen Figuren nicht sagen kann. Interessant, bei Stoner verhielt es sich genauso.



    Edit:
    Das Zitat hat kaluma schon gebracht, sehe ich gerade. :smile:

    Hallo ihr Lieben! :winken:


    Ich habe das Buch auch schon längst durch, mir viele Klebezettelchen reingeklebt und rekapituliere gerade beim Lesen eurer Beiträge dieses wunderbare Buch.



    Schon auf den ersten Seiten ist zu erkennen, dass John Williams sich Zeit nimmt, um genau zu beschreiben. Viele Kleinigkeiten werden erwähnt, egal ob es bei Personen, Gebäuden oder der Umgebung ist. So entsteht von Anfang an in jeder Hinsicht ein klares Bild, das keine Fragen offen lässt. Das zieht sich durch bis zum Schluss. Es sind nicht viele Schauplätze, die eine Rolle spielen, aber jeder entsteht deutlich vor dem inneren Auge. Ich kenne mich mit Western weder literarisch noch visuell besonders aus, aber es war nicht schwer, sich die Szenerien vorzustellen. Erzählerisch passt sich Williams der kargen Gegend an und schildert in einem sachlichen, aber doch wortgewandten Stil. Sehr unaufdringlich, aber eingänglich.


    Ja, das hat mir schon bei "Stoner" sehr gut gefallen. Dieser sachliche, aber doch bildreiche Stil lässt einen sofort in die Szenerie eintauchen.


    Ich hab heute die neunte Folge der fünften Staffel gesehen und ich muss sagen: noch weiter können sie sich von der Buchvorlage jetzt nicht mehr entfernen. Was ja nicht schlecht ist. Denn die Serie ist echt top. Mit dem Buch allerdings hat sie jetzt ja nix mehr gemein.


    Mir gefällt es so eigentlich sehr gut. Denn sonst würden wir

    nicht wiedersehen. :herz:
    Andererseits befürchte ich, dass wir im Gegenzug

    nicht wiedersehen werden.




    Und Stannis gewinnt den fathers of the year award. :rollen: unfassbar.


    Eine ganz schlimme Szene, ich hatte richtig Gänsehaut!
    Hoffentlich kriegt diese rote Hexe noch, was sie verdient. :grmpf:

    Hallo ihr zwei! :winken:


    Da ich am Freitag abend auch noch spontanen Besuch bekam, konnte ich erst gestern mit dem Lesen beginnen. Parallel lese ich noch Butcher's Crossing, mit dem ich an diesem Wochenende durch sein wollte, da ich die kommende Woche wahrscheinlich nicht groß zum Lesen kommen werde...


    Akt 2 habe ich beendet, und bin doch besser reingekommen als erwartet. Ich tue mich bei Dramen immer etwas schwer. Aber dies scheint wirklich eine sommerlich-leichte witzige Geschichte zu sein.



    Nebenbei lernen wir eine Gruppe von Handwerkern kennen, die ein Stück zur Hochzeit des Herzogs Theseus aufführen wollen. Schade, dass in meiner Übersetzung die Namen zum Teil eingedeutscht wurden. Der Weber Bottom ist bei mir zu Klaus Zettel geworden.


    Ja, bei mir auch. Ebenso gibt es Schnauz und Schlucker... mich würde interessieren, wie die im englischen Original heißen.
    Meine Übersetzung ist von Ludwig Tieck und Wolf Graf von Baudissin.

    In meiner Ausgabe hat das Stück etwa 60 Seiten. Aber an einem Tag wollte ich das eigentlich auch nicht lesen, ich tue mich da bei Dramen immer etwas schwer. :smile: Aber wer weiß... vielleicht gefällt es mir ja doch besser als erwartet.


    Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass wir drei ja auch bei der Post-LR zu Butcher's Crossing dabei sind. :zwinker:

    Auf das Buch wurde ich durch das letzte Magazin der Büchergilde aufmerksam. Der Titel hat mich gleich angesprochen und die Beschreibung zum Buch veranlasste mich dann zum Kauf.


    Köhler schreibt auf sehr direkte, manchmal spröde und in jedem Falle eigensinnige Weise über verschiedene (schwierige) Lebenssituationen, die verschiedenen Protagonisten widerfahren. Im Prinzip geht es ums Verlassen und Verlassenwerden, Verlust, Tod und Trauer, der Suche nach sich Selbst und der Verarbeitung einschneidender Erlebnisse. Das mag deprimierend klingen, ist es in weiten Teilen auch, dennoch schwingt in dieser lakonischen und unterkühlten Sprache eine Leichtigkeit mit, die mich sehr berührt und beschäftigt hat. Ich habe mich in vielen Geschichten wiedergefunden, vermutlich weil ich selbst gerade eine sehr schmerzvolle Erfahrung durchmache.


    Am besten gefielen mir die Kurzgeschichten Name.Tier.Beruf: Nach 15 Jahren kehrt ein ehemaliger Freund der auf einem Dorf lebenden Protagonistin wieder. Beide haben ihre Leben völlig verschieden entwickelt. Auf einem Spaziergang und nach viel Wodka erzählt sie ihm, was damals vor 15 Jahren passierte, nachdem ihre Schwester und gleichzeitig seine Freundin verstarb. Die Geschichte trifft einen wie ein Schlag in die Magengrube.


    Und: Findling. Eine in primitiven Verhältnissen in der russischen Wildnis aufgewachsene Frau erzählt von ihrem harten, entbehrungsreichen Leben mit ihrer Familie, und warum sie sich dennoch oder gerade deswegen sehr mit Gott und dem Universum verbunden fühlt. Ein starker Abschluss für diese Sammlung an Erzählungen, die noch lange nachklingen.


    Den Namen Karen Köhler sollte man sich also gut merken.


    4ratten