Welcher Buch-Fetischist seid ihr?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.172 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Keshia.

  • Im Oktober 2013 gab es von der Universität Münster eine Umfrage zur Büchernutzung, an der ich auch teilgenommen habe. Die Details der Umfrage kenne ich nicht mehr. Nun wurde ich erneut angeschrieben. Die Ergebnisse wurden inzwischen in einem amerikanischen Wissenschaftsjournal publiziert und in Psychologie heute zusammengefasst:


    https://www.psychologie-heute.…news/sags_mit_einem_buch/


    Dort werden drei Typen unterschieden:
    1. Der kompensierende Buchfetischist
    2. Der gesellige Buchfetischist
    3. Der Nicht-Fetischist


    Ich selber falle dann wohl in Typ 2. Und ihr?


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Ich selber falle dann wohl in Typ 2. Und ihr?


    Ich kann mich an die Umfragedetails auch nicht mehr erinnern. Wenn aber das, was Psychologie heute als Zusammenfassung bringt, das ist, was Psychologie heute ist, dann, will mir scheinen, ist jeder Bild-Leser heute Psychologe ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Psychologie heute hat mit wissenschaftlicher Psychologie nicht wirklich viel gemeinsam.


    Ich kann erst zuhause nachsehen, ob ich Zugriff auf das Journal habe, aber alleine die Typus-Zusammenfassung von Psychologie heute erscheint mir mehr als etwas ausgeschmückt und wirkt auf mich als hätte das ein Laie geschrieben.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Auch wenn man sich etwas mehr Tiefe wünschen würde, sollte man solche Studien prinzipiell auch einem Laien erklären können. Wenn das tatsächlich die Quintessenz ist, dann spricht nichts dagegen, es auf einfache Weise zu erklären.

  • Nach den Beschreibungen in dem Artikel von Psychologie heute wäre ich wohl etwas zwischen 2. und 3. Das erscheint mir aber alles sehr stark vereinfacht, es gibt bestimmt auch Leser, die nicht in dieses Schema passen. Ich bin kein Experte, aber ich meinte auch, dass die meisten Menschen nicht nur einem einzigen Typus entsprechen, sondern sich dazwischen bewegen. Ausserdem mag ich das Wort "Buch-Fetischist" nicht, Fetische haben für mich mit etwas anderem zu tun. :zwinker:

  • Einem Laien etwas erklären können ist aber nicht das gleiche wie laienhaft schreiben und erklären :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ausserdem mag ich das Wort "Buch-Fetischist" nicht, Fetische haben für mich mit etwas anderem zu tun. :zwinker:


    Das wurde im Mail allerdings erklärt:


    Zitat von Mail von Johannes Kaiser

    Ausserdem möchten wir Sie noch kurz darauf hinweisen, dass sich die Begriffswahl der verschiedenen Nutzertypen an dem Konzept des Warenfetischismus orientiert. Dieser hat nichts mit Formen sexuellen Fetischismus zu tun, sondern meint lediglich, dass Produkte neben ihrem eigentlichen Nutzwert noch einen zusätzlichen Wert haben können - und zwar als soziales Symbol. Also bitte erschrecken Sie nicht wenn die Rede von geselligen Buchfetischisten ist. Damit sind nur Buchnutzer, die Bücher auch dazu verwenden um sich in ihrem Bekanntenkreis über Bücher auszutauschen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich bin dann wohl eine Mischung aus Typ 2 und Typ 3. Ich rede schon gerne über die Bücher, die ich gerade lese. Aber prinzipiell lese ich nur, weil ich es gerne mache - also für mich und nicht um damit zu kommunizieren. Oder verstehe ich da etwas falsch?

  • Ich habe mir das Paper zur Studie runtergeladen und durchgelesen.


    Meiner Meinung ist interessant, zu erwähnen, dass 79% der "heavy book users" Frauen waren und 21% Männer, das kann aber prinzipiell mal verschiedene Ursachen haben. Dabei sollte man aber berücksichtigen, dass alle weiteren Befunde methodisch möglicherweise verzerrt sind und prinzipiell mehr über Frauen als über Männer aussagen.
    Außerdem steht im Psychologie Heute-Artikel, dass ein "heavy book user" mindestens 18 Bücher pro Jahr liest und mind. 120 Bücher besitzt. Tatsächlich lag der Durchschnitt in der Studie aber bei 48 Büchern pro Jahr und über 600 Bücher im eigenen Besitz. Es wurde also eine viel extremere Gruppe untersucht, als ursprünglich angenommen! Über diejenigen Leser, die im Durchschnitt 18 Bücher pro Jahr lesen, kann man also eigentlich nur sehr vorrsichtige Aussagen machen.


    Weiters unterteilen die Autoren zwei Motive für "heavy book usage". Das sind zum einen reine Gebrauchsmotive, also dass ich zum Beispiel aus dem Lesen eines Buches Unterhaltung erhalte, meine Freizeit verbringe oder neue Sachen lernen kann. Das andere sind eben diese Fetischmotive, ich halte mich hier an die Begriffe der Autoren :zwinker:
    Zu den Fetischmotiven gehören unter anderem die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, aber auch die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit über das Lesen zu definieren und sich so von anderen auch bewusst abzugrenzen, nicht so zu sein, wie alle anderen.


    Die Autoren haben in ihrer Analyse herausgefunden, dass die Fetischmotive wichtiger sind in der Erklärung, weshalb jemand zum heavy book user wird, als die reinen Gebrauchsmotive. Bücher sind für diese Menschen als mehr als reine Unterhaltung. (Ist wohl hier im Forum keine zu überraschende Neugikeit :zwinker: )
    Ein Problem bei den Gebrauchsmotiven in der Studie ist aber, dass diese aus der Fernsehforschung übernommen wurden und hier vielleicht wichtige buchspezifische Motive unter den Tisch gefallen sind. Eine Integration diese Motive könnte also die Fetischmotive weniger wichtig machen.


    Innerhalb der ganzen Gruppe haben die Autoren dann noch drei "Cluster" identifizieren können, das sind die Typen, von denen Psychologie heute auch schreibt. Zu Typ 3, dem Nicht-Fetischist, sagen die Autoren aber zum Beispiel auch ganz klar, dass sie sich diesen Typ eigentlich nicht erklären können. Alles, was sie über diesen Typ wissen, ist, dass er weniger stark auf Fetischmotive zurückgreift und im Vergleich zu den anderen Probanden weniger extravertiert ist. Über stille Lektüre ohne Publikum, wie es der Psychologie Heute Artikel schreibt, kann aus den Daten der Studie gar nichts gesagt werden und es wird darüber auch nichts gesagt.
    Auch die anderen beiden Typen sind weit weniger reißerisch dargestellt, als es im Artikel steht und es wird klar zwischen Fakten und Vermutungen abgegrenzt.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich finde es ja immer sehr interessant, wie selbstverständlich Psychologen Wörter wie "Fetischist" oder "kompensierend" auf Menschen werfen. :breitgrins:
    Selbst halte ich mich bisher eher für Typ 3, stelle aber in letzter Zeit Tendenzen zu den Verhaltensweisen von Typ 1 und Typ 2 an mir fest.

  • Nach der Unterteilung in dem "Psychologie heute"-Artikel hätte man nur die Wahl, Bücher als Selbstdarstellung zu lesen, ausschließlich um andere zu beeindrucken, Bücher zur Identifikaiton zu lesen, um sich von anderen abzugrenzen, oder Bücher aus eigenem Interesse zu lesen, dafür aber nie mit anderen darüber zu lesen.


    Wo bleiben da die Leser?!


    Leser sind mMn Menschen, die Bücher aus Interesse am Buch lesen (was verschiedene Motivationen haben kann, die beiden größten dürften Inhalt oder Sprache sein, daneben Information/ Neues lernen) und sich auch mit anderen darüber austauschen wollen, ohne jedoch dabei primär an ihr Image zu denken, sondern an die Erweiterung ihres Horizonts durch den Austausch und den Spaß daran.


    Solche Leser kommen aber in der Aufzählung gar nicht vor, da sich Interesse am Buch und Austausch mit anderen darüber in der Kategorisierung ausschließen?!


    Nach dieser Unterteilung ist man als Leser entweder narzistisch, unsicher (muss sich unbedingt von anderen Gruppen abgrenzen) oder eigenbrötlerisch bis sozial ängstlich.


    An dieser Stelle ein Ausdruck, den ich sonst nie benutze:
    WTF?


    LG von
    Keshia,
    die nur Bücher liest, die sie auch interessieren und mit anderen darüber reden möchte. :smile:
    Also einer ganz seltenen Spezies angehört. :zwinker:

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.