Das "Literarische Quartett" demnächst mit Harald Schmidt?

Es gibt 104 Antworten in diesem Thema, welches 20.022 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.


  • Ja, ich stimme Keshia zu. Das Konzept ist entscheidend. Beim LQ wurde ernsthafte Literaturkritik mit einer guten Portion Klamauk verbunden. Das bekommt so leicht kein anderer Moderator als MRR hin. Es gibt auch heute schon etliche Literatursendungen im Fernsehen, keine hat jedoch den Unterhaltungswert des LQ.



    Nein nein nein, Klamauk trifft es meines Erachtens gar nicht. Das LQ war so erfolgreich, weil es auf zwei Grundkomponenten setzte: starke Persönlichkeiten mit Sachkenntnis und das Thema Litaratur. Mehr braucht es nämlich nicht, um eine Sendung mit Unterhaltungswert, spannenden Diskussionen und gelegentlichen Ausbrüchen von Heiterkeit, Emotionen und kleineren Eklats zu produzieren.


    Seitdem hat man mit verschiedenen Formaten experimentiert, die alle nicht wirklich erfolgreich waren. Vor allem deshalb nicht, weil man seinem eigenen Thema nicht vertraute und stattdessen mit Kinkerlitzchen versuchte, die Sendungen aufzumotzen. Eine Literatursendung kann eben nicht funktionieren, wenn nur eine Person über Bücher schwadroniert und gelegentliche Interviewpartner reingerollt werden. Sie lebt vom lebendigen und sich entwickelnden Austausch mehrerer interessanter Personen.


    Der Literaturclub im SF1 ist eine Sendung, die das noch einigermaßen unverfälscht tut. Daher in meinen Augen auch das beste Literaturformat. Man hat auch da mit den oben genannten Kinkerlitzchen experimentiert, ist aber wieder zum Ursprungsformat zurückgekehrt: vier Leute sitzen in Sesseln und reden über Bücher. Das funzt! -- Apropos: Nach dem Eklat im Literaturclub ist Stefan Zweifel ja jetzt zu haben. Aber der ist für das ZDF natürlich drei Nummern zu gut. :zwinker:

  • À propos Literaturclub: Richtig gut war der noch zur Zeit vom Roten Dani - ein Zeichen dafür, dass es keinen Kritiker vom Fach braucht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • À propos Literaturclub: Richtig gut war der noch zur Zeit vom Roten Dani - ein Zeichen dafür, dass es keinen Kritiker vom Fach braucht.


    Aus der Zeit kenne ich den Literaturclub leider noch nicht. Ich schaue ihn erst regelmäßig, seitdem ich ihn als Podcast abonniert habe. Einen Fernseher habe ich nicht.

  • Volker Weidermann wird das LQ leiten. Die ZEIT hat morgen ein Interview mit ihm.


    Uch freu mich drauf. Weidermann schaetze ich sehr. Ob er genug Fernsehformat hat, wird man sehen. Aber weigstens ein lit. Schwergewicht. Das ZDF beweist Mut.

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Christine Westermann und Maxim Biller sind die festen Mitstreiter. Dazu kommt ein Gast.

  • Da bin ich mal gespannt. Volker Weidermann wäre sicher nicht mein Favorit, aber wahrscheinlich ist er als Moderator besser als als Schriftsteller. :zwinker: Und gut ist, dass der Kelch 'Harald Schmidt' an uns vorübergeht... :winken:

  • Kaliyo
    Christine Westermann moderiert Zimmer frei im WDR und stellt unter anderem Bücher bei Frau TV vor (und soweit ich weiß auch an anderen Stellen).
    Ich mag sie, weil ihre Buchtips nicht immer so abgehoben sind, ohne das sie Anspruchslos wären.

  • Habt Ihr die Sendung gesehen?


    Ich fand es ziemlich schrecklich. Allein schon die Hektik. 45 Minuten Sendezeit für vier Bücher sind ein Witz. Der Literaturclub im SF1 hat 75 Minuten, da geht es gerade so auf. Bei der Kürze dieser Zeit können sich die Gespräche über die einzelnen Titel nicht wirklich entwickeln, sie müssen alle abgewürgt werden, aber noch schlimmer: weil so wenig Zeit ist, kann sich die Diskussion über die einzelnen Titel auch nicht langsam entfalten, jede und jeder muss gleich mit einem harten Statement einsteigen, gleich 'alles' zum Buch sagen, man kann aber dann die einzelnen Argumentationen gar nicht mehr richtig verfolgen, sondern muss gleich zum nächsten Buch weitergehen. Deshalb entsteht der Eindruck, dass vor allem die das Gespräch 'gewinnen', die am schnellsten und lautesten ihre Meinung rausblöken. Maxim Biller scheint der Meinung zu sein, dass ihm diese Rolle am besten steht. Christine Westermann kam deshalb kaum dazu, überhaupt ein paar Dinge zu sagen, weil Weidermann oder Biller ihr dazwischenfuhren.


    Am besten hat mir mit Abstand Juli Zeh gefallen, die zum einen nicht ständig den anderen ins Wort gefallen ist und zum zweiten wirklich gut anhand der Bücher und Texte argumentiert hat. Maxim Biller fand ich schrecklich. Nicht nur, dass er sich nicht anziehen kann, er hat auch mit großem Gestus Pauschalurteile über die Bücher gefällt, die teilweise grotesk waren. Hier will offenbar unbedingt jemand den Reich-Ranicki geben, dem aber die innere Größe dafür fehlt und vor allem der Witz und auch der Charme. Bezeichnend die Szene relativ am Anfang, als er Juli Zeh erzählen wollte, warum ihr das Buch nicht gefiel. Sie konterte gekonnt, kam aber trotzdem nicht mehr zu Wort. Volker Weidermann blieb trotz seiner Geckenhaftigkeit für mich ziemlich farblos.


    Also insgesamt hat das keine Lust auf 'mehr' gemacht. Was die Sendung vor allem braucht, ist mehr Sendezeit.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Ich habe mir gerade mal die Diskussion über "der dunkle Fluss" angesehen, weil ich das Buch auch gelesen habe...und das hat mir schon gereicht! Wenn der Biller so genau weiss, was die anderen denken, dann kann er die Sendung auch alleine machen oder? :breitgrins:
    Da hätte Frau Zeh vielleicht etwas frecher sein müssen, sonst kommt sie in Zukunft nicht mehr wirklich zu Wort...Herr Biller kann ja anscheinend ihre Gedanken lesen! Soll Weidermann so eine Art Moderator sein? Wenn ja, müsste er auch mal durchgreifen, sonst nimmt ihm Biller den Job weg....
    Aber ich bin wie Tomke der Meinung, dass die 45 Minuten Sendezeit ein Witz sind...das kann nicht funktionieren! Wenn die gerade so richtig schön dabei sind, gehts weiter...also entweder verlängern oder weniger Bücher.

    Einmal editiert, zuletzt von Yoshi ()

  • Der Spiegel fand es ganz ok, die Leserkommentare bestaetigen jedoch den Eindruck von tomke. Ich muss mir meine Aufzeichnung noch anschauen.

  • Ich habe die Sendung gestern gesehen und fand sie auch nicht ganz rund, aber nicht so schlecht, dass ich sie nicht noch einmal anschauen würde.


    Ein Manko sind wirklich die nur 45 Minuten, die das Format bekommen hat. In der Zeit kann man nicht über vier Romane sprechen wollen, ohne die Diskussion, manchmal gerade an interessanter Stelle abwürgen zu müssen. Weiß noch jemand, wie lange das ursprüngliche literarische Quartett immer dauerte? Im Internet steht etwas von 45-75 Minuten. Ich habe die Sendung damals noch nicht so wirklich verfolgt, kann mich aber bei den wenigen Malen, die ich die gesehen habe, nicht an eine solche Hektik erinnern.


    Von den Teilnehmern hat mir auch Juli Zeh am besten gefallen, aber da sie ja der Gast in der Runde war, wird man sie in Zukunft leider nicht mehr dort sehen. Maxim Biller ist mir eher unangenehm aufgefallen, seine Devise ist anscheinend "je unverschämter desto mehr Aufmerksamkeit". Der eigentliche Gastgeber und Moderator der Runde hat sich von Biller überrennen lassen und Christine Westermann kam auch nicht richtig zum Zuge.


    Von den vier angesprochenen Romanen würde ich mir keinen nur aufgrund dieser Sendung kaufen. Aber ich werde mich mal über Karl Ove Knausgard informieren und vielleicht auch mal schauen, was meine Bibliothek von den vier Büchern auf Lager hat.


    Ich denke, mit mehr Sendezeit oder weniger Büchern könnte aus der Sendung schon noch etwas werden. Ich werde ihr auf jeden Fall noch eine Chance geben.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Nachdem ich es gestern nicht geschafft habe, konnte ich mir die Aufzeichnung eben ansehen. Erwartet habe ich nichts, daher konnte ich auch nicht groß enttäuscht werden.


    Die Sendezeit ist eindeutig zu kurz um vier Bücher vorzustellen und darüber zu diskutieren. Ich hatte den Eindruck, dass durch das Programm gehastet wurde. In dieser Hektik versuchten einige zu Wort zu kommen, anderen wurde das Wort abgeschnitten. Wem es nicht gelang beim ersten Mal seine gesamten Eindrücke rüberzubringen, hatte später kaum eine Chance dazu.
    Eher unangenehm fiel mir Maxim Biller auf, der für mich bis dahin eher ein Unbekannter war. Selbstgefällig, fiel mir spontan ein. Dabei hatte ich eh den Eindruck, dass hauptsächlich Biller und Weidermann sprachen und dies sowohl mit dem Mund als auch den Händen taten.


    Von den vier Büchern habe ich bisher noch keines gelesen, kannte von dreien lediglich die Inhaltsangabe und muss sagen, dass ich mir aufgrund der Diskussion wohl keines davon kaufen würde.
    Am Besten von allen gefiel mir Juli Zeh, die allerdings nur Gast war. Ob ich mir die Sendung weiter ansehen werde, hängt davon ab wie sich die nächsten gestalten werden. Vielleicht muss man dann sagen, Biller hatte Recht mit seinem Ausspruch, Hellmuth Karasek hätte sich, als letzten Gag, verabschiedet, weil er diese Sendungen nicht mehr sehen wollte. Vielleicht auch nicht - abwarten.