Danke für den Link, Dostoevskij. Nachdem ich mir den Anfang angesehen habe, halte ich es gar nicht mehr für so abwegig, dass Schmidt der passende Leiter für eine solche Diskussionsrunde sein könnte. Ganz am Anfang bemerkt Schmidt sehr zutreffend, dass "die Masse der Zuschauer mit dem, was er macht, nichts anfangen kann". Ganz recht, so geht es mir auch. Deshalb habe ich mir seine Sendung nie angesehen. Ich frage mich bloß, warum er solche Sachen wie diese Late-Night-Show gemacht hat, wenn er doch eigentlich auch ganz anders kann? Vielleicht kommt die Antwort ja noch im Verlauf dieser österreichischen Sendung.
Meines Wissens wurde die Harald-Schmidt-Show fast eins zu eins von der Jay Leno Show abgekupfert. Schmidt war ja nur Moderator, hat ("noch nicht mal") die Gags nicht selbst geschrieben, war also nur ausführend, nicht kreativ tätig.
In einer Literatursendung hätte er hoffentlich eine ganz andere Rolle, in der er seine Kreativität zeigen könnte (denn dort würde er ja hoffentlich das präsentieren, was er selbst über das Buch denkt und nichts Vorgekautes?).
Schmidt hat/te doch mal irgendwo eine Kolumne (Spiegel oder stern), die auch eher politisch orientiert war und sich mit aktuellen Themen auseinander setze. Wenn er die selbst geschrieben hat, was ich ja hoffe, wenn so ein Text unter seinem Namen veröffentlicht wird, war das auch schon "etwas ganz Anderes" als seine bekannte Rolle.
Mein Eindruck war, dass er doch recht vielseitig interessiert und/ oder begabt ist - Lateshow, Theater, Kolumne, und die üblichen Auftritte in den Sat-1- Promi.Shows, die wohl jeder, der da mitmacht, mal absolvieren muss .
Insofern hätte ich gar kein Problem, ihm eine Literatursendung zuzutrauen, zumal ja auch dort ggf. vorher die Bücher besprochen werden, das Gespräch also nicht dem Zufall überlassen wird und jedes Buch nur eine begrenzte Sendezeit erhält, man also nur exemplarisch in die Tiefe gehen kann, wenn überhaupt
Ich hatte am Anfang mal die Büchersendung von Heidenreich gesehen, in der ein Buch vielleicht 7 Minuten Sendezeit bekam (30 min Sendung und mindestens 4 bis 6 Bücher pro Sendung, manchmal mehr). Sogar dieses Format wurde ja wohl abgesetzt, also nicht mit einem anderen Moderator fortgesetzt und musste am Ende in die Nachtschicht geschoben werden. Die Anforderungen werden also nicht sein, ein Buch tiefgehend wissenschaftlich zu analysieren, sondern nur Interessierte zum Lesen oder Reden über das Buch zu animieren.
Daüfr müsste es mMn reichen, dsa Buch gelesen zu haben und sich darüber Gedanken gemacht zu haben; umfassende Literaturkenntnisse sind mMn nicht nötig, wohl aber ggf. Allgemeinbildung, um die Themen zu anderen in Beziehung zu setzen.
Diese traue ich Leuten wie Schmidt, die auf mehreren Gebieten gearbeitet haben und sich über Tagesgeschen auf dem Laufenden halten, durchaus zu.
Ich würde nicht annehmen, dass er daraus ein Kasperletheater macht.
Auf der anderen Seite gibt es mMn auch viele andere geeignete Kandidaten, vielleicht weniger "prominente".
An einem Moderator müsste das Sendeformat also mMn nicht scheitern.
Eine Vorraussetzung für Zuschauer könnten auch vielfältigere Bücher sein. Bei Heidenreich hatte ich das Gefühl, dass sie einen bestimmten Geschmack hat und zu diesem sehr viele Bücher aussucht, von denen ich nur wenige lesen wollte. Wenn die Auswahl zu einseitig ist, kann das natürlich auch wieder Quote kosten.
LG von
Keshia