Beiträge von _Buchliebhaberin_


    Sieht natürlich jeder anders. :zwinker:


    Das denke ich auch. Ich persönlich (und alle in unserer Familie) brauche später auch keine große Beerdigung mit Zeremonie und allem oder gar ein Grab. Wie du bereits sagtest: Ich erinnere mich nach dem Tod eines geliebten Menschen lieber an die schönen Dinge die wir erlebt haben als er/sie noch lebendig war. Aber jeder Mensch ist anders. Manche brauchen so eine "Zeremonie" um sich richtig verabschieden zu können. Und das finde ich auch total okay.


    Dass sie sogar Khalil verleugnet, ist hart, aber ich kann es gut verstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich alle von ihr abwenden, wenn sie mitbekommen, dass sie Khalil gekannt hat und sogar bei seiner Ermordung dabei war. Schließlich gilt er als Drogendealer. Wahnsinn, wie schnell sich Gerüchte verbreiten.


    Ich kann Starr in dieser Situation absolut nachvollziehen. Ich glaube es ist wirklich hart es jedes Mal wieder vom Neuen die Geschichte über Kahlil zu hören oder sie zu erzählen, die ganzen "Das Tut mir so leid"s zu hören. Das trägt nicht gerade dazu bei, dass man die Sache verarbeitet finde ich. Ich hab es auch gar nicht als Verleumdung empfunden, sondern eher als Verdrängen. Und man muss auch offen sagen: die beiden Mädels hätten die Tragweite sowieso nicht verstanden vor allen Hailey. Und am Ende wären irgendwelche News noch bei Twitter oder Facebook gelandet...
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    Aber ich finde, Starr hat ihre Sache ganz gut gemacht, und ihre Mutter hat sie toll unterstützt.


    Ihre Mutter ist wirklich ganz große klasse! Ich finde es so toll wie sie sich um Starr und die Familie kümmert!


    Also entschuldigt mal, aber die Befragung war doch wohl echt ein Witz :grmpf:
    Die Fragen, die da kamen, fand ich mehr als einseitig, oder wie habt ihr das empfunden? Starrs Mutter hat völlig recht, wenn sie sagt, dass keinerlei Aussagen bzgl. des Verhaltens des Officer gestellt wurden?


    Ehrlich gesagt hab ich genau mit einer solchen Befragung gerechnet. Ich kann das auch durchaus nachvollziehen. Welcher Polizist würde seinen Kollegen unnötig in Schwierigkeiten bringen wollen? Dass sie alle an Officer Brians Unschuld glauben und die Befragung daher sehr einseitig sein wird, macht deswegen durchaus Sinn. Haben sie wohl extra eine Latina die Befragung durchführen lassen? So von wegen "Hey, wir haben hier auch Minderheiten und wir stehen voll auf deiner Seite"? Fand ich sehr merkwürdig..


    [Quote author=BlueOcean link=topic=45645.msg971602#msg971602 date=1498944322]
    Seltsam fand ich hier wieder den "Auftritt" von Onkel King? Wobei hat er überall seine Finger im Spiel? Ich kann ihn bislang absolut nicht einschätzen, er kommt mir aber recht "mächtig" vor.
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    Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich kann ihn auch schlecht einschätzen, aber der Kerl ist mir irgendwie zuwider.



    Ihre Situation stelle ich mir absolut nicht leicht vor.


    Starr tut mir echt leid. Nirgendwo kann sie wirklich sie selbst sein. In der Schule nicht, auf Partys mit "ihren" Leuten nicht. Du hast Recht, sie steht zwischen den Stühlen. Und für einen jungen Menschen der so viel durchmachen muss wie sie ist das bestimmt hart.


    Mich hat der erste Abschnitt übrigens ziemlich mitgenommen. Diese Ausweglosigkeit - dieses Gefühl, das Starr haben muss, das ihr sagt, dass etwas gewaltig schieflaufen wird und sie nichts dagegen tun kann.
    Gleichfalls die Perspektivlosigkeit. Khalil stand nicht hinter den Geschäften, die er gemacht hat. Aber es war eben eine schnelle Möglichkeit, das Geld zu "verdienen", das zuhause benötigt wurde.


    Genau diese schonungslose und unbeschönigte Darstellung der Situation aller dort finde ich Klasse und macht auch den "Charme" des Buches aus.



    Der Stil, den Angie Thomas gewählt hat, gefällt mir ausgesprochen gut. Klar, prägnant, intelligent und nah an der Jugend - ich mag es. Außerdem lerne ich noch ein paar Dinge wie zum Beispiel was ein Fade Cut ist. :zwinker:


    Ich mag den Schreibstil auch total. Ich fühle mich direkt in die Geschichte gezogen. Häufig brauche ich etwas Zeit um in die Geschichte hinein zu wachsen und "mit zu erleben", aber hier hatte ich solche Probleme gar nicht.


    Da gebe ich dir in dem Fall, wie er hier beschrieben wird, vollkommen recht. Andererseits frage ich mich, wie er hier in der Situation, wie wir sie miterleben durften, sich in irgendeiner Weise hätte bedroht fühlen können? Was ja eigentliche der einzige Grund ist, aus dem Polizist offiziell seine Schusswaffe gebrauchen darf/soll? Und das normal auch immer erst nachdem er mündlich vorgewarnt hat? Ich finde es nicht leicht, die Lage hier einzuschätzen. Verstehst du, wie ich das meine? War er nicht zu vorschnell in seiner Reaktion?


    Ich weiß noch nicht ganz, was ich von unserem Officer Brian halten soll. Im ersten Moment dachte ich auch, dass sein vorschnelles Handeln unmöglich war, allerdings wissen wir auch nicht wie er die Situation gesehen hat. Ich kann mir gut vorstellen (also eine reine Spekulation), dass viele Polizisten bei Kontrollen mit Dunkelhäutigen Menschen besonders angespannt sind, da ihnen auf dem Revier bestimmt - ich nenne es jetzt mal "eingetrichtert" wird - bei solchen Kontrollen besonders Acht zu geben. Die Frage ist ja auch: Hat der Polizist Khalil vielleicht mündlich vorgewarnt? Immerhin war Starr noch im Auto und sehr nervös, vielleicht hat sie es überhört? Im Moment kennen wir nur ihre Seite der Geschichte. Umso mehr, bin ich jetzt auch auf die Befragung gespannt!

    Das bringt mich zu der Frage, wie drückt Ihr hier in der Leserunde aus, welcher Gesellschaftsgruppe Starr und das Opfer angehören?
    Afro-Amerikaner?
    Oder findet ihr "Schwarzer" rassistisch?
    Farbiger?


    Ich war dieses Jahr im Urlaub in Südafrika, da sprechen alle von Schwarzen und Farbigen. Auch die dunkelhäutigen Südafrikaner untereinander. (Wobei dort Farbige ja mehr die Chinesen, Inder usw. sind.) Da ist das auch nicht negativ oder abwertend. Gibt ja auch die Weißen.


    Mir ist das relativ gleich. Ich bin da auch nicht so zaghaft oder fühle mich bei irgendwelchen Worten auf den Schlips getreten. Viele sehen das allerdings anders. Seit aber mal ein Kind bei mir bei der Arbeit gesagt hat, dass sie es nicht versteht als "schwarz" betitelt zu werden, obwohl ihre Hautfarbe doch eher Dunkelbraun sei, hab ich immer ein komisches Gefühl, wenn ich das Wort schwarz im Bezug auf die Hautfarbe benutze.


    Bei meinem ersten Besuch vor drei Jahren in Amerika wurde ich schon vorher von allen möglichen Freunden gewarnt, dass man im Umgang mit der Polizei total vorsichtig sein muss und auf jeden Fall ein devotes Verhalten angebracht wäre. Genau wie hier beschrieben. Zu allem "Ja, Sir" und "Sofort, Sir" sagen, Hände am Lenkrad, Blick senken, nur nicht widersprechen oder Fragen stellen. Nicht "mein Freund und Helfer" ist die Polizei sondern Angst einflößend und nahezu allmächtig. Klar gibt es viel mehr Gewalt durch Schusswaffen und klar sind schon sehr viele Polizisten im Dienst erschossen worden... aber trotzdem finde ich diesen Zustand gruselig und hoffe sehr, dass das so nicht bei uns kommt. Richtig dystopisch.


    Da hast du Recht! Ähnelt mehr einer Dystopie.


    Das finde ich auch sehr erschreckend. Ich muss sogar zugeben, dass mein erster Gedanke bei Khalils und Starrs Polizeikontrolle war "Mensch, Khalil, warum "drehst" du so auf? Verhalte dich doch einfach ruhig, bevor etwas passiert!". Tatsächlich hab ich mich selbst für diesen Gedanken direkt gerügt. Immerhin kann ich mir gut vorstellen wie schwierig es ist, als Dunkelhäutiger in Amerika zu leben und ständig diesem unterschwelligen aber auch völlig offensichtlichen Rassismus ausgesetzt zu sein. (Nicht überall ich weiß) Da kann ich verstehen, dass irgendwann das Fass voll ist. Eine sehr verzwickte und schwierige Situation. Ich kann auch wirklich überhaupt nicht sagen, wie ich mich an Khalils Stelle verhalten hätte.


    Traurig ist auch der Rassismus auf beiden Seiten. Die Ansicht von Starrs Vater, dass schwarze und weiße Menschen sich nicht "vermischen" sollen, ist genauso rassistisch wie die Polizeikontrollen von schwarzen Menschen. Das erlebt man ja auch in Deutschland: Vorurteile auf allen Seiten. Teilweise führt das zu paradoxen Ansichten und politisch stehen (manche) Migranten dann auf Parteiseiten, die deren Rechte massiv einschränken, aber ihre innere Überzeugung eigentlich teilen. Sich von Schubladendenken zu lösen, scheint (vielen?) Menschen nicht möglich zu sein.


    Ich finde es klasse, dass im Buch aufgegriffen wird, dass der Rassismus eben nicht nur von den "Weißen" ausgeht. Auch wenn es im ersten Moment schockierend klingen mag, wenn der eigene Vater sagt, dass seine Tochter ja nicht mit einem "Weißen" nach Hause kommen soll. Wahnsinn. Man muss sich nur mal vorstellen, unter was für einem Druck Starr steht. Immerhin ist Chris weiß.



    Bevor sich jetzt auf einzelne Aussagen von mir (und auch anderen) gestürzt wird, will ich in dieser Leserunde kurz um Feingefühl bitten. (Auch wenn das wohl gar nicht meine Aufgabe ist.) Ich unterstelle uns allen ein aufgeschlossenes Gesellschaftsbild. Wenn einzelne Aussagen bei jemanden negativ aufstoßen, finde ich es wichtig, nicht direkt darauf "einzuprügeln". (Vielleicht hat man sich einfach nur ungeschickt ausgedrückt.) Wir können uns nur über das geschriebene Wort austauschen, was vor allem bei diesem Thema zu schwierigen Aussagen kommen kann. Deswegen werde ich wohl auch viel häufiger Gänsefüßchen setzen, als es sonst bei mir der Fall ist. Und ich denke, es wird vielen von euch wie mir gehen, dass man nicht grenzenlos Zeit hat über jedes Wort, das man schreiben will, lange nachzudenken und dies würde die Diskussion auch eher hemmen als anregen. Also falls ich mich mal ungeschickt ausdrücke, fragt gerne kritisch (!) nach, aber verurteilt mich nicht direkt. So werde ich es auch bei euch machen. :bussi:
    In diesem Sinne freue ich mich über eine aufschlussreiche und diskussionsfreudige Leserunde.


    Wahre Worte! So würde ich mir das auch wünschen :)

    Ich hab heute den ersten Abschnitt beendet. Bis jetzt bin ich schwer begeistert! Ich finde das Buch sehr... intensiv, würde ich es glaube ich nennen. Ich freue mich schon sehr darauf weiter zu lesen.


    Im ersten Moment war ich etwas überfordert mit den ganzen Namen und Bezeichnungen und Familienzugehörigkeiten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich schon alles richtig verstanden habe. Starr hat zwei Brüder (Seven und Sekani). Seven ist allerdings nur ihr Halbbruder, oder? Dieser lebt nämlich zusammen mit seiner Schwester Kenya und seiner leiblichen Mutter und dessen neuen Freund (King?). Hab ich das richtig verstanden? Und Khalil ist ihr Freund aus Kindertagen und der Enkel von Ms. Rosalie, der Neffe von Tammy und seine Mom ist Drogenabhängig. Achso und nen Bruder hat Khalil auch. Puh. Sorry, für das "sinnlose" Aufschreiben, aber ich musste mich etwas sortieren. Allerdings hab ich noch nicht die Gangzugehörigkeiten verstanden. Und wer mit wem "Stress" hat. Ich hoffe das klärt sich noch.


    Starrs Familie scheint mir sehr liebevoll. Auf irgendeine Weise mag ich auch ihren Vater, auch wenn er sehr "eingeschränkt" in seiner Denkweise wirkt. Starrs Mutter und ihr Onkel Carlos wirken jedoch wie zwei intelligente und tolerante Menschen auf mich. Besonders letzterer.
    Im ersten Moment war ich etwas geschockt darüber, wie viele in Starrs Umfeld krumme Geschäfte verrichten. Dabei sieht man ja an ihrem Onkel Carlos, dass es sehr wohl auch anders geht.


    Ms. Rosalie hab ich ab der ersten Sekunde an ins Herz geschlossen! Ich will mir gerade gar nicht vorstellen, was sie durchmacht...


    Ich hab gerade die Serie "Tote Mädchen Lügen nicht" geschaut. Da wurde zum Ende sehr schön gesagt, dass man niemanden verurteilen sollte, da man nicht weiß was dieser/diese gerade durchmacht und was genau in seinem/ihren Leben gerade schief geht. Ich finde das passt sehr gut zu Khalil. Er wirkt wie ein intelligenter Junge auf mich, der trotzdem auf die schiefe Bahn geraten ist. Warum? Um seine Familie über Wasser zu halten, was im ersten Moment natürlich sehr löblich ist. Kurze Frage: Hat Khalil eigentlich einen Schulabschluss? Wird das erwähnt?

    Ich finde auch nicht, dass es in Europa "besser" läuft, was Rassismus angeht. Der "Rechtsdruck" der hier oder z.B. in Polen voranschreitet ist mehr als nur bedenklich und alles andere als vorbildlich. Leider ist Rassismus und fehlende Toleranz mittlerweile wieder ein viel zu aktuelles und großes Thema geworden. Ich wollte die Amerikaner keinesfalls anschwärzen (dafür kenne ich mich mit der derzeitigen Situation dort auch viel zu wenig aus). Lediglich die Leute die mit einer rosaroten Brille durchs Leben laufen -
    von denen ich leider viele kenne- sind mir sehr suspekt :zwinker:


    Ich finde es übrigens toll, dass jetzt schon so schön diskutiert wird. Das lässt auf eine tolle Leserunde hoffen :klatschen:

    Das gibt es auch in Deutschland (wenn auch abgeschwächt durch strengere Waffengesetze) :winken:


    Klar, kann ich mir gut vorstellen. Ich betone das nur so gern, weil vor allem viele in meinem Bekanntenkreis, Amerika als soooo toll und sooo liberal und soooo weltoffen beschreiben. Die sehen meistens leider nur eine Seite der Medaille.