Beiträge von TFK123

    Ein Trilogieauftakt, dessen Bewertung sich für mich nicht einfach gestaltet. Justin Cronin kann fesselnd und lebendig erzählen. Er schafft es ausgezeichnet, Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen.
    Schwer getan habe ich mich jedoch besonders mit der erzählten Zeit. Teilweise wird ein Tag im Leben der Protagonisten mit enormer Detailverliebtheit vom Morgen bis zum Abend erzählt, dann gibt es plötzlich wieder Zeitsprünge über Wochen oder sogar Jahrzehnte hinweg. Besonders heftig empfand ich dabei den Sprung zwischen der Flucht von Wolgast und Amy zum Leben in der Kolonie etwa Hundert Jahre später und das Ende,

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    Diese Sprünge haben zudem zur Folge, dass Charaktere über hunderte Seiten nicht mehr auftauchen oder ganz von der Bildfläche verschwinden. Figuren, die mein Interesse geweckt haben wie etwa Wolgast, Grey oder Carter (John Coffey aus "The Green Mile" lässt grüßen :winken:) waren somit plötzlich raus aus dem Spiel, bzw bekommen möglicherweise erst in den Nachfolgebänden wieder größere Auftritte. Irritiert hat mich, dass die Lebensgeschichte einiger Charaktere wie Sanjay, Galen etc. so lang ausgebreitet wurde, obwohl sie für die eigentliche Handlung kaum eine Rolle spielen. Demgegenüber blieben andere Charaktere, die eine größere Rolle einnehmen wie Hollis oder Theo recht blass. Selbst Amy geht über weite Strecken der Handlung unter und schwankt von Kapitel zu Kapitel zwischen Kind und Superfrau. Nicht ganz begreifen konnte ich, wieso ihr besonderer Einfluss auf Tiere, den sie im Zoo demonstriert, später nicht mehr aufgegriffen wurde ("Harry Potter" meets "Der Schwarm" :breitgrins:)
    Zudem baut Cronin einige Male durch Vorausdeutungen Spannung auf, die dann letztlich nicht erfüllt wird ( Bsp Dunkle Nacht in der Kolonie). Dies liegt auch an seiner Vorliebe dafür, zunächst das Ergebnis und dann die Entwicklung dorthin zu schildern.
    Auch wenn Vieles so wirkt, als habe sich Cronin munter bei "I am Legend" und Co. bedient, konnte mich der Stil des Autors und die Geschichte an sich begeistern. Die düstere Atmosphäre hat mich in den Bann gezogen und so lasen sich die über tausend Seiten erstaunlich flott. Für den zweiten Band erhoffe ich mir mehr über Amys Innenleben zu erfahren und die eine oder andere Begegnung mit den von mir geschätzten Charakteren. Außerdem sehe ich, was den Gruselfaktor im Bezug auf die Konfrontationen mit den Virals angeht, noch etwas Luft nach oben.
    Insgesamt war "Der Übergang" (den Titel finde ich nicht unbedingt ideal gewählt) definitiv ein Lesevergnügen für mich. Dennoch glaube ich, dass im Hinblick auf die Nachfolger noch Potenzial für mehr da ist.


    4ratten

    Ein wunderbar atmosphärisches Werk von Theodor Storm, nach dessen Lektüre man am Liebsten seine Koffer packen und nach Norddeutschland reisen will und das trotz oder vielleicht auch wegen der gruseligen und mysteriösen Passagen des Buches.
    Bemerkenswert finde ich die verschachtelte Erzählweise, die mich besonders zu Beginn etwas irritiert hat. Zunächst gibt ein Ich-Erzähler einen Einstieg in die Novelle und erläutert, dass er die folgende Geschichte in seiner Kindheit von seiner Urgroßmutter (identifizierbar als Storms eigener Urgroßmutter Elsabe Feddersen) vorgelesen bekommen hat. Zu dieser Ausgangslage kehrt Storm erstaunlicherweise am Ende der Novelle nicht mehr zurück.
    Anschließend erzählt ein weiterer Ich-Erzähler von seiner Begegnung mit dem Schimmelreiter auf dem Deich und seiner Einkehr in ein Wirtshaus, wo ihm die eigentliche Kerngeschichte über Hauke zugetragen wird.
    In meinen Augen ein seltsam umständlicher Beginn der Geschichte, der wohl in erster Linie dazu dient, dem Ganzen zusätzlich Authentizität zu verleihen. Aber danach geht es ja glücklicherweise so richtig los.
    Storm versteht es, den Leser mitzunehmen in eine ganz eigene Welt, angesiedelt irgendwo zwischen gesellschaftskritischer Heimat- und faszinierender Schauergeschichte.
    Der Autor verwendet dabei eine Sprache, die den Leser mit jedem Buchstaben dazu führt, dass er das Rauschen der Wellen im Ohr hören kann. Begriffe, die mir besonders in Erinnerungen geblieben sind, sind etwa: Marsch, Geest, Fenne, Koog und Pesel.
    Zuweilen hatte ich den Eindruck, dass Storm mehr Begriffe für das Meer und sein Umland kennt, als die Inuit für Schnee :breitgrins:.
    Außerdem kreiert Storm einige erstaunliche Charaktere, die dem Leser dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Als ein Beispiel fällt mir etwa die Witwe Trin Jans mit ihrem Angorakater ein.
    Eine klassiche Novelle, die auch die Freunde des gepflegten Gruselns anspricht.
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Dieses Buch habe ich, mit einer ausdrücklichen Empfehlung versehen, geschenkt bekommen. Im Nachhinein erscheint mir als einer der wenigen Pluspunkte, dass ich kein Geld dafür ausgegeben habe. :breitgrins:
    Nach etwa 200 Seiten habe ich es abgebrochen und werde es so schnell wohl auch nicht mehr in die Hand nehmen. Der Schreibstil war in meinen Augen ein einziges Ärgernis, sodass mir der Zugang zu diesem Werk extrem erschwert wurde. Inwiefern dies der Übersetzung ins Deutsche geschuldet ist, kann ich leider nicht beurteilen, das Ergebnis für den Leser bleibt jedoch so oder so das Gleiche.
    Die handelnden Personen wirken auf mich durchgehend schablonenhaft, die Handlung bietet keine Innovationen oder Überraschungen, die Exkurse in Psychologie erschienen mir wie aus dem wikipediageschwängerten Referat eines 7. Klässlers stammend.
    Mein Eindruck ist, dass hier eine Geschichte, die sich locker in einem Buch erzählen ließe, auf Teufel komm raus zu einer Trilogie aufgeblasen werden musste. Ein Buch, das bei mir sowohl Müdigkeit, als auch Kopfschütteln hervorrief und ein weiterer Beleg dafür, dass sich hinter einem toll gestalteten Cover nicht zwangsläufig eine tolle Geschichte verbirgt.
    Kurzum: Literatur zum Abgewöhnen. :flop:

    Ich habe den "Schneemann" - meinen ersten Nesbo-Krimi - gestern Abend beendet und habe mich gut unterhalten gefühlt, auch wenn ich nicht restlos begeistert bin.


    Ich bin mit diesem Fall in die Reihe eingestiegen, da mich der Klappentext mehr angesprochen hat, als der des ersten Bandes der Reihe, auch wenn ich sonst auch lieber in chronologischer Reihenfolge lese. Zudem passte er wunderbar zur Jahreszeit :smile:.


    Mein erster Gedanke zum Protagonisten war zwar: "Schon wieder ein alkoholkranker Einzelgänger als Ermittler", aber nach und nach bin ich dann doch warm geworden mit Harry Hole. Die weiteren Mitglieder des Ermittlerteams bleiben jedoch mit Ausnahme von Katrine Bratt sehr blass und entwickeln von sich aus so gut wie keine sinnvollen Gedanken zum Fall. Die Identität des Täters stellte für mich keine große Überraschung dar, insbesondere nach den vielen falschen Verdächtigen blieb quasi nur noch diese Person übrig.


    Diese falschen Fährten waren für mich auch einer der Störfaktoren des Krimis, da sie immer nach dem gleichen Schema abliefen: Ein Hinweis deutet auf eine Person -> die Polizei glaubt den "Schneemann" gefasst zu haben -> Harry Hole ermittelt als Einziger weiter. Spätestens nach dem dritten Mal war ich genervt von diesem vorhersehbaren Ablauf.


    Als merkwürdig empfand ich außerdem, dass

    Auffallend war auch, dass der letzte Mord

    nach Auffinden der Leiche keine Rolle mehr spielte und dass dessen Durchführung im Nachhinein auch nicht mehr geschildert wurde. Das machte auf mich den Eindruck, als wolle der Autor nur einen möglichst hohe Zahl an grausigen Leichenfunden erreichen, ohne jedoch noch interessante Ideen dazu zu haben.
    Positiv aufgefallen ist mir der schnörkellose Stil Nesbos und seine Fähigkeit, die Spannungsschraube kontinuierlich anzuziehen. Durch viele Ortswechsel und ungewöhnliche Perspektivwechsel (Bsp: Psychologin und Beamter von Vermisstenstelle) fordert er zudem die Konzentration seiner Leser.


    Insgesamt ein durchaus spannender Krimi, der jedoch bei seinen Nebenfiguren schwächelt und ohne wirklich große Überraschungen daherkommt (das Motiv des Täters etwa steht schon von Anfang an in groben Zügen fest, sodass Harry Hole mehr oder weniger nur noch die passende Person dazu finden muss). Ich habe dennoch vor, die Reihe weiterzulesen, da mir Hole als Hauptfigur ganz gut gefiel und der Fall auch viele Passagen hatte, bei denen ich mitgefiebert habe.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: