Beiträge von Doscho

    Unter dem Codenamen „Nachtauge“ versucht eine deutsche Spionin, Meldung an die Briten zu machen. Dies muss im Deutschland des Zeiten Weltkriegs verhindert werden.


    Vor dem Hintergrund des Angriffs auf die Möhnetalsperre im Jahr 1943 erzählt „Nachtauge“ von der Jagd auf eine deutsche Agentin, die gegen die Briten arbeitet. Dies wird spannend und sehr detailliert erzählt, so dass der Roman stellenweise eher ein Krimi, als ein historischer Roman ist.

    Apropos Historie: Natürlich darf hier nicht vergessen werden, dass Titus Müllers Roman während des Zweiten Weltkrieges spielt. Auch wenn ich mich bei historischen Romanen eher für die frühere Geschichte interessiere, war ich dennoch fasziniert und zugleich erschreckt von der Absurdität und der widersprüchlichen Doppelmoral des Dritten Reiches, die man entweder nicht bemerken konnte oder wollte.

    Zentral ist hier aber, wie so oft bei Müllers Romanen, eine Liebesgeschichte vor historischem Spannungsfeld. Hier ist es die Liebe eines deutschen Lagerarbeiters zu einer ukrainischen Zwangsarbeiterin, die allen Spannungen und Widerständen zum Trotz sich ihren Weg bahnt und jeden Lesenden mitleiden lässt.


    So gelingt Titus Müller mit „Nachtauge“ trotz der schweren Thematik ein lesenswerter Roman, der nicht nur für diejenigen, die gerne Romane über den Zweiten Weltkrieg lesen, interessant sein dürfte.


    4ratten

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    Eigentlich will Novalee nur friedlich ihr Leben im Dunkelwald verbringen und Kren essen – doch im Gefolge des Helden Leonhard stolpert sie von einer Quest in die andere.


    Zunächst könnte man beim Lesen von „Game on, Novalee“ noch denken, es handelt sich um recht klassisch aufgebaute humoristische Fantasy. Dabei ist das ganze Buch wie ein Videospiel aufgebaut, Fans von Rollenspielen, ob Online oder nicht, werden sich hier also heimisch fühlen, zumal auch etliche Klischees dieser Spiele auf’s Korn genommen werden.

    Doch „Game on, Novalee“ schlägt auch überraschend ernste Themen an. Es geht um Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, wahres Heldentum, aber auch die Frage, was einen Menschen ausmacht. Dabei macht Melanie Neubert auch vor gesellschaftlichen Missständen nicht halt und flechtet diese in die Handlung mit ein.

    Eine besondere Überraschung findet sich noch zum Schluss: Nicht nur, dass sich ein Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offengelassen wurde, die Danksagung wurde in die Handlung integriert – das habe ich auch noch nie zuvor in der Form gelesen.


    So entpuppt sich „Game on, Novalee“ als wirklicher Geheimtipp, der nicht nur für Videospielfans interessant sein dürfte, sondern auch für jene, die das Lustige im Ernsten bzw. das Ernste im Lustigen finden wollen.


    5ratten

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    Das große Finale der Trilogie um das Buch des Teufels

    Im fernen Nikolsburg lernt Sophia, ›die Füchsin‹, den Dialekt eines einsamen Tales in den Alpen: Sie glaubt, damit das ihr anvertraute geheimnisvolle Buch, das ein Heilmittel gegen die Pest enthalten soll, entschlüsseln zu können. Tatsächlich gibt das Buch sein Wissen preis. Doch es ist nicht das erhoffte. Als Sophia erfährt, dass ihr Mann, Magister Fuchs, schwer erkrankt ist, reist sie unverzüglich zurück nach Pirna – im Gepäck die entschlüsselte Schrift. Darauf hat der intrigante Stadtschreiber Wolf Schumann nur gewartet. Er ahnt nicht, dass das verheißungsvolle, lang ersehnte Buch ihn um den Verstand bringen wird.



    Es ist soweit! Heike hat mich angeschrieben, ob ihr Lust auf das Finale der Trilogie rund um Sophia und Wolf Schumann hättet :) Mich braucht man da nicht fragen ;)

    DTV und Heike stellen bis zu 10 Freiexemplare für euch zur Verfügung.


    Wer hätte Lust?


    Bewerbung für Freiexemplare bis 23.10.

    Leserundenstart am 06.11.


    Teilnehmende:

    - Heike Stöhr (Autorin)

    - Doscho

    - Kessi69

    - odenwaldcollies

    - ysa

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    Eines Tages wacht der Junge Manuel in einem weißen Raum auf. Ohne jegliche Erinnerung an sich selbst macht er sich daran, das Rätsel um seine Existenz zu lösen.


    „Boy in a White Room“ ist ein faszinierender Roman. Denn zunächst kommt er recht banal daher, verdichtet sich aber mehr und mehr, um am Ende völlig zu eskalieren und äußerst abgedreht zu enden.

    Dabei steckt in dem Roman sehr viel drin. Hier werden Themen der Science Fiction, wie künstliche Intelligenzen und virtuelle Welten mit Elementen des Thrillers verknüpft. Zudem gibt es zahlreiche philosophische Anspielungen, vor allem Existenztheorien, allen voran die von René Descartes werden hier besprochen.

    Spannend sind auch die zahlreichen Wendungen und Irrwege des Romans. Man rätselt also mit Manuel mit und wird immer wieder auf falsche Fährten geführt. Dabei bleibt die Handlung stets unvorhersehbar und immer überraschend.


    So ist „Boy in a White Room“ ein Roman, der nicht nur ein gutes Jugendbuch ist, sondern wirklich jedem empfohlen werden kann.


    5ratten

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    Der Berliner Teenager Tom führt ein hartes Leben als Waisenkind, als er eines Tages durch ein Portal in das Gräsermeer gelangt und dort einen Kampf gegen die bösen Magatai führen muss.


    „Smart Magic“ ist ein klassischer Fantasyroman, klassischer geht es eigentlich nicht. Ein Teenager wird aus der realen Welt in eine Fantasywelt gerissen und kämpft dort gegen die Bösen. Es ist auch keineswegs schlecht, dass Christoph Hardebusch dieses Thema aufgreift. Das Grundproblem des Romans ist, dass konsequent sehr langatmig und langweilig erzählt wird und nahezu keine Spannung aufkommt. Die Thematik wird auch mit keinerlei neuartigem Kniff versehen, sondern trocken und nach Schema F runtererzählt.

    Der beste Teil des Romans ist noch sein Anfang, der in Berlin spielt. Er erzählt von Toms Leben im Waisenhaus, von den Schikanen des Leiters und den kleinkriminellen Aktivitäten. Als dramatische Charakterstudie würde das sogar einigermaßen gut funktionieren. Aber im Kontext von „Smart Magic“ heißt das: Ein Fantasyroman ist lediglich an der Stelle, an der es gar keine Fantasy gibt, gut. Ab dem Teil, in dem der Roman in der Fantasywelt spielt, verfällt er in das absolut klassischste Fantasyschema überhaupt: Es kommt zum Kampf zwischen Gut und Böse, die Guten gewinnen.


    Das ist also zusammengefasst viel zu wenig, um den Roman tragen zu können. Hier wäre mehr tatsächlich auch mehr gewesen, so bleibt dieser Roman einer, der mir in seinem simplen Strickmuster schlicht zu langweilig ist.


    2ratten

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    Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl reist mit seiner Familie zu einem Zunftreffen der Henker nach München. Doch angesichts einer Reihe seltsamer Mädchenmorde gerät dieses Treffen schnell in den Hintergrund.


    Bei dem Roman „Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf“ handelt es sich um den bereits siebten Band der Henkerstochter-Serie, jedoch benötigt man keinerlei Vorwissen, um die Handlung verstehen zu können. Der Fokus liegt hier trotz sauberer Recherchearbeit klar auf dem kriminalistischen Aspekt, der jedoch der Zeit angemessen ist. Die Liebe des Autors zu seiner Heimatstadt München merkt man auch im Nachwort des Romans, in dem Stadttouren auf den Spuren des Romans beschrieben sind – eine sehr schöne Idee!

    Besonders gefallen hat mir, dass jede Figur – nicht nur diejenigen der Familie Kuisl – sinnvoll in die Handlung eingebunden wurden. Bei keiner Figur hatte ich den Eindruck, dass sie überflüssig wäre, im Gegenteil, jede Person hat ihre Probleme und Aufgaben, die gleichzeitig mit dem Hauptstrang existieren, um dann am Ende des Romans nach und nach aufgelöst zu werden. So bleibt das Buch immer spannend und man will immer weiterlesen.

    Die Auflösung des Romans kam für mich auch unerwartet und überraschend, ist aber in sich stimmig und scheint nicht aus der Luft gegriffen. Zudem ist auch schön, dass dadurch die Handlung in sich abgeschlossen endet.


    So kann ich hier nur eine Empfehlung für alle aussprechen, die einen gut gemachten, spannenden Krimi vor historischem Hintergrund lesen möchten.


    4ratten

    In James A. Sullivans Roman „Chrysaor“ geht es um den Piloten Chris Mesaidon, der zusammen mit seiner Crew zum Planeten Chrysaor reist, um dort eine Anlage einer antiken Kultur zu erkunden.


    Bei der Kurzbeschreibung von „Chrysaor“ dachte ich zuerst an einen Science Fiction-Roman, bei dem Exploration im Vordergrund steht, quasi ein Planet mit einer Kultur, die entdeckt werden soll. Leider stimmt das so jedoch nicht.

    Denn bei diesem Buch steht etwas völlig anderes im Vordergrund und das sind Kämpfe. Ob Chris flieht, versucht, auf den titelgebenden Planeten zu landen oder dann später in der Anlage: Er und seine Truppe werden konsequent praktisch ununterbrochen beschossen. Um Exploration geht es also gar nicht. Selbst Leuten, denen Kampfszenen mehr liegen als mir, könnte es hier zu viel werden.

    Ein Charakter der Truppe hebt sich jedoch in positiver Art und Weise hervor. Hierbei handelt es sich um Darae, die sich gegen ihren Mann erhebt, um Rache zu üben. Die Szenen, in der ihre Denkweise als starke und kluge Frau, die sich nicht unterdrücken lässt, beschrieben werden, sind – leider! – die für mich einzig Guten dieses Romans gewesen.


    So war „Chrysaor“ für mich, der mit kriegerischen Romanen eher wenig anfangen kann, nichts. Die tolle Beschreibung von Darae war für mich jedoch ein Lichtblick, auf den ich mich während des Lesens gefreut habe und von dem ich gerne mehr gelesen hätte.


    2ratten

    „Land im Sturm“ ist eine wirklich ausgedehnte Geschichtsreise. Vom Zehnten bis hinein ins neunzehnte Jahrhundert werden verschiedene Familien vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse beleuchtet.


    Mit „Land Im Sturm“ hat sich Ulf Schiewe ein wahres Mammutprojekt vorgenommen. 900 Jahre Geschichte auf knapp ebenso vielen Seiten, das ist eine klare Ansage. Natürlich kann man hier nicht jedes Jahr behandeln, stattdessen wurden sich fünf Jahre herausgegriffen und episodenartig aneinandergereiht. In jedem dieser Teile stehen eine Familiensituation bzw. eine Situation eines Paares im Vordergrund, hinzu wird das Ganze mit wirklich gut recherchierten und detailliert beschriebenen geschichtlichen Hintergründen angereichert.

    Das Unterteilen des Buches in einzelne Abschnitte ist einerseits vorteilhaft, denn theoretisch kann man dann „Land Im Sturm“ dementsprechend einteilen, was vielleicht hilfreich für diejenigen ist, die vom Umfang des Romans abgeschreckt sind. Andererseits bietet dieses Vorgehen auch Raum zur Kritik. Mir kam es nämlich oft so vor, dass ich aus einer Epoche herausgeworfen wurde, nur, um in die nächste geworfen zu werden. Zwar hat sich Ulf Schiewe bemüht, durch konsequent gleiche Namen der Hauptcharaktere durch die einzelnen Teile hinweg so etwas wie Konsistenz zu schaffen, dennoch sind die Übergänge lose bis praktisch nicht vorhanden.

    Zudem bemerkte ich in der Mitte des Romans ein leichtes Absteigen der Handlung. Gerade im dritten Teil war für mich die Handlung etwas zäher als in den anderen Teilen, bei denen praktisch ständig etwas passiert.


    So ist „Land Im Sturm“ ein wunderbarer Historischer Roman für diejenigen, die mal Geschichte im Schnelldurchlauf erleben wollen. Die eher episodenartige Erzählweise sollte einen dabei jedoch nicht abschrecken.


    4ratten

    Jane Eyre wurde aus ihrem eigenen Roman entführt – dies ist, kurz gesagt, die Haupthandlung des Romans „Der Fall Jane Eyre“, der erste Band der Thursday Next-Reihe von Jasper Fforde.


    Von der Thursday Next-Reihe hatte ich schon viel Gutes gehört, von daher war ich auf „Der Fall Jane Eyre“ schon sehr gespannt. Leider bin ich mit diesem Buch im Endeffekt aus mehreren Gründen nicht warm geworden.

    Zunächst mal hatte ich den Eindruck, dass das Buch mehr aus Nebenhandlungen, als allem anderen besteht. Knapp 380 Seiten sind eigentlich für einen Roman gar nicht mal so viel, dennoch hatte ich den Eindruck, er hätte erheblich kürzer sein können. Thursday Next kann scheinbar keine zwei Schritte machen, ohne dass irgendetwas passiert, was mehr oder minder kurios ist und wohl einfach nur da ist, um für einen komischen Effekt zu sorgen.

    Womit ich beim nächsten Punkt wäre. Humor ist natürlich immer eine große Geschmackssache. Ich formuliere es mal so: Man merkt es Jasper Fforde an, dass er um jeden Preis witzig sein will. Und vermutlich wäre er das auch, würde ich seinen Humor verstehen. Das Problem ist: Man müsste sich am Besten durch eine Bibliothek voller ausgewählter Klassiker der Weltliteratur lesen, um die zahlreichen Anspielungen, Witze und Seitenhiebe auf diese Klassiker zu verstehen. Manchmal hatte ich hier den Eindruck, die Witze sind eher Chiffren, über die wirklich nur eingefleischte Kenner des entsprechenden Werkes schmunzeln können.


    So kam Thursday Next überhaupt nicht bei mir an. Zwar kommt während des Buches immer wieder durch, dass Fforde zwar einerseits sein Handwerk offenbar versteht, andererseits hatte ich oftmals Mühe, ihm zu folgen und wurde dadurch mehr und mehr genervt. Schade, die Reihe hat ihre Zielgruppe und ihre Fans, zu denen ich aufgrund einiger Empfehlungen auch gehören wollte. Es hat wohl nicht sollen sein.


    2ratten

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    Im mittelalterlichen Straßburg treibt ein Kindermörder sein Unwesen. Die Oblatin Adelheid und der Henkerssohn Martin machen sich daran, dem Rätsel der Mordserie auf den Grund zu gehen und den Mörder zu stellen.


    Eigentlich hat „Der Teufel von Straßburg“ einen wirklich guten Ansatz: Historische Krimis machen sehr oft Spaß zu lesen und der Standeskonflikt der beiden Protagonisten, Adelheid und Martin, sorgen im Roman auch für reichlich Zündstoff.

    Auch die historische Einbettung weiß zu gefallen, auch wenn diese oft nur Beiwerk ist. Neben dem Leben als Nonne beziehungsweise dem Leben als Henker erfährt man auch vom Beginn der ersten Judenpogrome, die so tatsächlich Mitte des vierzehnten Jahrhunderts in Straßburg stattfanden.

    Gerade am kriminalistischen Aspekt merkt man jedoch, dass zahlreiches Potential verschenkt wurde. Zentral ist hierbei der Aspekt, dass bereits nach etwa der Hälfte des Romans klar sein sollte, wer der Mörder ist. Dazu kommt ein fast schon chronischer Unwillen Adelheids und Martins, dieser doch recht offensichtlichen Spur nachzugehen. Vor allem Adelheids Argument „Er ist nett, also kann er es eigentlich nicht sein.“ ist von einer Naivität, die auch bei einer Nonne ziemlich unangebracht und konstruiert erscheint.

    Und wie um ihre Leserinnen und Leser im letzten Atemzug des Romans noch zu verhöhnen, beweist Heidrun Hurst, dass sie tatsächlich überraschen kann – jedoch mit etwas, das Angesichts des absolut offensichtlichen Mörders eher trivial erscheint.


    Auch wenn es vielleicht nicht so klingt: Ich wollte das Buch mögen. Der Ansatz ist ja der Richtige und es ist auch nicht so, als ob Heidrun Hurst keinerlei Spannung in einen historischen Hintergrund betten könnte. Aber hier wurde gerade im kriminalistischen Teil so viel liegen gelassen, dass es mich fast schon traurig gemacht hat. Das ist somit Durchschnittskost, mehr leider nicht.


    3ratten

    Das Stehlen des eigenen Körpers ist etwas, das in der aktuellen Gesellschaft wohl relativ unwahrscheinlich bis unmöglich sein sollte. Doch genau das passiert Nena Jean im Roman „Shape Me“ von Melanie Vogltanz.


    Melanie Vogltanz schafft mit „Shape Me“ nicht nur dystopische Science Fiction. Es handelt sich vielmehr um ein Horrorszenario, in dem Fettleibigkeit ausgemerzt gehört und jedem Normkörper ein bestimmtes Kaloriensaldo zugeordnet wird. All dies wird erschreckend realistisch beschrieben, so dass dieser Roman im Endeffekt wohl einer der bedrückendsten ist, den ich in letzter Zeit gelesen habe.

    Die beiden Protagonistinnen, Tess und Nena, tragen ebenfalls zur düsteren Stimmung bei. Während Tess derart hart, arrogant und auf ihre Meinung fixiert ist, dass es einem schier die Sprache verschlägt, kann man bei Nena nichts anderes, als mitleiden.

    Innerhalb dieser nicht mal 300 Seiten werden zudem so viele Themen angesprochen, dass es fast scheint, als wäre jeder Satz ein einziger Spoiler. Hier steckt – neben der zentralen Thematik – so viel Material zum Kopfschütteln, wütend sein und Nachdenken darin, dass man regelrecht auf eine emotionale Achterbahn geschickt wird.


    So bin ich von „Shape Me“ wirklich sehr begeistert. Auch wenn die Thematik schwierig ist und wahrscheinlich nichts für jedermann ist, kann ich den Roman wirklich jedem empfehlen, der auch die Einstellung hat, dass Literatur nicht immer Spaß machen und unterhalten muss. Volle Punktzahl und Hut ab vor diesem ganz starken Werk!


    5ratten

    :tipp:

    Interessanter Thread zu dem ich auch mal etwas schreiben möchte.


    Da bin ich schon beim Punkt: Ich schreibe eigentlich recht selten etwas anderes als Rezensionen in diesem Forum. Vermutlich wäre ich auch als "Rezensionsablademonster" verschrien, würde ich mehr bzw. in einem höheren Tempo lesen. :D


    Aber egal. Im Grunde nutze ich das Forum als Nurleser bzw. als Informations- und Leseinspirationsquelle. Ich schaue mir an, worüber geredet wird, denke mir manchmal "Klingt gut!" und dann wird sich das Buch besorgt und ich schau mir das mal an. Ich hatte dadurch auch manche Glückstreffer und bin zu neuen Autoren und Autorinnen gekommen, die ich sonst bestimmt nicht gelesen hätte.


    Das mit dem Diskutieren ist so eine Sache. In Leserunden funktioniert das meiner Meinung nach super. Auf geschriebene Rezensionen von anderen reagiere ich meist nicht. Warum ist das so? Bei Büchern, die ich nicht gelesen habe, ist genau das der Grund: Ich habe sie nicht gelesen. Ich weiß von einer Ausnahme, bei der ich dennoch reagiert habe. Aber dennoch, ganz ehrlich: Was bringt es an Mehrwert, bei einer Rezension zu einem interessanten Buch zu schreiben "Klingt toll!"? Oder bei jedem Buch, das mich nicht interessiert "Nee, ist nicht mein Fall, aber danke für deine Rezension."? Ich denke mir eben, wenn ich nur das zu sagen habe, kann ich's auch lassen.

    Bei Büchern, die ich schon gelesen habe, weiß ich eben nicht, ob andere, die Rezensionen geschrieben haben, sich noch daran erinnern können. Teilweise liegen Rezensionen Jahre zurück, bevor ich dann auch mal eine schreibe, in der Zwischenzeit hat der oder die andere wahrscheinlich hunderte Bücher danach gelesen. Zudem finde ich oft, dass Rezensionen auch gut für sich stehen können, quasi als verschriftliche Meinung. Ich finde, da kann man sich dann auch den Thread durchlesen und sehen, was wem denn gefallen oder nicht gefallen hat und sich seine eigene Meinung bilden.

    Das sind vermutlich auch Gründe, warum auf meine Rezensionen meist auch nicht reagiert wurde. Da kann es zig Gründe geben, warum das so ist und ich kann und will euch ja nicht zwingen. Ich sollte auch in allen Threads Lesezeichen haben, also, ich würde auch grundlegend reagieren, wenn mich eine oder einer von euch nach meiner Meinung fragt :D


    Ich finde eigentlich, eine gute Diskussion funktioniert auch nur, wenn bei allen die Erinnerung auch frisch bzw. präsent ist, also im gemeinsamen Lesen wie in Leserunden. Da kann man auch mal ausführlicher über verschiedene Abschnitte des Buches reden. Sonst finde ich es für mich eben schwierig, adäquat zu reagieren, ohne in Banalitäten zu verfallen.

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    Die Revuetänzerin Nele Stern, Pastor Matheus Singvogel mit seiner Familie und der Brite Lyman Tundale – sie alle treffen im Berlin der 1910er Jahre aufeinander und reisen auf der schicksalsträchtigen Jungfernfahrt der Titanic mit. Ihr Leben und ihre Verbindungen werden in diesem Roman erzählt.


    Die Bücher des Autors Titus Müller machten für mich immer eine Mischung aus Liebesdramen und religiösen Fragen vor historischem Hintergrund aus. Das hat man hier zwar auch, aber auf eine Art und Weise, die mir persönlich eher weniger zusagte.

    Zunächst zum Historischen und damit dem für mich größten Aufreger des Buches. Damit man mich hier nicht falsch versteht: Man kann lang und breit über Sinn und Unsinn von Anhängen in Historischen Romanen diskutieren und im Grunde genommen finde ich es gut, wenn historische Fakten am Ende des Romans erklärt und dargestellt werden. Was ich jedoch absolut nicht haben kann, ist, wenn ich den Eindruck habe, dass nur dadurch der historische Roman zum historischen Roman wird. Das scheint mir hier der Fall zu sein, auch wenn bereits in den letzten Zügen des Romans historische Eckpunkte nach dem Untergang der Titanic angerissen werden. Die stolzen 30 Seiten Anhang bilden den historischen Kern dieses Romans. Provokant gesagt: Erst nach dem Ende des Romans wird dieser historisch.

    Denn der Hauptanteil des Romans bildet das Beziehungsgeflecht der Protagonistinnen und Protagonisten. Zwar wirkt dieses stellenweise doch recht konstruiert, dennoch hat Müller die Dramatik und die Gewissensbisse der einzelnen Charaktere recht gut herausgearbeitet. Höhepunkt des Romans ist natürlich dann auch der Untergang, bei dem sich recht deutlich zeigt, wer auf welcher Seite steht und wer welchen Charakter hat.

    Mit Matheus Singvogel, einem Pastor, sollte man eigentlich einen recht hohen Anteil an religiösen Situationen erwarten können, tatsächlich hatte ich jedoch überraschenderweise den Eindruck, dass dieser bei „Tanz unter Sternen“ recht gering ausgefallen ist. Zwar sind diese vorhanden, aber ich hatte den Eindruck, sie bleiben hinter den viel stärker hervortretenden Beziehungsdramen deutlich zurück.


    Es sollte also zusammenfassend klar sein, dass ich mit diesem Roman so meine Probleme hatte. Ich weiß, Titus Müller kann es besser, muss aber auch sagen, dass wohl meine Erwartungen an das Buch zu hoch waren – immerhin ist der Untergang der Titanic ja doch ein recht bekanntes Geschichtsthema. So bleibt gerade noch eine durchschnittliche Bewertung.


    3ratten

    In „Die Stadt der träumenden Kinder“, dem finalen Band der Trilogie „Die göttlichen Städte“ ist nun Sigrud je Harkvaldsson der Protagonist. Dieser will sich eigentlich nur an der Ermordung seiner Freundin Shara Komayd rächen. Doch damit geht das Abenteuer für ihn erst los.


    „Die Stadt der träumenden Kinder“ führt das Prinzip der Vorgänger konsequent fort – die gleiche Welt, stellenweise die gleichen Charaktere, aber eine völlig andere Erzählweise. Dieser Teil ist wohl der, den man am ersten mit klassischer Fantasy verbinden würde, aufgrund des Antagonisten sind auch leichte Horrorelemente enthalten.

    Gerade der Antagonist zeigt aber auch, dass klassische Fantasy zumindest bei Robert Jackson Bennett nicht ohne Klischees funktioniert: Ein Junge mit schwerer Kindheit will Macht bekommen, um die Welt zu einem aus seiner Sicht gerechteren und besseren Ort zu machen. Das ist nun nicht unbedingt neu. Allerdings entschädigt dafür das weitere Konzept des Antagonisten, dass ich dann doch als origineller bezeichnen würde.


    Als Fazit gilt weiterhin das, was ich schon beim Vorgänger gesagt habe: Es ist schwierig und ungerecht, diesen Band anders zu bewerten als seine Vorgänger, da ein Vergleich kaum möglich ist. Trotz des recht klassischen Konzepts gefiel mir persönlich der Band mit am besten, dennoch möchte ich der kompletten Reihe eine einheitliche Bewertung geben. Jeder Leser und jede Leserin wird hier eigene Präferenzen haben und soll selbst danach entscheiden. Die komplette Reihe würde ich jedoch uneingeschränkt empfehlen.


    4ratten

    Voortyashtan ist die Stadt der toten Klingen. Dorthin wird Turyin Mulagesh geschickt. Was eine Suche nach einer verschwundenen Geheimagentin hätte sein sollen, entpuppt sich bald als viel größeres Ereignis.


    „Die Stadt der toten Klingen“ ist der zweite Teil der Reihe „Die göttlichen Städte“. Dennoch ist es überraschend, wie wenig er mit dem ersten Teil zu tun hat. Eine Nebencharakterin des ersten Teils wird hier zur Protagonistin, während die Protagonistin des ersten Teils eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wenige Nebencharaktere aus dem ersten Teil trifft man hier wieder. Das war’s.

    Sonst würde ich Robert Jackson Bennett eher Respekt dafür zollen, etwas völlig anderes zu machen, das mit dem ersten Teil nahezu nicht vergleichbar ist. Ist der erste Teil eher eine Mischung aus Agententhriller und leichten Fantasyanleihen vor pseudohistorischem bzw. pseudokulturellem Hintergrund gewesen, würde ich diesen Teil eher als militärisch geprägte Fantasy bezeichnen.

    Und hier kommt etwas, was jede und jeder, der meine Rezensionen liest, wahrscheinlich erwarten wird: Militärisches mag ich nicht. Trotzdem handelt es sich hier um einen gut gemachten Fantasyroman, der auf demselben Niveau wie der Vorgängerband ist. Wer also etwas ähnliches erwartet, wird enttäuscht sein – was so ganz nebenbei auch dazu führt, dass man die beiden Bände wunderbar hintereinander lesen kann, ohne zu ermüden.


    Kann man dieses Buch also mit „Die Stadt der tausend Treppen“ vergleichen? Eigentlich nicht. Die Welt und einige Charaktere sind die gleichen, der Fokus und damit der Erzählstil sind grundverschieden. Aufgrund des starken militärisch geprägten Stils des Buches gefällt mir persönlich der erste Band besser, dennoch denke ich, dass ich diese subjektive Bewertung außen vor lasse und diesen Band gleich dem ersten bewege. Denn die Reihe bleibt weiterhin lesenswert und eine schlechtere Bewertung hat „Die Stadt der toten Klingen“ auch nicht verdient.


    4ratten

    Bulikov ist „Die Stadt der tausend Treppen“. In diese Stadt verschlägt es Shara Thivani, um dem Hintergrund der Ermordung ihres Mentors, Efrem Pangyui, nachzugehen.


    Robert Jackson Bennett hat mit dem ersten Band seiner Trilogie „Die göttlichen Städte“ ein Werk geschaffen, das mal wirklich herrlich schön untypische Fantasy ist. Zwar sind leichte Elemente darin enthalten, aber das Ganze wird mit etwas Agentenkrimi und auch Pseudohistorik zu einem stimmungsvollen Werk verwoben.

    Das Wordbuilding ist hier als positiv hervorzuheben. Damit meine ich jedoch nicht, wie man vielleicht denken könnte, die Stadt Bulikov, wobei auch diese gut beschrieben wird. Viel eher meine ich den kulturellen und göttlichen Hintergrund. Bennett hat sich hier eine tolle Hintergrundgeschichte mit Göttersystem, politischen Parteien und allem drum und dran ausgedacht. Das wirkt modern und frisch und ist mal ein ungewohnter Ansatz eines Fantasyromans.

    Auch die Charaktere haben mir gefallen. Gerade Nebencharakteren wie beispielsweise Sigrud oder Vohannes wird hier Raum und Hintergrund gegeben und werden greifbar und nachvollziehbar gemacht.

    Etwa 500 Seiten lang war dieser Roman bei mir auf Kurs Richtung Höchstbewertung. Das Ende lässt mich persönlich aber eher enttäuscht zurück. Ein Endkampf ist, nachdem man zuvor eher ungewohnte Fantasyansätze lesen durfte, dann doch eher normal und fast schon langweilig gewöhnlich. Fast ist es so, als wäre Bennett an dieser Stelle selbst eingefallen, dass er ja Fantasy schreibt und deshalb etwas bringen sollte, was für das Genre typisch ist.


    Und zumindest ich wollte ihm hier zurufen: Nein! Selten kam es bei mir vor, dass mir ein Roman quasi in seinen letzten Zügen noch Raum zur Kritik gibt. Das Ende hätte man definitiv noch ungewöhnlicher lösen können. Ansonsten bleibt dennoch ein empfehlenswerter Roman, den sich jede und jeder anschauen sollte, der mal nach Fantasy sucht, die nicht den gewohnten Weg geht.


    4ratten

    Ja, bei dem Buch war irgendwie der Wurm drin... trotzdem erstaunlich, dass sich alle hier so einig sind, ich habe auch recht positive Rezensionen zum Buch gelesen. Ich persönlich kann "Das Schiff" sehr empfehlen, das fand ich vom Grundkonzept und vor allem von den Charakteren her deutlich besser. Viele empfehlen "Das Erwachen" und "Ewiges Leben", dazu kann ich aber nichts sagen, da ich beide noch nicht gelesen habe. :)

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    Eigentlich möchte Tess Velazca nur ein friedliches Leben als Sängerin führen und an der Musikakademie auf Harmonie studieren. Doch Interkosmika verkündet ihr eines Tages, dass sie die Schulden ihrer Schwester begleichen soll. Daraufhin wird Tess Kartografin und macht sich auf zu einer Reise durch das Netz der Sterne.


    Nachdem mir „Das Schiff“ von Andreas Brandhorst wirklich gut gefallen hat, habe ich mich nun dem Roman „Das Netz der Sterne“ zugewandt. Um es kurz zu machen: Dieses Buch halte ich klar für das Schwächere der beiden.

    Man sollte hervorheben, dass dieses Buch verhältnismäßig leicht zu lesen ist. Ich hatte den Eindruck, es ist nicht so technisch und wissenschaftlich, wie man es sonst von Brandhorst gewohnt ist und man findet sich recht schnell in die Geschichte ein.

    Dennoch hat das Buch in meinen Augen ein großes Problem und das nennt sich Tess. Mit der Protagonistin und einzigen zentralen Figur des Romans wurde ich bis zum Schluss nicht warm. Ihr Handeln erscheint meist sprunghaft, sie folgt – um es neutral auszudrücken – Plänen, die ihr vorgegeben werden, möchte aber dennoch auf Biegen und Brechen frei sein, weshalb sie sich mit fast schon übertriebener Sturheit gegen ihre Begleiter und Begleiterinnen wendet. Wenn sie vorgegebenen Plänen folgt, dann tut sie das meist ohne Begründung, da sie ja weiß, was zu tun ist. Dieses Verhalten wirkte auf mich permanent widersprüchlich und unruhig.

    Und das ist schade, denn die Prämisse des Romans ist eigentlich eine gute. Mal wieder werden philosophische Fragen angerissen, es geht um Kommunikation, Musik, Verantwortung, aber auch beispielsweise um die Frage, wie man mit Macht umgeht. Das sind schöne Fragen und gerade, wenn der Roman auf eine philosophische Ebene gerät, wird er gut.

    Ausnahme ist hier mein zweiter großer Kritikpunkt: Das Ende. Zwar werden alle Fragen, die sich während des Buchs auftaten, beantwortet, dennoch wirkt alles auf mich unbefriedigend und banal. Vieles wird so nebenbei und nüchtern erklärt, als wäre alles schon von vornherein klar gewesen. Es wirkt, als müsste man alles so hinnehmen wie es ist, ohne groß darüber nachdenken zu können.


    Es hat lange gedauert, aber hier muss ich wieder mal sagen: Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Konzept und Welt sind hervorragend gelungen und es werden während der Lektüre interessante Fragen aufgeworfen. Das abwürgende Ende, aber vor allem die Protagonistin führen leider nur zu einer durchschnittlichen Bewertung.


    3ratten