Moin moin!
Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass gerade die technischen Errungenschaften dazu beitragen, die Kluft zwischen Freiheit und Unterdrückung noch weiter aufklaffen zu lassen. Die westliche Welt möchte ich davon ausnehmen, aber in anderen Ländern führt die Technik in den Händen einiger weniger Privilegierter letzten Endes auch nur dazu, dass der Großteil der Bevölkerung mit dem Existenzminimum leben muss, während der kleine Rest den Rahm abschöpft. Oder die Technik trägt dazu bei, dass Staaten unter einem Militärregime oder Terrorismus leiden müssen. Das würde ich auf keinen Fall als unterentwickelt bezeichnen, aber von einer Fähigkeit zu Frieden und Freiheit ist nichts zu spüren.
Da stimme ich Dir zu. Ich traue Twain durchaus zu, dass er das schon im Blick und im "Yankee" ausgedrückt hat. Und zu Twains Zeiten war es in der westlichen Welt ja auch noch nicht so gut bestellt wie heute (womit nicht gesagt sein soll, das heute hier alles gut ist!). Bei Mark Twain fällt mir auch immer Jack London ein: 1903 erschien seine Reportage "In den Slums", die das eindrucksvoll zeigt.
Ich glaube nicht, dass ich so ohne weiteres im 6. Jahrhundert hätte leben können. Das hat mich auch etwas verwirrt, denn ich finde, dass Hank einfach zu gut mit dem veränderten Lebensumständen zurecht kommt. Mir erscheint es zu einfach.
Ihr habt natürlich beide recht, aber für mich ist das einfach nicht Thema des Buches.
Konnte es sich ein König damals leisten, so gutgläubig zu sein, dass er einen völlig Fremden an eine wichtige Position setzt, auch wenn dieser sich mit einer angekündigten Sonnenfinsternis als scheinbar mächtig erweist?
Zumindest aus Twains Sicht des abergläubischen Mittelalters konnte sich ein König das vielleicht auch nicht leisten, tat es aber dennoch: es zeigt eben die bedeutende Rolle des Aberglaubens, des Irrationalen, dem Twains Protagonist Hank Morgan ja auch das Rationale entgegenzusetzen versucht.
Man darf dabei wohl auch auch nicht aus dem Blick verlieren, das Twain zwar etwas gegen das romantisch-verklärende Mittelalterbild seiner Zeit hatte, er aber auch keineswegs ein korrektes, ein reales Bild des Mittelalters zeichnet, sondern eines, das für den Transport seiner Ideen tauglich ist.
Übrigens, ganz nebenbei: mich hat dieser Thread mal wieder dazu veranlasst, ein anderes Buch Twains mit großem Vergnügen zu lesen: den "Bummel durch Deutschland".