Ich bin immer noch mit den Lakota-Indianern auf ihrem Gedenkritt; dieser Gedenkritt im Dezember ist der rote Faden, der sich durch den ganzen Bildband zieht. Dazwischen kommen aber auch andere Dinge zur Sprache, die mich ebenfalls sehr interessieren. Zum Beispiel wird einiges über die Armut der Indianer in den Reservaten erzählt, zum Teil herrschen da auch heute noch ziemlich arge Zustände; Bilder, die man eher in Entwicklungsländern als in den USA erwarten würde. Was ich am schlimmsten finde, ist der allgegenwärtige Alkoholismus, dem viele der Indianer verfallen sind.
Aber gerade der Big-Foot-Memorial-Ride sollte diesen Menschen auch helfen, aus dem Teufelskreis herauszukommen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Was immer wieder deutlich wird: der Ritt ist kein Spaziergang. Es werden große Anforderungen an Mensch, Tier und Material gestellt, denn im Winter mit dem Pferd unterwegs zu sein und dabei auch noch in Zelten zu schlafen, zeigt schnell die Grenzen des einzelnen auf. Ein Nachfahre des Häuptlings Sitting Bull, der in späteren Jahren zum Gedenkritt hinzugestossen ist, formuliert es so:
ZitatEs geht um die Idee von Stärke und Tapferkeit. Not zu ertragen ohne zu klagen. Ja, es ist kalt da draußen, und manche werden sich über die Kälte beklaen. Aber du erinnerst sie daran: Schaut, eure Vorfahren, die diesen Pfad vor hundertzehn Jahren geritten sind, hatten keine Gänsedaunen-Jacken, keine warmen Stiefel, keine wirklich warmen Handschuhe. Die meisten hatten nicht einmal Pferde, die meisten gingen zu Fuß. Also sagen wir ihnen, wir wollen euch nicht über die Kälte jammern hören, weil ihr auf einem spirituellen Ritt seid. Ihr reitet einen Weg, auf dem eure Vorfahren viel mehr Nöte durchstehen mussten, als ihr jemals kennen werdet.
Da heißt es ganz klar, den inneren Schweinehund zu überwinden. Als aktive Wanderreiterin kann ich nur den Hut vor den Teilnehmern ziehen; ich hab auch schon einige ungemütliche Tage im Sattel verbracht, aber sobald das Thermometer mal unter 0 Grad geht, ist bei mir Schluß mit lustig. Die Bilder sind übrigens weiterhin hammermäßig schön; die verschneite Landschaft der Badlands wirkt aber tatsächlich sehr unwirtlich und lebensfeindlich. Der Atem stockt mir bei zwei Bildern, auf denen die Reiter ihre Pferde über einen zugefrorenen Fluß führen; das Eis ist spiegelglatt und die Pferde scheinen sich Schritt für Schritt darüber zu tasten. Riskante Angelegenheit....
Liandra: dein Buch finde ich auch interessant; Harrer sagt mir nur im Zusammenhang mit Tibet etwas. Scheint ja weiter herum gekommen zu sein...
Und weiter geht´s.