Meine erste Rezension. Ich bitte um Nachsicht... :smile:
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Stewart O'Nan (geb. 1961) Letzte Nacht Originaltitel: Last Night at the Lobster Erstveröffentlichung: 2007 aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel Mare-Verlag gebundene Ausgabe 157 Seiten |
Autor
Stewart O'Nan wurde am 04.02.1961 in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren und wuchs in Boston auf. Er arbeitete als Flugzeugingenieur und studierte in Cornell Literaturwissenschaft. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Avon, Connecticut. Für seinen Erstlingsroman "Engel im Schnee" erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis.
Inhalt
New Britain an der Ostküste der USA. Es ist kurz vor Weihnachten, und der einsetzende Schnee bedeckt allmählich die Zufahrtsstraßen zum Einkaufszentrum und das kleine Restaurant der großen "Red-Lobster"-Fischrestaurant-Kette am Rande des weitreichenden Parkplatzes. Es ist der letzte Tag für das Restaurant, denn die Konzernleitung hat beschlossen, es am nächsten Tag für immer zu schließen. Manny, der Geschäftsführer, öffnet in diesem Bewusstsein und mit schwerem Herzen ein letztes Mal die Türen des Restaurants für die Handvoll seiner Beschäftigten, die sich auch an diesem Tage noch einmal blicken lassen. Denn auch wenn es der letzte Arbeitstag ist und der Großteil der bisherigen Angestellten auf der Straße landen wird - es ist schließlich ein weiterer Tag, an dem Kunden kommen und etwas zu essen verlangen. Und so decken diese letzten Aufrechten und Dienstbeflissenen ein letztes Mal die Tische, bereiten das Essen zu und bedienen die Gäste. Und obwohl sie sich das eine oder andere Mal fragen, wofür sie das alles noch tun, versuchen sie dennoch, einen geordneten Betrieb - und damit den Zusammenhalt untereinander - bis zuletzt aufrechtzuerhalten.
Wie an vielen anderen Arbeitstagen muss man auch heute mit unzufriedenen Gästen, kotzenden Kindern und motzenden Müttern fertig werden, und natürlich gibt es die eine oder andere zwischenmenschliche Reiberei, gerade an diesem Tag, schließlich zerrt die Situation an den Nerven aller. Aber ein unerwarteter Stromausfall am Abend lässt den Haufen der letzten Aufrechten noch einmal zusammenrücken. Draußen ist es bereits dunkel, es werden Kerzen aufgestellt, man setzt sich zusammen, erzahlt sich Geschichten aus vergangenen Tagen und lacht gemeinsam. Doch sobald der Strom und die grelle Restaurantbeleuchtung wieder da sind, verfliegt die Gelöstheit und die vorherige Routine setzt ein.
Letztlich ist auch der letzte Arbeitstag vorbei. Die nicht verwendeten Lebensmittel werden weggeworfen, das Restaurant gereinigt. Die Mannschaft verabschiedet sich voneinander, einige wohl für immer. Einen Trost hat Manny: Wenigstens wird er das Restaurant am nächsten Tag noch einmal sehen, um es seinen bisherigen Chefs zu übergeben...
Meine Meinung
Der Roman schildert in ruhiger, unspektakulärer Weise den Ablauf des letzten Tages in der kleinen Red-Lobster-Filiale. Zentrale Figur ist Geschäftsführer Manny, der äußerlich sehr gefasst bleibt und trotz der bevorstehenden Schließung seines Restaurants der ruhende Pol seiner Mannschaft bleibt, obwohl ihm anzumerken ist, wie sehr ihm die Situation an die Nieren geht. Die Handvoll seiner bisherigen Angestellten, die ihm an diesem Tag ein letztes Mal im Red Lobster zur Seite stehen, besteht aus unterschiedlichen Persönlichkeiten. Da ist der resolute Chefkoch, der schon mal dafür sorgt, dass sein Assistent wütend das Restaurant verlässt. Oder die Kellnerin, mit der Manny eine kurzzeitige Beziehung hatte, die er aber offensichtlich noch immer nicht überwunden hat. Oder die 20jährige Studentin, deren Bemerkung bezeichnend für den zentralen Stellenwert ist, den die Arbeit dort im Leben der wenigen Angestellten, die noch ein letztes Mal auftauchen, einnimmt. Als sich Manny bei ihr für ihr Kommen bedankt - schließlich schneit es stark, und es ist nicht mit vielen Gästen zu rechnen -, merkt sie lediglich an: "Ich würde bloß zu Hause rumsitzen." Und diese Gefasstheit, diese Ruhe und Gelassenheit, mit der dem Unausweichlichen ins Auge geblickt wird, zieht sich durch die ganze Erzählung und verleiht ihr eine ganz eigene Schwermut, die sehr schön zu der winterlichen Stimmung und der immer stärker werdenden Schneedecke vor dem Restaurant passt.
Ein Buch, das man unbedingt im Winter lesen sollte, und das ich jedem empfehlen kann, der diese Art ruhiger Geschichten mitten aus dem Leben mag.
Meine Wertung