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Verlag: Ehrenwirth ISBN: 978-3-431-03718-0 Seiten: 668 Ausgabe: Hardcover ET: 09.2007 Preis: € 19,95 |
Böhmen 1572
In einem halb verfallenen Kloster wird der achtjährige Andrej Zeuge eines schrecklichen Blutbads: Zehn Menschen, darunter Andrejs Eltern, werden von einem rasenden Mönch brutal ermordet. Eine der Frauen bringt sterbend ein Kind zur Welt. Der Prior befiehlt, auch den Säugling zu töten – denn es gilt, alle Spuren zu verwischen, die irgendjemanden in das abgelegene Kloster führen könnten. Andrej kann fliehen und nimmt eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Kirche mit sich, das die verschwiegene Mönchsgesellschaft um jeden Preis zu schützen geschworen hat: In dem Kloster wird ein Buch versteckt, das drei Päpsten das Leben kosten und die Macht haben soll, das Ende der Welt einzuläuten – der Codex Gigas, die Teufelsbibel, ein Kompendium des Bösen. Sieben schwarze Mönche behüten die große Handschrift und töten jeden, der zuviel darüber weiß. Doch das Wissen um das Buch des Teufels ist das einzige Erbe, das Andrej von seinem Vater geblieben ist ...
Meine Meinung
„Die Teufelsbibel“ ist der erste Roman, den ich von Richard Dübell gelesen habe und er hat definitiv Lust auf mehr von diesem Autor gemacht. Zu Beginn - und hin und wieder auch zwischendurch - hatte ich zwar leichte Schwierigkeiten mit dem recht niveauvollen Schreibstil, vor allem die langen verschachtelten Sätze ließen mich stolpern und mein Gehirn akrobatische Übungen veranstalten, wenn ich allzu müde war, aber die Geschichte war von der ersten Seite an derart packend, dass ich mich sehr gespannt ins Geschehen warf.
Die Handlung besteht aus mehreren Handlungssträngen, die sich zügig abwechseln. Gerade während des ersten Drittels, als alle Figuren eingeführt wurden, war das gelegentlich doch etwas verwirrend, der Spannung tat es aber keinen Abbruch. Sobald man die Charaktere kennen gelernt hat, ist es einfacher der Handlung zu folgen und man beginnt zu spekulieren, wohin die einzelnen Handlungsstränge führen mögen. Gespannt wartete ich darauf, wie sie sich zusammenfügen würden und wurde nicht enttäuscht. Bevor es jedoch zum großen Finale kam – und was das für ein Show Down war, Respekt! -, wurde ich vom Autor oft gekonnt und überzeugend auf falsche Fährten gelockt, von überraschenden Wendungen perplex zurück gelassen, um rasant ins nächste „Abenteuer“ geschubst zu werden und von tragischen Ereignissen eiskalt erwischt. Richard Dübell baut eine ungemein dichte, nahezu greifbare Atmosphäre in seinem Roman auf, die es mir unmöglich machte, mich dem Bann der Teufelsbibel zu entziehen. Oftmals ist die Stimmung düster und bedrohlich, aber Dank perfekt eingebauten Humors, urkomischer Dialoge und zerbrechlicher Romantik, versinkt man nicht in dieser Düsternis, sondern darf immer mal Hoffnung schöpfen und Licht am Horizont erblicken. Der Autor hat ein unglaubliches Gespür für Dialoge. Sie wirken nie konstruiert, sondern strahlen eine unglaubliche Lebendigkeit aus. Sie wirken wie aus dem Leben gegriffen, so als würden die Figuren einfach reden und der Autor habe es aufgeschrieben, und nicht als hätte der Autor seinen Charakteren die Worte in den Mund gelegt. Ja, ich liebe die Dialoge Richard Dübells!
Aber nicht nur die großartigen Dialoge haben mich fasziniert und beeindruckt. Die Figuren - egal wie groß die zu spielende Rolle auch ist, egal ob gut, böse oder unentschlossen, egal ob arm oder reich, egal ob männlich oder weiblich, egal ob Mensch oder Tier- suchen ihres gleichen. Richard Dübell schafft Charaktere, die so lebendig sind, dass man sie hören, sehen, riechen und fühlen kann. Keine Figur war unter ihnen, die mich in der Ausarbeitung enttäuscht oder an der mir etwas gefehlt hat. Sie sind perfekt bis in jede Kleinigkeit ausgearbeitet, sind vielschichtig, glaubwürdig, und voller Vitalität. Selten habe ich solch großartige Figuren angetroffen. Hier ist sogar der fieseste Fiesling faszinierend, der betrügerischste Bettler auf seine Art sympathisch und selbst die Tiere strahlen eine Seele aus. Ich bin restlos begeistert, denn sogar das Lachen der Figuren ist ansteckend… Wunderbar!
Die Ausstattung der gebundenen Ausgabe gefällt mir sehr gut, auch wenn ich ein Lesebändchen und vielleicht eine Karte (ich bin ein Kartenfetischist) vermisst habe. Dafür ist das Personenverzeichnis erfrischend anders und macht neugierig, anstatt zu viel zu verraten und das Nachwort ist sehr ausführlich und amüsant geschrieben, sogar bei der Danksagung hatte ich immer noch ein Grinsen im Gesicht.
Keine Frage, „Die Teufelsbibel“ hat mich davon überzeugt, dass mir lange Zeit ein äußerst interessanter Autor „unterschlagen“ wurde und ich bin mir sicher, dass ich bald wieder zu einem Roman von Richard Dübell greifen werde. „Die Teufelsbibel“ hat mir sehr kurzweilige, spannende und bewegende Stunden beschert. Gerade das letzte Drittel habe ich in einem Rutsch verschlungen und hätte zum Schluss gerne noch weiter gelesen, auch wenn die Geschichte nahezu perfekt zu Ende erzählt war. Nur ein paar winzige Kleinigkeiten blieben in meinen Augen offen, aber wer weiß, vielleicht sollte es auch so sein, oder die Teufelsbibel hatte ihre Finger im Spiel…
Meine Bewertung