Agatha Christie - Meine gute alte Zeit
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Klappentext:
"Da sind wir also alle, die kleine Agatha Miller, die große Agatha Miller, Agatha Christie und Agatha Mallowan; wir gehen unseren Weg - wohin? Das weiß man nicht - und natürlich ist es gerade das, was unser Leben so spannend macht. Ich habe das Leben immer spannend gefunden. Teil zu sein von etwas, das man überhaupt nicht versteht, ist, so meine ich einer der faszinierendsten Aspekte des Lebens. Ich lebe gern: ich bin manchmal völlig verzweifelt, fürchterlich unglücklich und von Leid gequält gewesen, aber ich habe dennoch immer das sichere Gefühl gehabt, dass schon allein am Leben zu sein eine großartige Sache ist. " Es ist diese ungeheure Lebenslust, die Agatha Christies Autobiographie so bemerkenswert macht - wahrhaft das Leben einer großen Frau!
Meine Meinung:
Im Jahre 1965, in Nimrud / Irak, bringt Agatha Christie ihr Leben auf einer ihrer vielen Reisen zu Papier. Es ist eine wunderbare Vorstellung, wie Agatha Christie, in einem kleinen Anbau aus Lehmziegeln sitzt und schreibt, während ihr zweiter Ehemann, Max Mallowan, mit seinen archäologischen Grabungen beschäftigt ist.
Diese Autobiografie ist in weiten Teilen chronologisch abgefasst (mit vielen kleinen Abweichungen) und beginnt demzufolge mit A.C.s. Kindheit. Das besondere an ihren Kindheitserinnerungen ist, dass sie mir seltsam „modern“ vorkamen. Immerhin, A.C. wurde im Jahre 1890 geboren, ihre Kindheit ist also über 100 Jahre her. Das Verhältnis ihrer Eltern untereinander wird sehr liebevoll geschildert, die viktorianische Großmutter ein wenig kompliziert, aber nicht weniger sympathisch.
Das Reisen nimmt schon früh einen großen Stellenwert in Klein-Agathas Leben ein, es ist in ihrer Familie üblich, das eigene Wohnhaus incl. der Bediensteten über die Sommermonate zu vermieten und auf Reisen zu gehen. Auf diesem Wege hat A.C. z. B. Frankreich kennen gelernt und später, allein mit ihrer Mutter, auch Ägypten.
Aus unserer heutigen Sicht scheint die Familie Christie sehr wohlhabend zu sein, allerdings schreibt A.C., dass dem nicht so war, da die Familie maximal 3 Dienstboten beschäftigt hatte und keine eigenen Pferde besaß, ganz zu schweigen von einem Auto, die damals nur vereinzelt auf den Straßen anzutreffen waren.
Auffallend ist auch, dass A.C. anscheinend niemals eine Schule besucht hat. Ihre Mutter fand es unnötig. Französisch lernte sie von ihrem Kindermädchen, sie bekam Klavierunterricht und war ansonsten vogelfrei. Im Alter von ca. 12 Jahren besucht Agatha erstmals für ca. zwei Jahre eine Schule, da ihre spontane Mutter auf die Idee kommt, ihrer jüngsten Tochter könnte etwas Erziehung gut tun. Ihre ältere Schwester und ihr älterer Bruder haben übrigens beide eine Schule besucht.
Erst als Agatha älter wird, als Teenager, junge Frau, als sie ihren ersten Ehemann Archibald Christie kennen lernt, bekommt man auch gefühlsmäßig mit, dass A.C.s Lebenserinnerungen doch eine andere Zeit betreffen.
Es wird oft behauptet, dass A.C. ein sehr konventioneller Mensch war, doch dem kann ich nur bedingt zustimmen. Ich habe A. C. aufgrund dieser Autobiografie zwar auch als traditionell veranlagten Menschen kennen gelernt, aber eben vor allem als eine Frau ihrer Zeit, die einen immens großen Horizont besaß. Besonders mutig fand ich ihre Reise nach Bagdad, kurz nach der Trennung von ihrem ersten Ehemann, ganz allein mit dem Orient-Express. Als Max Mallowan (zweiter Ehemann) ihr einen Heiratsantrag macht, zögert sie zwar aufgrund des Altersunterschiedes von 14 Jahren (die sie ihm voraushat), aber als sie ihn 1930 heiratet, hat sie eine lange und vor allem sehr glückliche Ehe vor sich.
Etwas störend war, dass überhaupt keine Jahreszahlen auftauchten. Dadurch wurde es etwas schwierig, die genaue Zeit, in der wir uns gerade befanden, abzuschätzen. Doch glücklicherweise tat dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Am interessantesten für mich war, wie A. C. zum Schreiben gekommen ist, wie sie Hercule Poirot erfunden hat und viele Jahre später Miss Marple und dass sie sich sehr sehr lange nicht als Schriftstellerin empfunden hat, selbst als sie schon ein beträchtliche Anzahl von Veröffentlichungen vorzuweisen hatte.
Ein kleines Zitat aus dieser liebevollen Ansammlung von Anekdoten möchte ich hier noch niederschreiben. Agatha Christie schreibt hier über ihre eigene Autobiografie:
„…habe ich mich entschlossen, an diesem Buch nicht allzu viel zu ändern. Ich bin schließlich nicht mehr die Jüngste, und es gibt nichts Mühsameres, als alles, was man da geschrieben hat, noch einmal durchzugehen, umzudrehen und in die richtige Reihenfolge zu bringen. Vielleicht rede ich auch nur so vor mich hin – bei Schriftstellern kommt das schon mal vor. Man schlendert die Straße entlang, vorbei an all den Läden und Büros, die man besuchen wollte, spricht zu sich selbst – hoffentlich nicht zu laut -, rollt ausdrucksvoll die Augen und merkt plötzlich, dass die Leute einen anstarren und ängstlich zur Seite weichen – sie halten einen offenbar für verrückt.“
In diesem humorvollen Ton ist das ganze Buch abgefasst.
Mein Fazit: Ein wunderbarer Einblick in das Leben der Agatha Christie, die hier sehr humorvoll über ihr Leben berichtet, auch wenn sie ihre wahren Gefühle dabei außen vor lässt.
P.S. Die hier hätte ich jetzt beinahe vergessen: