Siegfried Lenz: Schweigeminute. Hoffmann und Campe, 128 Seiten, 15,95 EUR. Auch als Hörbüch erhältlich.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
In dieser kleinen, schnell gelesenen Geschichte geht es um die Liebe eines 17jährigen Schülers Christian zu seiner Lehrerin. Die Erzählung setzt mit der Trauerfeier zum Tod der Lehrerin in der Aula der Schule ein. Christian erinnert sich dann in Rückblenden an seine Liebesgeschichte.
Diese Erzählung von Lenz ist in der typischen Art des Autors geschrieben. Der Ton ist leise und melancholisch. Die Geschichte wird gradlinig erzählt, Abschweifungen und große Panoramen findet man hier nicht. Die innewohnende Melodie fesselt und lässt einen von der Geschichte nicht loskommen.
Dennoch frage ich mich, ob diese Art des Erzählens nicht ungeheuer antiquiert ist. Ich will das näher erläutern. Wer war nicht selber einmal in jemanden "Unerreichbaren" wie einen Star oder auch nur einen Lehrer verliebt und weiß um die Schwierigkeiten, die damit entstehen? Bei Lenz gelingt diese Liebe jedoch ohne das Probleme im Weg stehen. Das ganze Leben zeigt sich in einer Einfachheit wie es weder von meinen Freunden noch von mir kenne. Innere Zerreißproben scheint es bei seinen Protagonisten nicht zu geben. Das lässt Wohlfühlstimmung aufkommen (auch wenn der zu Beginn geschilderte Tod den tragischen Ausgang vorwegnimmt). Wenn die Story Wolfgang Rademacher verfilmen würde, dann würde wohl Kitsch entstehen, Lenz umschifft dies durch seinen einmaligen Sprachton, den man auch schon in gleicher Weise in der "Deutschstunde" wiederfindet.
Gruß, Thomas