John Irving - Gottes Werk und Teufels Beitrag

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 9.517 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ninette.

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    Kurzbeschreibung:
    Homer ist anders als die anderen Kinder im Saint-Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionsversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher, zu bleiben - unter der Bedingung, daß er im Waisenhaus mit angeschlossener Entbindungs- und Abtreibungsstation bei Gottes Werk - dem Entbinden - und bei Teufels Beitrag - dem Abtreiben - assistiert. Doch das ist nur der Beginn von Homers Odyssee.


    Teilnehmer:
    Mrs.Dalloway
    Ninette
    lilly
    Cuddles
    elsabina?
    tjaa?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Na, noch keiner da? Dann mache ich mal den Anfang. Ich habe vorhin das 2. Kapitel beendet. Das ist mein erster Irving und bisher gefällt mir der Schreibstil sehr gut.


    Im ersten Kapitel lernen wir Homer Wells, Dr. Larch und das Waisenhaus St. Cloud's kennen. Ich meine, dass ich den Film schon mal gesehen habe, kann mich beim besten Willen aber nicht an Einzelheiten erinnern. Trotzdem habe ich bei Dr. Larch immer Michael Caine vor Augen.


    Die Erlebnisse, die Homer bei seinen Pflegefamilien erlebt, sind ja teilweise echt krass. Zuweilen wirken die Charaktere recht überzogen (aber das scheint wohl Absicht zu sein), aber Irving gelingt es z.B. fabelhaft, die Doppelmoral der Drapers darzustellen.


    Im zweiten Kapitel wird Dr. Larchs Werdegang näher beleuchtet. Die Vorstellung, dass zu dieser Zeit noch Zangen für Abtreibungen benutzt wurden, ist schon ganz schön grauselig. :entsetzt: Auch die restlichen Beschreibungen der medizinischen Vorgänge sind wohl nur was für starke Mägen.
    Ich finde es toll, wie Dr. Larch sich für Frauen in Not einsetzt, ohne viel Aufhebens drumzumachen. Vor allem, wie er dann das Geld der reichen Schnösel auf die Bediensteten verteilt, herrlich. :breitgrins:


    Ich bin gespannt auf eure Eindrücke! :winken:

  • Ich konnte mit dem Buch leider erst gestern anfangen und habe jetzt das erste Kapitel gelesen.


    Die Geschichte um den kleinen Waisenjungen Homer Wells gefällt mit bisher sehr gut. Nachdem er so viele Rückschläge verschiedenster Art mit seinen Adoptivfamilien erleben musste, scheint es ja eher Schicksal zu sein, dass der Junge nach St. Cloud's gehört.


    Sprachlich bin ich noch nicht so gut in der Geschichte drin. Irgendwie schweifen meine Gedanken immer etwas ab und es dauernd dann wieder zwei Absätze oder so bis ich mich wieder fange. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, woran das liegt und hoffe, dass sich das irgendwann geben wird.


    Liebe Grüße,
    Dalloway

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Wah so schnell kanns gehen. Ich habs total verdrängt.
    Aber ich werde heute abend anfangen und hoffe, dass ich ein wenig aufholen kann. Dann gibt es auch meine ersten Eindrücke.


    Was ist nur mit meinem Gehirn los? :rollen:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich habe gestern das 3. Kapitel beendet.


    Den Werdegang von Dr. Larch fand ich sehr interessant. Man kann wirklich spüren, wie verzwicht seine Situation ist, als die Tochter von Mrs. Eames ihn um eine Abtreibung bittet. Einerseits scheint er zu ahnen, dass die Frau ihre Abtreibung wo anders bekommt, wenn er nein sagt, andererseits aber fühlt er sich wohl von der Gesellschaft dazu verpflichtet, den Eingriff abzulehnen.
    Auch die Szene bei den Channing-Peabodys ist geprägt von dieser Doppelmoral. Die Familie verachtet ihn, will ihn aber doch dazu bringen das Kind der Tochter des Hauses abzutreiben. An dieser Stelle lief es mir wirklich eiskalt den Rücken herunter.
    Später dann entscheidet sich Dr. Wilbur Larch dafür, sowohl Gottes Werk, als auch Teufels Beitrag zu praktizieren. Diese Entscheidung hätte in der Gesellschaft wohl für einen Skandal gesorgt, aber da St. Cloud's eigentlich keinen Zugang zu einer Gesellschaft hat, kann er dort in Ruhe seiner sich selbst auferlegten Pflicht nachgehen.


    In Kapitel 3 dann erfahren wir wieder etwas mehr über Homer Wells und die anderen Waisen.
    Homer geht eine Art Beziehung mit Melony ein, von der es mir so vorkommt, als hätte sie ihr Leben eigentlich schon aufgegeben. Sie scheint äußerlich stark zu sein, klammert sich aber verzweifelt an Homer und verlangt ihm das Versprechen ab, sie nicht in St. Cloud's alleine zu lassen.
    Die Beziehung der beiden erinnert Dr. Larch an ein altes Ehepaar und es wird auch erwähnt, dass Homer seine Kindheit sozusagen übersprungen hat.
    Außerdem wird Homer zum Assistenten von Dr. Larch ausgebildet. Er studiert die Medizinbücher und darf bei den Operationen helfen.


    Meine anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Buch habe ich mittlerweile überwunden und komme nun sehr gut voran. Die Charaktere sind mir allesamt sehr sympathisch und die Sprach gefällt mir auch mit jeder Seite besser.


    Liebe Grüße,
    Dalloway

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Hallo!


    Ich habe gestern mit Kapitel 5 angefangen (nebenbei bemerkt: das sind ja ziemlich lange Kapitel :ohnmacht:) und das Buch gefällt mir immer besser. Es werden mehr Personen und Handlungsorte eingeführt und es geschieht so viel, dass ich gar nicht weiß, was ich alles erwähnen soll. Einerseits gibt es viele skurrile Situationen und Szenen, andererseits aber auch viele, die nachdenklich stimmen.



    In Kapitel 3 dann erfahren wir wieder etwas mehr über Homer Wells und die anderen Waisen.
    Homer geht eine Art Beziehung mit Melony ein, von der es mir so vorkommt, als hätte sie ihr Leben eigentlich schon aufgegeben. Sie scheint äußerlich stark zu sein, klammert sich aber verzweifelt an Homer und verlangt ihm das Versprechen ab, sie nicht in St. Cloud's alleine zu lassen.
    Die Beziehung der beiden erinnert Dr. Larch an ein altes Ehepaar und es wird auch erwähnt, dass Homer seine Kindheit sozusagen übersprungen hat.


    Die Beziehung zwischen den beiden mutet auch etwas komisch an für mich, dass sie miteinander schlafen, wird auch nur so nebenbei erwähnt. Allerdings wird auch gesagt, dass die beiden wohl nichts miteinander angefangen hätten, wenn sie nicht in St. Cloud's gewesen wären. Dort ist es aber schon fast unvermeidlich gewesen, da sie anscheinend die einzigen Vertreter ihrer Altersklasse sind.
    Ich denke, Melony weiß genau, dass die Zukunft für sich nicht unbedingt rosig aussieht und daher entwickelt sich ihre Wut. Und deswegen scheint sie sich auch ein wenig an Homer zu klammern, weil er doch eine Art Stütze für sie ist.


    Neben St. Cloud's haben wir nun einen weiteren Schauplatz: die Apfelplantage in Heart's Rock (oder war es Heart's Haven :gruebel:). An Wally und Candy kann ich mich noch aus dem Film erinnern und dass die beiden irgendwann auf Homer treffen, was wohl geschehen wird, da Candy eine Abtreibung vornehmen will.


    Unter den skurrilen Situationen möchte ich die Jagd von Dr. Larch nach seiner Leiche hervorheben - allein die Vorstellung. :breitgrins:


    Was wohl noch wichtig werden wird, ist Homers Entscheidung, keine Abtreibungen durchzuführen. Ich denke, das birgt einiges an Konfliktpersonal, auch wenn er sagt, dass er dadurch Dr. Larch nicht weniger achtet.


    Ich habe übrigens gerade bei der Stelle aufgehört, als Wally und Candy am Bahnhof in St. Cloud's ankommen und der Gehilfe des Bahnhofsvorstehers denkt, sie würden den Leichenwagen fahren. Auch hier musste ich wieder ordentlich grinsen. :breitgrins:


    LG
    Cuddles

  • Ich bin gerade mit Kapitel 5 fertig geworden.


    Aber erstmal ein paar Kommentare zu Kapitel 4.
    Herr Irving scheint meine Gedanken lesen zu können. Ich habe gestern den Eintrag hier von Cuddles gelesen, da ich die Geschichte schon ein bisschen aus dem Film kenne (wenn auch nicht mehr im Detail) und dachte mir: "Candy!? Was für ein doofer Name. Ich hab die doch als schöne, kluge, selbstbewusste Frau in Erinnerung...". Und genau das thematisiert John Irving dann im 4. Kapitel. Der Name ist wohl wirklich der einzige Makel an Candy.


    Generell ist mir aufgefallen, dass der Autor wohl viel Wert auf seine Namen legt. Die Namen an sich drücken häufig sehr viel Humor aus oder verweisen auf Werke von Charles Dickens. Auch bei den Namen Candy Kendall und Wally Worthington mit den beiden Alliterationen musste ich erst einmal grinsen.


    [hr]


    Kapitel 5 ist dann ja ganz schön emotionsgeladen.
    Erst gibt es den Streit zwischen Dr. Larch und Homer, der sich dazu entschlossen hat, keine Abtreibungen durchzuführen. Obwohl Dr. Larch einverstanden ist, zwingt er Homer bei einer Abtreibung zuzusehen. Ich kann diese Entscheidung in Bezug auf die Biographie von Dr. Larch schon verstehen, aber verstehe auch Homer, der das als unnötig erachtet.


    Dann kommen also Candy und Wally an.
    Die Szene im Auto mit den beiden Waisen fand ich wirklich schön. John Irving schafft es hier, Candy als Mutterfigur hinzustellen, obwohl der Leser von der Abtreibung weiß. Ich fand es schön geschildert, wie sie auch gegen ihre eigenen Mutterinstinkte ankämpfen muss.


    Als nächstes kommt dann das Angebot Wallys, Homer einfach mitzunehmen.
    Bewegt haben mich an dieser Stelle sehr die Gefühle von Dr. Larch. Einerseits weiß er, dass sein Herz daran zerbrechen würde, Homer zu verlieren. Andererseits aber will er Homer eine Alternative zur Medizin bieten und das ist ihm in St. Cloud's nunmal nicht möglich.
    Als Homer und Dr. Larch sich dann (endlich) ihre Gefühle für einander eingestehen, musste ich doch die ein oder andere Träne verdrücken, was mir sehr selten passiert.
    Die Gefühle der Einwohner von St. Cloud's brodeln ja richtig über, als Homers Abreise bekannt wird. Der arme Curly Day fühlt sich verraten und die unglücklich verliebte Melony verlassen.
    Und in diesem Chaos der Emotionen sorgt der Autor noch dazu für jede Menge Chaos in Form des dusseligen Bahnhofvorstehergehilfen. Ich wusste in diesem Kapitel wirklich oft nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, weil alles einfach so traurig und chaotisch gleichzeitig war. Der tote Bahnhofvorsteher war dann zudem noch so skurril und unwirklich...


    Dieses Kapitel wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben, was das Buch für mich jetzt schon zu einem kleinen Juwel macht und dafür sorgt, dass es bestimmt nicht mein letztes Buch von John Irving sein wird.


    Und nun lasse ich St. Cloud's leider hinter mir und begebe mich in ein neues Abenteuer namens Ocean View. Und dazu trinke ich passenderweise den selbstgemosteten Apfelsaft, den ich hier rumstehen habe. Sehr lecker.


    [hr]


    Eine Frage am Rande habe ich aber noch: Was ist denn Cider? Ich dachte immer, dass das Apfelwein wäre, aber wenn Wally den an die Kinder verteilen will, dann sollte es doch bedeuten, dass das etwas Alkoholfreies ist, oder?

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ja stimmt, in Kapitel 5 gibt es die geballte Ladung an Emotionen. Besser als du hätte ich es nicht beschreiben können. Vor allem als dann Homer geht und sich alle nicht dementsprechend verabschieden können, weil es ja nur ein Abschied für zwei Monate wäre.


    Ich habe jetzt Kapitel 6 durchgelesen. Hier geht es vornehmlich um Homers Erlebnisse auf der Apfelplantage Ocean View, aber auch St. Cloud's verlassen wir nicht völlig. Am meisten berührt hat mich Dr. Larches sehnsüchtiges Warten auf einen Brief von Homer - während er gleichzeitig zu stolz ist, den ersten Brief zu schreiben.
    Und dann kommen anscheinend weitere Veränderungen auf St. Cloud's zu, wenn es nach den neuen Mitgliedern im Ausschuss geht. Bei dieser Szene ist mir das erste Mal klargeworden, wie alt Dr. Larch und die Schwestern eigentlich sind. Ich habe mir alle immer viel jünger vorgestellt. Irgendwie habe ich das komische Gefühl, dass bald in St. Cloud's nichts mehr so sein wird wie es war.


    Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum Dr. Larch Fuzzy Stone als seinen Nachfolger "kreiert" - er hofft wohl, dass Homer diese Rolle einnimmt? Aber wie soll das funktionieren?


    @Cider
    Eigentlich Cider nicht viel anders als Cidre (Apfelwein), aber in den USA gibt es da noch mal eine Unterscheidung:


    Zitat von Wikipedia

    In den USA bezeichnet Cider heute ein alkoholfreies Getränk auf der Basis von Apfelsaft, das ebenfalls durch einen Fermentationsprozess entsteht und dort sowohl naturtrüb als auch klar vertrieben wird.


    Und nun auf ins nächste Kapitel, in dem, wenn man dem Titel glauben darf, wohl der Krieg eine größere Rolle einnehmen wird...

  • Wahwah
    Ich bin jetzt erst in Kapitel 2 angelangt....und hinke damit Meilenweit hinterher.
    Ich finde es sprachlich sehr schön zu lesen und habe mich jetzt schon mit Homer "angefreundet".
    Die Beschreibungen der zwei Schwestern als die eine die verliebt ist und die andere die es nicht ist, hat mich doch zum Schmunzeln gebracht.
    Irgendwie hat Homer kein Glück mit Pflegeeltern, aber er scheint sich ja eh in St. Cloud's zuhause zu fühlen.

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  • Ich bin gerade mit Kapitel 8 fertig geworden und schreibe jetzt mal so meine Eindrücke zu den Kapiteln 6, 7 und 8.


    Kapitel 6:
    Homer Wells hat St. Cloud's also verlassen und lebt jetzt zusammen mit Wally und Candy auf der Apfelplantage Ocean View. Dort scheint es ihm recht gut zu gehen und er macht viele neue Erfahrungen, wie z. B. einen Besuch im Autokino.



    aber auch St. Cloud's verlassen wir nicht völlig. Am meisten berührt hat mich Dr. Larches sehnsüchtiges Warten auf einen Brief von Homer - während er gleichzeitig zu stolz ist, den ersten Brief zu schreiben.


    Bei dieser Szene war ich auch wieder recht emotional. Ich hatte so Mitleid mit Dr. Larch, obwohl ich auf der anderen Seite auch beide am liebsten beschimpft hätte, warum sie es sich so schwer machen.
    Anfangs hatte ich bei dem Buch im Allgemeinen übrigens Zweifeln, wohin die Geschichte führen würde. Mittlerweile bin ich aber so weit, dass ich das Buch hauptsächlich als Vater-Sohn-Geschichte lese, was mir sehr gut gefällt. Ich finde es bemerkenswert, dass man die Gedanken von allen Personen erfährt, was einen das Buch sehr viel neutraler empfinden lässt, wie ich finde. Man kann sich in alle gut hineinversetzen und leidet mit jeder Figur mit.



    Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum Dr. Larch Fuzzy Stone als seinen Nachfolger "kreiert" - er hofft wohl, dass Homer diese Rolle einnimmt? Aber wie soll das funktionieren?


    So genau verstanden habe ich das auch nicht. Ich habe es aber dann so interpretiert, dass Dr. Larch Fuzzys Geschichte aus zwei Gründen weitergeschrieben hat. Einerseits denke ich, dass er selbst Probleme damit hatte den Tod von Fuzzy zu verarbeiten und das Aufschreiben für ihn eine Art Befreiung war.
    Andererseits scheint es wohl so, dass er wirklich hofft, dass Homer sich für eine Arztkarriere entscheidet und St. Cloud's (scheinbar dann unter dem Namen Fuzzy Stone) übernimmt. Irgendwie erscheint mir das aber trotzdem noch nicht ganz stimmig. Mal sehen, wie sich das weiterentwickelt.


    zu Kapitel 7:


    In Kapitel 7 kommen die Apfelplücker auf die Plantage, womit John Irving nun auch noch das Thema Rassismus anschneidet. Homer versteht sich mit ihnen sehr gut, obwohl ihm das Ciderpressen nicht ganz so gut zu gefallen scheint.


    Außerdem darf man in Kapitel 7 das Schicksal von Melony nicht vergessen. Melony hat St. Cloud's ebenfalls verlassen, um Homer zu suchen. Mir war während der Kapitel, die in St. Cloud's spielten, gar nicht bewusst, wie ernst Melony die Beziehung zu Homer war. Anscheinend war Homer dies auch nicht bewusst, sonst würde er wohl damit rechnen, dass Melony nicht mehr in St. Cloud's ist, sondern sich so durchkämpft und jeden nach Ocean View befragt. Die Szene als Melony aus Jane Eyre vorgelesen hat war wirklich wieder einmal sehr berührend. Ich konnte ich gut in sie hineinversetzen und so robust und wütend sie oft auch beschrieben wird, innerlich ist sie wohl doch nur ein kleines, verletztes Mädchen.


    zu Kapitel 8:
    In Kapitel 8 erfährt Homer nun schließlich von seinem "Herzfehler". Die Motive Dr. Larchs kann ich hier gut verstehen. Er liebt Homer und will ihn vor dem Krieg bewahren. Da mir Homer auch gar nicht der Typ für den Krieg zu sein scheint, finde ich das nicht weiter schlimm. Natürlich ist die Nebenwirkung dieser Lüge, dass Homer häufig wie ein rohes Ei behandelt wird.


    In Kapitel 8 gibt es dann auch so etwas wie eine Schlüsselszene.
    Candy und Homer gestehen sich ihre gegenseitige Liebe füreinander. Gleichzeitig scheint ihre Situation aber auch aussichtslos, da Candy "damit aufgewachsen ist, Wally zu lieben" (S. 538). Wieder einmal kochen die Emotionen über, da zeitgleich Melony noch erfahren muss, wie nahe sie Homer dran war.


    Außerdem ist Amerika nun auch in den Krieg verwickelt, weshalb sich Wally freiwillig gemeldet hat. Homer und Candy helfen derweil als Krankenpfleger, wobei es Homer schwer fällt, sich unwissend zu stellen. Hier wurde für mich sehr deutlich, dass Homer der geborene Arzt ist. Es wird beschrieben, dass er nicht froh darüber ist, in einem Krankenhaus zu arbeiten, aber sich schon nach sehr kurzer Zeit sehr wohl dabei fühlt. Mir scheint es, als würde Homer vor seinem Schicksal davonlaufen. Ich weiß nicht, ob er es aus Trotz tut und den Weg, den Dr. Larch ihm geebnet hat einfach nicht gehen will.
    Der arme Dr. Larch tut mir so leid. Homer hat ihm ja nicht einmal eine Karte zu Weihnachten geschickt. (Dr. Larch hat sich übrigens zu meiner Lieblingsfigur entwickelt!)


    Kapitel 8 endet dann noch mit einem Paukenschlag. Homer erfährt von Candy, dass Wallys Flugzeug über Birma abgeschossen wurde.


    [size=7pt]Huch! Das war jetzt aber ein langer Eintrag![/size]

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  • Eine Frage habe ist mir gerade noch eingefallen. Betrifft Kapitel 7.


    Ich verstehe nicht ganz, warum Meany Hide absichtlich Löcher in die Kondome bohrt. Kann mir das jemand erklären?

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  • Hallo,


    bei der Stelle habe ich heute mittag aufgehört zu lesen und war erst mal ziemlich entsetzt. :entsetzt:
    Ich verstehe es auch nicht, da verteilt er so freigiebig die Kondome, so dass er davon ausgehen muss, dass die auch benutzt werden. Das heißt, er nimmt einfach so in Kauf, dass dadurch ungewollte Schwangerschaften entstehen können. Was ist bloß seine Motivation so etwas zu tun? Einfach nur aus Spaß??


    Ach ja, ist das mit den Kondomen nicht eigentlich Herb Fowler? :gruebel:


    Wohin die Geschichte gehen wird, konnte ich anfangs auch überhaupt nicht sagen. Aber du hast schon Recht, im Prinzip ist es eine Vater-Sohn-Geschichte.


    Dann werde ich jetzt erst mal Kapitel 7 und 8 zu Ende lesen, ich bin nämlich schon neugierig, was so alles in deinem letzten Beitrag stand. :zwinker:


    LG
    Cuddles


  • Ach ja, ist das mit den Kondomen nicht eigentlich Herb Fowler? :gruebel:


    Richtig. (Wie Homer Wells sagen würde. :zwinker:) Da hab ich wohl was durcheinander gebracht.



    Wohin die Geschichte gehen wird, konnte ich anfangs auch überhaupt nicht sagen. Aber du hast schon Recht, im Prinzip ist es eine Vater-Sohn-Geschichte.


    Ich denke, dass das Buch so viele verschieden Themen anbietet, dass man es auf so viele verschiedene Arten lesen kann. Mir persönlich (und dir anscheinend auch, Cuddles) gefällt der Vater-Sohn-Plot wirklich am besten. Ich kann mich hier mit Homer und Dr. Larch gut identifizieren. Sie sind beide zu stolz und sich nicht sicher, wie viele Gefühle sie zulassen dürfen, da sie ja gar nicht wirklich verwandt sind.
    Die Liebesgeschichte bietet sich natürlich auch noch als Haupthandlungsstrang an, aber irgendwie werde ich mit Candy nicht ganz so warm. Ich mag sie schon, aber im Vergleich zu vielen anderen Charakteren im Buch erscheint mir ihrer einfach sehr flach. Sie ist das hübsche, beneidenswerte Mädchen, dass leider zwei Männer liebt. Mehr aber auch nicht.

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  • So, Kapitel 9 und 10 wären dann auch gelesen.


    Kapitel 9
    Wally ist also über Birma abgestürzt und so langsam finden sich alle mit dem Gedanken ab, dass er wohl nicht mehr zurückkommt. Eines Nachts geben sich Homer und Candy dann schließlich ihrer Leidenschaft hin und schlafen miteinander. Und wie es zu erwarten war, wird Candy wieder schwanger.
    Die beiden gehen daher nach St. Cloud's, wo Candy ihr Kind bekommt und nach der Rückkehr erzählen sie allen, dass ihr Sohn Angel adoptiert wäre. Die Szenen in St. Cloud's fand ich in diesem Kapitel besonders schön. Die Waise Homer hat nun endlich eine wirkliche Familie und zu dritt gefällt es ihnen sehr gut in St. Cloud's. Auch Dr. Larch ist natürlich sehr froh darüber, dass Homer wieder "zuhause" ist.
    Eines Tages trifft dann aber doch ein Telegramm ein, in dem Olive den beiden mitteilt, dass Wally lebt. Er ist noch nicht wieder in Ocean View, aber man weiß schon, dass er gelähmt sein wird.


    Kapitel 10
    Wie der Titel des Kapitels schon verrät spielt das Kapitel tatsächlich 15 Jahre nach den vorhergehenden Erlebnissen, was zunächst einmal etwas verwirrend ist. Ich konnte mir Homer hier nicht so ganz als Erwachsenen vorstellen... für mich wird er wohl immer der kleine Homer Wells bleiben. :zwinker:
    Candy und Homer haben die schwierige Situation vor 15 Jahren also folgendermaßen geregelt: Candy hat den gelähmten Wally geheiratet. Homer und Angel leben aber bei ihnen mit im Haus und Homer und Candy schlafen regelmäßig miteinander. Diese Situation scheint sehr kompliziert zu sein, aber eigentlich sind alle relativ glücklich damit. Niemand wurde bei dieser Lösung verletzt, auch wenn niemand so wirklich richtig sein Glück gefunden hat. Angel glaub übrigens immernoch, er wäre eine Waise, nennt Homer aber liebevoll "Pop" und akzeptiert Candy als Mutter und Wally als zweiten Vater.
    Währenddessen erfährt man endlich was es mit der erfundenen Identität Fuzzy Stones auf sich hat. Dr. Larch verfolgt wirklich den Plan, sich selbst als Abtreiber zu stellen und Homer Wells (als Fuzzy Stone) zu seinem Nachfolger zu machen. Es ist allerdings noch nicht klar, wie sich Homer entscheiden wird.


    Auch für Melony ist das Leben weitergegangen. Seit 15 Jahren ist sie nun fest mit Lorna zusammen und hat die Suche nach Homer aufgegeben. Als Lorna aber schwanger wird, schickt sie sie umgehend nach St. Cloud's und wirft sie aus der Wohnung. Nun macht sich Melony doch wieder auf die Suche nach Homer und findet ihn auch tatsächlich.
    Als sie Homer sieht ist sie aber sehr enttäuscht. Sie durchschaut sofort, dass Angel der Sohn von Homer und Candy ist, Candy aber mit Wally verheiratet ist. Melony wirft Homer an den Kopf, ein Lügner zu sein, was auf Homer auch Eindruck macht. Er beschließt, Wally und Angel endlich alles zu sagen.
    Diese Szene fand ich wieder sehr berührend, da auf der einen Seite Melonys Enttäuschung steht, die der Leser (oder zumindest ich) mit ihr teilt. Auch der Leser hat hier schon längst erkannt, dass Homer eigentlich als Arzt nach St. Cloud's gehört und nicht zum Äpfelpflücken geboren wurde. Auf der anderen Seite steht die Selbsterkenntnis Homers, der diese Wahrheit wohl auch endlich einzusehen scheint.


    Nun bin ich wirklich gespannt, wie es wohl weitergeht. Wird Homer nach St. Cloud's zurückkehren, wo er meiner Meinung nach schon immer hingehört hat? Wird er doch noch Arzt werden? Was wird aus Angel, Candy und Wally? Und wie endet die Geschichte für Dr. Larch?


    Liebe Grüße,
    Dalloway (die sich nach der Arbeit über das letzte Kapitel hermacht)

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  • So, gestern abend bin ich fertig geworden. :klatschen:
    Ehrlichgesagt tut es mir gerade ein bisschen leid, dass ich schon so ein Tempo vorgelegt habe, aber ich hatte einfach relativ viel Zeit und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.


    Das letzte Kapitel:
    Homers Sohn Angel hat sich in die Tochter von Mr. Rose, Rose Rose, verliebt. Die beiden verbringen auch relativ viel Zeit miteinander, aber es scheint Rose nicht gut zu gehen.
    Irgendwann erzählt sie Angel dann, dass sie wieder schwanger wäre und das Kind nicht bekommen will. Angel will ihr helfen und sagt Homer, Candy und Wally bescheid. Daraufhin ruft Homer in St. Cloud's an und erfährt von dem schlimmen Vorfall.


    Mit "schlimmen Vorfall" meine ich natürlich den Tod von Dr. Larch, dem ich hier gerne einen eigenen Absatz gönnen möchte. Ich habe es ja schon lange geahnt und daher kam es nicht wirklich überraschend, dass der gute Dr. Larch das Buch nicht überlebt. Trotzdem hat es mich ziemlich schwer getroffen. Ich habe auch die ein oder andere Träne vergossen, als er im Ätherrausch erstickt ist.


    Na gut, zurück zur Geschichte. Homer erfährt vom Tod von Dr. Larch, was ihn natürlich auch ziemlich mitnimmt. Er besinnt sich aber schnell wieder und will die Abtreibung selbst durchführen.
    Candy holt währenddessen Rose Rose aus dem Ciderhaus und bekommt mit, wer der Vater des ungewollten Kindes ist: Mr. Rose! :entsetzt:
    Auch das kam nicht wirklich überraschend, aber nichts desto trotz war es sehr unangenehm das schwarz auf weiß zu lesen.
    Homer führt dich Abtreibung dann tatsächlich durch. Am nächsten Tag ist Rose Rose verschwunden und Mr. Rose sitzt mit einer Decke zugedeckt vor dem Ciderhaus. Es dauert sehr lange, bis der Leser erfährt, dass Rose ihren Vater mit einem Messer in die Leber gestochen hat und ihr Vater langsam verblutet und somit stirbt.


    Aber das letzte Kapitel hat auch eine gute Seite: Homer erkennt endlich wo er hingehört!!! (Yeah! :klatschen:)
    Nach dem Tod von Dr. Larch und nach der Abtreibung, bei der er wohl gemerkt hat, dass er doch letztendlich etwas gutes bewirkt, beschließt Homer unter dem Namen Fuzzy Stone St. Cloud's zu übernehmen und weiterhin nicht nur die Kinder, sondern auch die Mütter zu retten.
    Wally und Angel erfahren im letzten Kapitel auch noch die Wahrheit. Diese Gespräche bekommt der Leser aber nicht mit. Man erfährt nur das Resultat. Beide scheinen es sehr positiv aufgenommen zu haben, da sich alle trotz der Distanz häufig sehen.


    Und wem galten die letzten Worte des Buches? - Melony!
    Das fand ich sehr nett von John Irving. Melony ist bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen und ihre Leiche wurde nach St. Cloud's geschickt... zu medizinischen Zwecken. Homer (bzw. Fuzzy Stone :zwinker:) entscheidet sich aber dafür, ihr ihre letzte Ruhe zu gönnen und zwar dort, wo auch sie hingehört: in St. Cloud's!


    Das Ende hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der einzige Wehrmutstropfen war, dass der arme Dr. Larch nichts mehr von Homers Entscheidung mitbekommen hat.

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  • Hallo zusammen,


    ich bin noch nicht fertig, da ich zwischendurch auch immer mal wieder "Great expectations" von Charles Dickens weiterlese. "Gottes Werk und Teufels Beitrag" hat mich nämlich nachhaltig daran erinnert, dass ich dieses Buch noch angefangen hier rumliegen habe. :breitgrins:



    Ich denke, dass das Buch so viele verschieden Themen anbietet, dass man es auf so viele verschiedene Arten lesen kann. Mir persönlich (und dir anscheinend auch, Cuddles) gefällt der Vater-Sohn-Plot wirklich am besten. Ich kann mich hier mit Homer und Dr. Larch gut identifizieren. Sie sind beide zu stolz und sich nicht sicher, wie viele Gefühle sie zulassen dürfen, da sie ja gar nicht wirklich verwandt sind.
    Die Liebesgeschichte bietet sich natürlich auch noch als Haupthandlungsstrang an, aber irgendwie werde ich mit Candy nicht ganz so warm. Ich mag sie schon, aber im Vergleich zu vielen anderen Charakteren im Buch erscheint mir ihrer einfach sehr flach. Sie ist das hübsche, beneidenswerte Mädchen, dass leider zwei Männer liebt. Mehr aber auch nicht.


    Ja, die Liebesgeschichte finde ich auch nicht so ergiebig, vor allem da Homers Gefühle zu Candy und umgekehrt eigentlich kaum geschildert werden. Es wird einmal erwähnt, dass er verliebt und das war es fast auch schon. Da werden die Gefühle von Dr. Larch und Homer in bezug aufeinander viel ausführlicher geschildert.


    Ich habe vorhin das 8. Kapitel beendet.


    In Kapitel 7 erfahren wir, wie es Melony inzwischen ergeht, und die Pflücker kommen nach Ocean View.



    Mir war während der Kapitel, die in St. Cloud's spielten, gar nicht bewusst, wie ernst Melony die Beziehung zu Homer war. Anscheinend war Homer dies auch nicht bewusst, sonst würde er wohl damit rechnen, dass Melony nicht mehr in St. Cloud's ist, sondern sich so durchkämpft und jeden nach Ocean View befragt.


    Das war mir auch nicht bewusst und fand es recht überraschend. Aber man auch bedenken, dass Melony mit Homer ihren wichtigsten Bezugspunkt verloren hat, zudem hat er noch sein Versprechen gebrochen. Von daher kann ich schon nachvollziehen, dass sie sich auf die Suche macht.


    Ich bin froh, dass Irving beim Thema Rassismus nicht die Holzhammermethode verwendet, sondern das ganze etwas subtiler angeht. Am eindruckvollsten fand ich daher die Szene, als Homer mit Mr. Rose auf den Jahrmarkt und sie dort von den Leuten angestarrt werden.


    In Kapitel 8 gestehen sich Homer und Candy gegenseitig ihre Liebe. Trotzdem kann/darf nichts zwischen ihnen passieren, da es ja auch noch Wally gibt. Ich kann Homer verstehen, dass er irgendwann ungeduldig wird, so eine Situation ist bestimmt alles andere als angenehm. Aber auch in Candys Haut möchte ich nicht stecken. Sehr verzwickte Sache, das.



    Hier wurde für mich sehr deutlich, dass Homer der geborene Arzt ist. Es wird beschrieben, dass er nicht froh darüber ist, in einem Krankenhaus zu arbeiten, aber sich schon nach sehr kurzer Zeit sehr wohl dabei fühlt. Mir scheint es, als würde Homer vor seinem Schicksal davonlaufen. Ich weiß nicht, ob er es aus Trotz tut und den Weg, den Dr. Larch ihm geebnet hat einfach nicht gehen will.


    Ich hab auch das Gefühl, dass er es aus Trotz tut. Denn eigentlich scheint er wie gemacht für den Arztberuf, wenn er schon einiges besser weiß als angesehene Ärzte oder sein Biologielehrer.


    Ich find es auch schade, wie Homer Dr. Larch behandelt. Diesen Fragebogen füllt er erst nach nochmaliger Aufforderung aus und auch eine Weihnachtskarte hat er vergessen zu schicken. Aber ich finde, dass kann auch die ganz normale Abnabelung des heranwachsenden Jungen von seiner "Familie" sein. Ich hoffe doch sehr, dass Dr. Larch und Homer irgendwann wieder zueinander finden. Zumal Dr. Larch auch nicht mehr der Jüngste ist. :sauer:


    So, auf zum nächsten Kapitel. :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Cuddles ()


  • Ich bin froh, dass Irving beim Thema Rassismus nicht die Holzhammermethode verwendet, sondern das ganze etwas subtiler angeht. Am eindruckvollsten fand ich daher die Szene, als Homer mit Mr. Rose auf den Jahrmarkt und sie dort den Leuten angestarrt werden.


    Da stimme ich dir zu. Ich finde, dass man beim Lesen eigentlich gar nicht wahrnimmt, dass Mr. Rose und die anderen Pflücker Schwarze sind. Sie verhalten sich genauso wie weiße Arbeiter und Homer arbeitet ja auch mit. Daher wirkt es vielleicht umso erschreckender, wie Außenstehende auf die beiden reagieren. Auch Homer scheint sich darüber ja zunächst gar nicht bewusst zu sein.



    Ich find es auch schade, wie Homer Dr. Larch behandelt. Diesen Fragebogen füllt er erst nach nochmaliger Aufforderung aus und auch eine Weihnachtskarte hat er vergessen zu schicken. Aber ich finde, dass kann auch die ganz normale Abnabelung des heranwachsenden Jungen von seiner "Familie" sein. Ich hoffe doch sehr, dass Dr. Larch und Homer irgendwann wieder zueinander finden. Zumal Dr. Larch auch nicht mehr der Jüngste ist. :sauer:


    Mit dem Abnabelungsprozess hast du sicher recht, aber ich war trotzdem sehr sauer auf Homer. Gerade als Waise sollte man sich doch darüber im Klaren sein, wie wichtig es ist, dass man Menschen hat, die einen lieben.
    Andererseits war es für mich als Leserin aber schön, dass Homer auch negative Seiten hat. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Charaktere als durchweg positiv beschrieben werden. Niemand ist perfekt!

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Guten Abend,


    so langsam nähere ich mich auch dem Ende, Kapitel 9 und 10 sind gelesen.


    Schön fand ich in Kapitel 9 die Zeit, die Candy und Homer in St. Cloud's verbracht haben, wie eine wirkliche kleine Familie. Ich fand es auch niedlich, dass Dr. Larch sich so freut, weil mit Candy endlich mal eine glückliche Schwangere nach St. Cloud's gekommen ist. Aber andererseits ist klar, dass diese Zeit nicht von Dauer sein kann.


    Zu Kapitel 10:


    Ich hatte auch erst Probleme, mir alle 15 Jahre älter vorzustellen. :zwinker: Vor allem wird irgendwo erwähnt, dass Homer in den Vierzigern sei. Aber wie alt müssten dann Homer und Candy gewesen sein, als sie Angel zeugten? Ich dachte, sie wären so Anfang 20... :gruebel:
    Nun ja, wie gesagt, haben sich alle anscheinend irgendwie arrangiert, was mir zuerst ziemlich komisch vorkam, zumindest Wally muss doch was gemerkt haben. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er das alles so stillschweigend akzeptiert. Oder er muss wirklich ein Engel sein. Aber Homer will ja schließlich reinen Tisch machen. Ob er wirklich dazukommt, wird am Ende dieses Kapitels nicht ganz klar.


    Dr. Larch ist schon in den Neunzigern... das kann ich mir auch schlecht vorstellen. Vielleicht weil ich bei 90 Jahren immer nur an alte Tattergreise denke, aber Dr. Larch ist ja wohl noch imstande seinen Beruf auszuüben. Na ja, Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. :breitgrins:


    Ob Homer wirklich zurück nach St. Cloud's kommt? Ich hoffe es doch sehr! Auf ins letzte Kapitel! :klatschen:


    Ach ja, was mir gerade noch einfällt: Als Wally Homer eine reinhaut, weil er mal wieder "Richtig." gesagt hat, konnte ich das ziemlich gut nachfühlen. Ich glaube, wenn ich Homer im echten Leben kennen würde, würde mich das auch irgendwann in den Wahnsinn treiben. :breitgrins:

  • So, nun bin ich auch fertig geworden. Insgesamt ein sehr schönes Buch, was mir sehr gut gefallen hat, vor allem das Ende. Ein wenig traurig, aber nicht zu kitschig. :smile:


    Zum letzten Kapitel:


    Hier passiert ja einiges! Tragisch ist natürlich der Tod von Dr. Larch - ausgerechnet am Äther erstickt er.


    Dass Mr. Rose seine Tochter vergewaltigt, habe ich einige Zeit schon befürchtet, aber direkt davon zu lesen, hat mich dann doch ziemlich wütend gemacht. :grmpf: Ich hoffe nur, dass Rose ihren Weg geht. Schade, dass wir da nichts Näheres erfahren.


    Toll ist natürlich auch die Entwicklung von Homer. Erst hilft er Rose, indem er die Abtreibung bei ihr vornimmt und dann kehrt er doch tatsächlich in sein wahres Zuhause zurück. :herz:


    Angel und Wally erfahren endlich die Wahrheit, wobei ich es komisch finde, dass Wally anscheinend so besonnen reagiert. Ok, er hat wohl die ganze Zeit schon etwas geahnt, aber ist er denn nicht zumindest ein wenig eifersüchtig?


    Schade, dass Melonys Tod quasi in einem Nebensatz abgehandelt wird. Ihre Ehrlichkeit hat mir sehr imponiert. Trotzdem bildet ihr Begräbnis in St. Cloud's einen stimmungsvollen Schlusspunkt dieses Romans.


    LG
    Cuddles :winken:


  • Ach ja, was mir gerade noch einfällt: Als Wally Homer eine reinhaut, weil er mal wieder "Richtig." gesagt hat, konnte ich das ziemlich gut nachfühlen. Ich glaube, wenn ich Homer im echten Leben kennen würde, würde mich das auch irgendwann in den Wahnsinn treiben. :breitgrins:


    Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, wie häufig ich "Richtig" sage. Ich hoffe, das stört die Menschen in meiner Umgebung nicht.
    Wenn ich jetzt (nach dem Buch) aber immer "Richtig" sage, dann muss ich nebenbei auch noch dümmlich grinsen, was mir dann doch etwas peinlich ist. :redface:



    Angel und Wally erfahren endlich die Wahrheit, wobei ich es komisch finde, dass Wally anscheinend so besonnen reagiert. Ok, er hat wohl die ganze Zeit schon etwas geahnt, aber ist er denn nicht zumindest ein wenig eifersüchtig?


    Ich denke auch, dass er etwas leidenschaftlicher reagieren hätte können, wobei man ja aber die direkte Reaktion gar nicht erfährt. Vielleicht hat es ihm hier auch geholfen zu wissen, dass Homer wieder nach St. Cloud's zurückkehren wird.



    Schade, dass Melonys Tod quasi in einem Nebensatz abgehandelt wird. Ihre Ehrlichkeit hat mir sehr imponiert. Trotzdem bildet ihr Begräbnis in St. Cloud's einen stimmungsvollen Schlusspunkt dieses Romans.


    Das habe ich ganz anders empfunden. Mir kam es nicht so vor, als würde ihr Tod im Nebensatz abgehandelt werden. Ganz im Gegenteil fand ich es sehr erstaunlich, dass Irving Melony (einer Nebenfigur) den letzten Satz gönnt. Das zeigt für mich, wie sehr er diese Figur gemocht haben muss.
    Dieses Ende hat mir sehr gut gefallen, da es dann letztendlich doch kein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende war, sondern man noch einmal an die Sterblichkeit erinnert wird und dass nichts für die Ewigkeit ist.


    Liebe Grüße,
    Dalloway

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)