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Originaltitel: Star of the Sea
November 1847: Die große Hungersnot kostet in Irland täglich hunderte Menschenleben. Einige der von ihrem Land vertriebenen Bauern versuchen der bitteren Armut durch Auswanderung zu entkommen. Auf der „Stella Maris“, die die Strecke nach New York befährt, befinden sich aber nicht nur verarmte Ex-Bauern, sondern es gibt auch einige 1. Klasse-Passagiere, darunter der bankrotte Lord Merredith mit Familie und Kindermädchen und der Erzähler, der amerikanische Journalist Grantley Dixon. Lord Merredith hatte bis zuletzt, trotz riesigem Schuldenberg, versucht, seine Pächter vor Tod und Vertreibung zu bewahren, aber da es ihm nicht gelang, hat auch er sich den Zorn irischer Untergrundorganisationen zugezogen und eine von diesen versucht nun einen der unglücklichen Passagiere der 3. Klasse zur Ermordung des Lords zu erpressen.
Der Klappentext nennt „Die Überfahrt“ einen „packenden Thriller“, was mal wieder ein hervorragendes Beispiel für unpassende Klappentexte ist. Das Buch ist als Bericht des Journalisten gestaltet, der die einzelnen Geschehnisse teilweise selbst miterlebt hat und zudem die entsprechenden Hintergrundinformationen zusammengetragen hat. Thrillerhandlung gibt es eigentlich gar nicht, stattdessen werden zunächst die Lebensgeschichten der einzelnen Figuren erzählt, wobei sich ständig neue Querverbindungen zwischen so ziemlich allen handelnden Personen ergeben. In der Gegenwart, auf dem Schiff, passiert in der Zeit relativ wenig und man wartet als Leser lange Zeit auf den großen Knall. Der fällt eher leise aus, plötzlich ist alles vorbei und die Wendung, die sich am Ende ergibt, ist zwar überraschend, aber nicht umwerfend.
Dabei ist das Buch an sich nicht schlecht, aber es ist nun einmal hauptsächlich eine Geschichte darüber, wie wenig jeder, ob Bauer, Verbrecher oder Lord sein Schicksal selber bestimmen kann, dass keiner von ihnen sein Leben so zu führen vermag, wie er es sich eigentlich wünschte. Die Sinnlosigkeit des geplanten Mords ist da nur das i-Tüpfelchen auf der Darstellung der Unplanbarkeit eines Lebensweges.
Eine amüsante Anekdote muss ich noch loswerden: Der Journalist, der viel lieber Autor wäre (wieder einer dessen Leben nicht so verläuft, wie er es sich wünscht), zieht über ein neu erschienenes Buch her und fragt sich, wieso das gedruckt wurde und keiner sein Buch verlegen will - bei dem so unglaublich schlechten Buch handelt es sich um "Sturmhöhe". Da reicht „Die Überfahrt" natürlich nicht heran, aber es ist trotzdem eine interessante und manchmal mit verstörenden Details aufwartende Geschichte über das Leben in England und Irland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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